Zurück zu Bayleaf Cologne · Restobar · Kranhaus 1 · Mittleres Kranhaus
GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Bayleaf Cologne · Restobar · Kranhaus 1 · Mittleres Kranhaus in 50678 Köln bewertet.
vor 8 Jahren
"Köstliche Tapas und noch mehr in einer außergewöhnlichen Bar"
Verifiziert

Geschrieben am 24.09.2017 | Aktualisiert am 24.09.2017
Besucht am 23.09.2017 1 Personen Rechnungsbetrag: 95 EUR
Daniel Gottschlich und sein Restaurant waren ein Geheimtipp in Köln. Aber nicht lange;  denn schon 2015 erhielt er den Anruf vom Michelin: Sein Restaurant Ox&Klee, damals noch mitten in der Innenstadt, erhielt den Michelin-Stern.
 
2016 fand dann der Umzug in das mittlere Kranenhaus im Rheinauhafen statt.
Dort befindet sich nun nicht nur sein Ox&Klee, sondern zusätzlich noch das Bayleaf Cologne, eine kulinarische Bar.
 
Dort setzt der Küchen-Chef auf ein neues Food-Pairing-Konzept: die Verbindung von Fine-Dining-Gerichten mit besonderen Cocktails.
 
Über Daniel Gottschlichs Werdegang erfährt man nur wenig: Geboren am 16.11.1982 in Troisdorf. Vor der Ausbildung als Koch hat er bereits eine Lehre als Energieanlagen-Elektroniker absolviert.
Seine kulinarische Ausbildung hat er im Steigenberger Grandhotel Petersberg, Königswinter/Bonn gemacht. Danach war er Souschef im Brauhaus Früh in Köln. Also keine Stationen in besternten Häusern.
Aber er hatte wohl stets den Wunsch selbständig zu werden.
Seit 2010 ist er das, als Inhaber und Küchenchef im Restaurant Ox&Klee.
 
Mein Besuch im Sternerestaurant Ende 2016 ist mir noch in bester Erinnerung und der geschätzte Kollege tischnotizen von GG fand zum neuen Bayleaf schon sehr lobende Worte.
 
Ambiente
 
Wie es sich gehört ist die Theke im Mittelpunkt des Raumes. Für unsere Veranstaltung waren alle Tische und Stühle zu einer langen Tafel zusammengestellt worden. Sonst stehen sie sicher in Gruppen. Die Barhocker waren ebenfalls weggeräumt. Einige Hochplätze waren an der Fensterfront aufgestellt. Durch eine Glastüre kann man auch zu einem Außenbereich gelangen. Die Architektur der Kranenhäuser ist in meinen Augen grundsätzlich nüchtern, sachlich, im Industrie-Design gehalten und spiegelt sich auch in den Räumen wieder. Dafür ist das Innere der Bar heute jedoch recht angenehm und gemütlich hergerichtet.
 
Sanitär
 
Ebenerdig um die Ecke – klein aber ordentlich eingerichtet und regelmäßig kontrolliert (Liste an der Wand).
 
Service
 
Der Service war heute – vielleicht abweichend vom regulären Barbetrieb – recht intensiv. Drei Kräfte sorgen ständig dafür, das die Gläser stets mit gut gekühlten Getränken (Wasser und oder Wein) gefüllt waren. Zum Auftragen der Speisen kamen noch weitere Helfer hinzu. Der Chefkoch erläuterte persönlich alle Gänge und beantwortete Fragen. Auch die Küche und das Restaurant wurden kurz mit einem Rundgang vorgestellt. Der Barchef stellte seinen Drink zum Dessert ebenfalls vor. Wir wurden also perfekt umsorgt und hatten trotzdem genug Raum für Gespräche untereinander.
 
Das Programm
 
Motto „YouDinner-Supersamstag – am und auf dem Rhein“
 
- Rheinschifffahrt mit Köln-Panorama inklusive
- Austern, Seafood-Tapas und Lobster: Genuss-Highlights aus dem Bayleaf Cologne
- Food-Pairing für Fortgeschrittene: perfekt abgestimmtes Cocktailpairing zum Dessert
- Meet&Greet mit Sternekoch Daniel Gottschlich
- Rhein-Tour, Speisen und alle korrespondierenden Getränke im Preis inkludiert
 
Die verkosteten Speisen 
 
1. APERITIF & AUSTER HOCH3
 
a) Gurke | Ponzu | Sesam
b) Pumpernickel | Kopfsalat | Speck
c) Geräucherte Paprika mit Rosmarin | gepuffter Safranreis | Salicornes
 
Die Austern waren schöne große Exemplare. Mein Favorit war die Richtung mit Paprika. Aber auch die beiden anderen Zubereitungen haben mir gemundet. Ich mag es durchaus, wenn kleine Zutaten dazu kommen.
 
2. BAYLEAF SEAFOOD-TAPAS
 
a) Thunfischtatar vom Yellowfin mit Bergamotte  
 
Unscheinbar in einer Dose serviert, schmeckte es köstlich und erfrischend. Die feinen Stücke waren durch die süß-bitteren Gewürznoten gut unterstützt. Der Thun-Geschmack wurde erhalten und durch Bergamotte nur veredelt.
 
b) Steamed Buns (gedämpfte Brötchen) mit Crustanova Garnele (oder Bayrische Garnele: Oft werden Garnelen tiefgekühlt und stammen aus Zuchtstationen in ferner Ländern. Das wollten diese Züchter ändern und errichteten bei München eine Farm, in der Salzwassergarnelen artgerecht aufgezogen und frisch geliefert werden)
 
Solch ein Garnelen-Brötchen hatte ich so noch nie gegessen. Der Teig war nicht gebacken. Es erinnerte mich an Hefeklöße oder Dampfnudeln, aber ohne knusprige Anteile. Darin war eine große Garnele eingepackt – ebenfalls nicht gebraten, sondern erwärmt. Die Kombination von eigentlich zwei weichen Komponenten hat mir neue Seiten der Garnele gezeigt. Der Geschmack war äußerst intensiv und gleichzeitig ungewohnt für mich. Eigentlich mag ich lieber Speisen, die knusprig und etwas fest sind. Aber heute hat mich, geschmeidig und mürbe schon überzeugt.
 
c) Lauwarme Brandade (Püreespeise aus Fisch und weiteren Zutaten) vom Kabeljau mit Keta Kaviar (Lachsart), Joghurt, Bottarga (gesalzener Rogen von der Meeräsche)
 
Besonders appetitlich sah das Gericht für mich wahrlich nicht aus. Aber die inneren Werte überzeugten mich schnell. Wenn getrockneter Kabeljau wieder eingeweicht und verarbeitet wird, sieht das eben so oder ähnlich aus. In einem portugiesischen habe ich so etwas Ähnliches schon probieren können. Hier war aber noch Kaviar und Rogen mit angerichtet worden. Mit etwas Brot zusammen habe ich es gerne verkostet.
 
d) Lauwarmes Miesmuscheltatar auf Knoblauch-Röstbrot
 
Das war für mich das beste von den wirklich guten vier Tapas. Das klein geschnittene Muschelfleisch war äußerst zart und raffiniert abgeschmeckt. Das knusprige dunkle Brot passte harmonisch dazu.
 
e) Brot und Olivenöl, Salz
 
In der italienischen Fassung von Rotkäppchen hat das Mädchen Focaccia und Wein für die Großmutter im Körbchen. Daran musste ich denken, als ich im Behälter knuspriges und weiches Brot fand. Die Focaccia hat mich dabei besonders angesprochen. Sie war locker im Teig und saftig in der Konsistenz. So muss es für mich sein: das gute Olivenöl soll in den Fingern zu spüren sein.
 
3. PULLED LOBSTER IM SCHWARZEN BUN MIT LIMETTENMAYO, FLEISCHTOMATE UND PAK CHOI
Lauch, Süßkartoffel aus dem Ofen, Estragon-Crème
 
Der aromatische Bun war mit Sepia gefärbt und mit geräuchertem schwarzem Knoblauch verfeinert worden. Zufällig habe ich vor Kurzem im Gewürzladen meines Vertrauens dieses Gewürz gefunden und es mit Nudeln und Pilzen ausprobiert – es war köstlich. Und auch hier war es eine Bereicherung. Die Tomatenscheibe und das Pak-Choi-Blatt zusammen mit der Zitrus-Creme begleiteten die Hauptzutat Hummerstücke. Und ich muss sagen, dass dieser Burger ab sofort zu meinen Lieblingen zählt.
Das Lauchstückchen war in Ordnung. Die Süßkartoffel angenehm im Aroma. Aber hier stört mich schon die weiche Konsistenz – ich weiß, dass das so gewollt ist, aber alle Arten von „Breilein“ sind mir grundsätzlich suspekt. Doch ich habe es brav gegessen, denn der Geschmack ist ja nicht übel.
Die Estagoncreme war wieder etwas für mich. Die Menge ist klein und wirkt nicht weichlich und die kräftige Kräuterwürze habe ich gerne.
 
4. YUZU, WEIßE SCHOKOLADE UND LAKRITZ
Bayleaf Dessert-Cocktailpairing
 
Die Limette-Mandarine-Note, das leicht Bitte und die kräftige Aromatik der Zitrusfrucht in Verbindung mit feiner weißer Schokolade passte mir gut.  Das Gemisch kam auf zwei Arten auf den Teller: Als lockere sahnige Espuma und als cremige festere Mousse.
 
Eine Sphäre als Lakritze-Ball mit feste Hülle bzw. Haut und dem flüssigen Inneren hatte einen hammermäßigen Lakritz-Geschmack–  der Chefkoch warnte uns davor das Teil komplett in den Mund zu nehmen, sondern lieber in kleinen Dosen zum Dessert mischen. Ein guter Hinweis. Ich mag Lakritz, aber zu stark muss es nicht sein. Die beiden dünnen Hippen bzw. karamellisierten Taler hatten schon eine kräftige Süßholz-Note aufgewiesen. Etwas kleiner Streusel, Crumble oder Humus gab noch eine knusprige Abrundung.
 
Dazu gab es vom Barmann frisch zubereitet einen passenden kleinen Cocktail.
 
Eine ähnliche Begleitung zu allen Speisen in der Bar kann ich mir gut vorstellen.
 
Getränke 
 
Selters Mineralwasser
 
Crémant de Bourgogne - Germain Pere et Fils – Burgund
Pinot Noir – 12%
 
2016 Albariño Igrexario de Saiar - Benito Santos – Rias Baixas
Albariño – 13%
 
Dessert-Cocktail
Michael Elter, der Barchef, erläuterte seine Kreation. Er hatte Rum und Orangenschnaps gemixt und mit der dünnen Schale von der Orange parfümiert. Etwas Rosmarin und ein großer Eisquader kamen noch ins Glas. Es gehört zum Stil des Hauses einen „kleinen“ Cocktail zum Gericht zu servieren – etwa ein Gläschen mit 2 cl (damit die Wirkung nicht zu stark wird - siehe oben Food-Pairing: vier Gänge mit vier passenden Cocktails)
Espresso
 
Fazit
 
5- unbedingt wieder. Auf die Rheinfahrt verzichte ich dann und werde den Augenmerk auf die Cocktails legen; die Speisen waren überzeugend und der Dessert-Cocktail passte ebenfalls. Da bietet sich doch das komplette Menü der Verbindung von Essen & Cocktails an.
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
Datum des Besuchs: 23.09.2017 - am Nachmittag - eine Person (von ca. 30 Teilnehmer*innen)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Lavandula und 24 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Lobacher und 24 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.