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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant im Hotel Weinberg-Schlößchen in 55413 Oberheimbach bewertet.
vor 5 Jahren
"Äußerst schöner Aufenthalt!"

Geschrieben am 22.09.2020 | Aktualisiert am 23.09.2020
Besucht am 13.09.2020 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Nach der ersten Etappe unserer Herbstwanderung 2020 hatte ich meine Frau und mich in das Hotel Weinbergschlösschen in Oberheimbach einquartiert. Nach ca. 24 Kilometern von Bingen kommend erreichten wir über den Rhein Burgen Weg das kleine Örtchen in einem Seitental des Rheins. Unsere Kollegin PetraIO hatte sich hier auch schon einquartiert und war nicht durchgehend glücklich mit ihrem Aufenthalt gewesen, siehe ihr Bericht hierzu. Unterkünfte am Rhein sind aber zurzeit rar gesät, also war ich froh, dass wir hier ein Zimmer bekommen konnten.

Nach einem sehr heißen Spätsommertag trafen wir gegen 17 Uhr ein und waren froh, uns der Wanderklamotten zu entledigen und nach einer Dusche wieder präsentabel zu sein für ein Essen in einem Restaurant. Die Zimmer ebenso wie das restliche Hotelgebäude sind auf einem modernen Standard und erlauben einen angenehmen Aufenthalt.

Auf das Essen freute ich mich schon, mit dem war ja auch schon Petra sehr zufrieden bei ihrem Besuch. So gegen 18 Uhr bewegten wir uns nach unten, wir hatten schon vorher sichergestellt, dass unser Tisch draußen auf der Terrasse sein würde.

Der Service nahm uns im Empfangsbereich in Empfang, ließ uns Zeit, die Hände zu desinfizieren und führte uns zu unserem Tisch. Durch einen sehr sehenswerten Gastraum ging es dann auf die Terrasse, direkt neben der die steilen Weinlagen des Heimbach Tales empor steigen. Schon genau das richtige Ambiente, wenn man schon in einem Weinbaugebiet ist.

Eine junge Dame brachte uns die Karten, und erfragte erste Getränkewünsche. Für meine Frau ein Winzersekt Riesling brut vom örtlichen Weingut Stassen. Ich hatte Durst, es war ein immer noch heißer Abend und bestellte mir fürs erste ein Pils. Eine große Flasche Wasser wurde auch gleich geordert.

Dann konnten wir uns der Speisenwahl widmen. Die Karten für Speisen und Getränke sind auf der HP einsehbar. Die uns angebotenen Speisen ließen auf eine regional und saisonal ausgerichtete Küche mit Anspruch schließen. Das las sich schon mal verlockend und die Auswahl fiel schwer. Insbesondere die Weinkarte war mit viel Liebe zusammen gestellt. Während wir also grübelten über unserer Bestellung servierte uns der Service Brot und eine Kräuter Creme auf Basis von Frischkäse.

Zuerst wurde ein Wein geordert, meine Frau hatte was Spannendes in der Karte gefunden und Augenblicklich meine Zustimmung dazu gefunden. Das VDP Weingut Toni Jost ist einen Ort weiter den Rhein runter in Bacharach beheimatet. Einen Besuch dort hatten wir eh für den kommenden Tag eingeplant. In der Karte des Weinbergschlösschens fanden sich sehr viele, auch gereiftere Weine von Jost, und einer davon reizte uns besonders.

Man lese selber die Info auf dem rückseitigen Etikett. Ein Riesling aus dem ersten sehr warmen Sommer 2018, mit entsprechend viel Öchsle versprach er eine Qualität, die sehr gut mit dem Ausbau in einem Barrique harmonieren würde. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, also wurde uns dieser sehr exotische Riesling auf den Tisch gestellt.

Der Service hatte neben der Flasche noch die Standard Weißwein Gläser in der Hand, als er uns die Flasche präsentierte. Ich äußerte den Wunsch nach Burgundergläsern, nur in denen hat ein Barrique Wein (auch ein Weißer) die Chance, sich angemessen zu entfalten. Die junge Dame stutzte erst, meinte, man würde den Wein gar nicht mehr in anderen Gläsern servieren, aber entgegnete dann auf meinen Einwand, dass es noch entsprechende Gläser geben würde und ging in den Keller, um diese zu holen, zu spülen und dann wieder an den Tisch zurück zu kehren. So muss Service sein, fein. Dann endlich konnten wir diesen äußerst guten Riesling verkosten. So gut, dass es eine zweite Flasche wurde an diesem wunderschönen Spätsommerabend, an dem wir bis 22 Uhr draußen saßen.

In der Zwischenzeit hatten wir auch die Speisen gewählt. Die Auswahl war sehr verlockend, und es fiel schwer, es auf eine Speisenfolge einzudampfen. Weil es so schwer wurde, fragten wir den Service, ob ein Zwischengericht zwischen Vor- und Hauptspeise von der Küche akzeptiert werden würde. Der Service klärte das sofort auf. Ich sagte ja schon, mir gefiel immer mehr, wie auf den Gast und seine Wünsche eingegangen wurde.
Der Prozess der Auswahl endete also mit einer Vorspeise, einer Suppe und einem Hauptgericht. Dessert ließen wir offen bis nach dem Hauptgericht. Bei den ersten beiden Gängen waren wir uns einig. Vorweg ein Carpaccio.

Carpaccio vom Bömlö Lachs mit Salatspitzen, Limette und Parmesan hatte die Karte zu diesem Gericht verkündet. Was nun Bömlö bedeutete habe ich vergessen zu fragen, sorry. Aber der in sehr dünne Scheiben eiskalt auf dem Teller gelegte Fisch war Klasse. Darüber eine Vinaigrette, mit Crunch durch Nüsse und Biss durch Gemüse. Ein Klecks Linsensalat war verschwiegen worden, aber lecker war er. Und gute Idee, der Salat war in einem kleinen Gebäckkörbchen angerichtet und nicht direkt auf das Carpaccio gegeben. Sehr schmackhafter Beginn für uns Beide. Weiter ging es mit einer Suppe, perfekt auf die Jahreszeit passend.

Essenz von Steinpilzen mit Steinpilzroulade und feinem Gemüse hatte die Karte das Gericht genannt, auf das wir nicht verzichten wollten. Der Suppenteller wurde heiß auf den Tisch gestellt, darin ein gerollter Pfannkuchen, gefüllt mit einer Steinpilzfarce und klein gewürfelten Gemüsen. Aus einer Kanne wurde eine dampfend heiße und verlockend riechende Bouillon angegossen.

Vollendeter Anblick und Geruch! Gut, dass wir diesen Gang nicht weg gelassen hatten. Dieses Jahr wird es schwer mit Steinpilzen bei uns im heimischen Münsterland, es ist einfach zu trocken. Also essen wir immer, wenn wir welche kriegen können, Steinpilze. Beim Hauptgericht teilten wir auf, für meine Frau noch mal was mit Pilzen.

Kartoffelstrudel mit Waldpilzen auf geschmorten Wurzelgemüse. Dieses Gericht stammte aus dem vegetarischen Teil der Karte. Und meine Frau war sehr glücklich über ein weiteres Pilzgericht. Sie hob den Daumen. Ich hatte mich für ein Gericht entschieden, dass es sowohl als Vorspeise als auch als Hauptgericht gibt.

Hausgemachte Kalbsmaultaschen auf sautiertem Spinat und gebratenen Pfifferlingen. Obendrauf als Crunch frittierter Rucola. Böse Zungen behaupten, die einzige Art, in der man dieses Kraut servieren kann. Hier aber war es der Crunch, den der Teller benötigte. Gut zubereitet der Spinat, so wie ich ihn mag, ohne Sahne, einfach in der Pfanne zusammenfallen lassen, und Knoblauch und Muskat dran, fertig und lecker. Die Pfifferlinge dann auf dem Spinat zusammen mit den Maultaschen. Dazu eine leichte Kräuter-Sahne-Sauce, sehr guter Teller. Frau als gebürtige Schwäbin durfte natürlich die MT probieren und befand sie als gut. Inzwischen war die zweite Flasche Barrique Riesling im Kühler.

Nach dem Hauptgericht gingen wir in uns, ob noch ein Dessert angebracht sein würde. Aber die Portionsgröße der drei voran gegangenen Gerichte erlaubte das nicht mehr. Der Rest des Weins würde aber auch ein vorzüglicher Abschluss dieses guten Mahls im Weinbergschlösschen sein. Inzwischen war es dunkel geworden, und auf der Terrasse am Weinberg verlebten alle Gäste einen sehr stimmungsvollen Abend.

Irgendwann war der Wein dann leer, dass Wetter immer noch sehr schön und warm, wir mochten noch nicht auf das Zimmer gehen. Wenn schon kein Dessert, dann vielleicht ein Digestif? Ja, meine Frau nickte und wir wählten aus den Bränden des ebenfalls in Oberheimbach beheimateten Weingutes Persch einen von der Brombeere und einen von der Himbeere. 

Dann schlossen wir einen wunderbaren Abend im Restaurant des Weinbergschlösschens. Den Service hatte ich ja schon mal gelobt, und wiederhole es hier noch mal ausdrücklich, vom Chef Florian Lambrich, der das gesamte Hotel leitet bis hin zu allen weiteren Damen und Herren im Service wurden wir aufs Beste umsorgt, das hat sehr gefallen. Und auch die sehr anspruchsvolle Weinkarte geht auf ihn zurück.

Florians Bruder Marc Lambrich leitet das Küchenteam, das uns heute Abend kulinarisch so verwöhnt hatte. Auch hier kann ich nur ein großes Lob geben und mich für die guten Gerichte bedanken.

Kann ich zum Fazit kommen. Ein äußerst schöner Abend und Nacht und Frühstück im Weinbergschlösschen wurde uns geboten. Das Gesamtpaket war eins der Besten auf der diesjährigen Herbstwanderung. Wenn wir im Rheintal eine Unterkunft suchen, werden wir ganz sicher hier wieder einkehren.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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