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Denn das bin ich wirklich nicht. Aber ganz im Sinne von Herbert Grönemeyer regieren am Nebentisch eindeutig die Kinder: der Säugling, der deutlich und nachhaltig zum Ausdruck bringt, dass er wahlweise hungrig oder müde ist (ich kenne mich da jetzt nicht so aus), das ein paar Jahre ältere Kind (Geschwisterchen?), das ähnlich lautstark klar macht, dass er die Aufmerksamkeit nicht kampflos dem Baby überlassen will und der etwas größere Junge, der durch unaufhaltsamen Bewegungsdrang auffällt. Nun gut - manchmal gewinnt man, manchmal verliert man.
Nicht alle Eltern am Tisch wirken angesichts dieses andauernden Theaters wirklich glücklich, aber warum sollte es ihnen anders gehen als uns? Zumindest deuten die Teller daraufhin, dass man mit den Hauptgerichten bereits durch ist. Das lässt hoffen. Und nach Gin-Tonic und einer originellen Abwandlung des Apérol Spritz mit Rosmarin macht sich sowieso eine deutlich stoischere Gelassenheit breit.
Das Tanica stand schon seit einiger Zeit auf unserer Liste, denn wenn schon befreundete Gastronomen den Laden empfehlen und der Kölner Stadtanzeiger das Tanica in einem Ranking mediterraner Restaurants auf den ersten Platz hievt, kann es so schlecht wohl nicht sein. Außerdem wird hier ein besonderer Augenmerk auf die Weine gelegt und wir lernen, dass die Weinkarte alle paar Wochen bzw. Monate einen neuen Schwerpunkt erhält und komplett ausgetauscht wird. Wir kommen gerade in die Südafrika-Phase.
Die Speisekarte ist relativ übersichtlich und bietet Gerichte in mittlerer 2/3-Portionierung, also etwas größer als Tapas. Preise liegen dabei durchweg zwischen 8 und 12-13 Euro, Desserts bei 5 Euro. Lediglich das Rinderfilet fällt mit 16 Euro etwas aus dem Rahmen.
Wir starten mit Thunfisch im Sesammantel und Wasabimayo. Vier passable Stücke auf etwas Chutney und Salat sind akkurat kurz gebraten, so dass der Fisch überwiegend noch roh ist. Die Wasabimayo ist eher dezent, so dass der Gang leider ein wenig flach bleibt.
Mein Spargelsalat mit Ponzulachs und gestocktem Ei (nun gut, man hätte es auch hart gekocht nennen können) ist da deutlich abwechslungsreicher und aromatischer. Zuvor allerdings muss man einiges an rohem, leider nicht angemachten Grünzeug beiseite räumen, das zwar sauber in lange, dünne Streifen geschnitten ist, dadurch aber eben nicht essfreundlicher wird. Der Spargelsalat in cremigem Dressing indes schmeckt sehr gut, der Lachs weist durch das Marinieren mit Ponzu eine erfreulich feste Konsistenz und eine dunklere Farbe auf, ist ebenfalls lecker.
Ganz hervorragend dann der Pastagang meines Gemahls, Fuselloni mit weißer Kalbsbolognese. Was verhältnismäßig unscheinbar aussieht, ist eine 1a zubereitete geschmacksintensive Bolognese, denen Butterbrösel einen zusätzlichen Crunch geben.
Ich hätte hierbei eigentlich aussetzen wollen, bekomme meinen Fleischgang aber jetzt bereits - was vielleicht nicht verkehrt ist, denn woran ich nicht gedacht hatte war, dass das Tataki vom Txogitxu, also vom alten Rind, kalt serviert wird. Es wird relativ pur, nur mit ein paar Bärlauchblättern und etwas Café de Paris-Creme präsentiert. Frittierte Kapern sorgen für einen witzigen aromatischen wie texturellen Twist. Das Fleisch selbst ist gut gebraten und sehr aromatisch.
Zwischenzeitlich hat die Eltern-Kind-Gruppe Kinderwagen, diverse Taschen und Jacken gepackt und den Heimweg angetreten. Trotz der ohnehin lebhaften Atmosphäre im gut besuchten Restaurant stellt sich auf einmal eine wunderbare Ruhe ein.
Nicht, weil ich noch besonders hungrig bin, sondern einfach aus Neugierde, bestelle ich kurzfristig noch die gegrillten Calamari mit Blutwurst nach, was für die Küche kein Problem darstellt. Sie kommen zeitgleich mit dem gleichen Gang meines Mannes. Die Calamari sind zart, die Blutwurst würzig und als länglicher Strang auf dem Teller. Mit ein paar säuerlichen, kalten Schalotten ergibt sich eine interessante Kombination, bei der das Deftige der beiden Hauptkomponenten eindeutig im Vordergrund bleibt.
Und erneut nur der Vollständigkeit halber - satt sind wir längst - ordern wir auch noch die beiden Desserts. Ich die Joghurtmousse mit weißer Schokolade, Grapefruit und Kardamom, meine bessere Hälfte die Torta della Nonna.
Meine Mousse ist halt eine Mousse. Nicht besonders auffällig und mit ein paar Bröseln und Himbeeren auch eher unspektakulär. Die Grapefruit erinnere ich nicht mehr, vielleicht war sie in den wenigen Saucentupfen. Insgesamt mächtiger als zu erwarten war.
Die Torta della Nonna gefällt mir da entschieden besser. Die Cremefüllung ist köstlich, der Kuchen mit den Pinienkernen nicht minder. Schlicht, aber sehr gut.
Im Glas hatten wir übrigens einen 2014 Mullineux Old Vines, eine Cuvée aus Chenin Blanc, Clairette Blanche und Viognier, der genau unserem Geschmack nach einem etwas fülligeren zwar holzbetonten, aber noch eleganten Wein entsprach. Zudem war er mit 44 Euro sehr fair kalkuliert. Die Weinberatung hat uns, wie der Service ausgesprochen gut gefallen.
Im Tanica wird keine hoch anspruchsvolle Küche serviert, sondern Gerichte, die mit wenigen Zutaten auskommen, dafür von guter Qualität sind und gemäßigt originell kombiniert werden. Nicht jeder Gang war komplett überzeugend, aber insgesamt ist das Konzept schon stimmig. Und aufgrund der kleineren Portionen und sehr akzeptablen Preisen sind auch kleinere Schwächen durchaus verschmerzbar.
Wir ordern zum Abschluss noch einen Digestif und die sehr freundliche Bedienung bringt uns eine ordentliche Auswahl an Obstbränden von Arno Dirker aus Mömbris an den Tisch, sicher nicht die schlechteste Wahl. Die Schnäpse gehen aufs Haus - als Ausgleich für die Geräuschkulisse zu Beginn des Abends. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber ein netter Zug ist es allemal. Wiederkommen werden wir sowieso. Es sei denn, es gibt einen regelmäßigen Eltern-Kind-Stammtisch. Dann müssten wir es uns vielleicht noch mal überlegen.