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GastroGuide-User: x2x
x2x hat Akropolis in 42281 Wuppertal bewertet.
vor 9 Jahren
"Kulinarik auf Griechisch. Ob Zeus das so gewollt hat ?"

Geschrieben am 05.03.2015 | Aktualisiert am 09.03.2015
Besucht am 19.01.2013
* Mein Weib informierte mich über weitläufige Bekannte, die mal nach langer Zeit wieder mit uns Essen gehen wollten. Diese Bekannten (lesen das hier garantiert nicht) lösten bei mir nicht den Zalando Effekt (Ich schrei vor Glück) aus. Schlimmer noch der Vorschlag für das Restaurant. Nun ich wurde von Hasimausi belehrt, mal wieder voreingenommen zu sein. Stimmt ! Also dann auf zu den Wuppertaler Nordhöhen. Außentemperatur von Minus 5 Grad, Glatteisgefahr. Hasimausi ist eine geübte Lenkerin, ich ein geübter Co-Pilot, immer dann wenn man zum Essen fahren muss.

* Oben im Wohngebiet von Wuppertal-Hatzfeld liegt unterhalb einer sehr scharfen Kurve das Restaurant Akropolis. Diesen gastronomischen Betrieb gibt es dort "schon immer". Äußerliche eine Bergische Landarchitektur von vor geschätzt 100 Jahren, kombiniert und ergänzt mit einem Vorgarten aus dem Olymp. Eine bergische Akropolis mit Gestaltungselementen aus dem Phantasialand. Dieses Griechenland aus dem Kitsch-Bilderbuch setzt sich innen weiter fort, allerdings noch intensiver. Blau und Weiß ist die zentrale Botschaft, ergänzt mit (zu) viel Gipsstuck. Die antike Postkartenidylle der Herren Sokrates und Platon dominiert. Dazu mutige Wandmalereien, wie Neckermann Reisen sie noch nicht einmal im All-Inklusive Katalog aufführen würde. Nein Vorurteile habe ich keine. Aber man darf doch Tatsachen ausplaudern - oder ?


* "Der Service war stets bemüht", diesen Spruch kennen wir alle. Wir hatten reserviert, eine Begleitung zum Tisch erfolgte nicht, allerdings eine Zuweisung. "Dahinten links" - Bemühung in Vollendung. Wir ließen uns nieder, ich fühlte mich atmosphärisch nicht wohl. Ein Gips-Helena hat mich im Blick. Das Original soll schön gewesen sein. Aber eben nur das Original. Der Service nahte. Mister Peloponnes teilte die Karten aus, parallel dazu die Frage, "wollen Sie was trinken". Zeitgleich von Hasimausi die Bitte (Anweisung), ich möchte doch  bitte jetzt nichts erwiedern. Genau das lag mir auf der Zunge: "Nö wir möchten nur etwas Essen, aber 2 Stunden nichts trinken". Ja mein Weib hatte Recht, ich war voreingenommen. - Nun gut, Getränke bestellt und dann der Blick in die Karte. Karte ? Eher hielt ich ein Speisekartenbuch in den Händen. Geschätzt über 100 (!!) Gerichte ! Mein Bemerkung dazu lautete, "das wir besser schon einen Tag früher gekommen wären, um dieses Werk vollständig lesen zu können." Unsere Bekannten fanden meine Bemerkung witzig, Hasimausis nicht. Ihr Blick wurde strenger, dazu leichtes Kopfschütteln. Ich kämpfte mit der Verdrängung meiner Vorurteile und gab mich dem Buche der Speisen hin.

* Nein ich studierte dieses kulinarische Frischebuch nicht vollständig. Ich war zum Essen hier genötigt worden, aber bitte nicht zur olympischen Disziplin, "Speisekarten-Langlesen". Wir bestellten trotzdem. Vorspeisen: *Oktopus gegrillt, *Bauernsalat, *Champignons mit Käse überbacken. Hauptgerichte: *Feinschmeckerspieß und *Putenbrustfilet. Änderungswünsche hatten wir keine. Die Karte machte deutlich darauf aufmerksam, dass diese (Änderungswünsche) je nach Aufwand mit 1,- oder 2,- Euro zusätzlich berechnet werden. Herrlich wie Gastronomen sich mit solchen Hinweisen in der Karte selber in Abseits stellen. - Die Getränke Pils (Kölsch nicht im Angebot) Wasser und no name Rotwein wurden serviert. Das Pils bis über den Eichstrich randvoll gefüllt, Platz für den Schaum gab es nicht mehr. Der griechische Rotwein hatte - den Göttern sei Dank - keine Herkunftsbezeichnung, das Wasser war aber ordentlich. - Die Vorspeisen wurden serviert.

* Der Bauernsalat bestand aus Tomaten, Gurken, Oliven und Schafskäse. Die Bestandteile waren zufriedenstellend, das Dressing durchschnittlich, den Schafskäse als "lecker" zu bezeichnen, wäre übertrieben. Normaler Durchschnitt, Schulnote 3 minus. Für 8,- Euros bieten andere Restaurants geschmacklich mehr.  Die Tintenfischringe (Oktopus) lagen einsam auf dem Teller, optisch wenig ansprechend, geschmacklich im Neutralitätsbereich. Eine Zubereitung hatte wohl nicht stattgefunden, nur eine Erhitzung. Die Champignons unserer Begleiter waren nach ihren Aussagen von Spinat begleitet, viel Käse überdeckte das Mahl. Wir ersuchten um Andienung weiterer Getränke. "Komme gleich" rief uns der Herr aus dem EU gestützten Land am Mittelmeer aus weiter Entfernung zu. Er kam dann auch. Wobei südlich der Alpen die Aussage "gleich" keinesfalls mit "sofort" verwechselt werden darf. Freuen wir uns auf die Hauptgerichte. Zunächst wurde der Spieß für den Feinschmecker serviert, gemeinsam mit dem Putenbrustfilet. Ende der Gemeinsamkeit. Das Essen unserer Bekannten wurde auch "gemeinsam" serviert, aber gute 5 Minuten später. Mein Feinschmeckerspieß hätte Anhängern der Zielgruppe "Hauptsache viel - Hauptsache Teller voll" vollständig überzeugt. Ein Stück vom Lamm, etwa 100 Gramm, ähnlich viel vom Rind und vom Schwein. Nach Aussage der Karte alles Filet. Dazu Salat und Bratkartoffeln. Für knappe 15,- Euro eigentlich sehr günstig, aber bei der Menge Fleisch für Filet kaum machbar. Wir kennen ja den Claim von Edeka , "GUT & GÜNSTIG". Bei Edeka vielleicht anzuwenden, hier weniger. "VIEL & GÜNSTIG" wäre korrekt gewesen, aber gut ? Nein keine Sehnen oder Fett, nein das war es nicht. Aber eben nicht gut. Ob es Filet war, wir bezweifeln es gewaltig. Es war Fleisch das nach nichts schmeckte. Das dazu servierte Salat war ein Neutralitäts-Salätchen. Hätte man ihn nicht serviert, der Verzicht wäre vertretbar gewesen. Wenig Geschmack, kein "Pfiff", die Küche war bemüht. -  Hasimausi lobte insgesamt das Putenfilet. Die Champignons waren bestimmt von "GUT & GÜNSTIG", die Pommes frites in Ordnung und die Salatbegleitung eine Begleitung, auf die man auch verzichten konnte. - Unsere Bekannten waren sehr zufrieden, im Sommer fahren sie wie immer nach Griechenland. Dort gibt es ähnlich volle Teller, man wird dort immer gut satt - so berichten sie gerne.  -  Auf ein Dessert verzichteten wir gerne, denn das "gemischte Eis mit Sahne" überzeugt uns in der Karte nicht. Wir wollten uns nicht der kulinarischen Gefahr von Sprühsahne aussetzen. Der 7 Sterne Metaxa überzeugt dagegen. Der allerdings dann servierte Ouzo vom Haus, wäre besser im Haus geblieben. Immerhin wir waren satt, mehr nicht. Kulinarisch erfüllt in keinem Fall, eher kulinarisch gelangweilt. Die Sättigung der Gäste hat hier wohl höchst Priorität.

* Fazit: Meine Vorurteile wurden leider bestätigt. Hier wird man gesättigt, ohne Raffinesse, ohne Kreativität. An Hauptgerichte die im Bereich von rund 15,- Euro liegen, darf man keine sehr hohen kulinarischen Ansprüche stellen. Ab etwas Mühe und ein Engagement in der Küche kann man schon erwarten. So das der Gast das Haus als "gut bürgerliche Küche" erlebt und gerne wiederkommt. Davon ist dieses Restaurant weit weg, man verpasst Chancen. Zu den Sternen: Mehr als 2 Sterne hat das Essen nicht verdient, oder salopp formuliert, "noch ganz viel Luft nach oben". Der Service bemüht sich, mehr aber auch nicht. Dafür 2,5 Sterne. Und das Ambiente ?  Wie zeichnet man Kitsch aus ? Nicht mehr wie mit 2 Sternen, obwohl es hier bestimmt Gäste gibt, die dafür volle 5 Sterne geben. Was bleibt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Man wäre fast geneigt zu sagen, bei diesen vollen Tellern und diesen Preisen volle 5 Sterne. Da wir aber die Qualität der Quantität vorziehen, auch dafür nur 2,5 Sterne. 

Jungs und Mädels aus dem Land der Akropolis. Kocht doch einfach so wie zu Hause. Ehrlich, bürgerlich, handwerklich und solide. Machte keine Filetversprechungen die man mit 15,- Euro kaum überzeugend erfüllen kann. Legt die Saucen neben das Fleisch, anstatt das Fleisch zu ersticken.

Jamas ! Auf was nur ? Auf die "Luft nach oben". Nutzt Eure Chancen. Der Standort ist gut, genügend Potential ist vorhanden. Kocht bürgerlich und serviert das Essen mit einem Lächeln. Ihr habt viel mehr Fans der griechischen Küche als ihr glaubt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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