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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat La Tarte | Bistrot & Restaurant Francais in 99423 Weimar bewertet.
vor 7 Jahren
"Bistroküche, die Freude macht......"
Verifiziert

Geschrieben am 05.04.2018
Besucht am 01.04.2018 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 143 EUR
Für einen Ostersonntäglichen Weimarbesuch hatte ich vom Münsterland aus nach einer Einkehrmöglichkeit für den Ostersonntagabend gesucht. Ich wollte vermeiden, dass ich mit meiner Frau von ausgebuchten zu ausgebuchten Restaurant wandern und keine adäquate Einkehr finden würde. So eine virtuelle Ferndiagnose ist ja immer etwas riskant, aber letztendlich hatte es mir der Internetauftritt des "La Tarte" angetan und ich hatte dort einen Tisch gebucht. Meine Frau und ich sind regelmäßig in der Bretagne, im Department Finisterre in der Nähe von Audierne und gute französische Küche wissen wir immer zu schätzen. Das Küchenteam ist aus Frankreich, sogar aus der Bretagne wie ich später erfuhr, dass hatte uns letztendlich überzeugt.

Nachdem wir am Nachmittag im Café du Jardin schon einen sehr angenehmen Aufenthalt hatten, freuten wir uns sehr auf das Abendessen im Bistro La Tarte. Gegen 19 Uhr traten wir in die gute Stube.

Das Ambiente war schon mal authentisch Bistro mit marinen Anklängen. Francophiles und -phones an den Wänden, große Bücherregale, ein bisschen Sorbonne muss auch sein. Schlicht eingedeckte Tische

erwarteten die Gäste. An einem solchen Zweiertisch nahmen wir Platz. Lässt man den Blick schweifen, offenbaren sich liebevolle Details

und an der Rückseite des Gastraum geht der Blick über den Thekenbereich in die Küche.

Die feste, recht kurze Bistrokarte lässt sich auf der HP einsehen. Dazu wird eine Tageskarte gereicht

Wir sind versierte Bistrogänger, es gilt im guten französischen Bistro, order immer von der Tageskarte und du wirst Genuss haben. Wir übertrugen diese Grundweisheit von unserem favorisierten Meeresfrüchte-Bistro L'Etrave in 29770 Cléden-Cap-Sizun, mal auf sein ostdeutsch/ thüringisches Pendant. Vorweg wurde eine Flasche Wasser und ein Cidre Brut als Aperitif geordert

und wir trafen unsere Wahl fast ausschließlich aus der Tageskarte. Der Service servierte als Gruß der Küche frisches Baguette mit einer Honig-Senf-Butter

Ein Weißwein sollte es als Begleiter zum Essen sein. In der Weinkarte hatte ich einen 2011er Meursault entdeckt, den ich orderte. Leider war dieser Wein nicht mehr verfügbar und sein 2013 Nachfolger noch nicht eingetroffen. Somit stand Neuorientierung an. Zusätzlich zur festen Weinkarte gibt es eine kleine Karte mit Weinen, die im Test stehen, ob sie in das feste Angebot aufgenommen werden sollen. Von diesen erweckte ein Chardonnay unser Interesse

Das klang nach einer guten Wahl zu einem vernünftigen Preis angeboten. Die Flasche kam an den Tisch

und der Probeschluck konnte meine Frau und mich sehr überzeugen. Bon, der durfte bleiben. Aus der Karte hatten wir uns bei der Vorspeise gleich entschieden, natürlich die bretonische Fischsuppe.

Dazu gehört ja immer geriebener Käse und Rouille. Die kamen sehr kreativ in einer Jakobsmuschel an den Tisch

(ich bitte die lausige Fotoqualität zu entschuldigen) und fertig war das Ensemble. In der Anrichtung sehr schlicht, stieg mit dem servieren ein feines Aroma in die Nase. Da hatte jemand in der Küche einen sehr guten Grundfond aus Fisch und Krebskarkassen hergestellt. In dieser hervorragenden, bretonisch ausgerichteten Fisch- und Meeresfrüchtesuppe noch ein paar kleine Stücke Fisch, war diese Suppe genauso wie man eine Bouillabaisse haben möchte.

Im Hauptgang hatte sich meine Frau für eine Vorspeise aus der Tageskarte entschieden. Karamellisierte Jakobsmuscheln

an Erbsenpüree mit Wasabi und Chorizo. Optisch war das schon mal fast zu fein für eine Bistroküche, aber ganz sicher genau das, was meiner Frau in einem Restaurant Speisentechnisch Freude bereitet. Sie hätte sich einen Hauch mehr Wasabi am Püree gewünscht, war aber sonst sehr glücklich mit ihrer Wahl. Für mich auch ein Gericht aus der Tageskarte.

Seeteufel und Jakobsmuscheln im Safransud mit Spinat-Ravioli. Das war dann Herzensküche, ich liebe Jakobsmuscheln ebenso wie ich Seeteufel gerne esse. Beide Komponenten auf den Punkt gegart, sehr schmackhaft im Kombination mit dem Safransud im Teller. Gutes Fischgericht mit nicht so bretonischen, aber gut dazu passenden Ravioli. Auch ich war sehr zufrieden mit meiner Wahl. Mit dem Hauptgang hatten wir unseren Wein geleert und beim abräumen entschieden: Dessert geht noch. In der Tageskarte ein Angebot mit Namen "Ile flottande au caramel Breton". Bretonischen Salzkaramell lieben wir beide, besonders auf einem Galette als Dessert. Den gab es nun also auf einer schwimmenden Insel auf einer Vanillcreme...okay, keine Ahnung was es sein soll, aber wir probieren das. Die Frage nach einem geeigneten Wein dazu wurde mit dem Vorschlag eines Wehrmut und eines Orangenlikör beantwortet. Da wir Beides spannend fanden, von jedem ein Glas zur gemeinsamen Verkostung. Nach den beiden Gläsern kam dieses Ungetüm an den Tisch

Die "Insel" war aus Eischnee, gesüßt und leicht gesalzen. Tatsächlich schwamm die in einer Vanillecreme und obenauf mein geliebtes Salzkaramell. Ein Teller für Beide hätte es auch getan, beim nächsten Mal werden wir nicht wieder 2 bestellen, auch wenn das sehr lecker war. Ein Espresso

mit dem schon mal erwähnten sehr guten hausgemachten Macarons schloss unser Abendessen ab.

Die drei Herren im Service hatten über den Abend sehr viel Arbeit und ich muss gestehen, dass ich in der ersten Viertelstunde unseres Besuches schon eine kleine Servicekatastrophe aufkommen sah, weil wir eigentlich komplett ignoriert wurden. Aber über den Abend wurde es besser, den Herren unterliefen keine Fehler und auch die Abwicklung der verschiedenen Gänge machte keine Probleme. Im Nachhinein war ich damit zufrieden, zumal sich am Ende des Abends noch eine Diskussion über französische Weine entspann (ich hab da ja noch Nachholbedarf an Wissen) und noch ein/ zwei Verkostungen angehängt wurden. Spätestens da war das Eis gebrochen und alle hatten sich lieb!

Komme ich also zum Fazit des zweiten Teils unseres Besuchs im französischen Gastronomie-Konglomerat "La Tarte" und Café du Jardin". Beide Besuche waren eine Freude ob der angebotenen Detailfreude in Küche und Ambiente, der Qualität von Speisen und Service und einer für nicht französische Bistros bestmöglichen Authenzität. Sind wir wieder mal in Weimar, dann kommen wir sicher wieder!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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