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Unser letzter Besuch, dem eine ausführliche Bestandsaufnahme folgte, war schon wieder über ein Jahr her. Dass ich damals die Hopfestubb in meine kleine Reihe über die kulinarischen Topadressen der Südpfalz miteinbezog, war kein pandemiebedingter Freundschaftsdienst für die Familie Wendel, sondern basierte auf jahrelanger Wertschätzung dieser etwas unter dem Radar namhafter Restaurantführer laufenden Adresse, die sich auch nicht gerade auf den bekannten Pfälzer Wein- und Touristenpfaden befindet.
Von Steinweiler aus war uns die Anreise mit dem Rad von jeher am liebsten. Im so stressigen Umzugsmonat August, der die anderen Umstände meiner Frau nicht gerade abmilderte, war dies dann weder zeitlich noch körperlich machbar. Ein kurzer Anruf bei der Chefin Manuela Wendel genügte, um an einem warmen Sommerabend Mitte August kurzfristig zwei „Spät-Plätze“ auf der ansonsten komplett ausgebuchten Terrasse zu ergattern. Schon da war klar: wir würden uns viel zu erzählen haben.
Erst kurz nach halb neun trafen wir im Ortskern von Kapellen-Drusweiler ein. Die Straußwirtschaft des nebenan beheimateten Weinguts Jean Rapp hatte ebenfalls geöffnet und lockte mit ihrem malerischen Innenhof. Aber nach typischer Weinstubenrustikalität war uns an diesem Freitagabend nicht zumute. Wir hatten bereits im Vorfeld das Speisenangebot von Küchenchef Marc Wendel auf der Homepage studiert und freuten uns auf die delikaten Landhausleckereien, die der passionierte Koch und Winzer in beständiger Qualität auf die Teller zaubert.
Über das behagliche Interieur, den herzlich geführten Service und das besonders gute Preis-Genuss-Verhältnis habe ich mich hier auf diesem Kanal schon in ausreichendem Maße ausgelassen. Wer da noch Nachholbedarf verspürt, dem empfehle ich die beiden Berichte aus den Jahren 2018 und 2020, die sich intensiv mit der ambitioniert vorgetragenen Regionalkost bzw. der winterlichen Wohlfühlküche aus dem Hause Wendel beschäftigen.
Freudestrahlend und mit neuer, schicker Frisur empfing uns Servicechefin Manuela Wendel und führte uns zu unserem Freiplatz auf die Terrasse, von wo aus wir die baulichen Veränderungen im hinteren Bereich des Anwesens bemerkten. Oft habe ich während der Zeit des zweiten Lockdowns an die Familie Wendel denken müssen. Gerade auch im Hinblick auf die schwierigen Zeiten, die sie bereits zu durchleben - und wie wir später erfuhren – auch während der Schließung zu überstehen hatten. Ich hoffte damals inständig, dass sie diese lange Durststrecke irgendwie würden meistern können.
Dass sie diese gastrofeindliche Zeit sinnvoll nutzten und zahlreiche Umbaumaßnahmen durchführten, spricht für diese bodenständigen und äußerst fleißigen Leute, die sich auch von familiären Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen ließen. Nicht ohne Stolz führte uns Manuela Wendel nach dem Essen durch den neuen „Palmengarten“, dessen angrenzende, komplett selbst renovierte Scheune einen stilvoll-urigen Rahmen für festliche Anlässe abgeben würde.
Da hat man das Areal zwischen den Parkplätzen und dem Gästehaus mit atmosphärischer Beleuchtung und mediterranen Pflanzen stimmig aufgewertet. Die Hausgäste, darunter viele, die hier schon seit Jahren ihren Urlaub verbringen, werden es ihnen sicher danken.
Ein älteres Pärchen, was sich zu eben jener Stammklientel des Hauses Wendel zählte, saß übrigens am Nachbartisch. Mit schwangeren Frauen im Schlepptau ergibt sich so manches Gespräch wie von selbst. Und so tauschten wir uns über dieses Kapeller Kleinod in den höchsten Tönen aus. Über liebenswerte Gastgeber, guten Wein und köstliches Essen lassen sich ja bekanntermaßen gar nicht genug Worte verlieren. Zumal das tischübergreifende Parlieren von zwei Gläsern Begrüßungsaperitif (einmal mit, einmal ohne Alkohol), die man uns großzügigerweise spendierte, in flüssige Bahnen gelenkt wurde.
Unserem Durst wurde anschließend mit einer spritzig-frischen Sommerschorle (halber Liter für 4,50 Euro) und einer gut gekühlten Flasche Blubberwasser der Marke Bellaris (0,75l für 4,90 Euro) entsprochen. Speziell die mit einem Schluck Bitter-Lemon und reichlich Eiswürfel versehene Riesling-Schorle sorgte für abkühlende Terrassenmomente. Sie hätte es mit jedem frisch gemixten Sundowner aus einer Hotelbar am Strand aufnehmen können.
Beim nicht allzu umfangreichen Speisenprogramm blieb ich mal wieder auf der Seite mit den Empfehlungen der Saison hängen. Mit einer Kürbiscremesuppe ging es spätsommerlich zur Tasse. Eine Anti-Pasti-Platte à la Hopfestubb vereinte frisch Aufgeschnittenes aus der Wurstecke (Coppa, Salami und Landschinken) mit mediterranen Genüssen (gefüllte Paprika, Oliven, hausgebackenes Olivenbrot).
Zu den - ebenfalls hausgemachten - Tagliatelle gesellten sich frische Pfifferlinge. Dass Marc Wendel seine Wildleberknödel selbst herstellt ließ mich aufhorchen. Letztlich waren es aber dann doch die in Rotwein geschmorten Rinderbäckchen mit glasierten Karotten und hausgemachten Spätzle, denen ich nicht widerstehen konnte.
Was vom Wendel’schen Herd oder Ofen kommt, ist in der Regel hausgemacht, weshalb es bei entsprechender Auslastung des Lokals auch mal zu etwas längeren Wartezeiten kommen kann. Aber wer den Slowfood-Gedanken zu den kulinarischen Errungenschaften dieses Jahrhunderts zählt, der sollte das wohlwollend akzeptieren. Zumal uns der Gruß aus der Küche, eine traumhaft fluffige Gemüsequiche-Miniatur, bereits nach kurzer Zeit kredenzt wurde.
Gemäß dem Grundsatz: „Sharing is caring!“ teilten wir uns die Vorspeise an diesem Abend. Unsere Wahl fiel – wie schon so häufig – auf die mit gebratenen Schweinefiletstreifen ausgestattete Salatschüssel „Marc“ (13,80 Euro), die aus dem Standardprogramm des Hauses nicht mehr wegzudenken ist.
Gemischte, frisch geraspelte Rohkostsalate trafen hier auf knackiges Blattgrün. Zusammen mit dem schmackigen Dressing und dem angebratenen Schweineglück war das eine erfrischend deftige Kombination, die den ein oder anderen Seufzer der Zufriedenheit am Tisch auslöste.
Die Hauptgänge sollten dann jedoch etwas üppiger ausfallen. Gott sei Dank hatte es schon etwas abgekühlt als man mir die herrlich mürben, vor Kollagen strotzenden Rinderbäckchen (ja, es waren derer zwei!) servierte. Im Preis von 18,90 Euro war neben den beiden stattlichen, wunderbar nach Rotweinsauce duftenden Fleischhügeln auch eine Schüssel mit tadellos zubereiteten, in ihrer unregelmäßigen Form geradezu einzigartigen Eierteigwaren, die man gemeinhin als Spätzle oder Knöpfle bezeichnet, enthalten.
Nicht verschweigen möchte ich die perfekt auf Biss gegarten bzw. glasierten Karotten, die das von einem dunklen Saucenspiegel eingefasste, klassische Dreikomponentengericht komplettierten. Ein Teller voll Glückseligkeit, bei dem in erster Linie Marc Wendels ehrliches Saucenhandwerk für ein starkes Geschmackserlebnis sorgte und mich noch Wochen später in freudigen „Rindheitserinnerungen“ schwelgen ließ.
Meine Frau ging mal wieder den fleischlosen Weg. Sie hatte sich für das mit Käse überbackene Kartoffelrösti unter Spiegelei (10,90 Euro) entschieden. Natürlich lieferten dafür „Pälzer Grumbeere“ die kohlenhydratreiche Grundlage, die kurz zuvor der Butterschmalzpfanne entstiegen war. Mit einer Scheibe geschmolzenem Emmentaler belegt und einem mustergültig gebratenen Spiegelei versehen war das ein vollmundiger Sattmacher, der als Probierhappen nicht nur dem Kind im Manne, sondern primär dem in der Frau zugutekam.
Mit Eintritt der Dunkelheit und dem sukzessiven Verschwinden der Gäste wurde es auf der Wendel’schen Terrasse immer romantischer.
Wir genossen unsere kleine Auszeit vom dauerhaften Renovier- und bevorstehenden Umzugsstress in vollen Zügen. Klar, dass da noch ein süßer Abschluss in Sorbetform folgen musste.
Meiner Frau stand der Sinn nach Eiskaffee, Kokos und Aprikose (je Nocke 1,50 Euro), während ich mich mit Litschi und Kokos zufriedengab. Bei Marc Wendels Sorbetangebot bin ich zugegebenermaßen ein echter Redundanzesser. Da beiden himmlisch cremigen, halbgefrorenen Verdächtigen gehören für mich zum Standard, wenn in der Hopfestubb am Schluss noch was Süßes reinpasst.
Es war bereits nach halb elf als wir dieses mit viel Herz und Leidenschaft geführte Genussrefugium im Ortskern von Kapellen-Drusweiler verließen. Mit den besten Wünschen für die Zukunft im Gepäck, einem angenehmen Sättigungsgefühl im Bauch und jeder Menge „good vibrations“ ums Herz ging es zurück nach Steinweiler.
Danke Manuela und Marc für diesen wundervollen letzten Abend zu zweit bei euch. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen in „erweiterter“ Runde ;-)...