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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat Zaunkönig in 42117 Wuppertal bewertet.
vor 9 Jahren
"Lohnendes "Mittagsstündchen" am Arrenberg!"
Verifiziert

Geschrieben am 18.01.2015 | Aktualisiert am 18.01.2015
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Zaunkönig
Besucht am 16.01.2015
 
Hello again, isch sag einfach hello again…

Da schreibt der komische Kauz aus Solingen vier Monate keine einzige Zeile (hierzu einige Worte am Ende dieser Kritik, hoffe ich habe es nicht ganz verlernt) und zitiert dann ausgerechnet Howard Carpendale im Titel seines ersten Gehversuches in 2015?

Absolut würdelos und ich kann das leider nur damit entschuldigen, dass ich mit dem freundschaftlich verbundenen Mitstreiter First unterwegs war und dessen hinlänglich bekannter, volkstümlicher Musikgeschmack hat im Rückblick den Ausschlag gegeben.

Kollege First hat dieses Restaurant als Option für unsere regelmäßigen Treffen schon mehrfach ins Spiel gebracht und diesmal sagte ich gerne zu, denn das „Zaunkönig“ hat seit kurzem das „Mittagsstündchen“ ins Leben gerufen: Eine kleine Lunch-Karte und ein dreigängiges Menü zu einem überschaubaren Preis.

Am Restaurant im Wuppertaler Quartier Arrenberg angekommen freute ich mich zunächst über mein ausnahmsweise hellsichtiges Navigationssystem (dieses hatte mich um die - durch die B7 Sperrung - von Stau geplagte Tal-Achse herumgeführt) und einen freien Parkplatz direkt vor dem Haus.

Zum Umfeld lässt sich das sagen, was man zu vielen ähnlichen Vierteln im bergischen Städtedreieck behaupten kann: „Hier fährt man nicht ohne Grund hin!“

Der Zustand so manchen im Dornröschenschlaf liegenden Hauses aus der Ära der industriellen Revolution versprüht einen doch eher morbiden Charme, was mir persönlich jedoch gefällt, ist es doch Teil der Lokalgeschichte.

Leicht morbide auch das Entrée des Restaurants, die kleine Treppe zur Terrasse und der Torbogen fügen sich nahtlos in das Stimmungsbild des Umfeldes.

Eingetreten wandelt sich das Bild jedoch schlagartig, schöne Hölzer, eine offene Küche und eine geschmackvolle Wahl von Farben und Beleuchtung im recht kleinen vorderen Gastraum sorgen für eine stimmige, behagliche Atmosphäre, ohne in stereotype Lounge-Klischees zu verfallen.

Die Begrüßung der Betreiberin im jungen Pensionärsalter ist freundlich, verbindlich und ungekünstelt zu nennen. Unsere – besser gesagt Firsts - vorläufige Platzwahl wurde von ihr nachdrücklich zu unserem Besten korrigiert, da es dort gerne „ziehen“ würde. Sehr fürsorglich, vielen Dank - und außerdem wollte ich da ohnehin von Anfang an sitzen.

„Die Mittagskarte wechselt wöchentlich“ erklärte man uns und diese zeigt mehrere Positionen zu möglichen Vor- und Hauptspeisen und ein Dessert, die man einzeln ordern oder zum erwähnten Dreigang-Menü kombinieren kann.

Die Ausrichtung der Küche ist recht weltoffen zu nennen: Regionales, Deutsches, Asiatisches und „Mittelmeeriges“ findet man auf der Abendkarte, alles mit Anspruch, alles zu leicht gehobenen Preisen im Vergleich zu lokalen Alternativen.

Leider war das diesmalige Angebot der mittäglichen Hauptgerichte nicht wirklich mein Fall (habe die Tafel hochgeladen), neben einer Kürbistarte und einem leicht bedrohlich klingendem gedünstetem Spitzkohl auf Kartoffelpüree und Hollandaise zeigte sich ein Kasseler mit Sauerkraut, mein Pech das ich mich insgeheim vorab auf einen schönen Fisch gefreut hatte.

Wir orderten zunächst eine Flasche Wasser, die 0,75l zu 5,50€, diese stand bald gut gekühlt aber kühlerlos auf dem Tisch, trug dafür aber immerhin eine schicke Kopfbedeckung in Form eines praktischen Korkens zwecks Verschluss des Ganzen.

Wir wählten nach kurzer Überlegung beide das kleine Menü (12,50 €) mit dem Kasseler als Hauptgericht, ich nahm die Suppe vorweg, First den Salat, das Mousse au Chocolat zum Dessert hatte keine Konkurrenz auf der Karte.
 
| Vorspeise |

Zwiebelsuppe mit Riesling und Thymian

Leider war die optisch recht schön präsentierte Suppe nicht mehr ganz heiß als sie am Tisch ankam, die olfaktorischen Eindrücke daher nicht so intensiv wie erhofft.

Ein erster Löffel der kleinen Portion versöhnte aber hierfür, ein kräftiger Fond, die Süße der Zwiebeln die leichte Säure des Weins vereinigten sich auf der Zunge zu einem runden, wohlschmeckenden Ganzen und der mit einigen Raspeln kräftigen Käses überbackene Toast hatte genug Röstung erfahren, um nicht innerhalb weniger Momente eine unerfreuliche Emulsion mit der Suppe einzugehen.

War da noch ein Hauch Kümmel im Spiel? Die bewährte Kombination der Aromen ließ mich jedenfalls zufrieden meinen Teller auslöffeln, etwas Salz hätte ich persönlich noch gebraucht, aber das ist eher eine Vorliebe als Kritik an der Zubereitung.

Den Salat mit Zitrusfrüchten von First habe ich abgelichtet, da war ich froh über mein Süppchen, dem Vernehmen nach war das sehr überschaubare Arrangement aber auch zur Zufriedenheit.

Man räumte ab, fragte freundlich nach der Zufriedenheit, leere Gläser blieben durchgehend unsere Angelegenheit.
 
| Hauptgericht |

Sauerkraut, gedünstete Birne und Kasseler

In angenehmer zeitlicher Distanz zur Suppe kamen unsere rustikalen aber optisch nett anzuschauenden Hauptgerichte, etwas Rotisseur-Senf reichte man gerne dazu.
Zu Kraut und Fleisch gesellte sich noch etwas Kartoffelpüree mit dunkel karamellisierten Zwiebeln, die gedünstete Birne thronte auf dem Ganzen.

Handwerklich alles prima, das Püree noch einen Hauch stückig und gut abgeschmeckt, das Kraut noch leicht bissfest, das Fleisch nicht zerkocht, die Zwiebeln eine Zierde für jede Hausmannskost und die Birne sicher der Stolz jeder Hausfrau.

Auch hier also ein Zusammenspiel traditioneller Akteure auf der Zunge, geschmacklich entsprechend ohne Überraschung. Die Birne trug auch nicht unbedingt zu einem gigantischen „Twist“ bei, deren Dünstung fand wohl ohne Zugabe weiterer Akzente statt.
Was mich allerdings störte, war die Konsistenz des Kasselers, diese war leicht gummiartig und die Scheibe quietschte förmlich beim Schneiden.

Ich weiß nicht woran das liegt, etwas Ähnliches ist uns am heimischen Herd auch schon einmal passiert, ob es damals am Fleisch oder der Zubereitung lag kann ich rückblickend nicht mehr sagen, es erinnerte mich jedoch frappierend an das damalige Ergebnis.

Hauptsächlich bedingt durch das Fleisch fiel dieses Gericht im Vergleich zur Suppe leider doch etwas ab.
 
| Dessert |

Mousse au Chocolat

Auf einem fruchtig-beerigen Spiegel eine große Nocke einer wunderbar festen Mousse a. C., etwas Minze sorgte für das „Pflicht-Grün“ auf dem Teller.

Auch hier keine Experimente, auch wenn ich anfänglich glaubte etwas Kardamom vernommen zu haben, gut gefiel die dezente Süße der Mousse und die aromatische Schokolade.

Aber auch hier sind mir weniger Experimente und eine gelungene, gut zubereitete Kombination allemal lieber als kulinarische Verrenkungen mit der Brechstange.

Zum Abschluss gönnten wir uns noch einen Espresso (1,80 €) und auch dieser wusste zu gefallen, eine schöne Crema, auch wenn mir persönlich die Säure etwas zu dominant war.
 
Fazit:
Der Arrenberg erfährt nunmehr schon fünf Jahre diese gastronomische Bereicherung, dieser Einblick in die Küche des Restaurants macht durchaus Lust auf mehr. Das Kasseler ist mir beim Essen eine leichte Abwertung auf 3,5 wert, allerdings runde ich diese unter dem Gesamteindruck des Essens auf 4 Sterne auf.

Service und Ambiente gefielen durch Persönlichkeit und Herzlichkeit, auch hier bin ich bei vier Sternen, auch wenn Papierservietten und die spartanische Art des Eindeckens mich leicht hadern ließen.

Die Sauberkeit sprach für sich ohne steril zu wirken, das PLV wusste auch zu überzeugen, auch hier bin ich bei vier Sternen – wie langweilig.

Ich bin froh über diese Neuentdeckung und werde gerne wieder mal reinschauen, soviel ist sicher!
 
 
 
 
Einige Worte an meine RK Freunde:
Ich möchte zunächst meine lange Abwesenheit und die „PN-Funkstille“ auf RK entschuldigen bzw. erklären. Ersteres hatte leider gesundheitliche Gründe, letzteres naturgemäß auch, aber hier kommt hinzu, dass ich keine einzige der netten, mich seit Ende September erreichenden PNs auf RK beantworten konnte - nach Abschicken einer Antwort meldete der Browser verlässlich „Seite konnte nicht geladen werden“.

Man liest sich, ich freue mich darüber, dass wir eine neue Heimat gefunden haben, hoffe meine Schreibe wird wieder flüssiger (und das es trotzdem ein wenig gefallen hat) und ich freue mich auf ein kulinarisch hoffentlich stets erfreuliches 2015 mit euch!!!
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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