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Nummer 1 ist eigentlich kein Restaurant, sondern eine Gutsschänke. Eine Besenwirtschaft mitten in der Uckermark, ja, das gibt es. Man muss nur Trauben durch Äpfel ersetzen und hat eine Weinschänke. Diese findet sich dann im Weiler Kraatz, an der Straße zwischen Fürstenwerder und Prenzlau.
Kennen gelernt haben wir Florian Profitlich & Edda Müller im Sommer 2016 bei einer Cabriotour durch die weitere Umgebung der Feldberger Seenlandschaft. Das große Schild an der Hauptstraße hatte uns gelockt. Weinschänke? Was konnte das hier bedeuten. Schnell erkannten wir, dass es um Apfelwein ging. Die Beiden produzieren hier in der Uckermark Apfelweine mit einem sehr hohen Anspruch, den sie auch bei Apfelweinverkostungen im Mutterland des Apfelweins, in Hessen, wahren können. Dazu kommt ein sehr schön eingerichtetes Café mit Möglichkeit zur Verkostung der Weine.
Im Gastraum präsentieren sich die prämierten Apfelweine. Normalerweise gibt es eine kleine Café- und Bistrokarte, aber was den Gutshof Kraatz und seine beiden Betreiber besonders macht, ist der Fakt, dass immer am Samstagabend Gastköche ein regionales Menü kochen. Im letzten Jahr hatte mich das Menü der japanisch stämmigen Akiko Hashimoto aus regionalen Zutaten ebenso wie meine Frau so überzeugt, dass wir uns einig waren, beim nächsten Aufenthalt wieder einzukehren. Meine Frau meldete uns also zum Ostersamstag an.
Gegen 18:30 kamen wir in Kraatz an und betraten den Gastraum. An diesem Samstag schwank Jens Köhler, freischaffender Koch aus der Uckermark das Zepter. Das von ihm verantwortete Menü fand sich auf dem Tisch wieder:
Unser Ostermenü - es kocht Jens Köhler -
Aperitif
: Schöner von Boskoop Flaschengärung - trocken 0,1l
Vorspeise
Gebackene Wachteleier im Kräuter-Speck-Brioche mit grüner Sauce (auch vegetarisch möglich)
: Weinbegleitung: Schöner von Boskoop 2012 - trocken
Hauptspeise
Geschmorte Kaninchen- oder Hühnchenkeule mit Kartoffelgratin und Vanille-Pastinaken
vegetarisch:Vanille-Pastinaken-Royal
: Weinbegleitung: Bohnapfel Fassprobe 2016
Dessert
Lassen sie sich überraschen von einer Boskoop-Creme mit Veilchenblüten -
: Weinbegleitung: Apfelsecco 2015
Unsere Produzenten:
Wachteleier - Biohof Riesner, dt. Edelschwein - Gut Temmen, Kaninchenhof Leimann Wriezen, Bio-Regenbogenhof, Eiland Grimme
Das las sich schon mal speicheltreibend. Ich freute mich schon sehr auf das Menü. Herr Köhler ging im Vorfeld an jeden Tisch und erläuterte sein Menü bis hin zu den Lieferanten der Produkte aus der Region.
Das Menü startete mit einem Apfelsekt, sortenrein aus Boskoop-Äpfeln ausgebaut.
Der Sekt wird traditionell in Flaschengärung sehr "brut" ausgebaut, auf eine Dosage wird verzichtet. Das Resultat kann sich sehen lassen. Ich bin kein Kenner der perlenden guten Tropfen, aber ich glaube auch unsere Champagnertrinker hier in der Community hätten ihre Freude daran.
Vorspeise
Herr Köhler hatte die Brioche ein wenig dekonstruiert. Das feine Hefegebäck wurde rustikaler mit Speck hergestellt. Der Speck stammte von einem Schwein, dass der Koch sich für seine Arbeit hatte schlachten und zerlegen lassen. Ausgelassenes Fett und der Speck selber, feinpüriert, ersetzten hier die Butter. Das Ganze präsentierte sich dann natürlich etwas rustikaler. Ausgebacken war der Teig in einem Weckglas, gekrönt von zwei wachsweichen Wachteleiern. In einem Löffel daneben die grüne Sauce, die aber nicht viel mit dem hessischen Original zu tun hatte. Hier hatte der Koch eine selbst hergestellte Mayonnaise mit viel frischen Kräutern veredelt. Das passte dann äußerst gut zum Brioche/Brotteig. Lecker erster Gang!
Zu diesem Gang ein Jahrgangsapfelwein trocken wieder aus Boskoop. Und dieser Wein blieb im Gedächtnis haften und befindet sich jetzt bereits auch in meinem Keller. Der erste Schluck von diesem Wein löste Verwirrung aus. Konnte das ein Apfelwein sein? Der kam daher wie ein junger, säurebetonter Riesling. Hätte ich nicht gewusst, dass es ein Apfelwein ist, ich wäre ins Schleudern gekommen, die Herkunft des Weins zu bestimmen. Grossartig!
Hauptgang, für mich natürlich Kaninchen
Von allen Zutaten hatten wir im Vorfeld ihre Herkunft erfahren. Ebenso kleine Variationen, aus den Pastinaken waren Moor-Karotten und Pastinaken geworden, was aber mindestens so schmackhaft war, wie Pastinaken alleine. Vanille verlieh beiden Gemüsen ein duftendes Aroma und die Kombination war extrem schmackhaft, auch wenn Herr Köhler fast schon ein schlechtes Gewissen vermittelte, eine solch nicht regionale Zutat wie Vanille zu verwenden, ich verzieh im Hinblick auf das Resultat gerne! Allerfeinst das Gratin, perfekt abgeschmeckt, gemacht aus eingelagerten Kartoffeln von der polnischen Oderseite, der Koch verbat sich jede Nachfrage nach importierten Frühkartoffeln. Große Kunst dann die geschmorte Kaninchenkeule, perfekt in Saftigkeit und Geschmack! Sehr lecker! Noch besserer zweiter Gang!
Zu diesem Gang ein Jahrgangs-Apfelwein feinherb vom Bohnapfel. Das war jetzt ein reinrassiger Apfelwein ohne Zweifel seiner Herkunft, etwas süßer, und er passte sehr gut zum Gang!
Dessert
Eine Champagnercreme, aber mit Apfelsecco zubereitet. Und das schmeckte mir persönlich besser als jede Champagnercreme, die ich bisher genossen hatte. Der Secco begleitete den Gang aufs Feinste.
Herr Köhler, herzlichen Dank für dieses schöne Ostersamstagmenü! Ich habe es, wie meine Frau, vom ersten Schluck bis zum letzten Bissen sehr genossen.
Die Chefin und eine Angestellte erledigten den Service, weil nicht vom Fach, mit ein paar Schnitzern, die aber keine gravierenden Folgen hatten. Die Herzlichkeit beim bedienen machte fast alles wieder gut!
Im Anschluss an das Menü begann eine große Apfelweinverkostung, mit dem Resultat, dass sich jetzt zu den Traubenweinen in meinem Keller einige Flaschen Apfelwein aus der Uckermark gesellen.
Fazit: wir hatten wie 2016 wieder einen wunderschönen Abend im Gutshof Kraatz und freuen und jetzt schon auf das nächste Mal!