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Es war ein warmer Samstagabend Mitte Juli, an dem wir uns ins benachbarte Weindorf Rhodt (unter der Rietburg) begaben, um von der etwas außerhalb, am Hang gelegenen Villa Ludwigshöhe – König Ludwig der I. von Bayern hatte sich hier am Rand der Haardt in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine stattliche Sommerresidenz erbauen lassen – mit der Sesselbahn zur (derzeit leider gesperrten) Rietburg zu schweben.
Zurück ging es dann zu Fuß und größtenteils bergab. Ein gemütlicher kleiner Abendausflug in den touristisch bestens erschlossenen Nahraum, der irgendwo zwischen leichter Wanderung und ausgedehntem Waldspaziergang angesiedelt war und der dennoch etwas Hunger bei uns aufkommen ließ.
Gut, dass es im Nachbarort Hainfeld eine ganze Reihe durchaus einkehrenswerter Adressen (Zum Logel, Dorfbrunnen, Schloss Hainfeld) gibt. Allen voran die PGF, in der selbst der designierte Bremer Meeresfrüchteminister schon zu Gange war, um sich dort hummerweise ins Gedächtnis des regierenden Schankprinzen bzw. Fraktionsvorsitzenden zu saufen.
Jaja, der berühmte Meeresfrüchteabend mit den „Borgis“…lange ist es her! Wer will, kann ja den „gebackenen Uhu“ aus dem Jahre 2017 aus dem GG-Archiv kramen und so den heiteren Abend beim „Domme“ nochmal aufleben lassen. Verdient hätte er es allemal.
Bei unserer Ankunft in der Weinstraße 68, dessen sandsteinernes Fraktionsgebäude zum Weingut Hundemer gehört und das früher die Weingalerie des mittlerweile im Ilbesheimer Hubertushof ansässigen Gastronomenpaares Sandra Bernhard und Jochen Sitter beherbergte, war der komplette Außenbereich besetzt. Kein einziger freier Tisch, an den wir uns setzen konnten. Reservieren geht halt doch über Lamentieren. Und Letzteres brachte uns jetzt auch nicht weiter. Es half alles nichts, wir mussten, bis etwas frei werden würde, ein wenig auf Zeit spielen.
Also orderten wir nach dem üblichen, schwer dialektgefärbten Plausch mit dem gut gelaunten Genusswirt („Servus Domme, unn wie lääft’s?“) am Tresen ein Glas Weißburgunder (vom Hausweingut Hundemer) und eine Flasche Mineralwasser und setzten uns draußen auf eine kleine Bank, von der aus wir beide Seiten des hübsch angelegten Außenbereiches im Blick hatten. Tatsächlich wurde auch bald ein Tisch frei.
Auf der Terrasse
Der Ratschlag von Lokalmatador und Riesling-Rambo Dominic Theobald, mit ein paar Getränken die Wartezeit zu überbrücken, war jedenfalls voll aufgegangen. Wir nahmen direkt rechts neben der Eingangstür Platz. Der friedlich vor sich hindösende Hund zweier Gäste vom Nachbartisch, der es sich unter unserem Tisch gemütlich gemacht hatte, störte nicht wirklich.
Hund vom Nachbartisch passt auf selbigen auf
Schon bei der Getränkebestellung war uns die Empfehlungstafel mit einer Reihe sommerlicher „Außer-der-Reihe-Gerichte“ aufgefallen. Lauwarmer Pastasalat mit Pesto und Büffelmozzarella, ein halbes Dutzend Austern („Fines de Claire, No. 3“), Sülze von der Kalbshaxe mit selbstgemachter Remouladensauce, die legendären Hausfrikadellen mit Kartoffelsalat sowie Crevetten zum Selberschälen waren darauf „angekreidet“. Ein abwechslungsreiches, durchaus nicht alltägliches Bistroprogramm – mal mediterran leicht, mal gutbürgerlich sättigend –, das aufhorchen ließ.
Saisonales von der Empfehlungstafel
Aber auch der Blick in die vorbildlich laminierte Standardkarte lohnte. Vitello tonnato, gebratene Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Meeresfrüchtesalat tummelten sich unter den von saisonaler Versiertheit kündenden Vorspeisen. Saumagen-Burger, Boeuf Bourguignon, Maispoularden-Suprême mit Tagliatelle und Pfifferlingen sowie ein rosa gebratenes Entrecôte (Blockhouse-Qualität, 300 g) warteten dagegen als handfeste Leckerbissen auf fleischaffines Volk.
Nur für den gemeinen Vegetarier hätte man sich etwas mehr einfallen lassen können, denn das fleisch- bzw. fischlose Angebot war doch recht übersichtlich gestrickt. Blattsalat mit Ziegen-Käse-Croutons und die bereits erwähnte Tagespasta mit Pesto könnten Fleischverzichtern kulinarisch aufs grüne Gemüt schlagen. Aber mit „Domme“ kann man ja reden und das Kräuter-Omelette serviert der bestimmt auch ohne geräucherte Forelle.
Im Glas schwappte der gut ausbalancierte Weißburgunder und verlangte nach Meer. Genauer gesagt nach den Früchten des Meeres, die in der Karte als Salat aus Kalamar, Garnele und Pulpo (16,50 Euro) verzeichnet waren. Falls dieser den hungrigen Pfälzer nicht sättigen würde, gab es ja noch die Möglichkeit, ein Boeuf Bourguignon oder ein paar Jakobsmuscheln nachzuschieben. Meiner Frau war es weniger maritim zumute. Sie entschied sich für den lauwarmen Pasta-Salat mit Pesto, Kirschtomaten und einem ganzen Büffelmozzarella (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben aus Schiefer.
Nach angenehm kurzer Wartezeit vibrierte auch schon der „Buzzer“, den man mir zuvor an der Theke ausgehändigt hatte. In der PGF wird auch weiterhin nach dem Motto: „Bestellt wird beim Wirt!“ der Selbstbedienung gefrönt. Wanderer kennen das aus den Hütten des Pfälzerwaldvereins. In der PGF hingegen kann dadurch Häuptling „Großes Gewächs“ den Service komplett alleine wuppen. Wenn er Zeit hat, lässt er es sich jedoch nicht nehmen, die Speisen selbst an die Tische zu bringen. Dann liefert der redselige Bonvivant auch gerne ein paar lustige Anekdoten – in „bräädschdem Pälzisch nadierlich“ – ganz gratis dazu.
Mit zwei Tellern bewaffnet ging es zurück an den Platz zu meiner Liebsten, die schon sehnsüchtig ihren Nudelteller herbeisehnte. Ich freute mich auf Frischfruchtiges aus dem Meer, das mit feinsäuerlicher Zitrus-Vinaigrette angemacht war und von Tomate, Petersilie, Fenchel und Staudensellerie ein wenig aufgepeppt wurde.
Viel Frutti, viel Mare!
Allein die zarten Pulpostücke waren jeden Bissen wert. Sie lagen in perfektem Gargrad neben kleinen, aber äußerst saftigen Garnelen, die genauso viel Spaß machten wie die Kalamarstückchen, deren leichte Gummitextur eher zarte Seiten aufzog. Ein rundum gelungener Meeresfrüchteteller, der in Sachen Produktfrische und Qualität keine Wünsche offenließ. Mediterrane Sommerküche an der Strada del Vino zu einem absolut fairen Preis. „Domme-Style“ halt…
Als bekennender Pesto-Verschmäher ließ ich mich dennoch zu einem Versuchshappen hinreißen. Zu meinem Erstaunen reizte die hausgemachte Italo-Tunke mit raffinierter Knoblauchnote meinen Gaumen. Auch der „Mozzarella von die Buffel“ fügte sich da gut ein – zumal die Tagliatelle nicht zu weich gekocht waren. Ein einfacher, aber durchaus sehr schmackiger Veggie-Teller, der mir auch zugesagt hätte.
Pasta, Pesto und "die Buffel"!
Wer jetzt denkt, dass der Schreiber dieser Zeilen nach dem Meeresfrüchtesalat pappsatt vom Stuhl kippte, irrt gewaltig. Die feinen Frutti di Mare hatten meinen Appetit auf Meeresgetier erst entfacht. Also nochmal rein zum Hainfelder „Maître del Mar“ und die rosa Crevetten (mit Kopf, Herz und Schwanz) zum Selberpulen mit Safran-Aioli und Baguette für 15,50 Euro nachgeordert.
Die Frage, nach ein paar Austern extra wurde selbstverständlich bejaht. Auf der Rechnung erschienen diese hingegen nicht. Da hatte der gute Herr Theobald wohl einen ebensolchen Tag bzw. Abend und zeigte sich von seiner spendablen Seite. Danke nochmal an dieser Stelle für die fabelhaften Schalentiere.
Die PGF bezieht ihr Baguette von der Moulin Kircher, einer angesehenen Traditionsbäckerei aus dem elsässischen Ebersheim. Und genauso gut schmeckten dann auch die fluffigen Weißbrotscheiben aus dem Körbchen, das mir der freundliche Schankmeister zusammen mit der ansehnlichen Garnelen-Austern-Platte an den Tisch brachte.
Rosa Crevetten (vorgekocht) und ein paar Fines de Claire Austern
Die roten „Panzer-Garnäle“ wurden durch fachgerechtes Kopfabdrehen und anschließendes Auszuzeln, Amputieren sämtlicher Gliedmaßen und Entfernen ihres Schutzanzuges (inkl. Darm!) auf reinfleischiges Verzehrniveau gebracht. Noch ein Spritzer Zitrone zur kulinarischen Belustigung und dann kopfüber – Quatsch, war ja schon weg! - in die hausgemachte, herrlich sämige Safrancrème getaucht. Man muss sich ja auch mal gönnen können.
Crevetten-Pflicht!
Neben den sieben gepanzerten Krustentieren von ansprechender Größe bzw. Sortierung hatten es sich auch fünf Austern, die sich nach mindestens einmonatiger Veredelung im Meerwasserbecken „Fines de Claire“ nennen durften, auf meinem Teller bequem gemacht. Mit ein wenig Zitrone aufgefrischt wurden diese locker weggeschlürft. Ein Vorgang, der mir als Heranwachsendem nichts als Ekel entlockte.
Zum Sattsehen!
Heute ist das zum Glück anders. Ich genoss den gallertartigen, latent nach Seetang schmeckenden Inhalt der nicht nur bei Feingaumen beliebten Schalentiere, deren mildes, leicht jodiges Aroma mich gedanklich in Richtung Atlantikküste abdriften ließen. Wie war das doch gleich mit dem „Gönnen können“?
Na dann mal runter damit ;.)
Ein kleiner Wink mit dem Dessertpfahl brachte uns in den Genuss einer wahrlich stattlichen Portion Brombeerrahmeis (3,50 Euro). Selbst zum Teilen war das überquellende Weckgläschen voll cremiger Tiefgefrorenheit – der Pacojet hatte generös pacossiert – keine leichte Aufgabe. Aber zusammen bekamen wir das Sorbet schon ausgelöffelt.
Brombeerrahmeis (Kinderportion)
Regen zog auf und die wenigen verbliebenen Gäste flüchteten nach Drinnen. Wir harrten draußen unter dem Schirm noch eine Weile aus bis uns die feuchte Witterung den Heimweg nahelegte. Ich warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf die zweite, neben dem Tresen aufgestellte Schiefertafel mit den Weinspezialitäten.
GG kann Vieles bedeuten...
Bei der Auflistung diverser Großer Gewächse aus der Pfalz, dem Rheingau, der Mosel und Rheinhessen musste ich zwangsläufig an meinen Weißweinkumpel von der Weser denken. Hoffentlich können wir im Dezember mal wieder zusammen die Meeresfrüchteplatte putzen. Nicht nur in Zeiten von Umzug und Renovierung ein durchaus frommer Wunsch...