Die Rôtisserie
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Moltkestraße 117, 40479 Düsseldorf
Restaurant Bistro Brasserie
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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Die Rôtisserie in 40479 Düsseldorf bewertet.
vor 10 Jahren
"Wie gewollt aber leider nicht gekonnt - oder: 'Wer gackert muss auch legen...'"

Geschrieben am 14.02.2015 | Aktualisiert am 14.02.2015
Besucht am 26.09.2014
Der folgende Text wurde bereits bei Restaurant-Kritik.de veröffentlicht, dort jedoch, wie auch meine Profildaten, bereits gelöscht. Trotzdem können entsprechende Daten noch im Cache einiger Suchmaschinen auftauchen, dies sollte aber lediglich ein temporäres Phänomen sein…

 
Aufgrund der (Eigen-) Darstellung in der aktuellen ‘‘tour de menue gusto‘‘ (11.09.2014 bis 05.10.2014) Broschüre reservierten wir telefonisch im Restaurant “Die Rôtisserie“ in Düsseldorf-Pempelfort. Freundlich wurde unser Anliegen aufgenommen und die Reservierung bestätigt.
Die Tram hält direkt vor dem Restaurant und auch andere Segnungen des ÖPNV sind in kurzer Zeit erreichbar. Wegen des knappen, dafür aber umso intensiver bewirtschafteten Parkraums, empfiehlt es sich der Blechkiste eine Auszeit zu gönnen. **Nein, die angebotene Weinbegleitung hat damit nix zu tun, wirklich nicht…**
Beim Eintreffen eher verhalten begrüßt, hatten wir die freie Auswahl unter den Tischen. Im Außenbereich war lediglich ein Tisch besetzt. Da Madame frühe Abendkühle befürchtete, wurde es innen ein Tisch im Schaufenster mit sehr gutem Überblick ins Restaurant und auf die Moltkestraße, allerdings ein wenig wie auf dem Präsentierteller. Unterm Strich aber höchstwahrscheinlich besser als draußen eventuellen Raucheremissionen (Windrichtungen sind ja in der Regel unzuverlässig…) ausgesetzt zu sein.
Das Restaurant hat eine angenehme Größe, geschätzte 40 Plätze verteilt auf drei Räume, vor dem Restaurant auf dem Trottoir heute nochmals 16. Wenn es wirklich voll wird, legt man hoffentlich beim Service nach, sonst …. Durch die Teppiche auf dem Terrakotta-Fliesen-Boden und das dunkle Holz der Tische und Stühle wie des Klaviers, soll wohl so etwas wie Wohnzimmeratmosphäre impliziert werden, das gelingt unserer Meinung nach nur eingeschränkt. Insbesondere der etwas unbeholfen wirkende und verhalten reagierende Service scheint da kontraproduktiv. Die blanken Banketttische sind bereits mit dem nötigen Werkzeug fürs Menue, einschließlich eines verkürzten Bewertungsformulars für die im Rahmen der Tour de menue gusto erbrachten Leistungen, bestückt. Dazu kommt eine einfache, gefaltete Papierserviette, Gläser für Wasser und Wein und ein frisches Blümchen. Kerzenständer sind strategisch im Restaurant verteilt und die enthaltenen Kerzen werden zu vorgerückter Stunde auch entzündet. Nach Auswahl des Tisches wurde sogleich ein Aperitif angeboten. Unsere Wahl fiel auf einen Crèmant blanc à 5,50 Euronen und einen Pastis à 4,90 Euronen. Der Crèmant prickelnd und erfrischend ohne besondere Eigennote, der Pastis gut konzentriert bot noch einiges an Verlängerungspotential, demnach ein guter Auftakt. Ähnlich das kredenzte Brot nebst Frischkäse-Dip, alles vermutlich selbst in ordentlicher Qualität hergestellt, ohne indes den Wunsch nach mehr aufkommen zu lassen.
 
Das Menue mit Weinbegleitung à 55,- (39,50 + 15,50) Euronen pro Person im Detail:
Cortado von Petersilienwurzel mit Rehpraline

 

Kaninchen-Terrine in Cassis-Gelee an Brioche

Anciens Temps Cuvée aus Chardonnay und Sauvignon, Languedoc

 

Hirschrücken im Kräutermantel mit Schwarzwurzelgemüse, Steinpilzjus und Kartoffelgratin

Blaufränkisch Strehn, Österreich

oder

Rebhuhnbrust gefüllt mit foie gras und Pistazien an lauwarmem Spitzkohl-Kumquat-Salat und Erdapfel-Pinienkernstrudel

Riesling Kranz, Südpfalz

 

Trilogie von Petits Fours

Rosecuvée aus Cinsault/Syrah Duo des Plages, Languedoc

 

 
| Die Suppe |
Interessanter Weise vor der kalten Vorspeise (Terrine) serviert, insofern von der klassischen Menuefolge abweichend. Abweichend mutete auch die Umsetzung an, sehr sahnelastig mit ungewöhnlich zurückhaltendem Petersilienaroma aber schön geschäumt und schlicht präsentiert. Ebenbürtig das dazu gereichte Mini-Frikadellchen (ja, die doppelte Verkleinerung ist durchaus gewollt), weder war Gewürz noch Reharoma auszumachen. Wenigstens war beides heiß.
 
| Die Vorspeise |
…kam in angenehmem Abstand zur Suppe und entsprach der Ankündigung. Wobei hier die Formulierung auf statt in Cassis-Gelee treffender gewesen wäre. Dreieckige Scheiben einer recht groben Kaninchenfarce mit leider durchgegartem, mittig platziertem Filet auf einer rund ausgestochenen Scheibe Gelee, garniert mit rosa Grapefruitfilets, etwas Avocadocrème, einem eingelegten Feigenschnitz und jeweils einem halben Brioche. Handwerklich anscheinend Luft nach oben aber in Kombination durchaus schmackhaft.
Nach unserem Empfinden nicht so stimmig dazu das Cuvée aus Sauvignon und Chardonnay. Die Säure des Sauvignons überlagerte leider alles, ein reiner Chardonnay hätte nach unserer Meinung mit seinem typisch buttrigen Aroma die Komponenten besser unterstützt.
 
| Die Hauptgänge |
…ließen leider etwas auf sich warten. Die Rebhuhnbrust war entgegen der Ankündigung nicht gefüllt, immerhin lag ein saftig gebratenes Stück Stopfleber obenauf, Pistazien fehlten völlig, dafür gab ‘s zu den zwei, leicht trocken gegarten Brustfiletstücken reichlich graubraune, geschmacksarme Linsen. Der Erdapfel-Pinienkernstrudel passte insofern, als dass außer beim Biss auf die enthaltenen Pinienkerne keine Textur oder Geschmack feststellbar war. Am besten gefiel uns noch der knackig-fruchtige Spitzkohl-Kumquat-Salat. Leider lag der aber in der Jus, auch der Sinn der oben drübergestreuten Tomate-Concasées-Äquivalente erschließt sich nicht wirklich. Weder Zubereitung noch Anrichteweise scheinen der Selbstdarstellung des Restaurants gerecht zu werden, schade.
Der dazu gereichte Riesling hatte für unser Empfinden zu wenig Rückgrat angesichts der rieslingtypisch kräftigen Säure.
 
Beim Hirschrücken war alles wie avisiert dabei. Leider wurde die erbetene Garstufe (medium rare) nicht getroffen. Der breite graue Rand scheint auf eine zu hohe Temperatur beim Anbraten hinzuweisen. Vom Kräutermantel war wenig zu schmecken, auch schien die gewählte Kombination von Gratin und Schwarzwurzelgemüse nicht ganz stimmig. Die Anrichteweise wirkte, ebenso wie beim Rebhuhn, überholt.
Auf den Blaufränkisch hatte ich mich eigentlich gefreut, da mir diese Rebsorte aus einem Ungarn-Urlaub noch in bester Erinnerung war. Leider enttäuschte dieser, außer kräftigen Tanninen war anscheinend kaum Aroma erkennbar.
 
| Das Dessert |
In Erwartung von klassischen, teilweise mit Fondant überzogenen (und dementsprechend süßen) Petits Fours als Trilogie baten wir, mit dem Servieren zu warten, bis wir die zu den Hauptgängen gereichten Weine getrunken hätten. Das wurde bestätigt, aber Körpersprache und Verhalten des Service ließ bei uns eher den Eindruck heftigen Hufscharrens aufkommen. Kaum waren die Gläser geleert, standen auch schon die Desserts auf dem Tisch. Nicht so süß wie befürchtet aber leider teilweise etwas trocken und teigbetont, schmeckten alle sehr ähnlich.
Das dazu servierte Rosécuvée passte nach unserer Einschätzung am besten farblich. Geschmacklich ein säurearmer, trotzdem ausreichend fruchtiger Sommerwein, zum Dessert allerdings fehlte Aroma.
 
Tja, das Fazit, - eigentlich mögen wir diese kleinen Läden, wenn sie denn wenigstens den eigenen Anspruch angemessen umsetzen. Diesen Eindruck hatten wir heute leider nicht. Auch wenn es vielleicht gut gemeint war schienen die Hauptgangteller völlig überladen. Dass die Atmosphäre an diesem Abend für uns nicht so rüberkam, lag eventuell auch an der geringen Gästezahl. Vor diesem Hintergrund empfanden wir auch die eigentlich nette Pianountermalung als etwas zu laut. Zum Preis- Leistungsverhältnis bei der Weinbegleitung will ich mich lieber nicht äußern, allerding gibt es selbst in dieser niedrigen Kategorie bessere Vertreter. Zumindest am heutigen Abend wirkte das Ganze wie gewollt und nicht gekonnt, schade.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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