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Da meine Frau auf auswärtiger Fortbildung weilte, durfte ich mich im Canova trösten (aka nach Herzenslust schlemmen und zechen). Wobei drei Gänge hier ebenso ausreichend sind (Plus Käse. Natürlich.) wie auch drei Weine (Plus Süßwein. Natürlich). Ich hielt mich an Riesling
und hatte das Glück, dass mich der Chef persönlich betreute. So konnte ich auch Wünsche außerhalb der Karte äußern und entschied mich für Ceviche vom Kabeljau, als Fischgang Lumb, gefolgt von der Kalbfleisch-Super-Kombo Rücken kurzgebraten und Bäckchen langgeschmort! Alles auch noch freundlich als 4-Gang-Menü (Käse!) für 69€ berechnet.
Ich lass mal die Leistungen der leider zu häufig wechselnden Service-Crew bei meinen letzten Besuchen mit in die Wertung einfließen.
Ich ließ mir zu Beginn des Abends einen Cremant Rosé für 7€ schmecken.
Das gute Brot von Biobäcker Knuf aus Voltlage wurde nach wie vor im Stoffsäckchen serviert, dazu einfach Butter.
Die Küche grüßte dann mit einem Salat von Linsen und roter Bete mit mildem Joghurt und Kräutern.
Die an sich gelungene Kombination hätte viel stärkere Gewürze vertragen. So blieb sie sehr indifferent
Was man vom ersten Gang überhaupt nicht behaupten konnte.
Koriander und Thai-Basilikum waren mutig unter die marinierten Fischwürfel gemischt. Diese starken Kräuter hasst man oder liebt sie wie ich. Auch Tomate war vertreten, was Marius Keller als Mexico-Style erklärte. Erfreulich, dass die Limettensäure nicht zu stark in den Vordergrund trat und mit süßer Mango deutlich abgepuffert wurde. Guter Auftakt.
Der Lumb, auch Brosme genannt, war für mich eine Premiere.
Durchgegart, aber saftig, hat mich das weiße Fleisch an Kabeljau erinnert. Frittierte Kapern, Schalotten und Zitronenbutter sorgten für Textur und kräftige Akzente. Das süß-erdige Selleriepüree mit Fenchelschaum passte genauso schön zu diesem einerseits rustikal, andererseits kreativem Teller wie die sautierten, blättrig aufgeschnittenen Artischockenböden. Genau diese Art von reichhaltiger Wohlfühlküche ist ein Grund, immer wieder ins Canova einzukehren.
Auch der Fleischgang schmeckte sehr gut. Der Kalbsrücken war nicht ganz so rosa, wie er auf dem Foto wirkt.
Sicherlich für die meisten Fleischfreunde genau richtig, ich mag es etwas kürzer gegart. So oder so, noch saftig, sowohl mit Kalbfleischgeschmack als auch mit Röstaromen. Einfach gutes Fleisch. Trotzdem hätte ich mir mehr von der Jus gewünscht. Perfekt die Bäckchen, ein Traum von zartem Fleisch mit ganz kräftiger Bräunung.
Auch bei den Nebendarstellern ließ sich die Küche nicht lumpen und servierte auf einem sehr großzügigen Bett von Rote-Bete-Mus ein Potpourri von Knollen aus dem Hause Seiboldt. Darunter auch der von mir so geschätzte Knollenziest, der mit seiner gewissen Parfümiertheit aber nicht Jedermanns Sache ist. Das Püree gefiel übrigens durch eine mutige Würzung, die die Süße der Rübe in Schach hielt. Um Längen besser, als der süße Brei im Dezember bei Natusch in Bremerhaven.
Zum Abschluss eine formidable Auswahl von Käsen aus der Fromagerie Olivier.
Salers gibt es viel zu selten, dazu Comté, Fourme de Montbrison, ein Schafskäse und einen cremigen Rohmilchkäse Port-d‘Envaux (den ich hartnäckig für Pont l‘Eveque hielt - aber: Wer zählt die Käse, nennt die Namen?) Apfel-Chutney und Portwein-Zwiebelmarmelade aus der Küche des Canova vervollständigten mit roten Trauben den schmackhaften Abschluss eines gelungenen Schlemmer-Abends. Und der Moscato d’Asti. Natürlich.
Das Canova ist für mich eine feste Größe in der Bremer Restaurantszene. Keine Gourmetküche (im Sterne-Sinn) und nicht auf Effekte aus. Aber als ich mal sagte, dass Marius Rieß der unterschätzteste Koch der Stadt sei, entgegnete die Bedienung nur: „Der Beste!“ Könnte was dran sein.