Zurück zu ToscAnna
GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat ToscAnna in 42929 Wermelskirchen bewertet.
vor 10 Jahren
"Lohnende Karnevalsflucht nach Wermelskirchen, ehrliche italienische Küche mit viel Substanz im ToscAnna!"
Verifiziert

Geschrieben am 17.05.2015 | Aktualisiert am 17.05.2015
Besucht am 03.03.2014
"eine ehemalige RK Kritik! (habe alles gegen meinen Willen auf Yelp übertragene löschen lassen, Google wird happy sein!)"

Wenn et Trömmelche jeht…

..flieht Herr Shaneymac seit Jahren in die Bergische Pampa (wer hat da gesagt der wohnt doch eh da?) und nimmt sich einen Tag frei, um dem Karnevalstrubel zu entgehen. 

Denn selbst in Solingen Höhscheid ist das leichter gesagt als getan, schon ein mittäglicher Blick aus dem Fenster wurde belohnt mit der Ansicht eines grölenden Trios aus Nonne, US Polizist und Tiger auf dem Weg zum „Zoch“.

Zwanzig Meter dahinter folgte eine überaus amateurhafte Version einer Mumie, die schon die Hälfte ihres detailverliebten Klopapierkostüms verloren hatte und sich mehrfach lauthals über die Marschgeschwindigkeit von Nonne, Polizist und Tiger beschwerte: „EYYY… jetz mal langsam isch verlier die ganze ****** hier… EYYYY…“

….Karneval in Solingen, ein Fest für alle Sinne, soviel stand da schon wieder fest!

Da musste was Gutes zu Essen her, leider hatten heute fast alles Läden geschlossen, ich war kurz davor meine Maus aus dem Fenster zu werfen, hätte ich noch einmal „Montag Ruhetag“ gelesen, verhext heute.

Das „ToscAnna“ in Wermelskirchen hatte laut Homepage zumindest bis 14:30 geöffnet, Kollege kgsbus war schon mal hier und happy, Ambiente sah gut aus, ab ins Auto und auf den „Klingenring“.

Ca. 20 Kilometer, wenige Liter Benzin und einen schwer gedemütigten Nissan Qashqai Fahrer später kamen wir in Wermelskirchen an. Ein schönes Haus aus der Jahrhundertwende, ein ruhiges Einkaufs- und Wohnquartier, schönes Umfeld mit heute extrem entspannter Parkplatzsituation.

Innen empfängt den Gast ein behagliches und nettes Ambiente, dominant mittig die Antipasti-Theke mit hervorragend aussehenden Offerten. Linkerhand eine etwas intimere Ecke, rechts ein heller Gastraum mit bodentiefen Fenstern und hübsch in Regalen verstauten Weinen und Ölen – das Lokal ist gleichzeitig auch Feinkosthandel und bietet eine ansprechende Bandbreite.

Der freundliche Inhaber begrüßte uns und sagte wir können gerne sitzen wo immer wir möchten, wir entschieden uns für die etwas düstere aber dafür ruhige und „foodfotofreundliche“ Ecke links von der Bar.

Kaum Platz genommen kam Cheffe schon mit einer mannshohen, beidseitig (!) beschriebenen Tafel mit den saisonalen bzw. aktuellen Angeboten angerannt und begann eifrig einige zu umschreiben, sehr sympathischer Mensch.

Interessanter Hinweis zu den Pizzen, diese seien nicht nur mit Mehl sondern mit einem hohen Anteil an Hartweizen-Grieß zubereitet, habe ich schon von gehört, nur probiert noch nie.

Zunächst bestellte ich jedoch eine Literflasche SP zu günstigen 4,90 € sowie einen Softdrink für Madame, 0,2l zu 1,80 €. Die Flasche kam leider nicht sonderlich gut gekühlt, die Frage nach einem Kühler stellte sich daher nicht.

Die Frage nach einem passenden Wein bei Bestellung kam der Besitzer begeistert nach, ein Chardonnay sollte es sein, wir fachsimpelten etwas über sizilianischen Rotwein, er freute sich sichtlich über das Interesse, „hier sind sonst auch viele Biertrinker“ so seine Erklärung dafür.

Der Wein kam wenige Sekunden später an den Tisch, extrem gut gekühlt und großzügig eingeschenkt, Kritikerkollege Siebecko hätte das Weinthermometer gar nicht erst auspacken müssen.

Ich weiß nicht ob es hier generell keinen kleinen Gruß gibt, wir erhielten heute jedenfalls keinen was dem Genuss jedoch keinen Abbruch tat.
 
| Vorspeise |

Bruschetta Diavola - 5,90 €

Ein Angebot von der Tafel, normale Bruschetta kosten faire 3,00 €, diese Variante wurde noch etwas aufgebretzelt mit erträglich pikanten Peperoni und roten Zwiebeln.

Das war sehr schmackhaft, ein gutes, mildes Olivenöl, frisches und aromatisches Gemüse, und vor allem ein überragendes Brot, so ähnlich schmeckt die Ciabatta von unserem italienischen Bäcker auch.

Einige Spritzer guter Balsamico rundeten das Ganze ab, einziger Kritikpunkt den ich anmerken möchte ist das ich nicht ganz nachvollziehen kann wieso etwas Chili eine Verdoppelung des Preises rechtfertigen sollen, geschmacklich jedoch gut bis sehr gut.
 
| Hauptgerichte |

Gambas in Pesto & Spaghetti AOP – 16,90 €

Tenuta del Barone, Chardonnay – 0,2l 3,90 €

Was eine Duftwolke! So ein erster glücklicher Gedanke, das hausgemachte Basilikumpesto und die Pasta AOP verströmten italienisches Glück in hoher Dosis. Frisches, warm aufgebackenes Brot (Ciabatta mit Sesamkörnern), a la minute geriebener Parmesan sowie Pfeffer- und Salzmühle gesellten sich aslbald dazu.

Die Pasta von bissfester Konsistenz und mit einem „Alla Mama Appeal“, Moment, das ist doch keine getrocknete Ware? Nein, hier wird zweimal täglich frisch produziert wie man mir auf Nachfrage erklärte, grazie, das schmeckt man!

Neben der Qualität der Pasta wusste auch das Olivenöl wieder außerordentlich zu gefallen und rundete mit gut dosierten „A&P“ zu einigen den besten Spaghetti AOP der letzten Jahre ab, auch wenn das Foto vielleicht etwas blass rüberkommt.

Die 6 Gambas waren von hinreichender Größe und in der Schale auf den Punkt gebraten worden. Dabei sauber entdarmt und so verarbeitet das das Versprechen „Easy Peel“ das man auf den einschlägigen Verpackungen liest bei diesem Gericht kein leeres blieb. Selbst mit Besteck war es ein leichtes die Schale zu lösen und so ist es mir im Endeffekt lieber, der geschmackliche Unterschied ist groß wie ich finde wenn in der Schale gegart wird.

Das Basilikum-Pesto vielleicht etwas unschön getroffen auf meinem Bild, farblich war es ein sattes Dunkelgrün, geschmacklich sehr gut, allenfalls einen Hauch Salz hätte es noch vertragen können.

Trotzdem alles drinnen was ein gutes Pesto ausmacht, der Käse, das gute Öl, das frische Basilikum, fernab jeder Ranzigkeit durch lange Lagerung, vorbildlich gearbeitet.

Der frische, fruchtige und dabei eher leichte Chardonnay tat ein gutes Werk zu diesem Gericht und bot ein sehr anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wer ein solches Pesto in guter Qualität schon einmal selber hergestellt oder gegessen hat wird fortan gesenkten Hauptes an den einschlägigen Supermarkt-Angeboten vorbei gehen, aber wem erzähle ich das hier, zumindest die ersten Leser dieser Kritik werden diesen Hinweis erfahrungsgemäß eher NICHT benötigen. :-)
 
Pizza Parmigiano mit Parma und Rucola – 10,90 €

Die Lieblingspizza von Madame, ich war gespannt auf den Grano duro Teig! Optisch erst einmal kein großes Wunderwerk der liebevollen Belegung, allerdings verströmte der erst Sekunden vorher aufgeschnittene Parmaschinken bereits sehr verheißungsvolle Töne bei seiner leichten Erwärmung.

Ich habe probiert und muss sagen das ich sehr angetan war, die Tomatensauce war recht naturbelassen aber dafür mit sehr aromatischer Ware zubereitet und hatte eine schwere, fast süße Grundnote.

Der Teig überraschte, die von First mit Vorliebe herangezogene „hauchdünne zugefrorene Pfütze die man des Winters eintritt“, die er benutzt um sein Lieblingsgeräusch zu umschreiben, das er beim Biss in eine Pizza gerne hört, wäre auch hier nicht fehl am Platze.
Trotzdem war der Teig nicht so hauchdünn, wie man es eigentlich erwarten würde um diese akustische Begleiterscheinung zu verursachen, trotzdem sehr gut, Madame kam ins leichte Schwärmen (Anmerkung @DO: Ja, war „BEN COTTA“!!!!!) :-)

Der Schinken eine gute Ware mit entsprechend beinahe nussigem Touch, der Rucola taufrisch, klasse Pizza, Punkt.
 
Glücklich mit der Entscheidung für das Restaurant plauderten wir noch etwas mit dem netten Koch, dieser hatte den Service kurz übernommen da es schon nach halb drei war und das Restaurant zu diesem Zeitpunkt bis zum Abend geschlossen wird.

Kurz noch zwei Espressi bestellt, extrem gut angelegte 1,50 € pro Tasse, wunderbare Crema und intensives Aroma, das nächste Mal nehme ich einen doppelten, soviel steht fest.
 
Fazit

Die in der bergischen Pampa leicht gewagte Mischung aus Feinkostladen und Gastronomie funktioniert für das Auge wie für den Gaumen ganz hervorragend, eine tolle Rosenmontags-Entdeckung über die ich froh bin.

Detailverliebtes, behagliches Ambiente, kein Laden der Provnz-Schicki-Micki wie ich zunächst befürchtete, nachbarschaftlich-bodenständig mit Niveau und Fokus auf dem Produkt und guter Küche.

Die Sauberkeit ohne Tadel, lediglich unsere Tischläufer waren etwas mitgenommen von den kurz vorher noch anwesenden Vorgängern.

Hier komme ich gerne nochmal hin, Atmosphäre, Team, Ware und Küchenleistung haben überzeugt.
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 18 andere finden diese Bewertung hilfreich.

DerBorgfelder und 18 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.