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Die Landesgartenschau ist längst vorbei, aber auf dem Gelände rings um das wunderschön sanierte Kasernengebäude mit der Nummer 041 wird immer noch kräftig gebaut und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Denn der neue „Wohnpark am Ebenberg“ soll ja als „innenstadtnaher, urban gestalteter, energetisch nachhaltiger und sozial vitaler Stadtteil“ bis zum Jahr 2025 von 1500 bis 2000 Menschen bewohnt werden. Auf dem ehemaligen Kasernengelände „Estienne et Foch“ wird also auch in Zukunft die Landauer Stadtentwicklung am spürbarsten sein.
Die modern-ästhetische Einrichtung des mit viel Stil und Geschmack sanierten Backsteingebäudes verströmt trotz ihrer Geradlinigkeit eine behagliche Atmosphäre, die einen schon beim Eintritt durch die Glastür wohlig empfängt. Nähert man sich dem Gebäude am späten Abend oder bei Nacht, lässt die wohl durchdachte, teilweise indirekte Beleuchtung das Restaurant in einem sehr einladenden Licht erscheinen. Ein Ort für Genießer, an dem alles zu passen scheint. Auf den Schalenstühlen aus Kunststoff sitzt man sehr bequem. Die aufwendig renovierte Decke schluckt den Schall der hohen Wände. Die Designerleuchten setzen goldene, silberne und bronzene Akzente und sorgen für günstige Lichtverhältnisse am Tisch. Die lange Bar mit den 70er Jahre Kugelleuchten lädt zum Cocktail- und/oder Weintrinken ein. Das an diesem Abend ganz in Blau getauchte, im Anschluss an die Bar sich befindende Separee für kleinere Gesellschaften sorgte für zusätzliche visuelle Akzente.
Kurz nach dem Eintreten wurden wir freundlich von einer der Servicedamen in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch, der sich an der Stirnseite des Gastraumes in unmittelbarer Fensternähe befand, geführt. Chefin und Leiterin vom Service, Corine Berrevoets, war an diesem Abend nicht zugegen, aber auch ihre „Mädels“ hinterließen einen guten Eindruck und waren immer zur Stelle, wenn Bedarf war.
Die Speisenkarten lagen schon auf dem Tisch bereit und beim Durchblättern bleibt man zwangsläufig gleich auf der ersten Seite hängen. Das Aperitif-Angebot ist hier nämlich ausgezeichnet und die Wahl zwischen Pastis, Pernod, Hugo, Wermut oder einem alkoholfreien Hauscocktail musste wohlüberlegt getroffen werden. Zwei Wermut aus der Pfalz vom „Flying Winemaker“ Andreas Dorst wurden von den Herren geordert. Der mit dem augenzwinkernden Namen „Merwut“ versehene Aperitif wurde klassisch mit Eis und Zitrone serviert. Die Damen entschieden sich für einen erfrischenden „Hugo“. Den gab es einmal mit und einmal ohne Alkohol und der schmeckte natürlich auch ohne Sommer und Terrasse vorzüglich.
Die Flasche Wasser rundete zunächst unsere Flüssigkeitsaufnahme ab. Die gut sortierte Weinkarte mit allein 27(!!!) verschiedenen Rieslingpositionen (alles aus der Südpfalz und der Mittelhaardt) besticht durch ihr breit angelegtes Flaschenweinangebot. Aber auch im offenen Ausschank gibt es einiges zu entdecken. Kleinmann, Grimm, Stentz, Siegrist und Kranz seien an dieser Stelle beispielhaft genannt. Alles Winzer, die sich schon seit Jahren durch ihre qualitativ hochwertigen Weine – nicht nur regional – einen Namen gemacht haben. Die große Auswahl an Weinen (Biertrinker können zur Not auf das leckere Göcklinger Hausbräu zurückgreifen!) lädt förmlich dazu ein, sich an der stilvollen Weinbar den angebotenen Barfood-Häppchen hinzugeben. Diese köstlichen Weinbegleiter kosten so um die 6 bis 8 Euro und können bis 22 Uhr direkt an der Theke genossen werden.
Das Klemmbrett der früheren Speisenkarte trägt jetzt „Hard-Cover“, wird im Querformat gelesen und beinhaltet auch alles Trinkbare. Neun Vorspeisen, sechs Hauptgerichte und vier Desserts (plus ein Käseteller) bilden auf drei Seiten verteilt den Speisenanteil. Wesentlich mehr Seiten stehen für die Getränke zur Verfügung. Gegen Aufpreis sind die Vorspeisen auch als Hauptgangportionen möglich.
Da auf der Homepage keine Speisenkarte einzusehen ist, hier einmal ein paar kleine „Appetizer“. Ein kleines Spinat-Parmesansüppchen aus der Tasse (4,50 Euro) erfreut den Suppenkasper genauso wie das Kürbis-Kokossüppchen mit Kürbiskernöl (6 Euro). Mit „Pulled beef chilli“ mit Joghurt im Fladenbrot serviert (10,50 Euro), Miesmuscheln „Thai-Style“ im Kokossud (10,50 Euro) und gegrilltem Schweinebauch auf Chicorée und süß-sauer eingelegtem Muskatkürbis (11,50 Euro) „crossovern“ sich Chefkoch Mury und sein Team durch die Bistro-Fusion-Cuisine ohne die regionalen Produkte zu vernachlässigen.
Die Preispolitik im Weinkontor zeigt nach wie vor Bodenhaftung. Bei 21,50 Euro ist die pekuniäre Obergrenze erreicht. Dafür gibt es dann aber auch Leckereien wie etwa das obligatorische Rumpsteak (kennt man noch aus Mörzheimer Zeiten) vom argentinischen Black Angus Rind mit Röstkartoffeln, wahlweise mit frischem Meerrettich oder hausgemachter Kräuterbutter. In der exakt gleichen Preisklasse: das auf der Haut gebratene Filet vom Loup de Mer mit Zitronen-Kartoffelpüree, Chorizo-Brotkrumen und Zucchini. Für kulinarische Nostalgiker hat man den geschmorten Ochsenschwanz mit Röstkartoffeln (19,50 Euro) als „Dauerbrenner“ auf der Karte belassen. Vegetarier kommen mit den hausgemachten Gnocchi mit Caponata, einem sizilianischen Gemüsegericht, sowie getrocknetem Ricotta (14 Euro) auf ihre Kosten.
Das Vorspeisenangebot klang verlockend und die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Meine kulinarische Neugier siegte und ich entschied mich für den vietnamesischen Nudelsalat mit Rinderhack und frischer Chili (11,50 Euro). Zwei meiner Begleiter bestellten vorab – etwas weniger experimentierfreudig – den herbstlichen Salat mit karamellisierten Kürbiskernen (5,20 Euro). Die Wartezeit bis zur Ankunft unserer Vorspeisen war angenehm. Die Portionen so bemessen, dass man sich noch genug Reserven für die Hauptgänge übrig hat. Über den Salat hörte ich am Tisch nur Gutes. Vor allem das süßsaure Dressing wurde lobend erwähnt. Mein Vietnamsalat kam mit Mie-Nudeln, Sojasprossen und etwas angebratenem Rinderhack. Das Dressing war typisch säuerlich-scharf, wobei mir die Soja-Note etwas zu dominant erschien. Die frischen Chili-Stückchen heizten mir ganz schön ein und mit der Würze vom Rinderhack war das ein äußerst pikanter Opener.
Bei den Hauptgängen machten wir es der Küche leicht. Allein dreimal ging an unserem Tisch die Pasta mit Muscheln, Blattspinat, Knoblauch, Chili, Tomaten und gehobeltem Parmesan (als Hauptgangportion für 14 Euro). Ergänzt durch die Miesmuscheln im Kokossud mit Ingwer, Zitronengras und Chili, die von uns in der größeren Variante gewählt wurden. Die Bavette-Nudeln wurden von würzigem Tomatensugo, in dem frische, angebratene Spinatblätter versteckt waren, begleitet. Die Muscheln grüßten aus ihren geöffneten Schalen, die teilweise unter den würzigen Parmesanraspeln verschwunden waren. Alles in allem ein wunderbar mediterranes Pasta-Gericht, das auch in der herbstlichen Zeit funktioniert. Die Miesmuscheln hatten dagegen ordentlich Asia-Touch abbekommen. Koriander und Zitronengras dufteten um die Wette und die Kokosbrühe schmeckte in Richtung „Grünes Curry“. Und dass Mury Mut zum Würzen hat, durfte ich ja schon beim Vietnamsalat erfahren.
Nach den wohlschmeckenden und auch wohlportionierten Hauptgängen waren wir gut gesättigt. Dennoch sollte das „Nostalgie-Dessert“, das geeiste Nougat (5,50 Euro), auch an diesem Abend nicht fehlen. Zusammen mit einer Kugel „Pfefferminz-Schoko-Sorbet“ setzte es den süßen Schlusspunkt. Dieser geeiste Nougattraum, der den Umzug nach Landau auf der Speisekarte überdauert hat, schmeckt so herrlich süß nach Karamell, dass einem die Kalorien in dem Moment einfach völlig egal sind. Der Lateiner würde da wohl sagen: „finis coronat opus!“. Dem würde ich mich als „Nicht-Lateiner“ vorbehaltlos anschließen und beim nächsten Besuch wieder in die Nougatfalle tappen.