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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Chesa Rössli im Hotel Mövenpick in 48149 Münster bewertet.
vor 9 Jahren
"Gehobene Hotelküche"
Verifiziert

Geschrieben am 27.03.2016 | Aktualisiert am 28.03.2016
Besucht am 26.03.2016
Der Ostersamstag ist jedes Jahr ein gutes Datum, die Liebste zu einem schönen Essen auszuführen. Dieses Jahr hatte meine Frau auch noch den Impuls zur Wahl des Restaurants gegeben. Sie hatte von einem geschäftlichen Termin im Münsteraner Mövenpick Hotel berichtet und wie gut ihr das dort angebotene Essen gefallen hatte. Auf Grund dieses Berichtes hatte ich mich mal auf der HP des Hotels umgesehen und war letztendlich auf der HP des hauseigenen Restaurants „Chesa Rössli“ (www.chesa-roessli.de) gelandet. Was sich dort erlesen ließ, konnte auf eine anspruchsvolle Gastronomie hoffen lassen.

Somit war die Entscheidung für die österliche Einladung gefällt, ich buchte unkompliziert einen Tisch für zwei Personen am Ostersamstagabend um 19 Uhr. Mit dem Zug fuhren wir von Rheine nach Münster und nach einem schönen Abendspaziergang am gefühlt ersten Frühlingstag 2016 über die Promenade und am Aaseeufer entlang kamen wir kurz vor 19 Uhr am Hotel an.

Im Foyer wandten wir uns nach links und folgten den Wegeisern zum Restaurant. Hier ein kleiner Schock, ein sehr großes Restaurant mit unglaublich großem Buffet, um 19 Uhr schon sehr gut gefüllt. Das war nicht das erwartete! Aber ein aufmerksamer Mitarbeiter nahm uns auf Nachfrage an die Hand, führte uns durch das Restaurant bis wir im separat angelegten Chesa Rössli ankamen.

Hier nahm uns Restaurantleiter Bernd Gunia in Empfang und ließ uns zwischen zwei Tischen wählen. Die Garderobe wurde uns abgenommen und wir wählten einen Tisch zur Fensterfront mit Blick über die Terrasse. Der Gastraum ist modern eingerichtet, mit keiner fühlbaren thematischen Ausrichtung. Das Ambiente wird von warmen Tönen bestimmt. Tische und Stühle passen gut zueinander und sind sehr bequem. Tadellos eingedeckt empfing uns unser Tisch.

Ich nehme hier einmal die Servicebewertung vor dem des Essens vor, weil wir gerade beim Thema sind. Bernd Gunia und sein Team ließen über den Abend Freude aufkommen. Vom Eindecken der Bestecke nach der Auswahl der Speisen, über Informationen über Speisen und Getränke, das servieren und abdecken der Gänge, alles perfekt! Eine gut ausgebildete Mannschaft macht hier dem Gast sehr viel Freude! Einzig, dass uns nach dem erheben unsere Garderobe nicht wieder von der Garderobe geholt wurde, könnte man bemängeln, allerdings war es gerade sehr voll und die Garderobe liegt gut erreichbar am Ausgang des Gastraums, so dass es kein Problem war, das selbst zu erledigen.

Wir waren also gut umsorgt und konnten uns in Ruhe der Wal der Speisen widmen. Küchenchef Daniel Groß hat offenkundig eine Vorliebe für asiatisch angehauchte Küche. Auf der ersten Seite ein 9 Gängiges Degustationsmenü (auf der HP einsehbar) für 89 EUR, das mit seinen Gängen (zum Beispiel Geräucherter Aal mit Kimchi und schwarzem Knoblauch) sofort mein Interesse weckte. Leider wird das Degustationsmenü nicht an Abenden zubereitet, an denen das Restaurant zu gut gefüllt ist, die Küche ist dann mit der Zubereitung überfordert! Schade, es ist aber mit Herren Gunia abgesprochen, dass ich noch Mal in den Genuss des Menüs kommen werde! Wir blätterten also weiter und erblickten auf 2 DIN A4 Seiten einen Menüvorschlag für bis zu 5 Gänge (mit Gängen die auch im Degustationsmenü sind) sowie eine kurze Auswahl an „Spezialitäten“. Da wir ja auf das Degustationsmenü geschielt hatten, war klar, dass wir das Menü orderten, in 5 Gängen.

Das wurde wie folgt angeboten:
Ceviche vom Skrei mit "Leche deTigre" Granatapfel-Limettenmarinade, Avocado und Süßkartoffel
* * *
Blumenkohlsuppe mit Tandoori Chicken 
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Seeteufel & Atlantikgarnele mit Krustentierjus, rotem Curry, Erbsenschoten und Kokoscrème 
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Brust von der Maispoularde "Pad Thai"  mit Erdnusssauce, Reisnudeln und Bohnensprossen 
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Zitronentarte mit Espuma von Vanille, Matchatee und Mandarinensorbet

Vorweg servierte der Service Brotvariationen in einem Korb, dazu Butter sowie drei verschiedene Salze (Fleur de Sel, ein rosafarbenes Mineralerdesalz, sowie ein laut Auskunft Aktivkohlesalz (noch nie gehört noch gesehen, aber sehr gut schmeckend). Der Brotkorb wurde im Verlauf des Abends immer wieder nachgefüllt.

Die Küche begrüßte uns dann mit einer Thaicurrysuppe mit einer Milchferkelpraline. Serviert wurde diese in einer Art „Schnapsglas“ zum direkten trinken aus dem Glas, obenauf die Praline an einem Zitronengrashalm. Die Praline hatte eine ganz leicht saure Note, und die Konsistenz einer Farce umbacken mit einer krossen Umhüllung. Lecker. Ebenso die Suppe. Perfekter (für mich) Schärfegrad, gut harmonierend mit der Kokosmilchbasis das Thaicurry!
Mit der das Menü einläutenden Ceviche konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Der Skrei war perfekt frisch und untadelig. Aber soweit ich weiß, soll bei einer Ceviche durch die Limettensäure eine Art „Garprozess“ (Eiweiß-Umwandelung) stattfinden. Das konnte ich beim Fisch nicht wiederfinden, ich empfand ihn doch sehr roh. Auch nicht mariniert durch die sehr saure und scharfe Granatapfel-Limettenmarinade. Avocadocreme und Süßkartoffelwürfel ergänzten den Gang. Ich war und bin unschlüssig über den Gang, meine Frau war sehr angetan.
Weiter ging es mit einer perfekten Blumenkohlsuppe, da gibt es nicht viel zu schreiben, einfach sehr gut abgeschmeckt, sehr fein püriert, und sehr lecker! Auch das Tandoori Hühnchen Fleisch war zart, saftig und erschlug mit dem Gewürz nicht die Suppe, eine gute Idee, dass es separat zur Suppe serviert wurde.
Wieder einmal leckte ich mir die Finger bei einer sehr guten Krustentiersauce im nächsten Gang! Da hatte jemand viele Karkassen ausgekocht und zu einer hervorragenden Sauce verwandelt. Ich bin mir bei einer solchen Sauce auch nicht zu schade, mittels Brot den letzten Rest vom Teller in meinen Mund zu befördern! Lecker! Ebenso wie der Seeteufel, die Garnele, die Schoten, das Curry und die Kokoscreme, die ihre Konsistenz auf Nachfrage nicht aus Kartoffeln bezog, sondern aus Reis!
Der Hauptgang war eine Maispoulardenbrust, wieder asiatisch angehaucht mit Erdnusssauce, Reisnudeln und Bohnensprossen. Optisch sehr asiatisch, und auch geschmacklich dem folgend durch die sehr prägnante Erdnusssauce. Obwohl ich für eine niederländische Firma arbeite, stehe ich immer etwas auf Kriegsfuß mit allen Erdnussprodukten. Aber die Kombination der Aromen war gut, die Poularde war perfekt zubereitet, sehr saftig! Guter Gang, trotz Erdnusssauce.
Wir waren schon ziemlich satt, aber das Dessert wartete noch auf uns. Ich verweise auf mein Foto, fein! Am besten mundete mir die Zitronentarte mit ihrem Matchagrünem Boden. Meine Frau war begeistert von allen Bestandteilen.
Wir schlossen mit einem Espresso und ein paar ohne Bestellung dazu servierten petit fours.

Die Weinkarte im Chesa Rössli ist wohlsortiert und kann jeden Anspruch befriedigen. Angesichts der asiatischen Aromen hatten wir sehr bald einen gereiften, hochklassigen Riesling im Blick und die Karte bietet einige gute VDP Große Gewächse aller Weinbauregionen zur Auswahl. Wir entschieden uns für einen Pfälzer aus Deidesheim, vom Weingut von Winning. Ein 2011er Riesling Großes Gewächs/ erste Lage Ruppertsberger Spiess trocken. Der erste Schluck war etwas irritierend für einen 5 Jahre alten Riesling, da kam eine kräftige, sehr frische und grüne Säure auf der Zunge an. Aber nachdem wir den Wein etwas atmen ließen und er wärmer wurde, offenbarte sich ein reifer, mineralischer Riesling. Schön auch, dass Herr Gunia sofort Verständnis für meine Bitte nach Burgundergläsern mit großem Volumen hatte, der Wein wandelte sich in diesem noch einmal zum Besseren! Das Dessert wurde von einem restsüßen Riesling begleitet, auf Empfehlung Herren Gunias, orderten wir einen Wein vom WG Karl Erbes aus dem Ürziger Würzgarten JG 2013.

Einrichtung und einsehbare Bereiche im Restaurant präsentierten sich sehr gepflegt und tadellos sauber! Einzig nicht so schön ist, dass man zur Toilette durch das große Buffetrestaurant hindurch muss und eine gute Wegstrecke zurücklegt, bis man dort hinkommt. Mir fielen gestern Abend einige ältere Gäste auf, offensichtlich nicht mehr gut zu Fuß, die doch sehr lange brauchten für diesen Weg.

Somit sind wir beim Fazit. Recht hohe Erwartungen auf Grund der Berichte meiner Frau und der Eindrücke von der HP wurden bestätigt! Ein gutes bis sehr gutes Restaurant mit hohen Ansprüchen in Küche, Service und Ambiente, dass denen auch gerecht wird. 220 EUR waren ein angemessener Preis für das Gebotene. Sehr gute Empfehlung für Münster, besonders für Gäste von auswärts. Das Hotel liegt sehr ruhig am Aasee und man ist fußläufig schnell in der City. Wir kommen für das Degustationsmenü wieder!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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