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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Weinbar Müller in 76833 Frankweiler bewertet.
vor 8 Jahren
"Modernes Weinrestaurant mit Thekenkonzept, anständiger Küchenleistung und fair bepreisten hauseigenen Weinen"
Verifiziert

Geschrieben am 22.04.2017
Besucht am 04.04.2017 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 44 EUR
Mitten in der Frankweiler Weinbergslandschaft wurde vor etwa fünf Jahren ein rot gestrichener Pavillon neu errichtet. Dass es sich in seinem Inneren gut essen und trinken lässt, scheint kein Geheimnis mehr zu sein. In der zum Weingut Müller gehörenden Weinbar war an jenem Dienstagabend nämlich „full house“. Wie gut, dass wir reserviert hatten und uns noch an einen großen Tisch dazu setzen durften.
 
Der Außenbereich ist nun auch fertig gestellt und bei warmen Temperaturen lässt es sich hier ganz vortrefflich sitzen. Einziges, jedoch aus meiner Sicht eher zu vernachlässigendes Manko: der groß angelegte Spielplatz für die Kleinen, dessen lebendiges Treiben ein wenig zu Lasten der Gemütlichkeit und der Atmosphäre geht. Aber an Essen und Trinken unter freiem Himmel war aufgrund der kühlen Temperaturen an jenem Dienstagabend eh nicht zu denken.
 
Vor dem Betreten des Weinpavillons der Müllers wanderte unser Blick westwärts und blieb am Mittelgebirgsrand des Pfälzerwaldes kleben. Der ehemalige Steinbruch stach mit seinem gelblich-hellen Muschelkalk aus der Waldlandschaft hervor. Weiter drüben dann die von Weinreben dominierte, dem Waldrand vorgelagerte Hügelzone, die mit fruchtbaren Lössriedeln sanft in die flache Rheinebene überging. „What a wonderful place to be!“
 
Wir traten in den fast komplett gefüllten Gastraum ein und wurden von einer jungen Bedienung (Aushilfe?) an einen Tisch geführt, an dem schon zwei Gäste saßen. In der Pfalz durchaus nicht ungewöhnlich und in vielen Weinstuben schon seit jeher gang und gäbe. Mir war das betriebsame Treiben in dem Weinlokal anfänglich etwas zu viel des Guten. Die Lautstärke im Gastraum empfand ich als grenzwertig. Später, als es leerer wurde, fühlte ich mich doch um einiges wohler.
 
Die ausgeklügelte Beleuchtung durch die einzeln von der Decke baumelnden Spots trug zu späterer Stunde maßgeblich zur gemütlichen Stimmung bei. Auf bequem gepolsterten Stühlen ließ es sich komfortabel sitzen. Dabei immer die namensgebende Bar im Blick. Hier befand sich das Epizentrum des Geschehens, denn hier wurde bestellt, probiert und später dann auch bezahlt. Das komplette Weinsortiment der Winzerfamilie Müller hätte man hier zu Ab-Hof-Preisen käuflich erwerben können. Über der Theke war eine große Kunststofftafel angebracht (es geht scheinbar auch ohne Schiefer…), auf der das Speiseprogramm niedergeschrieben stand.
 
Mit argentinischem Rumpsteak (Block House Qualität), Feldsalat mit neuseeländischer Lammhüfte, Tafelspitz mit Meerrettichsauce, deftigen Käsespätzle, knusprigen Chickenwings und Calamares im Backteig wurde eine vielfältige Auswahl an Essbarem geboten. Eine zusätzliche Flammkuchenkarte mit etwa acht verschiedenen Varianten - teilweise waren da etwas gewollt ungewöhnliche Kreationen mit Lachs, Krabben und Lauch dabei - und eine kleine Snack-Karte mit Obatzda, eingelegtem Münsterkäse und diversen Salaten ergänzten die Speiseauswahl. Preislich war das alles im „besserbürgerlichen“ Normbereich angesiedelt. Das Rumpsteak zog mit 19,90 Euro die obere Grenze.
 
Von der gut bestückten Bandbreite an gutseigenen Weinen wählten wir eine Riesling Spätlese und einen Blanc de noir aus Merlot-Trauben in homöopathischer 0,1l-Dosierung. Mit 2,70 Euro bzw. 2 Euro für das Gläschen waren wir dabei. Vorneweg sollte es für mich die Rinderkraftbrühe mit Leberknödeleinlage (4,90 Euro) sein. Mit dem Wiener Schnitzel vom Tiroler Milchkalb mit Pommes frites und Salatbouquet (18,90 Euro) und der Ofenkartoffel mit Frühlingsquark und Salat (6,90 Euro) standen unsere Hauptspeisen fest.

Die Suppe kam in einem tiefen Teller, in dessen Innerem sich ein ansehnlicher Leberknödel (von der Landmetzgerei Roland Benz aus Ottersheim) befand. Die Brühe hatte jedenfalls genügend Kraft. Man schmeckte, dass hier keine Helferlein aus der Tüte die klare Rinderkonsommee trübten. Auch der Leberknödel hatte ordentliche Qualität und war mit seiner süßlich-würzigen Note ein passendes Beiwerk zur herzhaften Brühe. Die Ofenkartoffel meiner Begleitung erschien in stattlicher Portion. Genau wie bei meinem Schnitzel von einem lecker angemachten, gemischten Salat begleitet. Die beiden Kalbsschnitzel lagen butterzart und mit lockerer, leichte Blasen bildender Panade umhüllt auf meinem Teller. Die Pommes frites waren von tadelloser Beschaffenheit und zudem hervorragend gewürzt. Ein besseres „Schniposa“ hatte ich lange nicht mehr gegessen. Da musste ein zusätzliches Gläschen trockener Sauvignon blanc (0,1 l für 2 Euro) vom Bioland Weingut Kuntz aus Mörzheim (Gastwinzer des Monats) herhalten.
  
Zum kulinarischen Ausklang des Abends teilten wir uns noch eine Portion Marillenknödel (6,90 Euro) von der Desserttafel. Und je später es wurde, desto atmosphärischer war die Stimmung im modernen Weinpavillon der Müllers. Hier, inmitten der Frankweiler Weingärten, lässt es sich gut aushalten. Die preislich sehr fair gestaltete Weinkarte, die ein breites Spektrum abdeckende Speiseauswahl und deren Qualität locken viele Gäste an, weshalb das Reservieren vorab sicherlich ratsam ist. Beim nächsten Besuch im Sommer sitzen wir dann garantiert auf der Außenterrasse und schauen den Reben beim Wachsen zu.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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