Zurück zu Achtzehn70
GastroGuide-User: Siebecko
Siebecko hat Achtzehn70 in 59348 Lüdinghausen bewertet.
vor 8 Jahren
"Eine neue kulinarische Perle im Münsterland!"
Verifiziert

Geschrieben am 24.12.2016 | Aktualisiert am 25.12.2016
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Achtzehn70
Besucht am 18.12.2016 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
 Achtzehn70 ist ein Restaurant mit dem Schwerpunkt „Edles Fleisch“ in Lüdinghausen, das seit Juli 2016 die kulinarische Szene im Münsterland lobenswert bereichert.
Zwei junge Unternehmer, Simon Schräder und Philipp Burkert, haben ihre Ausbildung als Restaurantfachmann im renommierten Hotel-Restaurant Louis C. Jacob in Hamburg absolviert und sich nach dem erfolgreichen Abschluss als Metzgermeister selbständig gemacht als mobile Markthändler mit ihren Verkaufswagen  „Edles Fleisch“ in verschiedenen Großstädten im Ruhrgebiet. Und wie das bei dynamischen, erfolgreichen Unternehmen nicht selten ist, erweiterten sie ihr Leistungsspektrum mit einem ersten Restaurant im Juli 2016.
 
Anfahrt
 
Der beschauliche Ort Lüdinghausen hat eine kleine, fein gestaltete Innenstadt mit vielen Fußgängerzonen und mittendrin liegt fußläufig das Restaurant, welches für Ortsunkundige nicht leicht zu finden ist. Nachdem wir bei der Volksbank einen Parkplatz gefunden hatten, mussten wir nur noch um die Ecke zu dem kleinen,  dreigeschossigen restaurierten Fachwerkhaus. Dieses Haus wurde ca. 1870 errichtet, daher der Name.
 
Ambiente
 
Wir wühlten uns durch einen Stoff-Windfang, der – wie wir im Anschluss feststellten, die winterliche Kälte erfolgreich von unserem direkt neben dem Eingang stehenden Tisch abhielt.
Im linken Bereich hatte der kleine Gastraum eine beachtliche Höhe über zwei Geschosse, was sich im rechten Bereich eingeschossig fortsetzte. Von dort führte eine moderne Stahltreppe in das 1. und 2. OG.
 
Die Einrichtung gefiel uns: Ein bunter Mix aus alten Holzmöbeln wie z. B. eine Kredenz, rustikalen Esstischen aus einem schwarzen Stahlgestell mit eingelegten Holzbahnen als Tischplatten, auf alt getrimmten bequemen Lederstühlen mit Armlehnen, großen modernen Bildern an den Wänden und drei wuchtigen Kronleuchtern, die die moderne Rustikalität des Ambiente unterstrichen.
 
Die blanken Tischplatten waren eingedeckt mit Messern, Gabeln, schlichten modernen Weingläsern, hohen Wassergläsern in Kristallglasoptik, wie sie trendige Steakhäuser gern benutzen, Brottellern und Brotmessern. Schlichte weiße Stoffservietten, rustikale dicke Kerzen, Übertöpfe mit künstlichen aber schicken Blumen sowie Olivenöl und Fleur de Sel komplettierten die Tischausstattung. Unpraktisch die kleinen nach innen gewölbten Brotteller, weil das Brotmesser mit dem Griff ständig in den Teller oder vom Tellerrand rutschte. Vermisst habe ich Tischdecken oder Tischläufer.
Weihnachtliche Dekoration hielt sich dezent im Hintergrund.
Im Sommer kann man vor dem Haus lauschig sitzen und schlemmen.



Service
 
Den Service managte die junge, hübsche Isabell Burkert, Schwester des Inhabers Philipp Burkert, mit Charme und Kompetenz.
 
Speisekarte
 
6 Vorspeisen 7 – 18 Euro
6 Hauptgerichte 15 – 26 Euro
11 Fleischspezialitäten aus dem Reifeschrank pro 100 g Gewicht 7 – 28 Euro; Beilagen werden extra berechnet
3 Desserts 11 -12 Euro
Auf der Karte locken edle Fleischsorten wie
Toxogitxu Entrecôte (15-20 Jahre alte baskische Milchkuh „Omakuh“ 10,5/100g
Australian Black Angus Filet (grain fed) 14,0/100 g
Japan Wagyu Flanksteak 28,0/100 g

Die aufgerufenen Preise für Essen und Weine sind selbstbewusst im oberen Segment. Erstklassige Fleischqualität kostet ihren Preis!
 
Unsere Speisen
 
Vorab reichte uns Isabell ein Holztablett mit zwei Sorten frischem Brot sowie hausgemachte Kräuterbutter und Gänseschmalz. Das fing gut an.


 
Essenz und Knusper vom heimischen Wild – 8,5 Euro
 
In modischem Geschirr präsentierte sich diese überschaubare Vorspeise. Die Essenz ist ein klarer, konzentrierter, intensiv und gut schmeckender Fond aus Wildfleisch mit leichtem Zimtaroma. Der Knusper entpuppte sich als kleines rundes Teigtäschchen mit einer Füllung aus klein gehacktem Fleisch, leider beim ersten Biss viel zu heiß. Insgesamt jedoch ein aromatischer Starter, der Freude auf die folgenden Speisen weckte.

Wildessenz und Knusper

Nüsschen vom heimischen Reh rosa gebraten/ Rotkohl/Maronen/
Kartoffel-Kräuter-Stampf/ kräftige Wildjus – 26 Euro
 
In einer runden, tiefen Schale bot sich diese Speise an. Sie gefiel zwar optisch, war aber mit Messer und Gabel in dieser tiefen Schale schwierig zu händeln. Doch die geschmacklichen Qualitäten siegten über die motorischen Nachteile.
Kreisförmig angeordnet waren mehrere Tranchen von den edlen Teilen des Rehes, medium gegart und butterzart. Dazu gesellten sich in der Konsistenz cremige, aber noch nicht zerfallene, nussig schmeckende Maronen in einer geschmacklich intensiven, dunklen demi glace aus Wildfond, fruchtig abgeschmecktem Rotkohl und schmelzigem Kartoffel-Kräuter-Stampf. Wieder ein geschmacklicher Volltreffer!

Rehnüsschen

Irish Ochsen Filet – 10,7 Euro pro 100 g
 
Isabell, bewaffnet mit einem großen Kochmesser, präsentierte auf einem herangetragenen Beistelltisch ein komplettes prächtiges Ochsenfilet, von dem sie ganz nach Wunsch des Gastes eine Tranche abschnitt und auswog. Und genau dieses Gewicht wird dem Gast berechnet. Zu diesem Gericht wurde ein Original Laguiole-Steakmesser eingedeckt.
 
Außen schön kross und im Kern noch blutig, genau medium rare, wie geordert, war dieses zarte, edle Exemplar ein Augen- und ein Gaumenschmaus. Fleur de sel und feines Olivenöl standen auf dem Tisch bereit. Ein Dip separat dazu wurde nicht geordert. Drei kurz angebratene Kirschtomaten lockerten den puristischen Teller optisch und geschmacklich auf. Den Tomatenstrunk hätte der Koch gerne selber genießen dürfen! ;-)
 
Beilage: Bohnengemüse mit Birne und Lardo – 5 Euro
 
Ganz ohne Beilage ging es doch nicht. Frische grüne Stangenbohnen in Rauten geschnitten und bissfest gegart schmeckten gut. Dazwischen hatten sich etliche kleine Würfel (Brunoise) Lardo (italienischer fetter roher Speck) geschlichen. Sie waren zwar glasig erhitzt, aber ein kurzes schärferes Anbraten hätte bestimmt mehr Röstaromen produziert, was den Gesamtgeschmack bereichert hätte.
Eine Birnenspalte komplettierte dieses Beilagen-Dreierlei. Vielleicht war es die Interpretation des Kochs zum typisch hanseatischen Gericht „Birnen, Bohnen und Speck“.

Ochsenfilet
 
Crème Brûlée von Zartbitterschokolade/ Zitrusfrüchte/ Mango-Kalamansi-Sorbet – 11 Euro
 
Das Highlight für die süßen Schleckermäulchen!
Warme Zartbitterschokolade mit geflämmtem Zucker bestreut, ein Träumchen für jeden Schokoladensüchtigen.
Ein Löffel voll aromatisierte Zitrusfrüchte war für Frucht und Säure zuständig.
Den eiskalten, schmelzigen Part übernahm eine große Nocke Mango-Kalamansi-Sorbet. Mango spendete die Süße und die zitronenähnliche Kalamansi die Säure.

Dessert
 
Getränke
 
2015er Azienda Agricola “Marangona” DOC/ Lugana trocken 0,1 l – 4,5 Euro
2015er Chateau du Bon Tour Bandol rosé/ Côtes de Provence trocken 0,1l – 6,0 Euro
2012er Chateau du Bon Tour Bandol rouge/ Côtes de Provence trocken 0,1 l – 6,5 Euro
Gesaris Mineralwasser medium 0,75 l – 5,50 Euro
 
Fazit
 
Eine erfreuliche gastronomische Entdeckung- eine Perle für das Münsterland! Zwar keine Michelin-Sterne-Küche, aber ausgezeichnetes Essen, mit guten Produkten handwerklich solide und mit erkennbarer Raffinesse hergestellt.
 
4 – gerne wieder
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 32 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 32 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.