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GastroGuide-User: Nolux
Nolux hat Hermannshöhle Restaurant Weck in 55585 Niederhausen bewertet.
vor 4 Jahren
"Winzerstammtisch mit herausragenden Weinen, gutem Essen und einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis"

Geschrieben am 22.10.2020 | Aktualisiert am 22.10.2020
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Besucht am 15.10.2020 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Essen trifft Wein – fein! Monatlicher Winzerstammtisch im Restaurant Hermannshöhle in Niederhausen an der schönen Nahe. Zuletzt war ich hier vor knapp zwei Jahren, damals noch mit GG Kollegin PetraIO und ihrem Mann. Seitdem ist viel Zeit vergangen und so manches passiert. An diesem Abend jedenfalls lockten mich die Winzer und die im Vorfeld bekanntgegebenen Weine und die Menüfolge in die Hermannshöhle. Mit drei Bekannten reservierten wir einen Tisch, pünktlich um 19 Uhr sollten wir in dem an der Nahe ruhig gelegenen Lokal eintreffen.

Nach wie vor scheint das eigentliche Restaurant immer noch geschlossen zu sein. Wie zu erwarten fand dieser Abend in der Vinothek der Hermannshöhle statt. Optisch hat sich hier nichts verändert. Immer noch sehr nüchtern, wenn auch in ein warmes Licht getaucht, präsentierte sich der Gastraum, der schon zur Hälfte gefüllt war. Doch was sollte uns eigentlich an diesem Abend erwarten? Was ist der Winzerstammtisch? Nun, einmal im Monat präsentieren sich je zwei der insgesamt 12 Nahewinzer die auf der großen Weinkarte des Restaurants vertreten sind, und erläutern zu einem vorab bekannten 4-Gang-Menü den jeweiligen Wein je Gang aus ihrem Weingut. Ob die Winzer aber immer ein Mitspracherecht haben, welche Weine zu dem Essen ausgewählt werden glaube ich eher nicht. Ich denke das obliegt Restaurant- und Küchenchef Herrn Weck und seiner Restaurantleiterin und Sommelière Julia Fluhr.

Die Winzer an diesem Abend, die je fünf Weine präsentieren durften, waren das VDP Weingut Gut Hermannsberg, welches nur einen Steinwurf in den Weinbergen zu Hause ist und das Weingut K.H. Schneider aus meiner Wahlheimat Bad Sobernheim. Kein Wunder, das abgesehen vom Sekt alles Rieslinge waren, die an diesem Abend in die Gläser flossen. Dazu ein viergängiges, regionales Menü. Und das alles zu einem unschlagbaren Preis von 49€ - inkl. Wasser und Brot. Dazu später etwas mehr.

Den Start in den Abend machte ein Blanc de Blancs Sekt brut vom Gut Hermannsberg, der uns direkt am Eingang in die Hand gedrückt wurde, kurz nachdem wir unsere Jacken in der Garderobe aufgehängt hatten. Dieser Sekt aus Weißburgunder (80%) und Chardonnay (20%) war wirklich wunderbar. Elegant, recht cremig und auch fruchtig. Da ginge auch mal ein Glas mehr.

Unser Tisch war schon voll eingedeckt, drei Weingläser, eines für Wasser, Besteck für vier Gänge. Dazwischen die Speisekarte des Abends als Fahrplan und Platzset, zwei Flaschen Wasser (medium und naturell) und für eine Dekoschale mit Korken, Teelicht und etwas Grünem war auch noch Platz. Für mehr aber nicht wirklich.

Tisch

Noch bevor wir den Sekt leer hatten und nachdem alle 22 Gäste anwesend waren, stellten sich die Winzer erst einmal vor. Das Gut Hermannsberg schickte den recht neuen Vertriebsleiter Handel Marius Walter. Dieser stellte nicht nur sich und den Betrieb vor sondern erklärte auch gleich ein wenig den Sekt. Das Weingut Schneider war durch Kellermeister Andi Schneider vertreten. Er konnte dann auch den zweiten Aperitif des Abends vorstellen. Einen 2019er Sobernheimer Riesling Kabinett. Ein leichter Wein mit moderaten 9 Vol.% Alkohol und einer tollen Saftigkeit und Rieslingfrucht. Da geht im Sommer auch mal eine Flasche mehr. Die doch recht hohe Restsüße wurde von der schönen Säure gut kaschiert. Ein guter Einstieg, der Abend konnte also nun auch endlich kulinarisch beginnen. Doch noch bevor die Teller des jeweiligen Ganges serviert wurden, traten die beiden Winzer hervor und erläuterten kurz ihre Weine die nun zum Essen vorab gereicht wurden.


1. Gang: Tatar von der geräucherten Forelle

2019 „7 Terroirs“ Riesling trocken – Gut Hermannsberg
2019 „Roter Tonschiefer“ Riesling trocken – Weingut K.H. Schneider

Tatar von der geräucherten Forelle

Ein Klassiker des Hauses. Etwas kleiner als üblich, präsentierte sich das geräucherte Forellentatar auf ein paar Blättern Lollo Rosso, wurde garniert mit Schnittlauch und Radieschen. Flankiert von zwei Hälften Pumpernickel Brot. Der Fisch selbst hatte eine angenehme Räuchernote, die wohl auch durch den Einsatz von Creme Fraiche oder Schmand etwas abgemildert wurde. Ich mag das jedenfalls und war sehr zufrieden mit diesem wohlschmeckenden und gut gewürztem Einstand. Die Weine, präsentierten sich solo jeder für ich wunderbar und gaben eine wunderbare Visitenkarte für das jeweilige Weingut ab.

Der „7 Terroirs“ wird vom Gut Hermannsberg als Gutswein eingestuft und ist eine Lagencuvee aus allen sieben Weinbergslagen die das Weingut bewirtschaftet, und die alle als sogenannte „Große Lagen“ definiert sind. Ein typischer Riesling aus diesem Eck des Anbaugebietes welcher sich trinkfreudig präsentiert, mit all seinen sortentypischen Ecken und Kanten. Mit dem Essen konnte er nicht so ganz harmonieren, die Säure spielte sich dann doch zu sehr in den Vordergrund.

Der „Rote Tonschiefer“ dagegen wird vom Weingut Schneider als Ortswein verkauft. Er definiert sich klar durch eine bestimmte Bodenbeschaffenheit einer klar definierten Ortslage. In diesem Falle auf die Sobernheimer Lagen „Marbach“ und „Domberg“. Recht knackig, leicht exotisch und mit einer feinen Mineralität ausgestattet, präsentierte sich der noch junge Wein sehr zugänglich und trinkbar. Zur Speise passte dieser Riesling schon etwas besser, das Optimum war es dennoch nicht. Was das Food-Wine-Paring anging war also noch Luft nach oben.


2. Gang: Gebackener Kabeljau auf Rahmspinat

2019 „Vom Vulkan“ Riesling trocken – Gut Hermannsberg
2015 Schloßböckelheimer „Vukanstein“ Riesling trocken – Weingut K.H. Schneider (Magnumflasche)

Gebackener Kabeljau auf Rahmspinat

Das eigentliche Highlight des Abends. Ein panierter und saftig gebackener Fisch der auf einem rahmigen Blattspinat thronte, welches nicht besser zubereitet werden kann. Ein so stimmiges Gericht, welches nur noch mit einer perfekten Soße aus Fischfond, Wein, Sahne und Butter gekrönt wurde. Wir waren uns am Tisch alle einig, der perfekte Gang, leider zu wenig.

Der Riesling „Vom Vulkan“ vom Gut Hermannsberg, ein Ortswein, konnte mich ebenfalls voll und ganz überzeugen. Genau mein Ding. Knackig, mineralisch und trotz der leichten Note der Spontangärung absolut animierend und den Boden auf dem er gewachsen ist wunderbar wiedergebend. Aber auch hier musste ich den Wein zum Essen beiseite stellen.

Denn der „Vulkanstein“ vom Weingut Schneider konnte natürlich auf Grund seiner Reife deutlich besser zum 2. Gang passen. Auch wenn wir etwas mehr erwartet hatten, immerhin reifen Weine in größeren Flaschen einfach anders. Solo blieb der Riesling etwas hinter den Erwartungen zurück, vielleicht hätte man dem Wein etwas mehr Luft zukommen lassen sollen. Zum Essen präsentierte er sich jedenfalls sehr gut.


3. Gang: Spanferkelrücken mit Füllselkartoffeln

2015 Kupfergrube „Großes Gewächs“ Riesling trocken – Gut Hermannsberg
2017 Schloßböckelheimer „Felsenberg“ Riesling trocken – Weingut K.H. Schneider

Spanferkelrücken mit Füllselkartoffeln

Der Jahreszeit entsprechend gab es natürlich Spanferkel. In Form von Spanferkelrücken, zum Teil aus dem Karree. Meine beiden Stücke konnten mit einer knackig knusprigen Schwarte aufwarten, das Stück Fleisch am Knochen war seltsamerweise leider etwa zu trocken geraten. Das andere Stück dagegen war optimal. Dazu würzige, kleine Kartoffelwürfel mit einer schönen Majorannote und im Leberwurstanteil genau passend. Dazu eine leicht gebundene Jus. Ein rundes, leckeres Gericht.

Das „Große Gewächs“ aus der Kupfergrube vom Gut Hermannsberg sollte das Weinhighlight des Abends werden. Zwar Jahrgang 2015, doch jetzt erst frisch auf dem Markt, als „Reserve“ zu 55€ ab Gut – je Flasche. Wie zu erwarten ein großer Riesling, gehaltvoll, ewig lang im Abgang und mineralisch bis zum Anschlag. Leider nicht in meinem Budget um so etwas einzukellern.

Da ist der 2017er Felsenberg vom Weingut Schneider deutlich preiswerter. Und ehrlich, ganz so sehr muss sich dieses „kleine Große Gewächs“ auch nicht verstecken. Ein ebenso spannender wie fordernder Wein, der sein ganzes Potential noch gar nicht zeigen konnte bisher.

Zum Essen passten dieses Mal überraschenderweise beide Weine gleich gut oder schwach. Je nach dem was sich gerade im Mund befand. Die Füllselkartoffeln stellten schon eine Herausforderung dar, das Fleisch war für beide Weine kein Problem.


4. Gang: Topfenknödel auf Pfirsichragout

2019 Rotenberg Riesling Spätlese – Gut Hermannsberg
2019 Schloßböckelheimer „Felsenberg“ Riesling Auslese – Weingut K.H. Schneider

Topfenknödel auf Pfirsichragout

Ich weiß gar nicht wann ich zuletzt einen Topfenknödel gegessen habe. Dieser war auf jeden Fall der beste bis dato. Noch lauwarm mit Vanille und Zitronenabrieb aromatisiert, zerging das Bällchen regelrecht auf der Zunge ohne nur ein bisschen krümelig zu werden. Obenauf sorgten leicht karamellisierte Haselnussstücke für den Crunch. Die Pfirsiche, die ebenfalls mit Vanille eingekocht wurden, wurden kalt serviert und brachten die nötige Säure mit ins Spiel.

Die beiden edelsüßen Rieslinge waren leider noch viel zu jung. Bei der Fruchtkomponente stach die Säure zu sehr in den Vordergrund, der Topfenknödel konnte durch den Wein nicht wirklich gewinnen und blieb beinahe blass zurück.
Allein gesehen war die Spätlese vom Gut Hermannsberg die etwas bessere Wahl, überzeugte durch eine harmonische Frucht und einer animierenden Säurestruktur die die Restsüße gut pufferte.

Die Auslese aus dem Haue Schneider nominell das dickere Brett, wollte an diesem Abend aber nicht so richtig in Fahrt kommen. Frucht-Säure-Spiel passten zwar, aber ganz so rund war das noch nicht. Die Zeit wird es richten.

Dann war Schluss. Hier und da fand ein Espresso an den Tisch, ich wählte, wie vor zwei Jahren; einen Rieslingtrester, den ich freundlicherweise spendiert bekam. Eine eigentlich gelungene Veranstaltung ging zufrieden zu Ende. Der Service, an diesem Abend von zwei jungen Damen gestemmt, ist natürlich anders zu bewerten als an normalen a la Carte Abenden. Dennoch möchte ich auf eine Sache hinweisen. Die Homepage wird immer noch recht stiefmütterlich behandelt. Die letzten Einträge stammen wohl noch aus dem Frühjahr, die angegebene Speisekarte präsentiert sich fast wie die aus dem Jahr 2018. An diesem Abend gab es aber nichts zu beanstanden.

Das Ambiente hat sich nicht verändert, doch war es mal schön das Restaurant ausgebucht vorzufinden. Die Sauberkeit ist vorbildlich, die sanitären Anlagen habe ich an diesem Abend aber nicht besucht.

Ausgetrunken!

Zum PLV. 49€ für zehn Weine und Vier Gänge sind nicht zu unterbieten, und man muss sich ernsthaft fragen, wie da kalkuliert wird. Ich hab mal alle Weine, die an dem Abend geöffnet wurden addiert. Zwar zu Ab Hof Preisen, aber dennoch. 371€ müsste man für alle Flaschen hinlegen. Sicher bekommt der Gastronom Rabatt. Aber mehr als 10% ? Keine Ahnung. Dann hat hat er aber noch nix daran verdient. Jedenfalls sind das bei 20 zahlenden Gästen pro Kopf knapp 19€ für den Wein. Netto. Da bleiben 30€ für das Essen, was auch schon ein Schnapper ist. Was ich leider etwas vermisst habe, so gut die Weine im einzelnen schmecken und geschmeckt haben, ist der Mut Weine zum Essen anzubieten die gegen den alltäglichen Weinkonsum laufen. Oft sind oder waren die Weine zu jung, zu trocken. Das sollte einer ausgebildeten Sommelièr eigentlich besser von der Hand gehen.

In sieben Wochen werde ich mir das noch einmal einverleiben. Dann mit den Weingütern Montigny (Laubenheim) und Stein (Oberhausen). Ich bin jetzt schon gespannt
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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