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Zum Verständnis meines obigen Titels, Gina Duesmann und Lars Keiling haben vor drei Jahren ihr Restaurant aufgeteilt. Vom Eingang her gesehen befindet sich im rechten Bereich das mit einem Stern gekrönte Feinschmeckerrestaurant, links das mit einem „Bib Gourmand“ bedachte Weinbistro mit seiner etwas bodenständigeren Küche.
Wochen vorher hatte ich schon, angesichts des Ehrentages, einen Tisch im Feinschmeckerbereich reservieren wollen. Mit viel Bedauern jedoch hatte mir Frau Duesmann mitgeteilt, dass an 10. September, dem Geburtstag meiner Frau, der ganze Sternebereich im Restaurant durch eine geschlossene Gesellschaft belegt sei. Ich ging in mich, und fragte, ob es möglich sei, dass Menü von „rechts“ auch „links“ zu servieren. Frau Duesmann nickte und versprach unseren Tisch auch in der Dekoration vom rechts auf links zu liften!
Der 10. September kam und ich chauffierte meine Frau nach Bad Bentheim. Gegen 19 Uhr betraten wir das Restaurant. Man kann das Keilings inzwischen als unser kulinarisches Wohnzimmer bezeichnen, mit dem betreten fühlt man sich wohl und umsorgt von Frau Duesmann und Ihrer langjährigen Kollegin Katy Rümmler-Stolle. Die Professionalität und Freude mit der man hier als Gast behandelt wird, sucht in weiter Umgebung ihres gleichen.
Bei einem früheren Besuch hatte ich geklagt, dass es der nicht existente Sommer 2016 erfolgreich verhindert hatte, dass wir einmal auf der nach Süden gelegenen Gartenterrasse des Restaurants speisen konnten. Jetzt hat sich ja der Sommer einfach in den September verlegt und Frau Duesmann führte uns für den Aperitif und den Küchengruß auf die noch im Sonnenschein liegende Terrasse mit den Worten: „Jetzt klappt es doch noch mit dem draußen sitzen“. Für das ganze Menü hätte es nicht gereicht, aber einfach die Geste zählt.
Somit genossen wir die letzten warmen Abendsonnestrahlen bei einem Aperitif auf der Terrasse.
Zu diesem Aperitif der erste von 9 Gängen an diesem Abend, Snacks und Fingerfood genannt.
Ich hoffe, ich krieg die Zutaten noch hin mit etwas zeitlichem Abstand. Von links nach rechts waren eine Miso Creme mit japanisch gebeizten Radieschen und gebackenem Wachtelei, dann in der nächsten Vertiefung eine Art Burger mit einem Buchweizen-Bun obenauf, gekrönt von einer Currycreme, ich weiß nicht mehr was unten drunter war, aber lecker war es. Ganz links gebeizte Lachsforelle mit einem Reis-Chip. Lars Keiling versteht es mit kleinen Happen die Geschmacksnerven frei zu schalten für das kommende…..und lief schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.
Nach diesem Gang wurde es zu kalt für Madame auf der Terrasse und wir „siedelten“ um an unseren Tisch. Dieser war durch Tischtuch, Servietten und Besteck für mehrere Gänge von Frau Duesmann auf Niveau von „rechts“ gebracht worden. Da es ein Tisch für vier Personen war, saßen wir äußerst bequem.
Ich hatte mich zur Feier des Tages meiner Frau als Fahrer erkoren, und Madame konnte eine Weinbegleitung für das Menü ordern. Und bei Frau Duesmanns Qualifikationen in Sachen Wein passiert das nicht leichtfertig, dass ich auf eine Weinbegleitung ihrer Wahl verzichte. Ich behielt mir aber vor, bei ein zwei Gläsern ein Gläschen mit meiner Frau zu trinken.
Wir bekamen Brot und Butter serviert.
Es folgte als zweiter Gang der Küchengruß
Ein Lachsbauch gebraten, bedeckt von Kaviar unerläuterter Herkunft (oder ich habe es vergessen), einem pochiertem Wachtelei und einer Blumenkohlcreme. Blumenkohl derart fein zu hacken kann nur eine Strafarbeit für den zweiten Koch in der Küche gewesen sein, wir genossen aber sein Werk in vollen Zügen!
Gang 3 war Loup de Mer / Bourride, Fenchel und Brandade
Bourride musste ich erfragen, es handelt sich um eine Fischsuppenvariante aus der Provence. Hier war die Suppe passiert und mit dem Wolfsbarschfilet, dem geschmorrten Fenchel und der Brandade variiert worden. Fein! Das passte einfach sehr gut zusammen. Zu diesem Gang eine Blaufränkisch Rose aus dem Burgenland.
Gang 4 nannte sich Wachtel & Garnele / Dim Sum und Zuckerschote
Wachtel und Garnele leicht angebraten oder geflämmt auf einer Krustentiersauce, dazu eine feine Zuckerschotencreme, die war unglaublich lecker. Die chinesische Maultasche freute natürlich meine schwäbische Ehefrau. Dazu ein unglaublich guter Riesling aus der Pfalz:
Ich kannte das Weingut nicht, inzwischen hab ich mal ein bisschen recherchiert, aber es ist quasi unmöglich Produkte ohne langfristige Vorbestellung von dort zu erwerben. Ich kann es verstehen, dass dieser Winzer so schnell ausverkauft ist.
Der erste von zwei Rindfleischgängen, Nummer 5, war Kalbsbäckchen geschmort / Sommertrüffel / Kartoffeffel-Espuma
Kalbfleisch so geschmort, dass es beim Anblick zerfällt, so zart war es! Sauce und Trüffel dufteten um die Wette. Dazu Saubohne (bei uns „dicke Bohnen“ genannt), sorgsam aus der bitteren Außenhaut gepuhlt. Ganz einfach ein perfekt harmonierendes Gericht. Frau Duesmann gestand auf Nachfrage ein, dass es ihr Nachmittagsjob gewesen sei, die Bohnen zu puhlen.
Dazu ein Nuits-Saint-Georges von 2006
Muss man zu diesem Burgunder noch was sagen? Großartig, der erste Wein dieser Burgunderlage den ich kosten durfte. Irritiert war ich darüber, dass Frau Duesmann diesen wegen der Trüffel etwas gekühlt servierte. Das mag zu den Trüffeln tatsächlich gut sein, aber voll entfaltete sich der Wein erst beim wärmer werden. Frau Duesmann ließ die Flasche mit dem Angebot zurück, dass ich den wärmeren Zustand noch verkosten dürfte.
Rindfleischgang 2 oder Gang 6: US Beef / Mais und Steinpilze
Hier sollte man einfach das Foto sprechen lassen………..Beef perfekt gegart, Mais als Creme und „Kölbchen“, die Steinpilze fein gehackt in der Sauce. Dazu noch Rosenkohl. Jam, ich schlecke mir heute in Gedanken die Finger nach diesem Teller.
Dazu eine Rioja Gran Reserva von 2007
Und ich gestehe, ich weiß nicht, ob mir der Nuits Saint Georges besser gefallen hat, auch ein großartiger Rotwein!
Konnte noch was kommen? Ja, eine französische Käseauswahl
Nussbrot und Früchtebrot hausgebacken, dazu verschiedene Marmeladen, ich weiß noch Tomate und Feige war dabei, drei ist leider vergessen. Fünf Sorten Käse wurden serviert, ich muss gestehen, ich bekomme sie nicht mehr ausgezählt. Wie immer wies Frau Duesmann die empfohlene Verzehrreihenfolge an.
Konnten wir noch was essen? Ja, konnten wir! Dôme – „Schwarzwälder Kirsch“
Lars Keiling servierte eine dekonstruierte Schwarzwälder Kirschtorte mit den Bestandteilen Mandel, Zitronenverveine und Valrhona-Schokolade. Und wie immer lasse ich den Anblick sprechen, ich weiß, hier fangen wieder einige Kolleginnen an zu schnurren, wenn sie das Foto betrachten. Da ich vorher meine zwei Glas (klein) getrunken habe, kann ich mich den Wein zu diesem Gang nicht mehr erinnern, weil nicht getrunken.
Die Nascherei, Gang 9, beendete die Schlemmerei.
Auch hausgemacht, die Macaron mit rote Beetesaft gefärbt! Mit einem Espresso wurde dann der allerletzte freie Platz im Bauch auch noch belegt.
Zusammenfassung dieses Abends: Großartig bei den Speisen, den begleitenden Weinen und dem Service. Absolute Empfehlung. Das Keiling bleibt meine Nummer 1, obwohl in Fürstenhagen in Gestalt der alten Schule scharfe Konkurrenz erwachsen ist in meinem persönlichen Ranking!