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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Restaurant Cassambalis in 10623 Berlin bewertet.
vor 10 Jahren
"Gehobene mediterrane Küche mit griechischen Erinnerungen in einem sehenswerten Ambiente für den feineren Abend"

Geschrieben am 31.01.2015
Besucht am 05.08.2014
Zeche: 131 €

Allgemein:

Das Cassambalis führt im Untertitel noch „Taverna“, doch es gibt nur noch wenige Einsprengsel klassisch griechischer Gerichte im Gesamtangebot. Mediterran mit einem Schwerpunkt bei der italienischen Küche, so würde ich das kulinarische Angebot im Cassambalis beschreiben.

Das Cassambalis liegt in der Grolmannstraße nah am Savignyplatz, dem klassischen Kulminationspunkt für Ausgehen, Essen und  Trinken in Charlottenburg. Im Cassambalis versammeln sich einige Touristen und gutbürgerliche Einheimische, die gediegenen Wohlstand ausstrahlen und es sich gut gehen lassen. Aber kein abgehobenes Publikum.

Am besuchten Dienstagabend im Hochsommer waren vornehmlich die Tische auf dem Trottoir besetzt und einige im luftigen vorderen Bereich des Restaurants. Also nur eine geringe Auslastung.

Für das Preis-Leistungs-Verhältnis  gibt es nach einer Diskussion mit meiner Begleiterin im Ergebnis sehr knappe vier Sterne. Die Getränkepreise sind teilweise schon abgehoben, ebenso die Preise für einige Tellergerichte, aber dazu später mehr.

Das Interieur des Cassambalis ist sehr aufwendig gestaltet und wartet mit einer Flut optischer Eindrücke auf. Das sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man nicht auf den Euro schauen muss.

Auf der Internetseite des Cassambalis zeigt eine Fotogalerie das Innenleben; die Speisekarte sucht man dort leider vergebens (http://www.cassambalis.de/index.html).

Hier meine weiteren, guten "Griechenerfahrungen" in Berlin: Taverne Athene,  Der Kretaner,  Berkis, Restaurant Z, Elena, Estiatorion Jevssis, Nemesis, Pratirio, Ousies. Teuer Dimokritos, mittelmäßig das Ypsilon.
 
Service:

Angesichts der geringen Besetzung reichten drei männliche Kräfte aus. Alle sehr gepflegt einheitlich mit roter Kellnerschürze, weißem Hemd und schwarzer Krawatte als Dienstgewand. Sie strahlen Routine aus. Ihre Ansprache mit einer guten Balance aus Höflichkeit und auch einer launigen Bemerkung. Der Wein wurde ab und an nachgeschenkt, aber das ist für mich von untergeordneter Bedeutung bei der Beurteilung der Servicequalität. Die Pfeffermühle wurde nicht nur gebracht, sondern auch kräftig betätigt.

Serviert wurde in angenehm empfundenen Abständen.

Also ein ordentlicher Viersterneservice.

Die Getränkepreise sehr selbstbewusst. Pilstrinker werden mit 3,20 € für 0,3 l bestraft, Wassertrinker geben 6,00 € für 0,75 l aus. Die offenen weißen und roten Weine starten für 0,2 l bei 4,90 €.

Die Weinkarte mit italienischen, spanischen und griechischen Weinen ist umfangreich und die Flaschenpreise beginnen im zwanziger Eurobereich. Der von uns ausgewählte Biblia Chora Rosé (100 % Syrah) kam auf 31,00 € (EKP bei zehn Euro) und bestach durch seine für einen Rose kräftige Farbe und war fruchtig und vollmundig und gut gekühlt, was er im Weinkühler mit viel Eis blieb.

Zwei Grappas wurden zur Rechnung spendiert.

Essen:

In der Mitte des Restaurants ist das Vorspeisenbuffet aufgebaut. Auf ihm finden sich viele klassische Antipasti, die ansprechend präsentiert werden. Dort bedient man sich selbst und das Ausgewählte wird gewogen und bepreist. Die Karte gibt einen Richtwert an (300 Gramm 13,50 €). Ergänzend einige Vorspeisenklassiker aus Griechenland und Italien auf der Karte (z. B. Tsatsiki 4,90 €, Auberginenmousse 7,20 €, Taramas 7,20 €, Vitello Tonnato 14,50 €, gegrillter Oktopus 14,00 €, Jakobsmuscheln 17,50 €, Iberien ist mit Chorizo für 10,00 € vertreten).

Die Karte ist ansonsten überschaubar und weist wenige Salate, zwei Suppen, acht Pasta- und Risottogerichte (12,50 bis 16,80 €), zehn Fleischgerichte (Kalb. Lamm, Rind von 12,50 bis 29,50 €) und wenige Fischgerichte auf.
Zudem eine Sonderkarte mit Pfifferlingen als Hauptprotagonisten, begleitet von Tagliatelle (16,50 €) bis Kalbskotelett (38,50 €). Aus dem Salzwasser waren Seezunge und Steinbutt im Tagesangebot.

Vorweg erst einmal ein Körbchen mit einem Stangenbrot, das überzeugte. Eine grobporige Krume, deren Farbe auf einen Roggenanteil im Teig hinwies und eine krosse, dickere Kruste. Dazu streichfähige Butter.

Neben den beiden Tellern mit Antipasti vom Buffet, die zusammen mit 19,50 € auf dem Kassenbon standen und damit ein sehr gutes PLV aufwiesen, hat uns der gegrillte Oktopus überzeugt. Vier aufgeschnittene Abschnitte vom dicken Tentakel, gut gegrillt, fest im Biss und mit gutem Eigengeschmack. Allemal 4,49 Sterne wert.

Was auf den Tellern vom Buffet gelandet war, kann man auf den Fotos ganz gut sehen. Hervorhebenswert, dass es endlich mal wieder ein hausgemachtes Aioli gab, das den Namen verdient. Sehr Überzeugend auch der Krakensalat. Insgesamt sind alle Antipasti sorgfältig zubereitet und gut gewürzt. Kein Ausfall. Durch die Selbstbedienung kann man seinen Vorlieben oder seiner Neugierde freien Lauf lassen. Auch für die Antipasti gerne vier Sterne.

Dann die Pappardelle mit Pesto und einem Scampo (15,50 €) und ein Entrecôte mit Kartoffelgratin und jungem Gemüse und Portweinjus (25,00 €).

Die Nudeln und das Pesto harmonierten sehr gut, obenauf ein großer Scampo. Ein gelungenes Gericht, aber von überschaubarer Portionsgröße und stolz bepreist.

Beim Entrecôte wurde der gewünschte Garzustand nicht abgefragt. Es kam „medium plus“ auf den Tisch, was mir schon zu durchgegart war. Portweinjus Fehlanzeige, dafür Kräuterbutter. Das fand ich zu simpel. Möhren, Stangensellerie und Kartoffelgratin vom Beilagenteller waren unauffällig.

Die Hauptspeisen sehe ich bei 3,5 Sternen, was zusammen mit den sehr guten Vorspeisen eine knappe vier im Ergebnis bedeutet.

Eine interessante Alternative im Cassambalis ist sicherlich ein Essen, das sich auf die Antipasti vom Buffet, ergänzt um Vorspeisen aus der Karte beschränkt.

Ambiente:

Auf den Tischen weiße Tischwäsche einschl. Stoffservietten. Die Zweiertische bieten gerade noch ausreichend Platz. Zu eng stehen sie nebeneinander und so wurden wir unfreiwillige Zeugen der gar nicht einmal laut geführten geschäftlichen Unterhaltung am Nachbartisch. Wenn man das vermeiden will, sollte man bei der Platzierung auf einen Tisch mit Abstand zu den Nachbarn achten. Die Laufwege zwischen den Tischreihen sind ausreichend dimensioniert.
 
Die Gestaltung des großen Raumes ist erst einmal von der Basis her gediegen: Ein Fliesenboden mit Ornamenten, dunkle Holzmöbel, die Sitzmöbel mit schwarzem Lederpolster, Lampen mit auffällig geschwungener Metallfassung. Von den Wänden sieht man kaum etwas, denn sie sind mit Kunst unterschiedlichster Stilrichtungen belegt. Viel sehr Farbenfrohes darunter, so dass einem ein Farbenfeuerwerk beim Betreten des Cassambalis empfängt. Zwei Fotos von mir können hiervon einen Eindruck vermitteln. Die Beleuchtung illuminiert die Kunst ausreichend.
Eine Musikbeschallung war zu vernehmen, sie begann mit einer jazzigen Musikfarbe.

Das Gediegene und von der Materialanmutung her Hochwertige setzte sich im Keller auf den Toiletten fort.

Sauberkeit:

Sehr gepflegt und nichts zu bemängeln.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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