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GastroGuide-User: First
First hat Zaunkönig in 42117 Wuppertal bewertet.
vor 10 Jahren
"Gute fantasievolle Küche."

Geschrieben am 06.01.2015 | Aktualisiert am 24.05.2017
Besucht am 14.10.2014
Dienstag Abend kurz vor 20 Uhr auf der Autobahn, Wuppertal versinkt im Regen und die Frage, die wir uns stellen, schnell zu Akzenta und etwas Schönes zum Abendessen holen, oder noch selber Spaghetti kochen und sich dann auf das Sofa begeben oder alternativ noch etwas Nettes unternehmen und schön Essen gehen. Letztes gewinnt und wir finden uns kurz darauf am Arrenberg wieder, sozusagen in dessen hinterster Ecke, wo man kaum von selbst vorbeikommt, es sei denn man steuert diese wie wir freiwillig an. Im Regen bei einbrechender Dunkelheit wirkt das alles recht grau und trostlos wie in leider in vielen anderen Wuppertaler Quartieren, Parkraum ist auch schwierig zu finden. Schließlich sind wir aber doch angekommen und stehen auf der Außenterrasse des „Zaunkönigs“. Hinter Teaktischen mit kleinen brennenden Teelichtern leuchten die Fenster und dahinter ist ein gemütlicher Gastraum in Braun und leuchtendem Weinrot auszumachen. Schnell hinein. Wir sind fast die einzigen Gäste, nur am hohen Bistrotisch haben es sich 4 junge Leute gemütlich gemacht, wie sich später herausstellt, wohl Bekannte der Inhaber.  Wir werden nett begrüßt und dürfen uns einen Tisch aussuchen, den wir so wählen, dass wir etwas Einblick in die offene Küche haben. Die Karte wird originellerweise auf einem Klemmbrett gereicht und besteht aus einer einzigen Seite, 4 Vorspeisen/Suppen zwischen 8 und 10 €, 6 Zwischengerichte um 12 €, 4 Hauptgerichte zu 18-20 € und drei Nachspeisen. Das ist alles auf der kleinen Karten, trotzdem ist es ausreichend, denn wir können uns nicht so richtig entscheiden, denn alle Gerichte klingen interessant, machen Appetit  und laden zum Ausprobieren ein. Anscheinend wird auch die Karte häufiger gewechselt, die Präsentation deutet jedenfalls darauf hin, so dass man auch als Stammgast immer Abwechslung hat. Dazu wird noch eine Getränkekarte gereicht und Überraschung, alle Weine, ich bin nur bis zu den ca. 10 Weißweinen gekommen, werden als Flaschenweine aber auch offen zu 0,1 oder 0,2 Litern gereicht. Das findet man selten.

Nun, irgendwann muss man sich entscheiden, was man essen möchte, im Fall meiner Frau dann für „Gambas mit Ofentomate & Coulis vom Melonen-Quitten-Gazpacho" aus den Zwischengerichten, ich wähle „Zweierlei vom Wolfsbarsch und der Brasse, auf der Haut gebraten mit Belugalinsen, Paprika und Salsa Verde". Dazu jeweils ein Glas Weißwein, verschiedene, um gegenseitig probieren zu können. Vorher dann spontan doch noch einen „Bunten Babyleafsalat mit Wildkräutern und Liebstöckel Vinaigrette“ als Appetizer. Jetzt finden wir auch die Zeit uns das Ambiente etwas genauer anzuschauen, weinrot gestrichene Wände hatten wir schon von außen ausmachen können, ein rustikaler Dielenboden dazu Tische in dunkelbraunem Wengeholz, die Stühle und Bänke mit mokkafarbenem Leder bezogen, alles unter einer hohen weißen Decke, moderne Leuchten, sehr harmonisch und ausgewogen. Eine kleine Bar mit Kasse und Kaffeeautomat, abgetrennt aber offen die Küche in der 2 Köche mit der Zubereitung beschäftigt sind, die Absaugung funktioniert, es dringen keine Essensgerüche in den Gastraum. Alles macht einen sehr sauberen und adretten Eindruck und gemütlich ist es auch, man fühlt sich direkt wohl. Auszusetzten habe ich nur etwas an Besteck und Serviette, Messer und Gabel auf einer einfachen Papierserviette, das bekommt jedes einfache Café so hin, das geht bestimmt besser und fällt deutlich ab. In der Zwischenzeit kommen die Getränke, die 2 Weißweine, gut gekühlt und eine Flasche Pellegrino, dazu ein Brotkorb mit einigen Scheiben pane siciliano, frisch aufgeschnitten und richtig kross, dazu ein Näpfchen mit einer Senfbutter, beides für sich köstlich, in der Kombination erst recht, wir vermissen aber einen Teller um das Brot schmieren und ablegen zu können.
Der Salat kommt auch recht bald, eine Vielzahl von verschiedenen Blattsalaten unter anderem Sauerampfer und wilder Rucola dazu eine sehr schmackhafte leichte Vinaigrette, was dazu verleitet fast jedes Blatt einzeln zu probieren.
Gespannt warten wir auf die Hauptgerichte, die dann auch nicht lange auf sich warten lassen, aber auch genügend Zeit lassen um sich darauf freuen zu können, könnte ja auch Schlag auf Schlag gehen, schließlich sind wir fast die einzigen Gäste. Von unseren Plätzen können wir sehen wie die Teller angerichtet werden und die Gerichte zusammengestellt werden, der Appetit wächst.
Meine Frau bekommt 2 recht große Gambas, schon aus der Schale gelöst, mit Tomaten und Gazpacho schön auf dem Teller präsentiert, meine Fischfilets, kross angebraten ruhen auf einem Kissen aus Paprika und auf den Belugalinsen, dazu eine grüne Kräutersauce und 2 dünne gebackene Kartoffelchips als Dekoration. Geschmack beschreiben ist schwierig, „lecker“ ist tabu, ich lasse es mal, soll jeder am besten selber ausprobieren. Wir haben jeden Bissen genossen und gegenseitig probiert. Brot wurde auch noch nachgereicht, so konnte auch der letzte Rest der Saucen noch  genossen werden.

Einen Nachtisch wollten wir uns daraufhin nicht entgehen lassen und teilten uns ein Schokoladenfondant mit Waldbeersorbet, dazu 2 Espressi zu denen noch 2 kleine Gläser mit etwas Schokoladennougat serviert wurden – Ein perfekter Abschluß.

Fazit und mehr:

Ich wüsste nicht wofür ich beim Essen etwas abziehen könnte, die Portionen sind zwar nicht so groß um einen größeren Hunger zu stillen, dazu müsste man dann wirklich ein Zwischengericht und ein Hauptgericht bestellen, was sich dann wiederum im Preis bemerkbar macht. Aber die Qualität ist wirklich sehr gut und der Preis der Speisen daher durchaus angemessen, wenn auch im oberen Level. Die Weißweine 0,2 für 4,70 und 6,80,  Flaschenpreise meist zwischen 20 und 30 €, die Flasche Pellegrino 5,50 €

Wem die Auswahl an Hauptgerichten nicht reicht, der kann sicherlich auch die Zwischengerichte mit einem Hinweis als Hauptgericht bestellen und dann ist es vielleicht in unserem Fall eine Gamba mehr. Die Speisen waren liebe- und fantasiezubereitet. Nun waren wir aber auch fast die einzigen Gäste und die Küche hatte jede Menge Zeit. Ich bin gespannt wie das abläuft, wenn das Restaurant voll ist, denn wir werden definitiv wieder kommen.

Der Service – die Inhaberin, war nett und zuvorkommend, das Ambiente gemütlich und einladend. Ein kleiner Abzug für die einfallslosen Servietten, das geht besser und stilvoller auch ohne Stoff.

Da ich mich ungern an der 5-Sterne-Inflation hier beteilige und zwischen gut und ausgezeichnet noch weitere Kategorien vermisse, runde ich hier teilweise auf 4 Sterne ab, vergebe aber dieses Mal sehr gerne 5 Sterne für das Essen.


Wir hatten einen schönen Abend und sind sehr zufrieden nach Hause gefahren.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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