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Da mir der Service und das Interieur meines Übernachtungshotels gar nicht zugesagt haben, habe ich es vorgezogen, auf das dortige Frühstück zu verzichten und meine Tage im Nenninger zu beginnen. Mal nur mit einem Milchkaffee, mal mit der ganzen Palette an Köstlichkeiten, die das hiesige Frühstücksbüffet zu bieten hat. Stets war ich sowohl von der Qualität der Getränke und Speisen, als auch vom Ambiente und der Lage, als auch vom hervorragenden und professionellen Service mehr als angetan. Nicht umsonst kann das Nenninger auf eine lange Tradition zurückblicken: es existiert seit 1900 als Familienbetrieb. Und das will was heißen!
Direkt am Friedrichsplatz gelegen, weist das Kaffeehaus gut 100 Sitzplätze auf. Im Innenraum sehr angenehm auf zwei Ebenen verteilt, mit gemütlichem, aus dunklem Holz bestehenden Mobiliar versehen, dazu durch durchgehende Fenster sehr hell und licht gestaltet. Einige stylishe niedrige Tischchen und Sessel stehen auf dem Gehsteig in Richtung Friedrichsplatz – und damit mit tollem Blick auf das derzeitige Pantheon der Bücher, einer beeindruckenden Installation zur documenta. Doch besonders ruhig und kühl und schattig liegt die Terrasse nach hinten raus. Hier sitzt man abgeschieden und friedlich und angenehm zurückgezogen, obwohl man sich mitten in der Stadt, mit zahlreichen Geschäften vor den Augen, befindet.
Im Nenninger überwiegen hausgemachte, kreative Produkte. Besonders bekannt ist die Konditorei auch für ihre beeindruckenden Hochzeitstorten und ihre selbstgemachten Kekse und Süssigkeiten. Allein der visuelle Genuss lohnt sich schon. Ein weiterer Pluspunkt ist der zuverlässige und kompetente und total engagierte Service. Hier gibt jeder sein Allerbestes! Nach den zahlreichen gastronomischen Enttäuschungen in Kassel hat mich an jedem Tag die Existenz des Nenninger wieder erneut getröstet. Bei meinem ersten Besuch war ich begeistert von einer toughen, kräftigen, nicht mehr ganz blutjungen Servicekraft, die gekonnt mehrere Gedecke nebst Beilagen und Pfeffer- und Salzstreuern durch den Raum balancierte und dabei nicht aus der Ruhe zu bringen war. Ihr Mutterwitz und ihre Tatkraft überzeugten durch und durch.
Doch nun zur Kulinarik. Ich weiß nicht, auf welche Kaffeerösterei das Nenninger zurückgreift, doch das Resultat ist phänomenal. Der Milchkaffee (3,60 Euro) wird in einer großen, ausladenden, bauchigen Tasse serviert, schmeckt angenehm cremig-sahnig und vermag dennoch Tote zu erwecken, so kräftig ist er. Das tägliche Frühstücksbüffet für läppische 13,50 Euro inkludiert allerdings nur normalen Filterkaffee. Dafür beeinhaltet das optisch und lukullisch ansprechende Büffet folgendes: diverse Brötchensorten (von denen ich die knusprigen Körnerbrötchen bevorzuge), eine Vielzahl an unkonventionellen selbstgemachten Marmeladen und Brotaufstrichen (ich erinnere mich an einen formidablen Mandelaufstrich und mehrere Fruchtmarmeladen mit Alkoholnoten), diverse Feinkostsalate, einen hervorragend cremigen Kräuterquark, ständig frisch hergestelltes Rührei, gekochte Eier, Orangensaft, tolle Teesorten, frischen Obstsalat (und der stammt nicht aus der Dose!), Frischmilch, etliche Müsli- und Flakes-Mischungen etc.pp. Als ich nur mal so vage meinen Wunsch nach einem Spiegelei in den Raum werfe, reagiert die Dame hinterm Tresen sofort und bereitet mir individuell ein Spiegelei sunny side up mit knusprigem Speck zu. Ohne Aufpreis und schwuppdiwupp.
Sehr sympathisch finde ich auch das Kaffeehaus-Angebot an tagesaktuellen Zeitungen und Zeitschriften, die an der Theke ausliegen. Selbstredend ist die Sauberkeit des Lokals und auch der Toiletten tipptopp. An allen Ecken hat man zudem für ein einladendes Ambiente gesorgt. Sogar die Tische im Aussenbereich sind mit Sukkulenten, die man in kleine Teekännchen gepflanzt hat, geschmückt. Hier ist man mit Liebe, Engagement und ganzem Herzen dabei.