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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Zum Döbler · Brauereiwirtschaft in 91438 Bad Windsheim bewertet.
vor 6 Jahren
"Letzte Privatbrauerei am Ort"
Verifiziert

Geschrieben am 10.06.2019
Besucht am 08.06.2019 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 23 EUR
Zum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen.  Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.

An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel. Ein wunderbarer Umstand! Wir befinden uns sowohl in einer Bier-, wie in einer Weinregion. Gegessen wird gerne deftig und herzhaft, sehr fleischlastig und auch nicht unbedingt fettarm. Einst gab es in Bad Windsheim mal 30 Privatbrauereien, die letzte verbliebene ist das Brauhaus Döbler am Kornmarkt, wo wir gleich am ersten Abend einkehren. Eine gute Wahl – denn am darauffolgenden Pfingstsonntag und -Montag hat die Gaststätte geschlossen.  Am Samstag lockt ein lauer Abend die Gäste allesamt nach draussen und der Patron kommt mit dem Aufstellen neuer Bierbänke und -tische kaum nach.  Hier scheint es auch keine offiziellen Begrenzungen zu geben, wie weit die Aussengastronomie gehen kann. Ich vermute mal, bis Mitternacht stand der ganze Kornmarkt mit Bänken voll…

Seit 1867 scheint das Anwesen in Döbler´scher Hand zu sein und noch heute sind Brauhaus und Gaststätte in Familienbesitz. Das merkt der Gast sofort am Engagement und dem Service. Hier muss keiner lange warten oder trocken herumsitzen. Da die Tische gegen 19 Uhr schon gut belegt sind, setzen wir uns einfach irgendwo dazu und kommen sofort ins Gespräch. Unter den Besuchern findet man einen guten Mix aus Einheimischen (hauptsächlich) und auswärtigen Gästen (Radfahrer und Besucher der Frankentherme).

Bei der grossen Auswahl an hiesigen Bieren kann man ruhig mal durchprobieren. Wir wählen fürs Erste a) ein kleines Altstadt-Helles in einem putzigen 0,2-Liter-Gläschen für 1,70 Euro (süffig und ausgewogen), b) ein kleines Hefeweizen für 2,40 Euro (wenig Bitterstoffe, erinnert an Banane und Gewürznelken) und c) ein Löschauer Urtyp für 1,70 Euro (bernsteinfarben und mit starken Malzaromen). Die Weinauswahl ist weniger gross, wir befinden uns auch eher in einer Weissweingegend. Beim Durstlöschen hilft auf jeden Fall ein Weinschorle vom Silvaner. Und Achtung: wir hier nichts dazu sagt, bekommt automatisch ein grosses Weinschorle im Halbliterhumpen (4,30 Euro).

Bei den Speisen dominiert das herzhafte Vesper: Bratwurst, kalt oder warm oder geräuchert; Brezel mit oder ohne Butter; Käsebrote und Käseplatten; Wurstsalat; diverse regionale Spezialitäten. Alles supergünstig – die teuerste Variante, eine grosse Platte mit Wurst- und Käseschmankerln samt Garnitur und Brotkorb mit 5 Scheiben Bauernbrot, ist für 9,90 Euro zu haben und sättigt glatt 2 Personen.  Wir wählen einen Strammen Moritz, den man sich wie einen Strammen Max vorzustellen hat, nur mit Käseunterlage (4,40 Euro). Eine mächtige Portion. Dazu eine „Stadtwurst Musik“: reichlich sauer angemachte Wurstscheiben mit Zwiebelringen und Schnittlauch, dazu zwei Scheiben Bauernbrot.  Als wir erfahren, dass an den folgenden Tagen geschlossen ist, testen wir schnell noch zwei Digestive an. Der Rote Zwetschger für 2,50 Euro betört mit einem Aroma von Zwetschgenmarmelade mit Schuss – der Doppelbocklikör für 2,50 Euro erinnert tatsächlich vage an Glühwein mit weihnachtlichen Gewürzen.

Mit fortgeschrittener Stunde steigt die Stimmung, wird aber nie ausfällig. Man hat das Gefühl, dass die Einheimischen hier einfach abends noch zum Schwätzen beisammen sitzen, als – wie andernorts- vor der Glotze zu hocken. Es wird hauptsächlich getrunken, das sättigt meist schon genug. Wenn jemand vor einem grossen Holzbrett mit Wurst, Kren, Gewürzgürkchen sitzt und davon schwärmt, ist es meist ein Tourist. Ein Lokal, das man auf seiner Frankenreise besuchen sollte: authentisch und aussergewöhnlich günstig!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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