Genusswerk
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Erkenbrechtallee 8, 91438 Bad Windsheim
Restaurant Cafe Weinstube Wirtshaus
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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Genusswerk in 91438 Bad Windsheim bewertet.
vor 5 Jahren
"Genuss auf Fränkisch"
Verifiziert

Geschrieben am 11.06.2019
Besucht am 09.06.2019 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 25 EUR
Eine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität zur Therme lässt sich allerdings nicht so recht herstellen, doch das tut dem offensichtlichen Erfolg des Genusswerks keinen Abbruch.

Wer als unbefangener Gast aufs Areal kommt, wird erst mal eine regionale Genussmesse vermuten, wenn er die an den offenen Tischen mit Weinen, Aufstrichen, Tunken vorbeischlendert. Beim Anblick das verglasten Wurstpaternosters (mein Vorredner hat ihn bereits erwähnt), bleibt einem aber schlichtweg vor Erstaunen der Mund offenstehen. Hier werden derart appetitlich die geräucherten Würste vorgeführt, dass man unmöglich daran vorbeigehen könnte. Und wenn einem schon das Wasser im Mund zusammenläuft, ist man als Gast erfolgreich geködert! Allerdings gehört manchmal sehr viel Hartnäckigkeit und Standfestigkeit dazu, um noch einen Platz zu ergattern.

So auch am Abend des Pfingstsonntags, als es sachte zu nieseln beginnt. Sowohl die sicheren Plätze im grosszügigen Gastraum als auch die leicht frischen im Aussenbereich unter dem überdimensionierten Sonnenschirm sind restlos belegt oder reserviert. Hut ab vor der Servicedame, die im Minutenabstand abschlägige Bescheide vergeben oder resolute Gäste, die sich einfach an reservierten Tischen niederlassen, abwimmeln muss. Und das mit gleichbleibender Freundlichkeit und Beharrlichkeit. Letztendlich verharren wir solange auf der kühlen Terrasse, bis wir nach gut 20 Minuten auf zwei frei werdende Plätze zuhechten können. Fast hätte es ein Gerangel gegeben.

Die für den Aussenbereich zuständige Servicedame hat alle Hände voll zu tun und braucht eine ganze Weile, bis sie sich mit der Speisekarte bis zu uns durchbugsiert. Das Angebot vereint Leichtes (diverse Salate mit Garnelen oder Rumpsteak oder Hähnchenbrust oder Fischfilet) mit Feinem (Spargelsalat, Fischpfännchen, Kräuterpfannkuchen) mit Herzhaftem (Zwiebelrostbraten, Ochsenbäckchen, Schweinemedaillons) und Regionalem (fränkischen Brotzeit, weisser Pressack, Schmalz- und Mettbrötchen). Sehr exquisit und vielseitig ist die Karte mit fränkischen Weinen aus dem nahen Ipshofen, aus Ergersheim oder Auernhofen, wahlweise als 0,25-Liter-Schoppen oder gleich als Flasche zu bestellen. Die Rotweine schmecken mir hier einfach nicht, aber ich freue mich, einen spritzigen, fruchtigen Johanniter von Weingut Hofmann zu entdecken (4,20 Euro für den Schoppen). Auch das unfiltrierte Windsheimer Reichsstadtbier der hiesigen Brauerei Döbler, die wir gleich am ersten Tag unseres Aufenthaltes besucht haben, ist extrem lecker (3,30 Euro).

Sowohl bei der Essensbestellung als auch beim Servieren muss man heute lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Genusswerk ist an diesem Tag einfach bis zum letzten Platz belegt und kommt deutlich an seine Kapazitätsgrenzen. Doch wenn die Speisen erst mal auf dem Tisch sind, ist man förmlich entzückt vom Arrangement und der gelungenen Darreichung. Noch nie habe ich derart adrett  angerichtete Blaue Zipfel gesehen (für sehr angemessene 7,80 Euro). Die Bratwürste dümpeln in einem fein säuerlichen Zwiebelsud und werden von pikanten Apfelscheiben und Häufchen von pikantem Kren begleitet. Auch die kleine Käse-Auswahl für 9,50 Euro wird fein herausgeputzt auf einem Holzbrettchen serviert – der Blauschimmelkäse, der Romadur und der Butterkäse haben für sich schon derart intensive Aromen, dass Trauben und Radieschen zwar noch wunderbar passen, der scharfe Feigensenf aber geschmacklich schon zu überdimensioniert daherkommt. Den esse ich zum Abschluss einfach mit der vielfältigen Brot- und Brötchenauswahl, die uns begleitend zum Essen gereicht wird.

Auf dem Weg zur Toilette komme ich durch die eleganten Gasträume mit massiver Eiche, dunklem Polstern und geschickt illuminierten Vinothek-Präsentationen. Hier kann man sich vorstellen, gepflegt zu Abend zu speisen oder gar eine kleine Feier auszurichten. Und wohl kaum einer wird an den Genusstheken mit regionalen Köstlichkeiten vorbeikommen. Geräucherte Würste sind ein beliebtes Mitbringsel, aber auch die Senfe und Aufstriche. Toll, hier gibt es auch die exquisite Weinessig-Kollektion von Lang, die mir kürzlich auf einer Messe aufgefallen ist. Begeistert erwerbe ich noch eine Dornfelder-Dattel-Tunke zum Dippen. Sehr zu empfehlen, falls man mal im hiesigen Genusswerk strandet.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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