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Seit Ende Juni ist das Gasthaus geschlossen, seine Existenz der vergangenen fünf Jahre. „Das Geschäft lief gut. Die Leute sind immer gern zu uns gekommen“, resümiert Jörg Hantzschmann. Viel Herzblut hat der 49-Jährige in die Schankwirtschaft gesteckt, nie aufgegeben, trotz des Ärgers der vergangenen Jahre. Denn das Verhältnis auf dem Vierseithof an der Harthaer Straße 49 in Dorfhain gestaltet sich seit dem Eigentümerwechsel schwierig.
Seit das Objekt im Herbst 2013 aus der Zwangsversteigerung gekauft wurde, gibt es Zoff zwischen Mietern und der neuen Eigentümerin, Claudia Welde. Mieter beklagten sich unter anderem über ausstehende Sanierungsarbeiten, Schimmel in der Wohnung, kalte Räume (SZ berichtete).
Auch Jörg Hantzschmann hat diese Erfahrung gemacht. „Wenn sonntags nur zwölf Grad im Gastraum sind und zu dem Zeitpunkt ausgerechnet bei uns die Heizung nicht geht, ist das reine Provokation“, sagt er. „Klar, dass das die Gäste mitbekommen.“ Auch an jenem Wochenende, als sich eine größere Gesellschaft anmeldete und die Vermieter den Biergarten mit Baugerüsten zustellten. „Das kostet Nerven“, sagt Hantzschmann und winkt ab: „Aber da gäbe es noch viel mehr zu erzählen.“
Etliche Diskussionen, Grübeleien, schlaflose Nächte hat der 49-Jährige hinter sich. Zum Schluss, so sagt er, habe er eine Verlängerung des Pachtvertrages für sein Gasthaus auch nicht mehr gewollt. „Die Situation ist verhärtet“, sagt Hantzschmann. Ähnlich ging es auch den ehemaligen Bewohnern des Vierseithofes, denen zuvor der Mietvertrag gekündigt worden sei.
Warum einige ausziehen mussten, ist unklar. Gegenüber der SZ wollte Hauseigentümerin Claudia Welde schon nach dem Kauf 2013 keine Pläne nennen, nicht mit Namen in der Zeitung stehen, auch nicht bei einer wiederholten Nachfrage 2014. Schon damals kursierte das Gerücht in Dorfhain und weiter in Richtung Osterzgebirge, dass die Bios-Schaukäserei Borlas nach Dorfhain ziehen könnte, in besagten Vierseithof. Dass die bekannte Käserei ihren Dorfhainer Hof beziehen soll, will die Hauseigentümerin auch auf erneute SZ-Nachfrage nicht kommentieren. Eine konkrete Stellungnahme blieb aus. Hartmut Welde, Chef der Bios-Schaukäserei Borlas, teilt lediglich mit, es gehe „um Aspekte“, welche die SZ „momentan nicht überblicken könne“ und verweist bezüglich der „niveaulosen Fragen“ und einer Veröffentlichung auf rechtliche Konsequenzen.
Dass der Hofladen Hartmut Weldes von Borlas komplett nach Dorfhain ziehen soll, bleibt bisher unbestätigt. Aktivitäten diesbezüglich aber gibt es: Auf der Internetseite der Bios-Schaukäserei Borlas wirbt Hartmut Welde bereits damit, dass seine Kunden seit dem 2. Juli jeden Donnerstag auf dem Bauernhof auf der Harthaer Straße 49 in Dorfhain erwartet werden. Von einem anderen Welde, nämlich Johannes Welde, gibt es sogar schon seit Längerem etwas am Dorfhainer Hof zu sehen: Von der Straßenseite sichtbar wirbt ein Schild mit der Aufschrift „Bioland-Hof – Welde Natur“.
Was auch immer die neue Eigentümerin mit dem Vierseithof in Dorfhain plant, Jörg Hantzschmann will damit abschließen, endlich wieder nach vorn schauen. Eine neue Bleibe hat der gebürtige Höckendorfer in seinem Heimatort gefunden – und eine neue Perspektive.
In der Barthmühle, die seit 2002 leersteht, will sich der 49-Jährige wieder eine Existenz aufbauen, Gäste bewirten und vielleicht eine Kochschule etablieren. „Wir hoffen, noch dieses Jahr starten zu können“, sagt er. Im Oktober könnte es losgehen. Auch einen neuen Arbeitsplatz, so Hantzschmanns Pläne, will er mit dem neuen Betrieb in der Höckendorfer Barthmühle schaffen. „Die Lage ist ideal, direkt am Wanderweg gelegen“, sagt er.
Doch bis hier das erste Bier gezapft werden kann, muss sich Jörg Hantzschmann mit Jobs als Mietkoch und Caterer finanziell über Wasser halten. Für die ganze Familie keine einfache Situation. Da auch seine Frau Kerstin mit im Bunten Mann arbeitete, hängt davon die Existenz ab. „Je eher es losgeht, desto besser“, sagt Jörg Hantzschmann. Doch abgesehen von kostspieligen Renovierungsarbeiten müssen vor allem erst wieder eine Reihe an bürokratischen Hürden genommen werden. Und die versprechen auch keinen leichten Weg.
Quelle: Sächsische zeitung Ausgabe Freital