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Der Anmarsch von der nahen S-Bahn-Haltestelle Maichingen Nord ist bei Kälte und Dunkelheit etwas mühsam, jedoch ist das Reiterstüble aufgrund des unverwechselbaren Pferde-Odeurs kaum zu verfehlen. Der Eingang ist unspektakulär, eher sogar etwas abtörnend – der Aufstieg zum im 1. Stock liegenden Lokal ebenso. Sofort beim Eintreten schlägt einem ein immenser Geräuschpegel und der durchdringende Geruch nach Frittenfett entgegen. Nur mühsam können wir die Servicedame davon überzeugen, nicht den ursprünglich reservierten Tisch zu belegen, der direkt neben einer lautstark feiernden Weihnachtsgesellschaft situiert wäre. Aber weiter vorne im Lokal ist es auch nicht viel besinnlicher. Dafür können wir den beruhigenden Blick in die Reithalle unter uns werfen. Auch ein Genuss!
Reiterstüble-Chefin Krista stammt aus Finnland, was man an einigen Angeboten auf der Speisekarte nachvollziehen kann (Skandinavischer Salatteller, Lohitörsetti, Finnischer Fischteller). Das Gros des Angebots orientiert sich allerdings am schwäbischen Mainstream, das heisst: Flädlesuppe, Leberspätzlesuppe, Zwiebelrostbraten, Fleischküchle, Wurstsalat). Vieles davon auch in Seniorenportionen, was mengenmässig allerdings keinen großen Unterschied macht. Wer nicht grad vom Holzhacken kommt, kann also gut darauf zurückgreifen. Zwei Servicedamen schlagen sich wacker durch das proppevolle, bis auf den letzten Platz belegte Lokal. Zuweilen muss auch Chefin Krista beim Servieren aushelfen. Eine gute Gelegenheit, die eine oder andere Frage loszuwerden, wenn man am interkulturellen Austausch, einer sprachlichen Besonderheit oder einer besonderen Zutat interessiert ist.
Wir beginnen mit einer Finnischen Lachscremesuppe, die in zweierlei Größen bestellt werden kann und geschmacklich der Hit an diesem eiskalten Winterabend ist: schön sahnig, mit genügend Lachsbestandteilen und viel frischem Dill. Wärmt wunderbar! Danach wählen wir den Rostbraten Finnische Art (22,90 Euro), der auf Wunsch auch mit Bratkartoffeln statt Fritten gereicht wird. Ob sich Finnland nur im weiss-blauen Fähnchen auf dem Rostbraten niedergeschlagen hat, sondern auch in der herrlich sämigen Sauce mit alkoholischem Unterton, lässt sich nicht eindeutig sagen. Die Portion ist mächtig, gespart wurde an nichts. Lediglich die lange Wartezeit aufs Essen schlägt an diesem Abend etwas aufs Gemüt. Aber bei vollem Haus ackert die Küche eh schon. Die Damen wählen das Hähnchenbrustfilet mit Kroketten (16,60 Euro, 11,60 Euro als Seniorenportion), das vermutlich von derselben Sauce wie beim Rostbraten begleitet und auf der Karte ebenfalls mit dem Etikett Finnisch angepriesen wird. Zu beiden Gerichten wird ein Beilagensalat gereicht, eher unspektakulär, bis auf das leicht süsse Salatdressing, das sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Wenn schon Süss, dann wenigstens als Dessert: die Unverdrossenen wählen Vanilleeis mit heißen Beeren (5,90 Euro), alle anderen einen etwas hochprozentigeren Abschluss, den man wirklich als Geheimtipp handeln kann. Der Salmiakki Likör schmeckt original wie flüssiges Lakritz und haut so wohlig rein, dass wir nun mutig dem Heimweg entgegenschliddern können. Inzwischen brummt uns allerdings auch der Kopf, bei steigendem Geräuschpegel. Der Frittenduft hat sich so hartnäckig in unserer Kleidung festgesetzt, dass wir zuhause erst mal alles in die Waschmaschine werfen. Ansonsten hat sich der Abend, dem wir erst mit gemischten Gefühlen entgegengingen, durchaus gelohnt – auch wenn die Speisen eher wie in einem urigen schwäbischen Lokal anmuteten. Da wir eingeladen wurden, gibt’s leider auch keinen Bewirtungsbeleg.