Sinans
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Harmsstraße 13, 24114 Kiel
Restaurant Bar Cocktailbar
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GastroGuide-User: Johnny-B
Johnny-B hat Sinans in 24114 Kiel bewertet.
vor 10 Jahren
"Erst Grundlage schaffen, dann Cocktail geniessen - beides hier gleichermaßen ausgezeichnet möglich"
Verifiziert

Geschrieben am 23.03.2015 | Aktualisiert am 23.03.2015
Besucht am 07.08.2014
Das Sinans

Dieses Restaurant hatte uns schon lange interessiert. Es hat sich hier angesiedelt, als meine Lebensgefährtin und ich gerade etwas länger als ein Jahr aus der näheren Umgebung weggezogen waren, zuvor hatte ich stets den Eindruck, einen recht häufigen Pächterwechsel in diesem Gebäude zu erleben, gefühlt alle paar Monate hing ein neues Schild über der Tür.


In seiner Eigenkommunikation bezeichnet sich das Sinans als Restaurant, Cocktailbar und Lounge, der optischen Gestaltung des Restaurants folgend würde ich eine kleine Schwerpunktsetzung auf die zweite und dritte genannte Bezeichnung zuordnen.

Das Restaurant befindet sich inmitten der "Häuserschluchten" des Südfriedhofs, das Stadtviertel liegt im "Speckgürtel" der Kieler Innenstadt und ist dicht besiedelt. Parken ist im dortigen Seitenstraßengeflecht eigentlich immer irgendwo möglich, erfordert aber Zeiteinplanung zur Parkplatzsuche. Im nahegelegenen Königsweg befindet sich ein Parkstreifen am Fahrbahnrand (hinter der dortigen Tankstelle anschließend), östlich der Tankstelle ist außerdem ein kleiner öffentlicher Parkplatz. Diese Möglichkeiten sind allerdings beide parkscheiben- bzw. kostenpflichtig.

Da das Restaurant über sehr wenige Sitzplätze verfügt, sei größeren Gesellschaften eine Reservierung unbedingt empfohlen.

Bedienung

Im Service ist hier der Chef persönlich federführend, ob er, Sinan, es tatsächlich selbst ist, konnte ich nicht herausfinden.

Der Lokalität angemessen legte er bei unserem Besuch eine lockere Art an den Tag, fiel dabei aber durch flottes und zielstrebiges Verrichten seiner Tätigkeiten auf.

Schon als wir die Straße hin zum Lokal überquert hatten, wandte er sich, zwischen den Außensitzplätzen des Restaurants Posten haltend, uns mit einem freundlichen "Sie möchten zu uns, herzlich willkommen!" zu.

Einer der vier Tische draußen war noch frei, leider aber für in wenigen Minuten eintreffende Gäste reserviert, wie er uns unter Verwendung entschuldigender Mimik und Gestik mitteilte - war keine Ausrede, die kamen tatsächlich nur wenig später.

Wir liessen uns in den Innenraum begleiten, freie Platzwahl bezüglich der dort freien Tischen wurde uns angeboten (zwei von etwa zehn Sitzgarnituren mit unterschiedlicher Bestuhlungszahl waren zu dem Zeitpunkt von Gästen besetzt).

Unsere Entscheidung fiel auf einen der Bartische im vorderen Raum, bestuhlt mit zwei Barhockern auf der einen Seite des Tisches, auf der anderen Seite eine Sitzbank, alle diese mit bequemer Lederpolsterung bezogen.

Erneut mit beschwingt-lockerer Rhetorik garniert wurden uns die Speisekarten gereicht, diese boten eine kleine, aber sehr feine Auswahl an: drei Steakgerichte, ein Fischgericht, einige Burger und Salate sowie eine Auswahl an verschiedenen Pasta-Gerichten. Ergänzt wurde diese Auswahl durch eine wechselnde Monatskarte, derzeit dominert von Jogi-Gerichten (Jogi-Burger, Jogi-Grillteller, ...) - eine Hommage an den Fußball-Weltmeister-Macher.

Wir orderten nun Getränke, ein Hefeweizen (Maisel, 0,5 l zu 4,30 Euro) sowie ein kleines Pils (Veltins, 0,3 l zu 2,90 Euro) und widmeten uns der Karte.

Beim Servieren der Getränke, welche direkt nach Bestellung am Tresen gezapft (Pils) bzw. eingeschänkt (Weizen) wurden, dann die Bestellung der Speisen, diese wurden etwa 20 Minuten später serviert, zuvor noch mit gutem zeitlichen Abstand vier Scheiben Baguettebrot zu einem Knoblauchdip als kleine Aufmerksamkeit des Hauses, unspektakulär, aber nette Geste und effektiver Appetitanreger.

Das Servieren der Hauptspeisen übernahm ein anderer Mitarbeiter des Hauses, unser bis dahin zuständiger Kellner war zum Zeitpunkt, als die Küche sich meldete, im Außenbereich gebunden - der Kollege wusste zwar nicht, was wir nun bekommen sollten, aber auch dies konnte kommunikativ gelöst werden.

Ein flotter, angenehmer Dialog zu den Gästen wurde seitens der Servicekraft stets aufrecht erhalten, und das passte hier einfach zum Ort.

Betont sei, die Serviceleistung wurde dennoch absolut professionell und immer zügig erfüllt.

Nach Beendigung des Speisens wurde mit geschickten Handgriffen der Tisch geräumt, dabei ein Hinweis auf die heute verfügbaren Desserts (Kuchen oder Eisbecher), kein Bedarf unsererseits aber, wir hatten bereits einen anderen Plan gefasst: inzwischen war ein Tisch im Außenbereich frei geworden , wir wechselten dorthin und widmeten uns der Cocktailkarte (diesen Teil lasse ich hier in der Rezension raus, es geht ums Speisen, auch davon wäre nur Positives zu berichten).

Im Fazit sicher keine Serviceleistung im Sinne eines klassischen Restaurants, aber eine stimmige hinsichtlich der hiesigen Lokalität und im Bezug auf ihren Effekt eine als angenehm empfundene, gute.

Das Essen

Gewählt wurden:

Pasta Filetto, mit Rinderfiletspitzen, Steinpilzen und Champignons in cremiger Sahnesauce (12,90 Euro) sowie der gemischte "Jogi-Grillteller" der aktuellen Monatskarte, gemischte Grillplatte aus Rind, Schwein und Pute, dazu Kartoffelwedges sowie ein Beilagensalat (12,50 Euro).

Schon vorweg, beide Gerichte wussten zu überraschen, Sinans Küche kann mit vielen Kieler Adressen in der Standardgastronomie mit Leichtigkeit mithalten.

Der Tellerrand des Pastagerichtes farbenfroh dekoriert, aber nicht wie so oft mit Gewürzen oder Balsamico, sondern hier mit Gemüseschnitzeln (vorwiegend Karottenquader) und Sprossen. Im Ergebnis eine sehr ansehnliche Optik.

Die Nudeln (bei allen Pastagerichten freie Auswahl des Gastes zwischen Spaghetti oder Penne, ich wählte ob der Zulagen bei diesem Gericht hier Penne, hätte, wenn verfügbar, eine breite Bandnudelsorte noch mehr bevorzugt) zur angenehmen Bissfestigkeit hin zubereitet, für mich: wie sie sein sollen.

Eine angemessene Menge frischer Champignons und sehr aromatischer Steinpilze in angenehmer Konsistenz eingefügt, die Rinderfiletspitzen wechselten im Querschnitt farblich von einem dunkelbraun-gräulichen Farbton außen in einen innen intensiv rosigen und waren in Biss und Geschmack sehr ansprechend. Die Sahnesauce cremig, geschmacklich etwas belanglos, dies störte mich ob der Aromen von Fleisch und Pilzen aber absolut nicht.

Der Jogi-Grillteller bestand aus etwa gleich großen Grillsteaks von Rind, Schwein und Pute. Meine Begleiterin bescheinigte allen Fleischkomponenten eine sehr gute und schmackhafte Zubereitung. Auf dem selben Servierteller je eine große Portion von Sour Crème und Kräuterbutter, in einer getrennten Schale beigestellt Kartoffelwedges, gut zubereitete Convinience-Ware vermute ich ob der Optik (kein Vorwurf!), in der Menge mehr als reichlich davon.

Der Beilagensalat, ebenso separat serviert, hätte durch seinen Umfang und seine vielfältige Zusammenstellung (Blattsalate, Tomatenachtel, Gurkenscheiben, Mais, und noch ein bis zwei Komponenten, bekomme es alles nicht mehr zusammen) problemlos als eigenes Gericht "gemischte Salatportion" durchgehen können und wurde ebenfalls als sehr schmackhaft bewertet. Dressing: klassische Öl-Essig-Anmachung.

Dass meine Partnerin den Fleischanteil des Gerichts komplett verspeiste, vom Salat etwas und von den Wedges einige übrig lies, spricht absolut für die Fleischqualität - und für das Portionsvolumen.

Im Fazit: beide Portionen gut und reichlich, diese Küche braucht sich gegenüber vielen Adressen der Kieler Innenstadtgastronomie nicht zu verstecken.

Das Ambiente

Hier stellt man sich der Herausforderung, Cocktailbar / Lounge und Speiserestaurant in einer dafür etwas begrenzten Räumlichkeit umzusetzen. Der Lösungsansatz, den ich zu erkennen vermochte: baue beides in scharf konturierter Ausprägung auf, und arbeite dann den jeweiligen Richtungen mit sanften Kompromissen gegenseitig zu.

Das gelingt hier vorzüglich.

Die Wände des Innenraumes terracottafarben gehalten, die hellorangen Bezüge der Sitzmöbel fließen aus der Wandfarbe sanft heraus. Der untere Teil der Bar in sanftem violett (wie weitere Elemente im Raum über Eigenbeleuchtung und Wandleuchten beleuchtet), der obere Teil des Tresens in einem recht intensiven pink gehalten, ebenfalls über Beleuchtung verstärkt (beim pink braucht das Auge einen Moment, sich dran zu gewöhnen, lässt man es zu, findet es in eine Stimmigkeit - so ging es mir zumindest damit).

Holzdielenböden, die Wände angemessen im passenden Stil mit Bildern verziert, die Decken mit optisch ansprechenden und im Stil passenden Lampen versehen.

Wechselnde musikalische Einflüsse entstammen dem Cocktailbar / Lounge Anteil des Konzepts, die Lautstärke im Raum ist angenehm getroffen, auch diesen sanften Kompromiss kann der Speiselokal-Anteil gut vertragen.

Sitzplätze im Innenraum gemischt, Barplätze und herkömmliche Stuhl-Tisch-Garnituren, insgesamt wohl etwa 40 Sitzplätze.

Im Außenbereich Korbstuhl-Nachbildungen aus Kunststoff in dunklen Farben, belegt mit bequemen Sitzpolstern, um robuste Außentische platziert.

Die Lage in den Häuserschluchten des Südfriedhofes kann nur sehr begrenzt Effekte schaffen, dieses Konzept könnte man problemlos auch in bester Fördelage platzieren - es konnte mich überzeugen.

Dem Außenbereich merkt man die Lage an einer gut befahrenen Stadtstraße in dicht besiedeltem Gebiet an, was bezüglich seiner Sauberkeit getan werden kann, wurde hier vollbracht.

Im Fazit: da kann man zum essen hin, oder um einfach den ein oder anderen Cocktail zu geniessen, oder eben beides in einer Lokalität gemeinsam tun. Die Qualität der Speisen überraschte sehr positiv.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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rr_blaubaer und 6 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.