Ich gehe gern und gut essen und schreibe auch darüber. Rein privat, aus Spaß und nicht kommerziell.
Vorwiegend, aber nicht nur, besuchen wir sogenannte Gourmet-Restaurants und reisen dafür auch gezielt durch Deutschland und ins europäische Ausland.
Mehr Berichte auf meinem Blog http://tischnotizen.de oder meinen Facebook-Profilen https://www.facebook.com/tischnotizen.de/ und https://www.facebook.com/thomas.westermann.5 .
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Bewertungs-Statistik
Insgesamt 103 Bewertungen 136097x gelesen 2537x "Hilfreich" 2513x "Gut geschrieben"
Besucht am 30.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Christian Baus wöchentliche “Bau Box” gehört vermutlich zu den am heftigsten nachgefragten Angeboten im gehobenen Take Away-Segment. Wann gibt es schon die Möglichkeit, sich Gerichte aus einer Dreisterne-Küche regelmäßig nach Hause zu holen? Nachdem wir das Glück hatten, eine Box der ersten Ausgabe zu ergattern, haben wir jetzt bei Nr. 12 erneut zugeschlagen, zu der wie gewohnt das ausgezeichnete Krustenbrot und ein Stück feinster Bordier-Butter gehört.
Die Komponenten Brot & Bordier-Butter
Und wie immer ist auch dieses Menü nichts für Grobmotoriker, sondern erfordert schon einiges an filigraner Detailarbeit. Wie gut, dass es hierfür jede Woche Fotos mit Anrichtevorschlägen gibt, an die ich mich auch gerne halte. Belohnt wird man dafür mit ausgeklügelt fein komponierten Gerichten wie dem Zweierlei vom Thunfisch, einem Tatar, das mit Limonen-Marinade angemacht wird und einem Tataki. Dazu gibt es Radieschen-Kimchi, Rettichröllchen, Sprossen, Furikakechips und Nori-Fäden. Wasabi-Ponzu-Vinaigrette und Daikon-Öl runden das komplexe Ensemble ab. Ein tolles Gericht!
Aber allzu oft möchte ich mit den äußerst filigranen und hyperleichten, aber dennoch klebrigen Nori-Fäden nicht arbeiten müssen. Einmal mehr bewahrheitet sich, dass die nächste Anschaffung dann doch endlich eine dekotaugliche Pinzette sein muss. Und zwar dringendst! In jedem Fall ist dies ein Gang, der zumindest in Ansätzen klar macht, wieviele präzise Handgriffe vonnöten sind, um einen perfekten Teller zum Gast zu bringen.
Einfacher in der Anrichtung, aber nicht weniger großartig im Ergebnis, gestaltet sich der Spargel, der mit Hollandaise-Creme und zurückhaltend geräuchertem und nur leicht abgeflämmtem Lachs bedeckt wird. Erneut ist es eine unglaublich köstliche Yuzu-Koshu-Dashi, die diese eher klassische Kombination in eine andere Sphäre hebt.
Dass Christian Bau für allerbeste Produkte steht, ist hinlänglich bekannt. Will man zum Beispiel in den Genuss des einzigartigen Ozaki-Beefs kommen, kann man sich dieses als Extra zum Menü mitbestellen. Das Fleisch ist von unglaublicher Zartheit, das intramuskuläre Fett sorgt für ein schmelzendes Mundgefühl, wie man es selten bei Fleisch erlebt. Dazu braucht es nicht mehr als die unfassbar geschmacksintensive Kojyu-Vinaigrette, die zu meinen absoluten Favoriten gehört. Davon hätte ich zu gern einen permanenten Vorrat im Kühlschrank!
Ozakibeef & Kojyu-Vinaigrette
Entenbrust gehört für mich, obwohl durchaus nicht ungeübt am heimischen Herd, regelmäßig zu den Hochämtern, denen ich mich nur selten stelle. Zu unberechenbar finde ich es, den richtigen Garpunkt zu treffen und trotzdem eine krosse Haut zu produzieren. Christian Bau liefert seine prachtvolle, dick-fleischige Challans-Entenbrust der renommierten Maison Burgaud nicht vorgegart. Hier muss tatsächlich noch der eigene Herd angeworfen werden. Und auch, wenn die Anweisungen recht präzise die Garzeiten vorgeben, muss ich noch etwas nacharbeiten. Aber letztlich ist auch hier das Ergebnis sehr befriedigend, der Geschmack der Ente ausgezeichnet. Palmherzpüree, Karotten, Brokkoli und Spitzkohl in Sushi-Form sorgen für die Gemüse-Begleitung und eine, leider etwas sparsam bemessene, Café-Tamarindenjus für den kongenialen Kontrapunkt.
Ein weiteres Extra aus den Supplements, die man zum Menü bestellen kann, ist Käse von Maître Antony, dem Käsepapst aus dem Elsass. Bei Christian Bau bekommt man Jahrgangskäse von Beaufort und Comté in einer außergewöhnlichen Qualität, wie man sie nur selten erhält.
Das Dessert aus Erdbeeren und Pistazien hätte von mir sicherlich auch den allerletzten Schliff bekommen, wenn ich nicht doch zum Schluss noch die Pistaziencrumble vergessen hätte beim Anrichten. Irgendwas geht mir bei den zahlreichen Schachteln dann doch immer unter. Notiz an mich selbst: Akkurates Mise en Place ist auch zuhause unverzichtbar!
Aber auch so war dies allerfeinstes Handwerk mit einem Würfel aus mehreren Schichten in einer Schokoladenhülle und Erdbeeren in Variationen.
Am nächsten Tag gönnen wir uns noch die unfassbar zart-schmelzende Gänseleberterrine mit wunderbar klassischem Sauternesgelee und die ausgezeichnete Auswahl an Petits Fours aus der Sweet Box.
Auch ohne diese ganzen Extras, die für sich genommen schon für eine perfekte Mahlzeit sorgen würden, setzt Christian Bau ganz eindeutig den Maßstab für Take Away auf höchstem Sterneniveau. Und wir haben da mittlerweile durchaus Vergleichsmöglichkeiten. Aber Christian Bau macht auch beim Take Away keinerlei Kompromisse, was die Produktqualitäten angeht und seine Saucen und Vinaigrettes sind dermaßen von einem anderen Stern, dass alleine das schon jede hohe Bewertung rechtfertigen würde.
Wir jedenfalls sind dankbar, in diesen Zeiten des scheinbar unendlichen Lockdowns, in den Genuss derartiger Qualität und so wunderbarer Gerichte zu kommen.
Christian Baus wöchentliche “Bau Box” gehört vermutlich zu den am heftigsten nachgefragten Angeboten im gehobenen Take Away-Segment. Wann gibt es schon die Möglichkeit, sich Gerichte aus einer Dreisterne-Küche regelmäßig nach Hause zu holen? Nachdem wir das Glück hatten, eine Box der ersten Ausgabe zu ergattern, haben wir jetzt bei Nr. 12 erneut zugeschlagen, zu der wie gewohnt das ausgezeichnete Krustenbrot und ein Stück feinster Bordier-Butter gehört.
Und wie immer ist auch dieses Menü nichts für Grobmotoriker, sondern erfordert schon einiges an... mehr lesen
Victor’s Fine Dining by Christian Bau
Victor’s Fine Dining by Christian Bau€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Sternehotel0686679118Schloßstr. 27-29, 66706 Perl
5.0 stars -
"Lockdown Stories - Nichts für Grobmotoriker, aber für Feinschmecker: die Bau.Box" tischnotizenChristian Baus wöchentliche “Bau Box” gehört vermutlich zu den am heftigsten nachgefragten Angeboten im gehobenen Take Away-Segment. Wann gibt es schon die Möglichkeit, sich Gerichte aus einer Dreisterne-Küche regelmäßig nach Hause zu holen? Nachdem wir das Glück hatten, eine Box der ersten Ausgabe zu ergattern, haben wir jetzt bei Nr. 12 erneut zugeschlagen, zu der wie gewohnt das ausgezeichnete Krustenbrot und ein Stück feinster Bordier-Butter gehört.
Und wie immer ist auch dieses Menü nichts für Grobmotoriker, sondern erfordert schon einiges an
Besucht am 25.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Kommt man, wie ich, aus einer Kleinstadt, ist das, was man in üblichen chinesischen Restaurants bekommt, vermutlich so weit entfernt von originaler chinesischer Küche wie Wanne-Eickel von Peking. Aber was heißt schon original in einem Land dieser Größe?
In Köln gibt es mittlerweile eine erkleckliche Anzahl von Restaurants, die sich der Küche der verschiedenen Provinzen widmet, wobei die Region Sichuan schon recht häufig vertreten ist. Seit gut drei Jahren gibt es zentral zwischen Friesen- und Rudolfplatz gelegen das kleine „Bai Lu Noodles“ von Frau Xu Bai mit Gerichten aus der südwestlich gelegenen Provinz Chongqing. Roter Chili und Sichuan Pfeffer sind die ausschlaggebenden Komponenten dieser Küche und damit ist auch klar, dass Schärfe hier eine wichtige Rolle spielt. Nicht ohne Grund wird daher abgefragt, ob man es lieber leicht scharf oder eben doch schweißtreibender hätte.
Wie man dem Namen bereits entnehmen kann, hat man sich im „Bai Lu Noodles“ auf Nudelgerichte spezialisiert und hier vor allem auf Nudelsuppen und Maultaschen. Aber es gibt auch eine kleine Auswahl an kalten Vorspeisen. Zweimal besorgen wir uns Essen und probieren uns dabei quer durch das Programm. Die warmen Gerichte sind eigentlich für den sofortigen Verzehr gedacht, aber vor allem für die Nudelsuppen hat man mit speziellen Food Boxen die Möglichkeit geschaffen, die Nudeln selbst zu kochen und dann mit der eigentlichen Suppe aufzugießen.
Aber auch die Maultaschen, wenn auch nicht dafür vorgesehen, lassen sich abends problemlos erwärmen und mit der erhitzten Brühe vollenden.
Alle Gerichte sind in beschichteten Pappbehältern verpackt.
Die Komponenten Die Komponenten
Aus den Vorspeisen wählen wir das kalt aufgeschnittene Fleisch von der Schweinshaxe mit Frühlingszwiebeln. Das Fleisch ist relativ dick geschnitten, was den typischen Schweinegeschmack meiner Meinung nach besser hervorbringt. Die Sauce ist nur moderat scharf und auch für empfindliche Gaumen gut zu verkraften.
Kalt aufgeschnittenes Schweinehaxenfleisch
Noch besser allerdings gefällt uns das kalte Hähnchenfleisch auf einem Bett von fein geschnittenem Gemüse, darunter Karottenstreifen, Gurken, Sojasprossen, Erdnüssen sowie Ingwer, Sesam und Knoblauch. Auch hier ist das zarte Fleisch dicker geschnitten und badet in einer schon merklich schärferen Sauce. Beide Portionen erscheinen übrigens als „Kleinigkeiten“ auf der Karte und sind mit jeweils 5,80 Euro so schmal bepreist wie üppig portioniert.
Wir probieren auch von den kalten Spießen, die es entweder mit Gemüse oder in der Fisch-/Fleisch-Version gibt und bei denen man drei Stück auswählen kann. Wir entscheiden uns für Garnelen- und Fischbällchen und Hähnchenherzen, von denen wir jeweils zwei Spieße nehmen. Auch hierzu gibt es eine Sauce, die sichtbar mit Chiliöl aufgepeppt ist. Als Favorit machen wir die Spieße mit Garnelenbällchen aus. Ebenso wie bei der Fischversion sind die Bällchen sehr schön fluffig, aber wo die Fischbällchen doch recht neutral bleiben, weisen die Garnelenspieße einen schönen Eigengeschmack auf. Auch die Hähnchenherzen sind nicht übel, wenn auch naturgemäß deutlich fester in der Konsistenz.
Aus den Weizennudeln, die auch als Einlage für die Suppen dienen, wird auch ein Nudelsalat mit süß-saurem Dressing angeboten, wahlweise mit Sojasprossen oder Morcheln. Für letztere entscheide ich mich. Es liegt nicht nur an der recht puristischen Version dieses Salats, dass ich hier noch ein wenig nachhelfen muss. Vielleicht ist das Dressing zu sparsam bemessen oder schon zu sehr in die Nudeln gezogen, aber insgesamt ist mir das etwas zu trocken und auch zu mild, so dass ich mit etwas Sesam- und Chiliöl nachhelfe und schon passt es. Gemessen an allen übrigen Gerichten bleibt dieser Salat aber aromatisch zu zurückhaltend, so dass ich zwar nicht unzufrieden bin, es aber auch nicht nach Wiederholung schreit.
Dies trifft aber nun mal gar nicht auf die Maultaschen zu, die wahlweise vegetarisch, mit Schweinehack oder, wie in unserem Fall, mit einer Masse aus Garnelen, Shiitake und Champignons gefüllt sind. Die zehn Exemplare sind von zart-weichem Teig umspielt und die Füllung sehr geschmackvoll mit deutlicher Champignonnote. Die Hühnerbrühe dazu ist leicht scharf und überraschend füllig. Alles zusammen ergibt eine sehr harmonische und schlichtweg leckere Suppe. Aus gutem Grund genießen die Maultaschen hier offenbar Kultstatus.
Unseren ersten Kontakt mit dem „Bai Lu Noodles“ haben wir wenige Tage zuvor mit den zwei Nudelsuppen in der Food Box gemacht.
Schon die Hühnersuppe ist ein üppiger Eintopf aus reichlich Fleisch, diversen Pilzen, Goji-Beeren, chinesischen Datteln und anderem Gemüse. Da hätte es die Nudeln, die unter dem Berg Fleisch und Gemüse komplett verschwinden, eigentlich kaum gebraucht. Aber die Suppe ist auf jeden Fall köstlich und ein seelenwärmender Sattmacher.
Ebenso lecker ist auch die Nudelsuppe mit Rindfleisch, Karotten, Brokkoli, Pak Choi und Koriander. Nicht nur durch die von uns gewählte mittlere Schärfe wird einem hier deutlich wärmer ums Herz.
Das „Bai Lu Noodles“ ist nicht nur für Liebhaber von Suppen eine Pflichtadresse. Die sind so aromatisch und reichhaltig, dass es eine wahre Freude ist. Aber auch alle übrigen Gerichte sind ausgesprochen sorgfältig und geschmackvoll zubereitet, so dass sich das kleine Lokal zurecht eine Empfehlung im „Gault Millau“ erarbeitet hat. Und dagegen ist nun wirklich gar nichts einzuwenden.
#supportyourlocalrestaurants
Kommt man, wie ich, aus einer Kleinstadt, ist das, was man in üblichen chinesischen Restaurants bekommt, vermutlich so weit entfernt von originaler chinesischer Küche wie Wanne-Eickel von Peking. Aber was heißt schon original in einem Land dieser Größe?
In Köln gibt es mittlerweile eine erkleckliche Anzahl von Restaurants, die sich der Küche der verschiedenen Provinzen widmet, wobei die Region Sichuan schon recht häufig vertreten ist. Seit gut drei Jahren gibt es zentral zwischen Friesen- und Rudolfplatz gelegen das kleine „Bai Lu... mehr lesen
Bai Lu Noodles
Bai Lu Noodles€-€€€Restaurant, Bar022178948128Palmstraße 41, 50672 Köln
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Chongqing in Köln" tischnotizenKommt man, wie ich, aus einer Kleinstadt, ist das, was man in üblichen chinesischen Restaurants bekommt, vermutlich so weit entfernt von originaler chinesischer Küche wie Wanne-Eickel von Peking. Aber was heißt schon original in einem Land dieser Größe?
In Köln gibt es mittlerweile eine erkleckliche Anzahl von Restaurants, die sich der Küche der verschiedenen Provinzen widmet, wobei die Region Sichuan schon recht häufig vertreten ist. Seit gut drei Jahren gibt es zentral zwischen Friesen- und Rudolfplatz gelegen das kleine „Bai Lu
Besucht am 21.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 115 EUR
Eine der jüngsten Neueröffnungen in Köln ist voll in die derzeitige Lockdown-Phase gefallen. Eigentlich hätte das „ITO“ in den umgebauten Räumlichkeiten des früheren „Sorgenfrei“ im November die ersten Gäste begrüßen sollen. Als klar war, dass dies nicht möglich sein würde, hat man kurzerhand auf ein Take Away-Angebot gesetzt, das ganz offensichtlich von Anfang an gut eingeschlagen ist.
Grund dafür sind ohne Frage die Personen, die hinter dem „ITO“ stehen. Da ist natürlich in erster Linie Kengo Nishimi, der für die Küche verantwortlich zeichnet. Nach Stationen in seiner japanischen Heimat führte es ihn nach Kanada, Australien, Neuseeland und anschließend nach Düsseldorf, wo er mehrere Jahre beim vermutlich besten japanischen Koch in Deutschland, Yoshizumi Nagaya, arbeitete. Dort lernte er auch Torben Schuster kennen, mit dem er ins „Gut Lärchenhof“ nach Pulheim wechselte, der dort seitdem einen Michelin-Stern hält. Und hier schließt sich nun der Kreis, denn das „ITO“ gehört, wie das „Gut Lärchenhof“ und das „La Société“ nun als drittes Restaurant zur Gastro-Familie von Peter Hesseler und seinem Kompagnon Christoph Barciaga.
Im „ITO“ kann der Gast aus einer relativ umfangreichen Karte wählen, die neben verschiedenen Vorspeisen natürlich das breite Spektrum aus Sashimi und Sushi bietet, die aber häufig auch kreativ angelegt sind. Ein Dessert rundet das Angebot ab.
Unsere Wahl fällt jedoch auf das Chefs Choice Menü, das für zwei Personen einen repräsentativen Querschnitt durch das gesamte Programm bietet. Im Preis von 115 Euro ist auch nach Wahl eine Flasche Weißwein oder Sake enthalten, was, gemessen an den ansonsten etwas gehobeneren Einzelpreisen, ein sehr attraktives Angebot darstellt.
Die Klassiker zum Auftakt, Edamame zum Knabbern und Miso-Suppe, hier mit Shimeji-Pilzen, Tofu, Algen und Frühlingslauch, sind beide sehr sorgfältig gemacht. Aber die Möglichkeiten, hier groß Referenzen zu setzen, sind naturgemäß eingeschränkt. Zum Start war dies aber sehr angenehm.
Miso-Suppe Edamame
Weiter geht es mit zwei Vorspeisen, die ich zum Teilen auf den Tisch bringe. Der Scampi-Salat präsentiert vier stattliche Exemplare, die mit Knoblauchmayo angemacht und auf Babyspinat gebettet sind. Dazu gesellen sich gepickelte Schalotten, ganz feiner Crunch und Ebi-Chips, die sich zwar optisch nett machen, aber leider nicht mehr knusprig sind und daher ein etwas pappiges Mundgefühl vermitteln. Da der Babyspinat nicht separat angemacht ist, muss man sich etwas von der Mayo dazu geben, um dem Salat ein wenig Dressing zu gönnen. Trotz dieser kleinen Einschränkungen aber eine schöne Komposition.
Ausgezeichnet der sehr zarte Schweinebauch, der in dünnen Scheiben aufgeschnitten mit Tupfen von Erbsencreme, fein geschnittenen Zuckerschoten und Shiitake angemacht ist. Hier sind alle Einzelkomponenten deutlich herauszuschmecken und in Summe prima kombiniert.
Die Auswahl aus diversen Sushi und Sashimi ist zwar bereits ansprechend auf einer großen Aluschale angerichtet. Aber aus Prinzip bringe ich es dennoch aufs heimische Porzellan.
Die einzelnen Sorten sind, wie alle übrigen Komponenten, zwar nicht beschrieben, aber anhand der Speisekarte lassen sie sich einigermaßen einfach zuordnen.
So machen wir bei den Inside Out Rolls die Garnelen Tempura Rolls mit grünem Spargel und Chili Mayonnaise aus. Letztere findet sich auch in der zweiten Sorte und anhand des weißen Fisches und der Ummantelung mit weißem und schwarzem Sesam ist dies die Hamachi-Version. Beide Sorten zeigen eine relativ üppige Cremigkeit, die aber sicher auch gewollt ist. Die gute Qualität der Hauptprodukte ist aber nach wie vor deutlich erkennbar und so machen auch diese eher westlich anmutenden Sushi Spaß.
Sehr pur und unverkünstelt hingegen die Hosomaki mit Lachs und Gurke sowie die Nigiri, bei denen die hervorragende Produktqualität deutlicher erkennbar ist als bei allen anderen Sushi-Varianten. Vor allem der etwas fettere Toro, der Bauch vom Blue Fin Thunfisch, kann hier mit zartem Schmelz punkten. Aber auch Lachs und Zander wissen zu überzeugen.
Ebenso gut auch das Sashimi, ebenfalls vom Lachs und Zweierlei vom Thunfisch, Akami und Toro.
Sashimi
Neben der von Kengo Nishimi hausgemachten Sojasauce gibt es zu den Sushi und Sashimi noch eine Yuzu-Pfeffer-Sauce sowie eine Ponzu-Mayo. Das ist eine schöne Abwechslung zu der sonst üblichen Fabrik-Sojasauce, aber im Endeffekt genügt mir eine gute Sojasauce zum Sushi. Die Auswahl, die sich uns auf dem Tisch präsentiert, ist jedenfalls großzügig bemessen und erst recht nach den Vorspeisen mehr als sättigend.
Der gefüllte Tisch
Mit einer Käsekuchencreme auf sehr crunchigem Keksboden und einer fein-säuerlichen Passionsfruchtsauce endet das Menü. Das Dessert mutet jetzt zwar nicht wirklich japanisch an, aber Nishimi hat auf seinen früheren Stationen natürlich auch euro-asiatische Einflüsse mitbekommen, wie zum Beispiel im „Nagaya“. Dieser Nachtisch ist jedenfalls unkompliziert und einfach lecker.
Käsekuchencreme, Keksboden und Passionsfruchtcoulis
In Berichten über die Eröffnung des „ITO“ wird häufig davon gesprochen, dass Köln mit diesem Restaurant die Lücke zur unbestrittenen Düsseldorfer Spitze in Sachen japanischer Küche schließen würde. Ob man es gleich so hoch hängen muss, bezweifle ich. Aber Kengo Nishimi bringt natürlich gute Voraussetzungen mit, erst Recht im Verbund der Hesseler-Gastronomie, in Köln einen hohen Standard zu setzen.
Das Chef’s Choice Menü war jedenfalls ein sehr guter Einstieg in Nishimis Küche und es wird spannend sein zu sehen, wie sich das alles präsentiert, wenn man seine Gerichte vor Ort im Restaurant genießen kann.
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/ito-koeln/
Eine der jüngsten Neueröffnungen in Köln ist voll in die derzeitige Lockdown-Phase gefallen. Eigentlich hätte das „ITO“ in den umgebauten Räumlichkeiten des früheren „Sorgenfrei“ im November die ersten Gäste begrüßen sollen. Als klar war, dass dies nicht möglich sein würde, hat man kurzerhand auf ein Take Away-Angebot gesetzt, das ganz offensichtlich von Anfang an gut eingeschlagen ist.
Grund dafür sind ohne Frage die Personen, die hinter dem „ITO“ stehen. Da ist natürlich in erster Linie Kengo Nishimi, der für die Küche... mehr lesen
Restaurant Ito
Restaurant Ito€-€€€Restaurant02213557327Antwerpener Straße 15, 50672 Köln
4.0 stars -
"Lockdown Stories - Japaner mit Ambition" tischnotizenEine der jüngsten Neueröffnungen in Köln ist voll in die derzeitige Lockdown-Phase gefallen. Eigentlich hätte das „ITO“ in den umgebauten Räumlichkeiten des früheren „Sorgenfrei“ im November die ersten Gäste begrüßen sollen. Als klar war, dass dies nicht möglich sein würde, hat man kurzerhand auf ein Take Away-Angebot gesetzt, das ganz offensichtlich von Anfang an gut eingeschlagen ist.
Grund dafür sind ohne Frage die Personen, die hinter dem „ITO“ stehen. Da ist natürlich in erster Linie Kengo Nishimi, der für die Küche
Besucht am 05.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 138 EUR
Für das letzte unserer Osterwochenend-Menüs fiel unsere Wahl mal wieder auf das heimische „Handwerk“. Thomas Wohlfeld und Team bieten während der Lockdown-Zeit zwar nicht jedes Wochenende Take Away-Menüs an, aber zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten, Valentinstag oder eben Ostern dann doch. Dazwischen gibt es aber immer mal wieder auch unterschiedlichstes Streetfood.
Zu Ostern hat man ein Viergang-Menü zu 69 Euro pro Person im Angebot, wobei es für die Vorspeise eine Upgrade-Version mit zusätzlich Rhön-Kaviar gibt.
Wohlfelds Küche ist von jeher eine relativ reduzierte, so dass hier mit einem Mindestaufwand an vakuumierten Komponenten gearbeitet werden kann. Wo möglich, ist das Meiste in Pappkartons vorbereitet, einiges so weit fertig, dass es nur noch auf den Teller befördert werden muss.
Wie immer gibt es vorweg ein selbstgebackenes, lockeres Sauerteigbrot und luftig aufgeschlagene Butter.
Sauerteigbrot und Butter
Die Kombination von Rindertatar, Rösti und Crème fraîche ist ein Klassiker, der nicht erst, aber vor allem auch, durch Helmut Thieltges luxuriöse Version als Torte mit Kaviar zu unschlagbarem Ruhm gekommen ist. Auch im „Handwerk“ kann Kaviar optional dazu bestellt werden. Wir haben noch etwas Vorrat, der ohnehin auf ein Feiertagsessen gewartet hatte. So ist diese Version im Grunde relativ nah an Thieltges Idee, auch wenn bei ihm der Rösti natürlich heiß und frisch und entsprechend knuspriger ausfällt. Aber auch hier haben wir viel Spaß, denn das Fleisch ist von ausgezeichneter Qualität und zurückhaltend, aber deutlich gewürzt. Der Kaviar steuert das Maß Salzigkeit bei, das wir ansonsten nachgewürzt hätten. In jedem Fall ist dies ein toller Auftakt.
Rindertatar / Rösti / Crème fraîche / Kaviar
Für den Zwischengang werden die mit Parmesancreme gefüllten Tortelloni gekocht, während der Morcheltee im Topf erwärmt wird. Bereits beim Umfüllen wird die etwas viskosere Flüssigkeit erkennbar, die auf einen intensiven Geschmack schließen lässt. Und genau so ist es auch. Der Morchelsud ist hocharomatisch und zusammen mit den bereits vorgegarten Bohnenkernen und Morchelstücken, aber vor allem auch mit der Parmesancreme ergibt sich ein sündig köstlicher Gang, bei dem wir ununterbrochen mit der Zunge schnalzen, so gut ist das!
Nicht weniger beeindruckend ist auch der Hauptgang, der erneut stark von den hervorragenden Zutaten und beispielhaftem Handwerk lebt. Gerade, wenn die Gerichte recht reduziert konzipiert sind, kommt es auf diese beiden Elemente besonders an.
Thomas Wohlfeld bedient sich in diesem Gang eines seiner liebsten Produkte, den fantastischen Hühnern von Lars Odefey aus der Lüneburger Heide. Sie zählen mittlerweile aufgrund ihrer kompromisslosen Qualität in Bezug auf Aufzucht, Weidehaltung und Fütterung zum Besten, was an Geflügel hierzulande zu bekommen ist.
Die Brust wird auf der Haut gebraten, bis sie eine schöne Bräunung bekommen hat. Währenddessen wird das Kartoffelpüree im Beutel und die Hühnerjus im Topf erwärmt. Auch beim Püree kommen Assoziationen an einen Klassiker von Joel Robuchon auf, denn es hat einen ausgesprochen buttrigen Charakter. Dekoriert wird mit fermentierten Radieschen, die eine gewisse Frische und Säure in das Gericht bringen. Die Jus ist, ähnlich wie beim Morcheltee vorher, extrem konzentriert und zeugt von viel Zeit, die sie zum Einkochen bekommen hat. Auch dieser Teller begeistert rundweg.
Das Dessert, eine Schnitte aus Rhabarbercreme, Gelee und fein gewürfeltem Kompott auf Mürbeteig, passt zum sehr geradlinigen Stil der „Handwerk“-Küche. Nico Kuckenberg kombiniert dieses vorbildlich gearbeitete Stück Patisserie mit dem lockeren Petersilienschmand, den wir schon vom Vorjahr kennen. Nicht nur farblich ist das ein schöner Kontrast, auch die nur dezent kräutrige Note passt ausgezeichnet und gibt zudem etwas Frische dazu.
Ein sehr fluffiger Macaron setzt den Schlusspunkt unter ein rundum begeisterndes Menü, das nahtlos den Stil der Gerichte, wie man sie auch vor Ort im Restaurant bekommt, auf den heimischen Teller bringt. Dass der Aufwand dabei für den Gast minimal ist und dank Video-Anleitung absolut gelingsicher, ist ein zusätzliches Plus.
Mit diesem Ostermenü haben wir nicht nur einen fabelhaften Abschluss unseres kulinarischen Feiertagswochenendes, sondern es belegt sehr gut, was ich an Thomas Wohlfelds Küche liebe. So sehr ich Spaß an detailverliebten Gerichten mit zahlreichen Komponenten habe, so sehr bewundere ich gleichzeitig, wie man mit wenigen, aber dafür besten Zutaten und dem handwerklichen Können intensive Geschmacksbilder zaubern kann. Und genau das beherrscht man im „Handwerk“ ganz vortrefflich.
Für das letzte unserer Osterwochenend-Menüs fiel unsere Wahl mal wieder auf das heimische „Handwerk“. Thomas Wohlfeld und Team bieten während der Lockdown-Zeit zwar nicht jedes Wochenende Take Away-Menüs an, aber zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten, Valentinstag oder eben Ostern dann doch. Dazwischen gibt es aber immer mal wieder auch unterschiedlichstes Streetfood.
Zu Ostern hat man ein Viergang-Menü zu 69 Euro pro Person im Angebot, wobei es für die Vorspeise eine Upgrade-Version mit zusätzlich Rhön-Kaviar gibt.
Wohlfelds Küche ist von jeher eine relativ... mehr lesen
Handwerk | Casual Fine Dining
Handwerk | Casual Fine Dining€-€€€Restaurant, Sternerestaurant051126267588Altenbekener Damm 17, 30173 Hannover
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Ostern 2021: Das vierte (und letzte) Menü" tischnotizenFür das letzte unserer Osterwochenend-Menüs fiel unsere Wahl mal wieder auf das heimische „Handwerk“. Thomas Wohlfeld und Team bieten während der Lockdown-Zeit zwar nicht jedes Wochenende Take Away-Menüs an, aber zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten, Valentinstag oder eben Ostern dann doch. Dazwischen gibt es aber immer mal wieder auch unterschiedlichstes Streetfood.
Zu Ostern hat man ein Viergang-Menü zu 69 Euro pro Person im Angebot, wobei es für die Vorspeise eine Upgrade-Version mit zusätzlich Rhön-Kaviar gibt.
Wohlfelds Küche ist von jeher eine relativ
Geschrieben am 19.04.2021 2021-04-19| Aktualisiert am
19.04.2021
Besucht am 04.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 85 EUR
Zweites Ostermenü aus Hamburg, diesmal aus dem „Witwenball“ in Eimsbüttel.
Das von Julia und Axel Bode betriebene Restaurant hat sich vor allem als Ort für Weinliebhaber einen Namen gemacht. Obwohl wir bisher noch nicht dort waren, ist es mir namentlich das erste Mal über den Weg gelaufen, als es gemeinsam mit unserem Kölner Wohnzimmer, „Essers Gasthaus“, als Gerolsteiner Wineplace ausgezeichnet wurde.
Den Schwerpunkt legt man dabei auf biodynamisch, biologisch und naturnah hergestellte Weine.
So ist es also kein Wunder, dass im Ostermenü auch eine Flasche Wein inkludiert ist, wobei man zwischen einem Grünen Veltliner oder einer Rotweincuvée vom ungarischen Weingut des burgenländischen Winzers Franz Reinhard Weninger wählen kann. Außerdem greifen wir auch noch bei einem Pinot Blanc vom Weingut Birgit Braunstein vom Neusiedler See zu, der uns auch das Abendessen sehr gut begleiten wird.
Für das Ostermenü bietet der „Witwenball“ ein Dreigang-Menü an, das wahlweise mit Fleisch-Hauptgang oder vegetarischer Alternative geordert werden kann. Für 2 Personen kostet das Paket 95 Euro bzw. 85 Euro, wenn man, wie wir beide Versionen bestellt.
Die Komponenten
Obwohl die meisten Zutaten vakuumiert sind, werden sie, anders als bei den meisten anderen, nicht im Wasserbad, sondern direkt im Topf erwärmt.
Bevor wir damit aber loslegen, starten wir zunächst mit der Focaccia, die von aufgeschäumter und damit luftig leichter Bärlauchbutter begleitet ist. Dazu gibt es fermentierte und sehr geschmacksintensive Rote Bete.
Focaccia & Bärlauchbutter Fermentierte Rote Bete
Das Gartenkräutersüppchen ist sehr fein und aromatisch abgestimmt. Als Einlage dienen Nordseekrabben, die man bei einem Fischhändler bezieht, wo sie auch tatsächlich gepult werden und nicht einmal quer über den Kontinent, darüber hinaus und wieder zurück geschippert werden. Da wir auch eine Veggie-Version bestellen, geht man natürlich davon aus, dass dies auch auf die Suppe zutreffen muss und daher gibt es dazu kleine Croutons. Tatsächlich hat mich aber vor allem der Veggie-Hauptgang interessiert. So muss der Gemahl seine Krabben mit mir teilen und ich spendiere ihm dafür die Hälfte meiner Croutons. Mit beiden Einlagen macht sich die Suppe gleich noch mal so gut.
Es ist Ostern und da kommt auch das „Witwenball“-Menü im Fleischgang nicht ohne Lamm aus. Hier ist es der Kamm vom Bentheimer Lamm, ein schön fettdurchzogenes Stück, das sich hervorragend zum Schmoren eignet. Und in der Tat lassen sich die Fasern mit Leichtigkeit lösen, so zart ist es. Das Fleisch ist kräftig gewürzt, was den prägnanten Eigengeschmack noch einmal zusätzlich nach vorne hebt. Dazu gibt es ein buntes Gemüse aus Zuckererbsen, Kohlrabi, Spargel und Karotte. Das Kartoffelpüree erhält seine beeindruckend grüne Farbe vermutlich durch Bärlauch oder andere Kräuter. In jedem Fall geben sie dem Püree auch geschmacklich einen Extra-Kick. Eine schöne Idee ist auch das Rhabarber-Chutney, das einen fruchtig-säuerlichen, aber gleichzeitig auch würzigen Touch beisteuert. Ein wirklich ausgezeichneter Hauptgang.
Beim Lesen des Menüs lachte mich vor allem der Morchelsud zu den Gnocchi in der vegetarischen Alternative an. Der fällt nicht ganz so prägnant aus, wie ich mir das eigentlich gewünscht hätte. Aber dennoch bin auch ich mit meinem Gericht zufrieden. Die Gnocchi werden angebraten und sobald sie leicht gebräunt sind, wird das Frühlingsgemüse, hier noch ergänzt mit grünem Spargel, mitsamt der Sauce dazu gegeben. Auch wenn ich natürlich keine frischen Morcheln erwartet habe und mir klar ist, dass die Sauce aus getrockneten Pilzen gezogen wurde, hätte ich nichts gegen einen etwas cremigeren und markanteren Geschmack gehabt. Aber trotzdem ist das ein sehr befriedigender Gang.
Homemade Gnocchi mit Frühlingsgemüse und Morchelsud
Den Abschluss liefert im Glas eine großzügige Portion einer Panna Cotta. Salzkaramell-Liebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Und damit es nicht zu eindimensional bleibt, gibt es als Topping noch ein Birnenragout und auch Crumble, diesmal etwas kräftiger Art durch Nussbutter, dürfen nicht fehlen. Ein runder und gelungener Abschluss.
Das Ostermenü des „Witwenball“-Teams hat deutlich gezeigt, dass man dorthin nicht nur wegen der Weinkompetenz gehen sollte. Auch das Essen hat uns gut gefallen. Und wenn man sieht, wie fantasievoll und kreativ man die Lockdown-Zeit überbrückt, steigt der Charme-Faktor gleich noch mal. So bietet man zum Beispiel regelmäßig Lunch-Boxen mit fünf bereits vorbereiteten und eingeweckten vegetarischen Gerichten an. So hat man quasi für fast eine komplette Woche bereits fertige Gerichte für gerade mal 30 Euro. Und auch, dass man den kompletten Umsatz eines Wiener Schnitzel-Take Aways den Mitarbeitern zur Aufstockung ihres Kurzarbeitergeldes spendiert, verdient mehr als nur Respekt.
Wenn wir also unseren nächsten Hamburg-Trip mit Übernachtung planen (so es denn irgendwann in diesem Leben doch noch mal möglich sein sollte), kommt der „Witwenball“ mit auf die To Do-Liste. Versprochen.
Zweites Ostermenü aus Hamburg, diesmal aus dem „Witwenball“ in Eimsbüttel.
Das von Julia und Axel Bode betriebene Restaurant hat sich vor allem als Ort für Weinliebhaber einen Namen gemacht. Obwohl wir bisher noch nicht dort waren, ist es mir namentlich das erste Mal über den Weg gelaufen, als es gemeinsam mit unserem Kölner Wohnzimmer, „Essers Gasthaus“, als Gerolsteiner Wineplace ausgezeichnet wurde.
Den Schwerpunkt legt man dabei auf biodynamisch, biologisch und naturnah hergestellte Weine.
So ist es also kein Wunder, dass im Ostermenü auch... mehr lesen
Witwenball | Küche & Wein
Witwenball | Küche & Wein€-€€€Restaurant, Bar, Weinstube04053630085Weidenallee 20, 20357 Hamburg
4.0 stars -
"Lockdown Stories - Ostern 2021: Das dritte Menü" tischnotizenZweites Ostermenü aus Hamburg, diesmal aus dem „Witwenball“ in Eimsbüttel.
Das von Julia und Axel Bode betriebene Restaurant hat sich vor allem als Ort für Weinliebhaber einen Namen gemacht. Obwohl wir bisher noch nicht dort waren, ist es mir namentlich das erste Mal über den Weg gelaufen, als es gemeinsam mit unserem Kölner Wohnzimmer, „Essers Gasthaus“, als Gerolsteiner Wineplace ausgezeichnet wurde.
Den Schwerpunkt legt man dabei auf biodynamisch, biologisch und naturnah hergestellte Weine.
So ist es also kein Wunder, dass im Ostermenü auch
Besucht am 03.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 155 EUR
Lockdown ohne Ende. Reisen mit Übernachtungen? Fehlanzeige. Restaurantbesuche sowieso. Jetzt in Hannover abends auch noch Ausgangssperre. Auch, wenn wir das alles tapfer, wenn auch mit zunehmendem Unverständnis, ertragen, brauchen selbst wir ab und zu mal ein wenig Abwechslung und müssen etwas anderes sehen. So war klar, dass wir das Osterwochenende für einen Tagesausflug nach Hamburg nutzen würden. Und wenn wir schon mal dort sind, warum dann nicht auch gleich von dort Take Away-Menüs mitbringen?
Auch dort gibt es einiges an spannender Auswahl bis hin zu Angeboten von 2- und 3 Sterne-Restaurants. Unsere Wahl hingegen fällt auf zwei Restaurants, die wir bisher noch nicht kennen, deren Menüs sich aber spannend lesen, preislich interessant sind und – nicht ganz unwichtig – auch zu einer Zeit abholbereit sind, die zu unserer Besuchsplanung passt.
Den Beginn macht „philipps restaurant“ im Karolinenviertel in St. Pauli. Philipp Johann kocht dort im Souterrain seit 2015 und wird für seine neue deutsche Küche mit Crossover-Elementen auch mit dem Michelin Bib Gourmand ausgezeichnet.
Zum viergängigen Ostermenü gibt es zusätzlich eine Flasche Weißwein, eine kleine Flasche Eierlikör, Brot und einen kleinen Osterkuchen.
Bereits bei der Erläuterung durch Philipp Johann wird klar, dass wir es hier wieder mit vielen Details und Komponenten zu tun bekommen, aber so Take Away gestählt, wie wir mittlerweile sind, schreckt mich das nicht im Geringsten und so ist mein Plating-Ehrgeiz mal wieder geweckt.
Die Komponenten
Besonders charmant finde ich, dass es neben der separaten Menü-Beschreibung, die bereits einige Anleitungen enthält, auf jeder Komponente eine Erklärung gibt, was damit zu tun ist. So kann dann tatsächlich nichts mehr schief gehen.
Die Zubereitungsbeschreibungen
Mit der Brotauswahl setzt Philipp Johann dann auch mal gleich einen Maßstab, wie wir ihn bei Take Away-Menüs bisher nicht erlebt haben. Ganze fünf selbstgebackene Sorten haben wir kurz im Ofen aufgewärmt, darunter drei kleine Brötchen, ein saftiges Vollkornbrot sowie ein Sauerteigbrot mit markanter Anisnote. Dazu gibt es mit einer köstlichen Algenbutter sowie einem Portweinschalotten-Quark auch Aufstriche, die alles andere als gewöhnlich sind und deutlich aus dem Mainstream herausstechen.
Brotauswahl- Algenbutter - Portweinschalotten-Quark
Zusätzlich gibt es als Appetitanreger auch noch einen mit Parmesancreme gefüllten Profiterol, der zusammen mit dem Brot aufgewärmt wird und ebenso raffiniert ist.
Mit der Vorspeise geht es in asiatische Gefilde. Das Tataki von der Eismeerforelle im Sesammantel ist bereits markant mariniert und dann nur ganz kurz angebraten. Alleine der Fisch bringt also schon viel Geschmack mit. Dazu gesellen sich aber noch eine ebenso kräftige Soja-Ingwer-Vinaigrette, gepuffter Wildreis für den Crunch, als cremige Unterlage Avocadocreme, grüner Apfel für den frischen Säureakzent und Shiso-Kresse. Das ergibt eine wunderbar stimmige Kombination, die uns auch im Restaurant nur Lobeshymnen entlockt hätte.
Tataki von der Eismeerforelle – Grüner Apfel – Avocado – Soja – Ingwer
Für die Suppe wird ein recht homogenes Bärlauchpesto, das den Eigengeschmack gut und ohne viel störende zusätzliche Aromen gut hervorbringt, in eine helle und recht mild abgeschmeckte Suppe gemixt. Im Ergebnis ist das eine perfekte Bärlauchschaumsuppe mit einigen Flusskrebsen als Einlage.
Wie viel Wert Philipp Johann auf ausgezeichnete Produkte legt, zeigt sich auch beim Hauptgang, der uns zwei makellose, bereits rautenförmig eingeschnittene Rückenstücke vom Holsteiner Salzwiesenlamm präsentiert. Auch das vorgegarte Risotto kommt nicht mit einem Allerweltsreis daher, sondern mit allerfeinstem Acquerello. Das Fleisch wird nach Anweisung gebraten, im Ofen weitergegart und darf dann ruhen. Währenddessen werden die Spargelbeutel und die konzentrierte und hochviskose Sauce im Wasserbad erwärmt und der Reis in der ebenfalls mitgelieferten Brühe zu Ende gegart, anschließend mit Butter, Spargelstücken und Parmesan vollendet. Auf dem Teller haben wir anschließend ein köstliches Gericht, das wunderbar zu Ostern und dem sich anbahnenden Frühling passt.
Die Anleitung für das Dessert ist denkbar einfach und verlangt lediglich, aus einem überaus großzügig portionierten Beutel mit Cheesecakecreme Tupfen zu setzen, auf die dann weiche Salzkaramellplättchen drapiert werden. Eingelegter Rhabarber, Erdbeere und Minze sowie Crumble von Shortbread vervollständigen diesen unkomplizierten, aber erneut jahreszeitlich passenden Nachtisch. Ach ja, geschmeckt hat es natürlich auch.
Gut gesättigt und hochzufrieden beschließen wir den Abend. Dieses Menü war eine echte Entdeckung und hat uns mit seinen geschmacksintensiven, kreativ komponierten Gerichten ausgesprochen gut gefallen. Hier kommen ausgezeichnete Zutaten, exzellentes Handwerk und Originalität zusammen. Damit ist es beste Werbung für einen Besuch vor Ort, wenn es denn wieder möglich ist. Erwähnte ich, dass auch der Empfang von großer Herzlichkeit geprägt war? Ich habe keinen Zweifel, dass auch das hier eine Selbstverständlichkeit ist.
Lockdown ohne Ende. Reisen mit Übernachtungen? Fehlanzeige. Restaurantbesuche sowieso. Jetzt in Hannover abends auch noch Ausgangssperre. Auch, wenn wir das alles tapfer, wenn auch mit zunehmendem Unverständnis, ertragen, brauchen selbst wir ab und zu mal ein wenig Abwechslung und müssen etwas anderes sehen. So war klar, dass wir das Osterwochenende für einen Tagesausflug nach Hamburg nutzen würden. Und wenn wir schon mal dort sind, warum dann nicht auch gleich von dort Take Away-Menüs mitbringen?
Auch dort gibt es einiges an spannender... mehr lesen
5.0 stars -
"Lockdown Stories - Ostern 2021: Das zweite Menü" tischnotizenLockdown ohne Ende. Reisen mit Übernachtungen? Fehlanzeige. Restaurantbesuche sowieso. Jetzt in Hannover abends auch noch Ausgangssperre. Auch, wenn wir das alles tapfer, wenn auch mit zunehmendem Unverständnis, ertragen, brauchen selbst wir ab und zu mal ein wenig Abwechslung und müssen etwas anderes sehen. So war klar, dass wir das Osterwochenende für einen Tagesausflug nach Hamburg nutzen würden. Und wenn wir schon mal dort sind, warum dann nicht auch gleich von dort Take Away-Menüs mitbringen?
Auch dort gibt es einiges an spannender
Besucht am 01.04.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 110 EUR
Vor ziemlich genau einem Jahr entschieden wir uns, unser Osteressen mit diversen Take Away Menüs zu gestalten. Wir hielten das seinerzeit für eine sinnvolle Idee, um die hoffentlich kurze Zeit des Lockdowns zu überbrücken und die Gastronomie damit zumindest etwas zu unterstützen. Wer hätte damals gedacht, dass wir ein Jahr später mehr denn je gar keine andere Wahl hätten, als unser Essen nicht im Restaurant zu uns zu nehmen, sondern auch weiterhin nur dort abzuholen. Die meisten Lokale sehen mittlerweile wie Versandlager aus mit all den Kartonagen und Verpackungsmaterialien, die sich dort im Gastraum stapeln. Nach bald einem halben Jahr des zweiten Lockdowns gibt dieser Zustand ein sehr bedrückendes Bild ab.
Aber es hilft ja alles Jammern nichts und so werden wir auch dieses Osterwochenende wieder mit Essen von Profis gestalten. Den Auftakt macht zum Gründonnerstag das Menü aus „Schuberts Brasserie“ in Hannover. Die vier Gänge (55 Euro) aus der Küche von Robert Awakjan, mit Wahlmöglichkeit beim Hauptgang, lesen sich zu verführerisch, um nicht zuzuschlagen.
Das Sauerteigbrot wird im Backofen aufgebacken und dann mit der geräucherten Lavendelbutter serviert. Nun gehört Lavendel zu den wenigen Pflanzen, mit deren Geschmack ich selten, also eigentlich so gut wie nie, warm werde und daher bin ich froh, dass die Butter nur dezent damit aromatisiert bin. Zu meiner Lieblingssorte wird sie zwar deshalb trotzdem nicht, aber die Räuchernote gefällt mir gut. Beim nächsten Mal wäre eine pure geräucherte Butter also etwas, mit dem ich sehr glücklich sein könnte.
Da es das Ostermenü ist, darf es bei den Zutaten auch etwas edler werden. Also starten wir in der Vorspeise mit Hummer auf zweierlei Art, als kleine Sülze und leicht erwärmt. Drapiert wird beides auf einer Crème Fraîche Mousse auf Pumpernickelboden. Getoppt wird mit Saiblingskaviar, grünem Spargel und einer Sauerampfersauce. Das ist ausgesprochen fein kombiniert und ein sehr eleganter Auftakt.
Warum Bärlauch bei manchen Menschen verpönt ist, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ist dies einer der schönsten Frühlingsboten und wann immer möglich, streifen wir selbst durch die Wälder und sammeln für den Hausgebrauch. Robert Awakjan macht daraus heute eine Cremesuppe, die sich wunderbar aufschäumen lässt. Als Einlage dienen zwei kleine handwerklich perfekt zubereitete Ziegenkäseflans, mutmaßlich auf Basis von Ziegenfrischkäse und daher auch nicht zu vordergründig, sondern sehr stimmig unterstützend. Die Suppe selbst ist ebenfalls von deutlichem, aber nicht plumpen Charakter. Sehr schön.
Bei den Hauptgängen wählen wir die Fleisch- und Fischvariante. Die meisten Komponenten sind lediglich im Wasserbad zu erhitzen. Nach Anweisung für den Fleischgang sollen Kartoffelhälften mit Café de Paris-Butter gebraten werden. Die allerdings fehlen leider bei den Komponenten. Was jetzt nur bedingt bedauerlich ist, weil zum einen die Portion auch mit den übrigen Zutaten mehr als reichlich bemessen ist. Und zum anderen gibt es zu meinem Fisch einen Café de Paris-Kartoffelstampf. Und natürlich teile ich davon gerne.
Das Lammragout kommt gut geschmort und mit einer schön kräftigen Sauce. Die Spargelstücke passen auch, aber der wirkliche Star auf diesem Teller ist das Linsencassoulet. Die roten Linsen sind mit Gemüsebrunoise bissfest gegart und bringen einen fast fleischigen Geschmack mit. Wir probieren beide permanent hin und her, um zu ergründen, wo das großartige Aroma herkommen mag. Ich komme nicht wirklich dahinter, erkläre es aber mal kurzerhand zum besten Gericht aus roten Linsen, an das ich mich erinnern kann. Und da auch mein Mann, eigentlich mit ausgeprägter Hülsenfrüchte-Aversion ausgestattet, extrem begeistert ist, kommt das einem seltenen Ritterschlag gleich.
Für meinen Hauptgang muss der Fisch noch gebraten werden. Beim Auspacken bin ich schon von der fabelhaften Farbe begeistert, die an Wildlachs erinnert. Das Filet vom Atlantic Sapphire Lachs kommt aus sehr nachhaltiger Zucht und weist neben einem angenehm festen Fleisch auch einen sehr typischen Geschmack auf. Begleitet wird der Fisch von einer ausgezeichneten Sauce Maltaise, einer Ableitung der Sauce Hollandaise mit Blutorange. Dazu gibt es ein hübsch präpariertes Spargelpäckchen und besagten Kartoffelstampf. Insgesamt eine sehr runde und leckere Angelegenheit.
Lachsfilet mit Sauce Maltaise, weißem Spargel und Café de Paris-Kartoffelstampf
Robert Awakjans Desserts sind immer etwas verspielter und das gilt auch für das Ostermenü. Auf einem Nest aus Kataifiteig wird ein Osterei platziert, das im Inneren eine Mousse aus Nougat und Rhabarberragout freigibt. Das ist handwerklich sehr gut gemacht, passt zum Thema und schmeckt natürlich auch entsprechend. Dazu bedient es alles, was man von einem Dessert erwartet: Frucht, Cremigkeit, Crunch – und Schokolade! Danach allerdings sind wir pappsatt.
Was für ein beeindruckender Start in das Osterwochenende! Robert Awakjan demonstriert einmal mehr, was für ein hervorragender Koch er ist. Die Gerichte waren perfekt vorbereitet, die Anweisungen zum Aufwärmen im Wasserbad präzise und passend. Dass sie natürlich auch allesamt hervorragend geschmeckt haben, war da quasi keine Überraschung mehr. Mit dem Niveau kocht sich „Schuberts Brasserie“ auch weiterhin konsequent in die hannoversche Spitzengruppe.
Vor ziemlich genau einem Jahr entschieden wir uns, unser Osteressen mit diversen Take Away Menüs zu gestalten. Wir hielten das seinerzeit für eine sinnvolle Idee, um die hoffentlich kurze Zeit des Lockdowns zu überbrücken und die Gastronomie damit zumindest etwas zu unterstützen. Wer hätte damals gedacht, dass wir ein Jahr später mehr denn je gar keine andere Wahl hätten, als unser Essen nicht im Restaurant zu uns zu nehmen, sondern auch weiterhin nur dort abzuholen. Die meisten Lokale sehen mittlerweile... mehr lesen
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Ostern 2021: Das erste Menü" tischnotizenVor ziemlich genau einem Jahr entschieden wir uns, unser Osteressen mit diversen Take Away Menüs zu gestalten. Wir hielten das seinerzeit für eine sinnvolle Idee, um die hoffentlich kurze Zeit des Lockdowns zu überbrücken und die Gastronomie damit zumindest etwas zu unterstützen. Wer hätte damals gedacht, dass wir ein Jahr später mehr denn je gar keine andere Wahl hätten, als unser Essen nicht im Restaurant zu uns zu nehmen, sondern auch weiterhin nur dort abzuholen. Die meisten Lokale sehen mittlerweile
Besucht am 20.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 44 EUR
Als wir im vergangenen Jahr die „Caruso Pastabar“ das erste Mal besucht hatten, waren wir so begeistert, dass die Besprechung seinerzeit mit dem Versprechen endete, dass das charmante, kleine Restaurant uns mit Sicherheit wiedersehen würde.
Nun haben wir uns das zwar etwas anders vorgestellt, als lediglich ein Take Away-Menü abzuholen. Nichtsdestotrotz ist die Freude auf beiden Seiten groß, als wir Anna Siena und Marcello Caruso wieder treffen. Mittlerweile hat sich Nachwuchs dazugesellt und so gesehen, bietet die Lockdown-Zeit auch die Möglichkeit, sich intensiver dem Leben als junge Familie zu widmen. Man muss halt auch das Positive in allem sehen.
Dass beide dennoch den Kontakt zu den Gästen vermissen, versteht sich von selbst. Ihre handgemachte Pasta, die traditionellen neapolitanischen Gerichte, aber auch die modernisierten Kreationen, haben eine treue Fangemeinde in Köln gefunden. Die einnehmende Herzlichkeit tut ihr übriges dazu.
Solange nicht klar ist, wann man die Pastabar wieder öffnen kann, bieten Anna und Marcello ein wöchentlich wechselndes Menü an, das neben Focaccia und Dip, einem Salat und einem kleinen Dessert einen Pastagang enthält. Dabei kann man aus einer Fleisch-, Fisch- oder vegetarischen Alternative wählen. Das alles zum mehr als fairen Preis von 22 Euro pro Menü.
Die Komponenten
Schon die hausgemachte Focaccia gefällt uns ausgesprochen gut. In der Papiertüte zeichnen sich deutliche Fettflecken ab, was darauf schließen lässt, dass an Olivenöl nicht gespart wurde. Den Dip können wir nicht wirklich entschlüsseln. Wir machen etwas Tomate aus, aber die Farbe zeigt, dass hier auch noch anderes im Spiel ist. Spielt aber auch keine Rolle, denn wichtig ist nur, dass es schmeckt.
Was lediglich als „kleiner Salat“ angekündigt ist, überrascht total. Denn hier ist bereits sehr schnell klar, wieviel Sorgfalt man auch darauf verwendet. Das „Grünzeug“ besteht aus Feldsalat, Rucola, Lollo, fein gehobeltem Fenchel und Scheiben von bunter Ringelbete. Dazu gibt es ein separates Dressing und Crunch, bei dem ich auf gerösteten Amaranth tippe. Was für ein Musterbeispiel für einen liebevoll gestalteten Salat!
„Kleiner Salat“
Für die Pastagänge sind kaum Handgriffe erforderlich. Die Sugos werden in einer Pfanne erwärmt, die frische Pasta gekocht, was naturgemäß sehr schnell geht. Die Fusilloni brauchen nur knapp 1-2 Minuten, danach kann man im gleichen Wasser die Mafalde für etwa 3 Minuten kochen, beide zum jeweiligen Sugo geben und gut miteinander vermischen.
Das Ragú Napoletano besticht mit kräftigem Geschmack aus geschmortem Rindfleisch, das zum Teil noch butterzarte ganze Stücke enthält. Salsiccia und Tomatensauce sorgen für zusätzliche Würze. Abgerundet wird mit frischem Ricotta, der über das fertige Gericht gegeben wird. Ein klassisches Wohlfühlgericht, das zwar einen sehr bekannten Geschmack bedient, das aber in absolut perfekter Ausführung.
Mafalde "neapolitanisches Ragout" /Rind / Salsiccia / Tomatensoße / Ricotta
Ich entscheide mich für die Fusilli mit Oktopus „Bolognese“ und freue mich als erstes, dass es dann doch die etwas größere Ausformung der Fusilloni geworden sind, die ich immer noch etwas lieber mag. Aber noch begeisterter bin ich über die ungemein geschmackvolle Bolognese mit klein gewürfelten Stücken vom zarten Oktopus. Ich mache vor allem noch Karottenwürfel und Pinienkerne in der ebenfalls tomaten-basierten Sauce aus. Dazu gibt es als Topping Brot-Crumble mit Parmesan. Müssten wir heute Abend einen Favoriten küren, was kaum möglich ist, hätte diese Version die Nase knapp vorne. Großes Geschmackskino!
Das kombiniert Kakao-Biskuit mit einer lockeren Creme, die mit weißer Schokolade versetzt ist. Kandierte Orangenschalen runden das unkomplizierte, aber leckere Vergnügen ab.
Kakao-Biskuit aus Spanien / Weiße Schokolade / kandierte Orange
Und weil es so ein ungetrübtes Vergnügen ist, bedarf es auch keiner langen Überlegung, dass wir auch das Menü der folgenden Woche bestellen würden.
Das startet ebenfalls wieder mit der Focaccia und dem bereits bekannten – wieder leckeren – Salat.
Bei den Pastagängen entscheiden wir uns wieder für eine Fleisch- und eine Fischversion. Zu den Maccheroncini gibt es erneut ein herzhaftes Ragout, diesmal von Schweinerippchen in Biersoße. Sour Cream und Röstzwiebelcrunch als Topping liefern Säure und zusätzliche Textur. Erneut ein absolutes Wohlfühlessen.
Maccheroncini / Schweinerippchen Ragout / Biersoße / Sour Cream / Röstzwiebel Crunch
Zu den schwarzen Spaghettoni gibt es Kingfisch in kleinen Stücken in einer hellen Sauce. Der Fisch ist dabei klugerweise noch roh gelassen, da er beim Erhitzen und beim Vermischen mit den fertig gekochten Nudeln ohnehin ausreichend gart. Die Sauce ist für sich genommen schon sehr fein abgeschmeckt und nicht zu Sahne lastig. Als Topping dient hier ein Pesto von getrockneten Tomaten, was eine reichhaltige Note in das Gericht gibt und, je nachdem, was man auf die Gabel nimmt, für schöne abwechslungsreiche Akzente sorgt.
Erneut sind wir von beiden Tellern schwer angetan.
Schwarze Spaghettoni / Kingfisch / Lauchzwiebeln / Getr. Tomaten Pesto
Beim Dessert wird es wieder ein unkompliziertes Löffelvergnügen, diesmal aus Würfeln von Kokosbiskuit, einer Zitronen-Quarkcreme und Mango. Geröstete Mandelstifte und etwas Keksboden liefern Crunch. Hier muss man nicht viel auseinander analysieren. Das ist nichts weiter als lecker.
Kokosbiskuit / Zitronencreme / Mango / Mandel Crunch
Was soll man sagen? Anna Siena und Marcello Caruso überbrücken die gefühlt unendliche Schließzeit mit einem nicht nur preislich hoch attraktiven Angebot, sondern vor allem mit köstlichen Gerichten, die Soulfood pur sind. Wenn die Aussage, dass Pasta glücklich macht, zutrifft, dann sicher hier. Alleine, die frische, hausgemachte Pasta in all ihren unterschiedlichen Ausformungen in der Hand zu halten, ist eine einzige Freude. Das ist Handwerk zum Anfassen. Und mit den Sugos beweist Marcello durchgehend ein sicheres Händchen für aromenstarke Gerichte.
Das Einzige, das jetzt noch fehlt, ist das Vergnügen, diese liebevolle Küche auch wieder im Restaurant zu genießen und dabei den herzlichen Service von Anna erleben zu können.
Bis es wieder soweit ist, heißt es: Tut Euch was Gutes und holt Euch das Essen nach Hause! Die Pastabar hat es verdient!
Als wir im vergangenen Jahr die „Caruso Pastabar“ das erste Mal besucht hatten, waren wir so begeistert, dass die Besprechung seinerzeit mit dem Versprechen endete, dass das charmante, kleine Restaurant uns mit Sicherheit wiedersehen würde.
Nun haben wir uns das zwar etwas anders vorgestellt, als lediglich ein Take Away-Menü abzuholen. Nichtsdestotrotz ist die Freude auf beiden Seiten groß, als wir Anna Siena und Marcello Caruso wieder treffen. Mittlerweile hat sich Nachwuchs dazugesellt und so gesehen, bietet die Lockdown-Zeit auch die Möglichkeit,... mehr lesen
5.0 stars -
"Lockdown Stories - Pasta hilft. Immer." tischnotizenAls wir im vergangenen Jahr die „Caruso Pastabar“ das erste Mal besucht hatten, waren wir so begeistert, dass die Besprechung seinerzeit mit dem Versprechen endete, dass das charmante, kleine Restaurant uns mit Sicherheit wiedersehen würde.
Nun haben wir uns das zwar etwas anders vorgestellt, als lediglich ein Take Away-Menü abzuholen. Nichtsdestotrotz ist die Freude auf beiden Seiten groß, als wir Anna Siena und Marcello Caruso wieder treffen. Mittlerweile hat sich Nachwuchs dazugesellt und so gesehen, bietet die Lockdown-Zeit auch die Möglichkeit,
Besucht am 13.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 100 EUR
Nach vielen Take Away Menüs, die wir in den vergangenen Monaten vor allem in und aus Köln genießen konnten, war es mal wieder Zeit, der Heimat einen kulinarischen Besuch abzustatten. Zwar hatten wir uns verschiedentlich mit Sushi außer Haus versorgt, aber Menüs gab es tatsächlich seit Silvester nicht mehr. Was auch daran liegt, dass wir uns halt häufig Essen aus der Stadt am Rhein mitgebracht hatten.
Nun aber hatten wir mal wieder Lust, uns in der Region zu bedienen und dabei auch etwas Neues auszuprobieren. Die Wahl fiel dabei auf das „Gasthaus Lege“ von Hinrich und Claudia Schulze im Burgwedeler Ortsteil Thönse.
Vielleicht ist es der nicht ganz zentralen Lage zuzuschreiben, dass dieses Restaurant nicht so sehr im medialen Fokus steht, aber nicht ohne Grund ist es regelmäßig mit 16 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet und zählt damit zu den zuverlässigen Adressen der Region.
Eigentlich soll das Menü, das nur am Samstag ausgegeben wird, bis zum Dienstag bestellt werden. Wir sind in unserer Entscheidungsfindung mal wieder kolossal zu spät und so greifen wir am Donnerstag zum Telefon, um zu erfragen, ob vielleicht doch noch etwas möglich ist. Und tatsächlich kann uns die wie immer überaus herzliche Claudia Schulze nach kurzer Rücksprache mit ihrem Mann grünes Licht für den Ausflug nach Thönse geben.
Das Menü umfasst vier Gänge und kostet 50 Euro pro Person.
Anders als bei unseren bisherigen Take Away-Angeboten überrascht hier schon mal die Tatsache, dass die Gerichte komplett vorbereitet sind und man sich nicht auf unzählige Schälchen und Beutel mit Einzelkomponenten einstellen muss.
Die Komponenten
Mengenmäßig wirkt das zwar erst mal etwas überschaubar, aber es sei schon jetzt verraten, dass das sehr täuscht.
Mit der Vorspeise wird es elegant und rustikal gleichermaßen. Die Scheibe vom gefüllten Zander ist feinstes Handwerk. Der Fisch perfekt gegart mit feiner Kräuterfarce, akkurat geschnitten und wirklich schön anzuschauen. Oben auf in feinen Streifen fermentierte Steckrübe, die sich immer mehr zu einem meiner liebsten Wintergemüse entwickelt ob ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. Separat gibt es einen Salat aus allerlei typischen saisonalen Gemüsen. Wir machen Karotten, Blumenkohl, Grünkohl, erneut Steckrübe, Brokkoli, Sellerie, Kohlrabi aus, die ein wenig wie gepickelt wirken, aber nicht so säuerlich angemacht sind. Insgesamt ist das etwas zurückhaltend gewürzt, aber dennoch überzeugend. Verglichen mit den ganzen Multi-Komponenten-Vorspeisen der vergangenen Monate, die oft einen exotischen Touch hatten, ist das hier das komplette Gegenteil. Es wirkt ein wenig wie der Gegensatz zwischen rheinländischer Großstadt und niedersächsischer Region. Beides hat aber seinen Platz und beides gefällt uns gerade sehr gut.
Ähnlich geradlinig präsentiert sich auch die folgende Kräutersuppe. Das liest sich erst mal etwas unspektakulär, aber was sich im Teller zeigt, ist kräftig gewürzt und stellt die Kräuter deutlich in den Vordergrund. Etwas Sahne und Butter tun sicher auch ihr Übriges dazu, dass sich ein sehr volles Mundgefühl ergibt. Das Wachtelei geht als Einlage in der schönen Suppe zwar fast ein wenig unter, aber es vermag doch zu überraschen, weil es nicht komplett hart gekocht ist, sondern noch eine gewisse Cremigkeit mitbringt. Als Einlage allerdings fühlt es sich schon arg allein. Vielleicht lässt sich hier künftig noch etwas als Gesellschaft dazu gesellen. Aber köstlich ist die Suppe allemal.
Der Hauptgang wird in der Schale samt eingestochener Folie im Backofen erhitzt. Dass bei dieser Zubereitungs- und Aufwärmmethode keine knusprigen Elemente erwartet werden können, ist klar und so haben wir ein klassisches Tellergericht vor uns. Die Kalbshaxe ist zart und sehr aromatisch gegart. Begleitet wird sie von Kartoffeln, Spinat, Würfeln von Pastinaken und Scheiben von Topinambur. Die sind halt relativ weich gegart, was sie nicht weniger schmackhaft macht. In knuspriger Form hätten sie einen schönen Texturkontrast beisteuern können. Aber noch einmal: Wir sind hier nicht in irgendeinem hippen Szene-Restaurant, sondern in der niedersächsischen Region und da passt das schon. Dies ist ein sehr befriedigendes Hauptgericht. Für die zwar relativ dünnflüssige, aber sehr geschmackvolle Jus holen wir uns einen Löffel, weil wir auch davon nichts umkommen lassen möchten.
Beim Dessert gibt es für uns eine Premiere, denn bisher gab es in keinem Take Away-Menü, das wir hatten (und so wenige waren es ja nicht) ein Eis. Hinrich Schulze gibt zu seiner Limonencreme mit Mandelbiskuit und eingelegten Erdbeerscheiben ein Sorbet von Erdbeeren. Das übersteht den 30 km-Transport nach Hause unbeschadet und bereitet uns am Abend viel Freude. Sollte das Sorbet aus aktuell verfügbaren Erdbeeren gemacht worden sein, hat man offenbar sehr geschmackvolle Exemplare erwischt, denn das Sorbet weiß zu überzeugen. Die Limonencreme ist erstaunlich fluffig, um nicht zu sagen federleicht und damit der perfekte Abschluss für ein Menü, das uns durchgehend gut gefallen hat.
Dass im „Gasthaus Lege“ grundsolide und geradlinig gekocht wird, hat Hinrich Schulze auch mit diesem Menü bewiesen. Seine Gerichte sind geschmackvoll und zeugen von ausgezeichnetem Handwerk. Das zeichnet seine Küche auch in „normalen“ Zeiten aus. Dann allerdings kann der Gast auch den formidablen und herzlichen Service von Claudia Schulze genießen. Ein Grund mehr, dass diese Zeiten hoffentlich bald zu Ende sind und wir dieses charmante Kleinod wieder besuchen können.
Nach vielen Take Away Menüs, die wir in den vergangenen Monaten vor allem in und aus Köln genießen konnten, war es mal wieder Zeit, der Heimat einen kulinarischen Besuch abzustatten. Zwar hatten wir uns verschiedentlich mit Sushi außer Haus versorgt, aber Menüs gab es tatsächlich seit Silvester nicht mehr. Was auch daran liegt, dass wir uns halt häufig Essen aus der Stadt am Rhein mitgebracht hatten.
Nun aber hatten wir mal wieder Lust, uns in der Region zu bedienen und dabei... mehr lesen
Gasthaus Lege
Gasthaus Lege€-€€€Restaurant, Gasthaus051398233Engenser Str. 2, 30938 Burgwedel
4.0 stars -
"Lockdown Stories - Gutes aus der niedersächsischen Provinz" tischnotizenNach vielen Take Away Menüs, die wir in den vergangenen Monaten vor allem in und aus Köln genießen konnten, war es mal wieder Zeit, der Heimat einen kulinarischen Besuch abzustatten. Zwar hatten wir uns verschiedentlich mit Sushi außer Haus versorgt, aber Menüs gab es tatsächlich seit Silvester nicht mehr. Was auch daran liegt, dass wir uns halt häufig Essen aus der Stadt am Rhein mitgebracht hatten.
Nun aber hatten wir mal wieder Lust, uns in der Region zu bedienen und dabei
Besucht am 07.03.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 110 EUR
Wenn man der ganzen Lockdown-Zeit etwas Gutes abgewinnen möchte, dann vielleicht, dass die vielen Take Away-Menüs auch Werbung für solche Restaurants sein können, die man bisher nicht unbedingt auf dem Schirm hatte.
Im Januar hatten wir uns bereits das „Menü für Dahoam“ aus Gruber’s Restaurant gesichert, das uns ausgezeichnet gefallen hatte. Das Restaurant kannten wir natürlich vom Namen her, aber ein Besuch hatte sich bisher nicht ergeben. Und so war das Menü, das überraschend viele Details bot, die beste Werbung, die man sich vorstellen konnte.
Natürlich probieren wir gerne auch Neues aus, aber in der Vielzahl der wunderbaren Kölner Take Away-Menüs greifen wir auch immer wieder auf Bewährtes zurück, wobei dann meistens nur die jeweilige Zusammenstellung oder der ein oder andere Gang den Ausschlag für die Bestellung gibt. Nun also wieder das „Gruber’s“-Menü aus der Küche von Denis Steindorfer, das erneut sauber beschriftet und nummeriert eine Vielzahl von Komponenten bereit hält.
Die Komponenten
Auf der Homepage gibt es weiterhin Fotos mit Anrichtevorschlägen und Anleitungen. Letztere liegen auch dem Menü bei und hier kann ich nur dringend empfehlen, dass beide besser aufeinander abgestimmt werden. Wir haben uns auf die mitgelieferte Beschreibung verlassen, was an der ein oder anderen Stelle für nicht ganz optimale Ergebnisse sorgte. Aber dazu später mehr.
Den Auftakt macht wieder ein kräftiges Roggenbrot mit dezenter und wunderbarer Kümmelnote. Dazu gibt es einen guten, sehr Kresse-würzigen Kräuteraufstrich.
Für die Vorspeise ist einiges an Anrichtearbeit zu verrichten. Auf dem bereits vorbereiteten Törtchen, das Kartoffelcreme auf einem Pumpernickelboden präsentiert, sind diverse Cremetupfen zu setzen. Eigelbcreme, Knoblauchschmand und Petersiliengel setzen nicht nur farblich schöne Akzente. Dazu gesellen sich marinierte Gurkenperlen und etwas trockene Focacciawürfel. Darauf werden ein Wildkräutersalat und Kartoffelstroh platziert und schon haben wir nicht nur ein bildschönes Gericht, sondern auch eines, das mit vielfältigen Elementen die ansonsten etwas neutral wirkende Kartoffelcreme deutlich aufpeppt.
Dass sich die unterschiedlichen Garzeiten in der schriftlichen Anleitung beim Menü und auf der Homepage im Ergebnis deutlich auswirken, ist am folgenden Fischgang deutlich festzustellen. Wir garen den Vakuumbeutel mit dem Fischfilet nach Anweisung für 40 Minuten bei 60° im Backofen. Als deutlich erkennbar bereits das Eiweiß austritt, wird klar, dass dies zu warm oder zu lang ist. Aber da ist es bereits zu spät, denn die Suppe will ja auch noch erhitzt werden. Auf der Homepage sehe ich erst beim Studium des Fotos, dass dort der Fisch nur für 15 Minuten bei 50° gegart werden soll. Das hätte ihn mutmaßlich deutlich glasiger und saftiger werden lassen. Aber wir wollen das nicht zu sehr überbewerten. Denn der Fisch ist immer noch lecker und die Suppe, in der vorab ein ausgesprochen köstlicher, feuchter Getreidesalat platziert wurde, von leichter, angenehmer Schärfe. Mit Orangengel und Currycrunch bekommt der Fisch sein abschließendes Finish und beides steuert nochmals spannende Akzente bei. Und so wird dies die mit weitem Abstand spannendste Kürbissuppe, an die ich mich erinnern kann.
Auch beim Fleischgang unterscheiden sich die Angaben zur Garzeit, aber hier fällt das Ergebnis nicht so deutlich aus. Wir folgen der Anleitung mit 30 Minuten und 60°, während die Homepage 40 Minuten angibt. So ist unser Kalbsfilet doch noch arg medium und muss noch etwas länger nachgebraten werden, was ich ohnehin nicht schlecht finde, weil mir rein sous-vide gegarte Fleischstücke immer etwas nackt vorkommen, so ganz ohne Röstaromen. Das Gemüse wird im Fond im Topf erhitzt, ebenso die Meerrettichsauce. Eine weitere Creme aus Wurzelgemüse zum Dekorieren geht im Spritzbeutel in den Backofen.
Das Ergebnis ist ein frühlingshafter Hauptgang aus punktgenau gegartem Gemüse und dann doch noch perfektem Kalbsfilet.
Gebratenes Kalbsfilet / junges Gemüse / Kartoffel / Meerrettich
Nichts falsch machen kann man mit dem Dessert, das so gut wie fertig angerichtet ist. Die Joghurtschnitte mit dem Haselnusscrumble muss einfach nur aus der Packung auf den Teller befördert werden. Ein säuerliches Beerenragout wird auf die Schnitte gegeben und erneut haben wir ein schönes und nahezu klassisches Stück Patisserie auf dem Teller, das einfach nur gut gemacht und köstlich ist.
Joghurtschnitte / Johannisbeere / Haselnuss
Den Abschluss bilden eine mit Schokolade überzogene Kokosmakrone und ein Würfel knuspriger Karamellkerne. Beides ausgesprochen lecker.
Petits Fours
Wenn man mal von den leichten Irritationen der unterschiedlichen Anleitungen absieht, was sicherlich ein Ausrutscher war, hat auch dieses Menü das außergewöhnliche Niveau der Küche im „Gruber’s“ bestätigt.
Im weitläufigen Gebäudekomplex ist in der „Österia“ eine umfangreiche Auswahl toller österreichischer Weine zu sehr akzeptablen Preisen zu erstehen. Wir nehmen zur Begleitung unseres Essens eine Flasche Chardonnay aus der Steiermark von Erwin Sabathi und einen Blaufränkisch von Markus Altenburger vom Neusiedler See mit und sind mit beiden Weinen sehr zufrieden.
In jedem Fall ist der Entschluss noch einmal bestärkt worden, das „Gruber’s“ auch endlich mal richtig zu besuchen, wenn dies wieder möglich ist. Da man über eine beheizbare Terrasse verfügt, ist man zuversichtlich, auch bald wieder öffnen zu können. Und damit war auch dieses Menü nicht nur eine wunderbare Abendgestaltung, sondern eben auch eine gute Werbung.
#supportyourlocalrestaurants
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/grubers-restaurant-koeln-2/
Wenn man der ganzen Lockdown-Zeit etwas Gutes abgewinnen möchte, dann vielleicht, dass die vielen Take Away-Menüs auch Werbung für solche Restaurants sein können, die man bisher nicht unbedingt auf dem Schirm hatte.
Im Januar hatten wir uns bereits das „Menü für Dahoam“ aus Gruber’s Restaurant gesichert, das uns ausgezeichnet gefallen hatte. Das Restaurant kannten wir natürlich vom Namen her, aber ein Besuch hatte sich bisher nicht ergeben. Und so war das Menü, das überraschend viele Details bot, die beste Werbung, die... mehr lesen
Gruber's Restaurant
Gruber's Restaurant€-€€€Restaurant, Bistro, Catering, Gaststätte, Trattoria02217202670Clever Straße 32, 50668 Köln
4.5 stars -
"Lockdown Stories - Beste Werbung mit Temperaturschwankungen" tischnotizenWenn man der ganzen Lockdown-Zeit etwas Gutes abgewinnen möchte, dann vielleicht, dass die vielen Take Away-Menüs auch Werbung für solche Restaurants sein können, die man bisher nicht unbedingt auf dem Schirm hatte.
Im Januar hatten wir uns bereits das „Menü für Dahoam“ aus Gruber’s Restaurant gesichert, das uns ausgezeichnet gefallen hatte. Das Restaurant kannten wir natürlich vom Namen her, aber ein Besuch hatte sich bisher nicht ergeben. Und so war das Menü, das überraschend viele Details bot, die beste Werbung, die
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Die Komponenten
Brot & Bordier-Butter
Und wie immer ist auch dieses Menü nichts für Grobmotoriker, sondern erfordert schon einiges an filigraner Detailarbeit. Wie gut, dass es hierfür jede Woche Fotos mit Anrichtevorschlägen gibt, an die ich mich auch gerne halte. Belohnt wird man dafür mit ausgeklügelt fein komponierten Gerichten wie dem Zweierlei vom Thunfisch, einem Tatar, das mit Limonen-Marinade angemacht wird und einem Tataki. Dazu gibt es Radieschen-Kimchi, Rettichröllchen, Sprossen, Furikakechips und Nori-Fäden. Wasabi-Ponzu-Vinaigrette und Daikon-Öl runden das komplexe Ensemble ab. Ein tolles Gericht!
Aber allzu oft möchte ich mit den äußerst filigranen und hyperleichten, aber dennoch klebrigen Nori-Fäden nicht arbeiten müssen. Einmal mehr bewahrheitet sich, dass die nächste Anschaffung dann doch endlich eine dekotaugliche Pinzette sein muss. Und zwar dringendst! In jedem Fall ist dies ein Gang, der zumindest in Ansätzen klar macht, wieviele präzise Handgriffe vonnöten sind, um einen perfekten Teller zum Gast zu bringen.
Tuna Making 1
Tuna Making 2
2 x Tuna mit Wasabi-Ponzu und Daikon-Öl
Einfacher in der Anrichtung, aber nicht weniger großartig im Ergebnis, gestaltet sich der Spargel, der mit Hollandaise-Creme und zurückhaltend geräuchertem und nur leicht abgeflämmtem Lachs bedeckt wird. Erneut ist es eine unglaublich köstliche Yuzu-Koshu-Dashi, die diese eher klassische Kombination in eine andere Sphäre hebt.
Badischer Spargel mit Hollandaise-Misocrème, Lachs & Yuzu-Koshu
Dass Christian Bau für allerbeste Produkte steht, ist hinlänglich bekannt. Will man zum Beispiel in den Genuss des einzigartigen Ozaki-Beefs kommen, kann man sich dieses als Extra zum Menü mitbestellen. Das Fleisch ist von unglaublicher Zartheit, das intramuskuläre Fett sorgt für ein schmelzendes Mundgefühl, wie man es selten bei Fleisch erlebt. Dazu braucht es nicht mehr als die unfassbar geschmacksintensive Kojyu-Vinaigrette, die zu meinen absoluten Favoriten gehört. Davon hätte ich zu gern einen permanenten Vorrat im Kühlschrank!
Ozakibeef & Kojyu-Vinaigrette
Entenbrust gehört für mich, obwohl durchaus nicht ungeübt am heimischen Herd, regelmäßig zu den Hochämtern, denen ich mich nur selten stelle. Zu unberechenbar finde ich es, den richtigen Garpunkt zu treffen und trotzdem eine krosse Haut zu produzieren. Christian Bau liefert seine prachtvolle, dick-fleischige Challans-Entenbrust der renommierten Maison Burgaud nicht vorgegart. Hier muss tatsächlich noch der eigene Herd angeworfen werden. Und auch, wenn die Anweisungen recht präzise die Garzeiten vorgeben, muss ich noch etwas nacharbeiten. Aber letztlich ist auch hier das Ergebnis sehr befriedigend, der Geschmack der Ente ausgezeichnet. Palmherzpüree, Karotten, Brokkoli und Spitzkohl in Sushi-Form sorgen für die Gemüse-Begleitung und eine, leider etwas sparsam bemessene, Café-Tamarindenjus für den kongenialen Kontrapunkt.
Burgaud-Entenbrust mit „Spitzkohl-Sushi“, Shimeji-Pilzen & Café-Tamarindenjus
Ein weiteres Extra aus den Supplements, die man zum Menü bestellen kann, ist Käse von Maître Antony, dem Käsepapst aus dem Elsass. Bei Christian Bau bekommt man Jahrgangskäse von Beaufort und Comté in einer außergewöhnlichen Qualität, wie man sie nur selten erhält.
Beaufort & Comté Jahrgangshartkäse von Maître Antony
Das Dessert aus Erdbeeren und Pistazien hätte von mir sicherlich auch den allerletzten Schliff bekommen, wenn ich nicht doch zum Schluss noch die Pistaziencrumble vergessen hätte beim Anrichten. Irgendwas geht mir bei den zahlreichen Schachteln dann doch immer unter. Notiz an mich selbst: Akkurates Mise en Place ist auch zuhause unverzichtbar!
Aber auch so war dies allerfeinstes Handwerk mit einem Würfel aus mehreren Schichten in einer Schokoladenhülle und Erdbeeren in Variationen.
Dessert aus Erdbeeren, Mascarpone & Pistazien
Dessert Details
Perfekte Macarons runden ein Menü ab, das in dieser Liga erneut Standards setzt.
Macarons
Am nächsten Tag gönnen wir uns noch die unfassbar zart-schmelzende Gänseleberterrine mit wunderbar klassischem Sauternesgelee und die ausgezeichnete Auswahl an Petits Fours aus der Sweet Box.
Gänseleberterrine mit Sauternesgelee
Sweet Box
Auch ohne diese ganzen Extras, die für sich genommen schon für eine perfekte Mahlzeit sorgen würden, setzt Christian Bau ganz eindeutig den Maßstab für Take Away auf höchstem Sterneniveau. Und wir haben da mittlerweile durchaus Vergleichsmöglichkeiten. Aber Christian Bau macht auch beim Take Away keinerlei Kompromisse, was die Produktqualitäten angeht und seine Saucen und Vinaigrettes sind dermaßen von einem anderen Stern, dass alleine das schon jede hohe Bewertung rechtfertigen würde.
Wir jedenfalls sind dankbar, in diesen Zeiten des scheinbar unendlichen Lockdowns, in den Genuss derartiger Qualität und so wunderbarer Gerichte zu kommen.
Bericht wie immer auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/victors-fine-dining-by-christian-bau-perl-nennig-6/