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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Nielebock`s Fisch & Mee(h)r in 28757 Bremen bewertet.
vor 9 Jahren
"Ambitionierte Fischküche am Utkiek"

Geschrieben am 25.01.2015
Besucht am 13.08.2014
Zeche: 89 €

Allgemein:

Seit 2011 betreibt Marcus Nielebock das Fischrestaurant Nielebock`s Fisch & Mee(h)r am Vegesacker Utkiek, dem maritimsten Platz Bremens.

Marcus Nielebock ist Inhaber, Koch und Chefkellner in einer Person. Mit einer kleinen, wechselnden Karte mit phantasievollen Kreationen mit frischem Fisch und Meeresfrüchten setzt er einen eigenen Akzent im ansonsten traditionellen gastronomischen Angebot am Utkiek. Im Nielebocks`s darf man also nicht Scholle, Matjes & Co. erwarten.

Was einen genau erwartet, kann man der ansonsten gut gemachten Internetseite leider nicht tagesaktuell entnehmen (http://www.nielebocksfischundmeehr.de/). Das dort ausgewiesene Speisenangebot (14.08.2014) stimmt nicht mit der gestrigen Karte im Restaurant überein. Auch die Weinpreise sind nicht aktuell. Hier besteht also Nachbesserungsbedarf.

Insgesamt ein kleines, feines Fischrestaurant mit einer ambitionierten Küche, das den Utkiek bereichert und einen Besuch wert ist.

Am besuchten Mittwochabend war der Zuspruch um 20 Uhr gering. Außer uns beschäftigte noch ein Paar Herrn Nielebock.

Beim Preis-Leistungs-Verhältnis muss ich die Balance zu meiner Kritik des Chu Ba wahren, dem ich mangels Sättigung nur drei Sterne bewilligte. Bei Nieleboch`s verhält es sich ähnlich. Da es aber ein deftiges Risotto mit hohem Nährwert zum Fisch gab, gebe ich hier 3,51 Sterne.

Service:

Man erlebt Marcus Nielebock. Er kocht direkt hinter dem Tresen und besorgt den Service. Marcus Nielebock ist vom Auftritt her nicht der Typ des offenen, herzlichen Gastgebers. Er kommuniziert nüchtern, zuweilen mit einem Anflug von trockenem Humor. Fragen beantwortet er sachlich und  kompetent.
Zur Begrüßung brachte er einen Aperitif aufs Haus. Eine nette Geste.

Er empfahl den Seeteufel. Eine Weinempfehlung sprach er nicht aus, obwohl die auf der Internetseite einsehbare Weinkarte ein Beleg dafür ist, dass Marcus Nielebock Wert auf eine gute Auswahl von Weinen als Begleiter seiner Küche legt.

Nach unserer Weinwahl fragte er, wieviel Alkohol wir zu trinken gedächten, um darauf hinzudeuten, dass die Wahl einer Flasche gegenüber dem Glas oder dem halben Liter vorzugswürdig sein könnte. Da hatte er ökonomisch recht, denn der Sacchetto Sauvignon Blanc war mit 17 € bepreist, für das Glas 0,2 l meine ich etwas über 5 € zu erinnern. Bei einem Flaschenpreis von 5 € für den Endverbraucher kein Schnäppchen, aber im üblichen Rahmen kalkuliert. Die Flasche Wasser  SP 0,75 l kam auf 5,90 €, eine Flasche des Konzernpils aus Bremen kommt auf günstige 2,20 €, gezapft wird im Nielebock`s nicht.

Für Wein und Wasser wurde ein Eiskühler in der Machart früherer Emailleeimer mit ordentlich Eis auf den Tisch gestellt. Das Wasser mussten wir uns von Beginn an selbst einschenken.

Da mir die kompetente und für einen (und zwischen) Norddeutschen ausreichende Kommunikativität, gepaart mit einem schnellen Service, gefiel, gibt es auch vier Sterne für die Leistung von Marcus Nielebock am Tisch.

Essen:

Die Karte passt auf ein Blatt. Auf dem Blatt wurde Kabeljau vom Grill mit Melonenrisotto (28 €), Makrele und Seehecht für 14 €, Lachs (15,50 €) und Seeteufel (26 €) angeboten. Dazu zwei Vorspeisen. Als Zweigangmenü kam der Seeteufel mit einer Vorspeise nach Wahl dann auf 32 €.

Was ich vermisst habe, ist eine Fischsuppe, vorzugsweise südfranzösischer Bauart. Die gehört für mich zu einem Fischrestaurant und vielleicht kann Marcus Nielebock ja einmal darüber nachdenken, aus Köpfen, Gräten und der Haut seiner Fische  eine solche Köstlichkeit herzustellen.

Was wir ebenfalls vermissten, war ein Amuse Gueule. Angesichts des Anspruchs des Restaurants eigentlich ein Muss.

Wir wählten die beiden Vorspeisen. Ich bekam die kleinen Kammmuscheln mit einer Currysuppe und meine Begleiterin den kleinen Salat mit Garnelen und Mangochutney. Außerhalb des Menüs mit je 9,50 € bepreist.
Meine Vorspeise mit dem Süppchen bestand aus vier Einzelspielern: Einem Glas mit der auf Kürbis und Kokosmilch basierenden Suppe, drei Kammmuscheln (andere Restaurants hätten hier von "Jakobsmuscheln" gesprochen), etwas Feldsalat, angemacht mit Kürbiskernöl und einer länglichen Scheibe leicht angerösteten Baguettes mit etwas Oliventapanade. Man kann das auf dem Foto  gut ausmachen. Alle Spieler überzeugten und zusammen genommen ein interessanter Vorspeisenmix.

Auf der Schieferunterlage meiner Mitesserin der gleiche Salat, dito Baguette, zwei stattliche Garnelen und ein Schälchen mit dem Mangochutney. Letzteres wusste solo zu überzeugen, war für mich aber ansonsten ein Außenseiter.

Also einige hochwertige Zutaten, gut angemacht und gewürzt und damit gerne vier Sterne wert.
Dann bekamen wir den Seeteufel.

Meine Begleiterin konnte ich von dieser Wahl wegen der anatomisch bedingten Grätenfreiheit des Fisches überzeugen. Wir bekamen je ein ordentlich dickes Stück. Vom Garzustand her nicht mehr richtig glasig in der Mitte, aber auch nicht richtig "durch". Meiner Begleiterin wäre es durchgebraten lieber gewesen. Es sollte wie bei einem Steak der gewünschte Garzustand erfragt werden.

Für mich war der Fisch überzeugend.

Er wurde begleitet von einem Chorizorisotto und Meeressalat und einer leicht sahnigen Soße. Im Risotto reichlich kleine Chorizowürfelchen, die dem Risotto einen deftigen Charakter verliehen. Mit dem Meeressalat, der eine leichte Bitternote, ähnlich Rauke, hatte und der abmildernden Soße eine gelungene Rezeptur. Sie beweist die Kochlust von Marcus Nielebock und die Phantasie. Andere Gerichte auf der Karte hatten als Begleiter z. B. Meerrettichpüree, Senfpüree oder Erbsencremereis.

Salz- und Pfeffermühlen wurden uns auf Wunsch gebracht.

Ich gebe für die Kochleistung gerne vier Sterne.

Ambiente:

Wer die Historie der Räumlichkeiten als eher düsterer Imbissbetrieb kennt, anerkennt, dass Marcus Nielebock das Beste draus gemacht hat. Das Restaurant ist klein, aber im linken Hauptbereich mit den Tischen nicht beengt, weil es nicht zugestellt ist. Die Tische für zwei und vier Personen noch groß genug und die Abstände zwischen ihnen gehen als Fluchtwege durch. Rechts vom Tresen geht es schon arg eng an den Hochtischchen zu, da mag man vielleicht ein Süppchen löffeln.

Die Fischauslage bleibt im Sommer leider leer, so dass der Hingucker (siehe auch die Fotogalerie auf der Internetseite) entfiel.

Die Tische waren mit einem Tischläufer bedeckt und mit Gläsern und doppeltem Besteck eingedeckt. Zwar keine Stoffservietten, aber Hochwertige aus der Wegwerfabteilung.

Ein heller Fliesenboden und weiße Wände hellen auf. Die Deko recht gemischt. Steuerrad, Knotenbrett und Segelschiffe erinnern an die alte Imbisszeit. An der Seitenwand links ein farbenfrohes Tryptichon mit einem Korallenriffmotiv.

Imbissmäßig die sehr beengten Toiletten.

Vor dem Restaurant, dass in einer kleinen, Fußgängern vorbehaltenen Gasse liegt, ist eine Reihe Vierertische mit ordentlichem Mobiliar aufgestellt.

Sauberkeit:

Nichts negativ Auffälliges erschreckte meine Sinne.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


hbeermann und 2 andere finden diese Bewertung hilfreich.

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