Zurück zu Kreta Kouzina im Weinhaus zum Bartmännchen
GastroGuide-User: Huck
Huck hat Kreta Kouzina im Weinhaus zum Bartmännchen in 53721 Siegburg bewertet.
vor 9 Jahren
"Gekocht wie bei Mama und Oma – Gute kretische Küche mitten in Siegburg!"
Verifiziert

Geschrieben am 18.04.2015 | Aktualisiert am 18.04.2015
Besucht am 16.04.2015
Ein schöner Sonnentag neigt sich dem Ende, der Bummel durch Siegburg auch. Meiner Frau und mir ist beim Rundgang ein weißgestrichenes zweistöckiges Haus aufgefallen, dessen Front in deutscher Zierschrift den Schriftzug Weinhaus zum Bartmännchen trägt. Ein kunstgeschmiedetes Nasenschild weist auf die Küche hin, nach der im Bartmännchen gekocht wird: Kreta Kouzina.

Die kretische Küche lockt uns, und so machen wir uns auf in die Burggasse 5.

Das Ambiente **** (4 Sterne)
Der weiße Wirtshausbau macht von außen einen sehr gepflegten, einladenden Eindruck. Und dieser gepflegte Anschein setzt sich innen fort. Ein langgestreckter Gastraum bietet in zwei Reihen mit je drei Tischen für jeweils vier Personen Platz für Liebhaber der Küche der größten hellenischen Insel. Dieser Doppelreihe an Tischen schließt sich am Kopfende des Raumes vor einer weißen Rauhputzwand, an der ein karminroter, mit Steifenmustern verzierter Webteppich hängt, ein Tisch für sechs Personen an. Über diesem Tisch halten von der Decke herabhängende Seile einen mächtigen rohen Balken, an dem die Tischbeleuchtung hängt. Die Decke wird getragen von rustikalen dunkelbraunen Holzbalken. Auf der einen Seite begrenzt eine Bruchsteinwand, die Teil der unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Stadtmauer ist, an die das Haus 1937 angebaut wurde, auf der anderen die Fensterfront den Gastraum.  

Die Fenster an der Fensterfront sind bodentief und zum Lüften als Schiebetüren zu öffnen. Weiße Gardinen mit Blumenstickereien als Stores verschönern die Fensterfront. Bilder, an moderne Malerei und ein brauner Wandschrank mit braun getönten Strukturglasscheiben an Gelsenkirchener Barock erinnernd, zieren die gegenüberliegende Bruchsteinwand.

Die Möblierung im Raum ist ein Mix aus rustikal und barockartig. Weiße Stühle mit überwiegend hohen Lehnen umrahmen die rustikalen braunen Tische, deren Oberfläche mit Kacheln, die sich zu Rosetten mit stilisierten Naturformen fügen, bedeckt ist. Die Stühle sind samtbezogen, ein Teil rot, rot-beige, ein anderer grün, grün-beige. Farblich passende Stoffservietten mit der Prägung Kreta Kouzina vervollständigen die Gedecke.

Die weißen Stühle passen eigentlich nicht so recht zu der ansonsten rustikalen Einrichtung. Der Raum wirkt dadurch auf den ersten Blick überladen und unruhig. Ein Fußboden aus braunen Holzdielen rundet den rustikalen Eindruck des Gastraumes ab.

Trotz des überladen wirkenden Raums sitzen wir gemütlich zu Tisch. Das aus dem üblichen Rahmen fallende Ambiente bekommt von uns ein gut, vier Sterne.
 
Der Service ***** (5 Sterne)
Zuerst der Chef, in Jeans und schwarzem T-Shirt, und später die Chefin, in Jeans und grauem T-Shirt, begrüßen uns freundlich. Er bietet uns einen der Vierertische an, wir nehmen Platz. Wenige Momente später überreicht sie uns die Speisekarten. 

Die Speisekarte bietet ausschließlich griechische Gerichte zur Auswahl, etliche Vorspeisen, einige Desserts, Suppen und ein geschätztes Dutzend an Hauptspeisen. Lammspieß, Leber, Stifado, Schwertfisch, Dorade und Hähnchenspieß gehören unter anderem zum Angebot. Die Preise für die Hauptspeisen zwischen zirka 13.- und zirka 23.- Euro scheinen angemessen. Eine umfangreiche Weinkarte mit griechischen, durchweg trockenen Weinen ergänzen das Speiseangebot. Der Hauswein, und das mutet seltsam an, ist von der Mosel und nicht aus griechischen Gefilden.

Wir haben Fragen zu den Beilagen. Die Chefin, nun schwarz beschürzt, hilft uns bereitwillig mit detaillierten Erklärungen zu allen Gerichten. Jetzt ist klar, wer hier kocht. Sie erläutert mit Hingabe die Herstellung der Gerichte, die verwendeten Gewürze, die Herkunft der Produkte und beschreibt die in Kreta üblichen Beilagen zu den Fleisch- und Fischgerichten. Mal seien es hausgemachte Pommes frites, mal mitgeschmorte Kartoffelwürfel, mal Püree, mal Reis. Sie faßt es prägnant zusammen: Mama habe so gekocht, Oma habe so gekocht, sie koche auch so.

Selten haben wir eine so liebenswürdige Hinwendung zum Gast erlebt, verbunden mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Selbstverständlich erscheint die Chefin, als wir essen, am Tisch und fragt, ob es uns schmecke. Selbstverständlich bekommen wir zum Abschied zwei Ouzos auf Rechnung des Hauses, und selbstverständlich werden wir per Handschlag verabschiedet.

Ein solcher Service ist uns die Höchstnote, fünf Sterne, wert.

Das Essen **** (4 Sterne)
Die Erläuterungen der Chefin erleichtern uns die Wahl. Die Chefin notiert für uns:

> zweimal Stifado kouneli mit selbstgemachten Pommes frites und Gemüse zu je 15,60 €. 

Die Chefin hat uns zuvor die Herstellung erläutert: ein Schmorgericht, bestehend aus Kaninchenkeule, karamelisierten Zwiebeln, frischen Bio-Tomaten, Tomatenmark, Wein und Weinsirup, Zimt, Nelken, Piment, Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Oregano und weiteren kretischen Kräutern.

Ein Biblia Chora (0,2 l zu 7,60 €), ein Amethystos (0,2 l zu 7,70 €), beide Weißweine, und ein Viertelliter Mineralwasser (2,10 €) sollen das Essen begleiten.

Kaum ist bestellt, bringt uns die Chefin die Getränke und den Gruß aus der Küche. Knusprig frisches Baguette will in ein Schälchen mit Ölivenöl und einem braunen "Inlet" und ein Schälchen mit Knoblauchcreme und roten Pfefferkörnern dedippt werden. Hinter der braunen Einlage im Olivenöl vermuten wir zuerst Balsamico, doch sie schmeckt keine Spur säuerlich, sondern süß wie Rübenkraut. Auf Nachfrage erzählt uns die Chefin, daß es Weinsirup sei, wie ihn ihr Vater als kretische Spezialität hergestellt habe. Eine etwas ungewöhnliche Kombination, aber lecker.

Die beiden folgenden Stifados schmecken ebenfalls gut. Die Kaninchenkeule ist vorbildlich gegart, das Fleisch geht leicht vom Knochen. Dicke Zwiebeln liegen in der tomatigen Sauce, aus der sich Kräuter erschmecken lassen. Wir würzen allerdings entsprechend unserem Geschmack etwas nach. Die grob geschnittenen Pommes frites sind selbstgemacht und haben nichts mit den üblichen Einheits-Pommes frites aus der Friteuse gemein. Sie sind knusprig, von Fett keine Spur und außergewöhnlich, aber gut gewürzt. 

Und übrigens: Beide Weine munden.

Die Sauberkeit **** (4 Sterne)
Die Toiletten haben wir nicht benutzt. Im Gastraum  gibt's von uns nichts zu beanstanden. Die Tische sind sauber, die Gedecke auch. Vier Sterne für die Sauberkeit.

Das Preis-/Leistungsverhältnis ***** (4,5 Sterne)
Die Leistung im Service und in der Küche ist den Preis wert. Wir sind bestens bedient worden, wir haben gut gegessen, das Ambiente war gemütlich. Für das Preisleistungsverhältnis vergeben wir viereinhalb Sterne, also zwischen gut und hervorragend.

Das Fazit **** (4 Sterne)
Wir gehen sehr zufrieden nach Hause.  Die gute Kreta Kouzina und der Service haben uns überzeugt zur Wiedereinkehr. Diese Gasthaus ist empfehlenswert.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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