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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Mémoires d'Indochine in 68159 Mannheim bewertet.
vor 10 Jahren
"Feine Geschmackserlebnisse weit ab von Laos"
Verifiziert

Geschrieben am 05.10.2015 | Aktualisiert am 05.10.2015
Besucht am 26.09.2015
Samstagmittag, kurz nach 14 Uhr. Die üblichen Verdächtigen in Mannheim sind alle voll. Wir haben Lust auf asiatisch. All you can eat Asiaten inkl. mongolischen Grill stampften vor Jahren in Mannheim wie Pilze aus der Erde. Der Run auf all you can Eat besonders Sushi ist nach wie vor groß, ich war nie ein Freund vom zusammen gepappten Vogelfutters sowie des Buffet Essens. Meine Frau und ich haben an dem Samstag wieder Lust auf sanfte Garmethoden, frische Kräuter und faszinierende feine Explosionen am Gaumen. Das Memoires dÌndochine nimmt da seine Gäste auf eine aufregende Reise durch die aromatische Frischeküche Südostasiens mit, und drückt den Gästen seinen Stempel auf. - Zwei Tage vorher, am Donnerstagabend standen wir schon einmal vor dem Lokal. Das Tagesangebot" Hühner-Kotelett mit geschmortem Kürbis-Gemüse, Kokos und Zitronengras mit sanftem Reis" haben dann nicht nur uns sondern zahlreiche Gäste ins Lokal gelockt. Wir an diesem Abend rein, es war auch ein zweier Tisch frei, aber eine Dame vom Serviceteam sprang dazwischen "Leidel besetzt" - sie werde sich dann um uns kümmern. Wir warteten dann einige Minuten stehend im Lokal, hinter uns eine weitere Schlange, da sich dann niemand um uns bemühte, obwohl danach noch ein weiterer Tisch frei wurde, sind wir aus dem Lokal raus.


Indochina, ehemals französische Kolonie in Südostasien, umfasst heute die Länder Laos, Kambodscha und Vietnam. "Indochina" wurden einst die früheren franz. Kolonialstatten genannt, daher auch der franz. Einklang besser gesagt der franz.-asiatischer Einklang. Frau Thanasak erklärt den Gästen am Tisch freundlich ihre Idee von der neuen Crossover Küche. Geschickt werden hier von der Küchencrew die Keng No Mai Sai Yanang; Tam Mak Hung oder Khao Poon Nam Phik Gerichte raffiniert inszeniert. Es ist voll, alle Tische sind belegt, es duftet nach frischem Koriander und feiner Fischsauce. In der Ecke ist ein zusammengeschobener vierer Tisch frei, allerdings stehen da schon einige Minuten leere Gläser und benutzte Teller. Der Service ist in dem vom Mannheimer Institut Raumfreiheit entworfenen Restaurant leider ein großes Manko. Immer wieder melden sich Gäste mit Handzeichen, möchten bezahlen, werden vergessen. Vielleicht würden ein, zwei Tische weniger im Lokal da Abhilfe schaffen ??


Zurück zum Interieur. Das gefällt uns immer noch, auch wenn hier und da einige Abnutzungserscheinungen zu sehen sind. Den Eingangsbereich könnte man neu anstreichen, da blättert die schwarze Farbe ab ohne Ende. 
Viele kleine Accessoires, wie beispielsweise die Lampions an der Decke, die Speisekarte mit kolonialem Holzcover oder die für Glück stehende, in königlichem Rot gestrichene Wand, tragen aber immer noch zum modern-schicken Ambiente des Lokals bei - wenn gleich mit Abstrichen.


Wir setzen uns an einen frei gewordenen Zweier Tisch in der Nähe vom Fenster und blicken in die Küche, wo vor Monaten noch Küchenhilfen mit Haarnetz, Einweghandschuhen, die Dame die die feinen Desserts zubereitete sogar einen Mundschutz gesehen haben, gehören leider der Vergangenheit an. Es geht regelrecht chaotisch in der Küche zu, keine Zeit den Hygienevorschriften folge zu leisten. Daher heute deutliche Abzüge bei der Sauberkeit, beim genaueren Hinsehen in den Ecken des Lokals wird uns schnell klar, auch hier könnte man mal nass mit dem Lappen raus wischen.


Wir bekommen die Karten, die immer noch wie zu Anfangszeiten im Holzcover sind. Allerdings gibt es die Vorspeisensuppen für 5 Euro nicht mehr, die günstigste Suppe mit Rindfleisch für knappe 11 Euro (das ist uns deutlich zu viel). Reisgerichte, Nudelgerichte, einige vegane und vegetarische Alternativen, sowie drei Desserts. Ganz ehrlich: ich habe nichts gefunden. Meine Frau ist sich auch unschlüssig, sie tendierte zu dem angebotenen Gericht auf der Schiefertafel, entscheidet sich dann doch für ein Reisgericht mit Hähnchen und fruchtiger Mango-Kokossauce. (12,90) - ich entscheide mich für die Vorspeisenplatte (14,80) (2 Personen) als Hauptgericht. Zu trinken sollte es ein asiatische Limonade sowie ein kleines Pils sein.


Nach einer knappen Viertel-Stunde werden unsere beiden Essen serviert. Die Vorspeisenplatte war mal wieder der Hammer !! Zwei Frühlingsrollen - die traditionelle Frühlingsrolle wird hier in Reispapier knusprig frittiert. Ich dippe die 2 Röllchen in eine frische süß-sauer Ingwer Soße. Ein Spektakel am Gaumen, leicht pikant, feine Aromen. Super !! Die 2 größeren Goi Cuon Sommerrollen sind kalt, aber mit vielen Garnelen (pro Rolle 3 Stück) in hauchdünnen Reisteig gewickelt. Dazu sanft gegartes Schweinefleisch  und frische vietnamesiche Kräuter, welche das Gericht harmonisch abrunden. Ein Genuss mit jedem Biss - allerdings bestellen sich 2 Studenten am Nachbartisch ebenfalls die Goi Con Sommerrollen und schauten uns fragend an mit den Worten "die sind ja eiskalt" - vom letzten Laos Urlaub kannten die beiden die Goi Cuon Rollen als warme Vorspeisengerichte.
In der Mitte hatte ein wenig roh geschnippseltes Gemüse, unangemachter Salat, Karotte, Gurke. Köstlich waren die leckeren Garnelen im Backteig, dazu passten alle 3 angebotenen Saucen. Am besten geschmeckt hat mir mal wieder nach Zitronengras duftend, das gegrillte Hühnerkotelett. Das Fleisch besonders weich und saftig und von hervorragender Geflügel-Qualität, zusammen mit der Erdnuss-Sauce mein Favorit auf der Platte.


Meine Frau war von ihrem Reis-Gericht ebenfalls begeistert, allerdings hätte man etwas mehr Geflügel verarbeiten können, das Gericht war hier etwas spärlich besetzt. Komplettiert von knackigem Gemüse war das Gericht in sich stimmig, die Sauce war wirklich sensationell. Geschmeckt hat die Sauce wie purer Mango-Lassi mit Gemüse und Reis.


Fazit:
Das Essen ist nach wie vor hier spitze, auch wenn ich mir bei der Vorspeisenplatte etwas Reis als Sättigungsbeilage gewünscht hätte, das kreide ich aber dem unaufmerksamen Service an, daher gibt es hier heute Punktabzug. Störend ebenfalls die hektisch wirkenden Gäste, die unrunde asiatische Hintergrundmusik unpassend. Wo ist der Regen geblieben, der zum relaxen und genießen eingeladen hat ?
Daher ist es schwierig für mich auf einen passenden Gesamteindruck zu kommen. Für ein schnelles Essen zwischendurch, sind die Preise zu hoch, da gibt es in Mannheim bessere Alternativen, für ein Date zu zweit ist es zu hektisch, zu laut. Daher "ambitioniertes Fast Food, mit Schwächen beim Service"
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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