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GastroGuide-User: x2x
x2x hat Henssler & Henssler | Restaurant & Sushibar in 22767 Hamburg bewertet.
vor 9 Jahren
"Oh hoch gelobter TV Koch."

Geschrieben am 19.02.2015 | Aktualisiert am 20.02.2015
Besucht am 30.03.2013
Bewertung aus 04/2013

* Ostern 2013, die Sonne zeigt sich freundlich, der Himmel über Hamburg erscheint frühlingshaft, die Temperatur übersteigt gerade mal die 0 Grad Grenze. Ein eisiger Ostwind, Hamburg im Oster-Winter 2013. Hasen (mit Bart) rasen mit Rentierschlitten und mit Rot-Weißen Mänteln durch die Hansestadt und verteilen Eier. Osterkurzurlaub in Hamburg.

* Freunde meinten wir müssten unbedingt mal zu Henssler & Henssler. Alleine schon der Vorschlag löste bei mir Abwehrkräfte aus. Essen bei einem TV-Event-Präsentations-Koch ? Einem Koch also, der offensichtlich mehr Zeit in TV-Talkshows und anderen TV Formaten verbringt, anstatt hinter dem Herd zu stehen. Aber gut, ich füge mich. Und außerdem sind ja Bruder und Vater Henssler auch dort tätig.

* Wo für Touristen der Fisch herkommt - nicht aus dem Meer, sondern aus den Fischhallen - dort führen die Hensslers in den ehemaligen Fischhallen bereits seit 10 Jahren ihr Restaurant. Das Restaurant ist immer noch ein Szene-Restaurant und entsprechend gestylt. Schwarzes Leder, schwarze Stühle, cool, puristisch, alles auf das Wesentliche reduziert. Leider reduziert man sich nicht auf eine bequeme Anzahl von Plätzen. Bei einer Airline würde man von einer "Maximal-Bestuhlung" sprechen. Enger geht's nicht mehr.

* Überzeugend freundlich die Begrüßung. Flott, nett symphatisch. Das Restaurant war bereits zu gut 75% gefüllt. Anstatt mich auf die gereichte Karte zu konzentrieren, muss ich immer zunächst mein Umfeld erkunden. Das Publikum war ein Querschnitt der Deutschen Restaurantbesucher, vermutlich lag es an den Osterfeiertagen. Hamburger und Touristen. Touristen aus Nord,- Süd, - und Ostdeutschland. Dazu fröhliche Rheinländer und Westfalen. Eine unüberhörbare Dialektkomposition zum Fürchten. Aber was soll's, wir sind zum Essen hier und nicht um "Leipzischer" Dialekte zu hören. Obwohl dieser unüberhörbar war. -  Nun bitteschön, Konzentration auf die Karte. Auffällig zunächst die Sushilastigkeit. Weitere asiatisch eingefärbte Gerichte. Ein bischen Thai, ein bischen Japan, eben fernöstlich in der Ausrichtung. Dazu 4 oder 5 Menüs. Machte alles einen sorgfältigen Eindruck. Eine übersichtliche Weinkarte. Schwerpunkt Deutschland und Frankreich, aber auch Gewächse aus Italien, Spanien und Österreich. Erfreulich auch 5 oder 6 offene Tröpfchen. Die Preisstellung der Weine ist mutig oben angesiedelt.

* Unsere Order: Vorspeisen: Tempura von Garnalen und Papaya-Garnelen Salat. Als Hauptgerichte Tunasteak und Rinderfilet mit Edamame. Die ein oder andere Rückfrage bei der Bestellung konnte der Service kompetent und ohne Ansatz von Unsicherheiten beantworten. Kurz danach wurde ein Amuse Bouche serviert. Eine kleine Sushi-Präsentation, optisch perfekt präsentiert. Lecker ! Aber lecker reicht nicht, wenn man zum TV-Koch geht. Die Erwartungshaltung ist hoch. Man wartet auf die Geschmacksexplosion. Nur die fand leider nicht statt. Vielleicht sind wir auch nicht die hochkompetenten Sushi-Experten, die zwischen dem Reis die Zugehörigkeit des Pacifik-Fisches einordnen können. Aber seien wir nicht zu kritisch. Es war ein Gruß aus der Küche, ohne Explosion. - Inzwischen hatte sich das Restaurant zu 100% gefüllt. Gemessen an der zur Verfügung stehenden Gesamtfläche eher zu 130%. Der Geräuschpegel steigerte sich zunehmend. Phasenweise konnte ich Hasimausi gegenüber auf der anderen Seite des Tisches akustisch kaum noch erreichen. - Die Vorspeisen wurden serviert. Drei schön präsentierte Black Tiger Garnelen im Teigmantel. Der "Mantel" bestehend aus Reismehl und Ei war hauchdünn. Daher dominierte nicht der Teigmantel den Geschmack, sondern die Garnele. Handwerklich gut zubereitet, alles ordentlich. "Na, das richtige gewählt ?" rufe ich Hasimausi zu. Ja in der Tat ich muss rufen. Sie nickte, scheint alles ok zu sein. Auf ihrem Teller vereinigten sich Garnelen, Papaya-Salat und Cashews. Wie sie mir später mitteilte, eine leichte und vor allem erfrischende Vorspeise. Nun gut, mir hätten die darin enthaltenen Garnalen gereicht. Papagyas muss man (ich) nicht haben und Cashews schmecken mir eigentlich nur zum Bier. Vermutlich werde ich jetzt wegen dieser Aussage von allen "Asia-Pacifik-Gourmets" abgestraft. Die hier von Henssler & Henssler bevorzugte "Asia-Pacifik-Cuisine" ist sicherlich gut aber eben auch ein Trend, der in wenigen Jahren vom nächsten Trend abgelöst wird.

* Wir schauen uns ein wenig um. Positiv fällt der Service auf. Immer präsent, Mitarbeiter die sich um die Gäste kümmern, ja den Gast umsorgen - prima ! Vom Nachbartisch hören wir, "er iss wohl garnisch da". Eifrige Sachsentouristen schauen immer wieder in die offene Küche, ob man vielleicht den Henssler sehen könnte. Sehen konnte man diverse Köche, viele davon Asiaten. Eigentlich lagen mir für die sächsischen Nachbarn am Nebentisch zwei Fragen im Mund: a.) "Soll ich Ihnen ein Fernglas beschaffen" und b.) "Zum Essen gekommen oder zum Henssler gucken". Die Gegenwart von Hasimaus verbiete leider solche Fragen. - Die Hauptgerichte werden serviert. Vor mir wird ein Designerteller gestellt, darauf ein prächtiges Rinderfilet. Ergänzt mit einer dekorativen Tomate und Edamame. Es ist natürlich schick kein Gemüse aus europäischen Ländern (z.B. Treibhaustomaten aus Holland) zu servieren, sondern eben exotisches Gemüse und Früchte. Fans der vegetarischen Küche (ich ausdrücklich nicht) würden beim Anblick der Sojabohnen (Edamame) wohl in Verzückung geraten, ja vielleicht sogar eine Geschmacksexplosion erfahren (man gönnt sich ja sonst nichts). Die Sojabohnen-Explosion blieb bei mir zum Glück aus. Aber das Rinderfilet, mein lieber Henssler - perfekt. Exellentes Fleisch, auf den Punkt wie bestellt zubereitet, Hut ab ! Beim diesem Hochgenuß ist es mir auch völlig wurscht, ob das Filet von Steffen Henssler, seinem Bruder, seinem Vater oder einem asiatischen 49 Kilo Koch zubereitet wurde. Wenn ich im ICE sitze, erwarte ich im Triebkopf des Zuges auch nicht Bahnchef Grube. Mit anderen Worten, ich war extrem zufrieden - Explosion ! Ein Blick auf den Teller meiner Dame zeigte mir ein blackened Tunasteak. Dazu ein Avocado Salat, weiteres exotisches Gemüse mit einem Erdnussdressing und ein Sößchen aus Tomatenbutter. War Hasimausi zufrieden. Nein, begeistert. Sie lobte die Kreativität, die exotische Zusammenstellung der Beilagen, also alles was die Jungs aus der Küche auf ihrem Teller gezaubert hatten.


* Beim Dessert liegen die Neigungen und Ansprüche vieler Restaurantgäste oftmals weit auseinander. Henssler & Henssler setzt hier sein Asia-Pacifik-Konzept konsequent fort. Klassische deutsche oder südeuropäische Dessertkreationen finden man hier nicht. Die Spannbreite reicht vom Sesam-Krokant-Parfait, über Macadamie Brownies, bis zum gebratenen Eis. Wir entschieden uns für das gebratene Vanilleeis, ein Asia Klassiker. Meine Dame war begeistert. Für mich war es gut, mit etwas zuviel Honig ("Honig braucht der Bär, der Braune").

* Fazit: Ein Restaurant das an sich selber hohe Ansprüche stellt. Die Küche hat das weitesgehend für uns erfüllt. Leider reduzieren der hohe Geräuschpegel und die sehr enge Bestuhlung etwas die Begeisterung für das kulinarische Gesamterlebnis. Das Restaurant bietet Platz für geschätzt rund 100 Gäste. Würde man nur 70 Gäste unterbringen, wäre die Wohlfühlatmosphäre deutlich besser. Sicherlich aber nicht die erforderlichen Wirtschaftlichkeit. Und was man so hört, immer ausgebucht. Warum also sollte man etwas ändern. Das Restaurant arbeitet am Abend im "Zweischichtbetrieb". Der Gast hat die Wahl einen Tisch für das Zeitfenster von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr zu reservieren, oder eben für die zweite Schicht danach. - Kurz ein Blick auf die Preisstellung. Die Vorspeisen liegen etwa im Schnitt bei 15,- Euro, die Hauptgerichte bei rund 30,. Euro. Für die gebotene Leistung sind das völlig faire Preise. Andere TV-Köche rufen da ganz andere Werte auf. - Zu den Sternen. Die Vorspeisen waren ordentlich, gute 3 Sterne. Die von uns konsumierten Hauptgerichte lagen bei sehr guten 4,5 Sternen, bzw bei fast 5 Sternen. Gerne auch für das Dessert 4 Sterne. Für das enge und laute Ambiente mühevoll gequälte 3 Sterne.

* Am Ausgang trafen wir dann noch auf einige Touristen aus Drääsden und Leipzisch. Diese suchten vergeblich noch nach einem Andenken. Was sie sich vorstellten, ich weiß es nicht. Vielleicht Henssler aus Marzipan, Henssler aus Schokolade, Henssler als Lutscher, oder vielleicht Henssler in Milchreis-Sushi gerollt ? Wir wissen es nicht. Dem Himmel sei Dank, dass Merchandising auch Grenzen hat.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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