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* Mein Gesprächspartner war zunächst etwas verblüfft über das Industrie-Design der Wurstfabrik. Etwas Eisen-Interieur, etwas Palettenoptik, zum Teil Bruchsteinwände, aber auch viel Holz, dazu eine relativ lange Bar. Ein aussergewöhnliches Ambiente, kreativ und weit weg vom 08/15 Gastrodesign. Hier schlägt man nicht zum längeren Abendessen auf, sondern eher zum Snack, Imbiss (ohne Bude) oder auch zum Cocktail, denn die Wurstfabrik bezeichnet sich nicht nur als Manufaktur, sondern als Bar. Fast immer von 11:00 Uhr bis gegen Mitternacht geöffnet.
* Der Schwerpunkt des Angebotes ist - wer hätte es vermutet - natürlich die Wurst. Und das mit über 10 unterschiedlichen Würsten. Beginnend mit der ordinären Bratwurst, der Currywurst, der Bratschnecke, der Krakauer, in der Austria-Fassung als Käsekrainer, als spanische Chorizo, als Merguezze mit Rind und Lamm, als Rindswurst aus Frankfurt und sogar auch als kleines Würstchen aus Wien. Dazu nicht nur für Muslime die Wurst aus Putenfleich, für Veganer die Version aus Buchenrauch (bäh, persönliche Anmerkung) und für den der schon alles hatte > Achtung <, die holländische Version als Frikandel. Nochmals bäh, (nur für die Frikandel) und nur meine ganz persönliche Meinung, ohne sie hier probiert zu haben. Damit nicht genug. Der fleischliche Inhalt der handgemachten Standardwürste (Bratwurst, Currywurst, Bratwurstschnecke etc.) kommt nicht von irgendeiner No-Name-Sau, die im 0,8 qm Stall in Speed-Time gemästet wurde, sondern vom national bekannten bunten Bad Bentheimer Landschwein, dass selbstverständlich als Freilandsau aufgewachsen ist. Mein Lieber, solche Herkunftsnachweise liefern manche Sterneköche nicht.
* Die Karte führt die diversen Würste auf. Die Preisstellung der unterschiedlichen Würste startet bei 3,60 Euro und endet bei 5,50 Euro a Wurst. Diese "Solowürste" kann man mit Salaten, Fritten, diversen Baked Potatoes und sogar Trüffeln ergänzen. Ein Saucenbuffet bietet für je 0,60 Euro über 10 unterschiedliche Dips an. Zudem werden mehrere komplette Menüs angeboten. Wobei damit keine mehrgängigen Menüs gemeint sind. Der Gast erhält eine Wurst nach Wahl, dazu Fritten, 2 Dips, mit oder ohne Salat. Ein Getränke ist dabei auch inkludiert. Diese "Komplett-Menüs" liegen bei zwischen etwa 9,-Euro und 12,- Euro.
* Die freundliche Bedienung fragte nach unseren Wünschen. Obwohl Bier + Wurst eigentlich eine ideale Kombination sind, verbietet sich das Bier für die Mittagszeit. Erstens wird man müde davon und zweitens gilt der Grundsatz, dass sich Autofahren mit Alkohol niemals kombinieren lässt. Mein Bekannter versuchte mir daher eine auf der Karte aufgeführte "Holunder-Lemon-Schorle" einzureden. Dieser Versuch scheiterte vollständig. Ich reduzierte mich auf ein gemeines Tafelwasser. Meine Wurstauswahl viel auf den Käsekrainer, Pommes frites mit Parmesan-Flocken und einer Käsesalsa. Wie ich später in der Karte nachlesen konnte, entstammen die Pommes frites aus der dynamisch biologischen Landwirtschaft von Demeter. Bei soviel geballter Gesundheit (Buntes Landschwein aus der Freilandhaltung + Pommes von Demeter), wird wohl mein nächstes Blutbild beim gesundheitlichen Jahrescheck mit einem Preis ausgezeichnet. - Mein Bekannter orderte ein "Menü", bestehend aus einer Currywurst, Baked Potatoes, 2 Dips und einem Getränk zum Komplettpreis von 12,- Euros.
* Wie sahen uns etwas um. Obwohl es inzwischen fast 13:00 Uhr, war die Manufaktur kaum zur Hälfte gefüllt. Der jugendliche Service servierte die Getränke flott und nach etwa 10 oder 15 Minuten wurde das Essen serviert. Die Optik war gefällig und ansprechend. Meine Käsekrainer-Austria-Wurst, sah so aus wie erwartet. Die beigelegten Fritten entsprachen einer ordentlichen Portion, mehr als meine "Permanent-Diät" eigentlich mal wieder erlaubte. Das man Pommes frites mit Parmesan bestreut, war für mich eine bisher nicht bekannte Kreation, darum hatte ich es auch bestellt. Die Käsesalsa - eigenhändig am Saucenbuffet abgeholt - machte einen ordentliche Eindruck. Tja und der Geschmack ? Nun die Wurst war lecker, aber eine echte Besonderheit wie man sie in einer Wurstmanufaktur erwartet - nöö eigentlich nicht. Die Fritten wie gesagt viel und von normaler Qualität. Ich suchte (Achtung Satire) die auf der Karte angekündigten Grundlagen des "biologisch dynamischen landwirtschaftlichen Anbaus" ohne fündig zu werden. Mächtig dazu die Käsesalsa, eine echte Sättigungsbeilage. Ob nun der Käsekrainer "Made in Austria" war oder von der Bad Bentheimer Sau stammte, ich weiß es nicht. Jedenfalls war mein Geschmackserlebnis so, als hätte ich gerade "Wurst + Pommes" in einem sehr guten Imbiss verzehrt. Nicht mehr und nicht weniger. Und das für runde 11,- Euro ohne Getränke. Wie gesagt, dass Essen war okay, mehr aber auch nicht. - Mein Bekannter sah es bezogen auf sein "Menü 4" ähnlich. Er fand die Currywurst in Ordnung, die Fritten fand er "normal" und der auf dem Teller befindliche Salat war eher eine Salatdeko. Die Bedienung räumte ab, wir waren gesättigt. Besondere Geschmackserlebnisse fanden nicht statt, aber unzufrieden waren wir nicht. Wir bestellten die Rechnung.
Fazit. Die Wurstfabrik hat eine exellente Marketingidee entwickelt. Hier wird die gemeine Wurst als gehobenes Produkte und Delikatesse vermarktet. Die Ideen rund um die Wurst und den diversen Beilagen sind gut und in Teilen aussergewöhnlich. Das "Fabrik-Ambiente" passt dazu, insofern ein rundes Konzept. Dabei stellt man sich die Frage, ob man damit auch den "Bundesdurchschnitts-Imbissbuden-Konsument" erreicht, der für das ähnliche Essen dort kaum mehr als die Hälfte bezahlt. Natürlich kommt dort die Wurst u.U. von der polnischen Mastsau und die Pommes stammen aus Kartoffeln von Rumänischen Feldern, mit Düngemitteln deren Ursprung nicht bekannt ist. Aber vielleicht möchte man diese Zielgruppe auch nicht erreichen. Vielleicht setzt man eher auf die Start Up Generation, damit diese die Wurst neu entdeckt. - Ergänzend sei noch ausgeführt, dass sich die Wurstfabrik auch als Bar versteht. Entsprechend umfangreich ist das Getränkeangebot, inklusive diverser Cocktails. Die meisten davon kannte ich, nur den "Ladykiller" bisher nicht. Werden ihn bei Gelegenheit mal meiner herzallerliebsten Dame empfehlen.
Bleibt die Bewertung. Die 3 Sterne stehen hier für "ganz okay", somit gerne knappe 3 Sterne für das Essen. Obwohl das Ambiente außergewöhnlich ist und bestimmt auch kreativ, fehlt etwas die Atmosphäre einer Bar/Lounge. Wenn man den Anspruch erhebt (auch) eine Bar zu sein, kann ich mir hier am Abend "Cocktails & Co" nicht so richtig vorstellen. Daher für das Ambiente auch ein "ganz okay" und damit auch 3 Sterne. Der Service war bemüht, er erfüllte seine Aufgabe und war - ja was wohl - auch "ganz okay" und somit auch dafür 3 Sterne. Bleibt die Antwort auf "Preis/Leistung". Sie erraten es, auch dafür (knappe) 3 Sterne. - Den Betreibern kann man nur ganz viel Erfolg wünschen, denn gute Ideen müssen belohnt werden. Hoffentlich ist die Zielgruppe für dieses Wurstkonzept groß genug. Vielleicht sollte man sich auf die Bezeichung "Wurstfabrik" beschränken, denn der Begriff "Wurstmanufaktur" erzielt schon eine rechte hohe Erwartungshaltung, die das Essen und auch der Service nicht vollständig überzeugend erfüllt.