Geschrieben am 07.03.2021 2021-03-07| Aktualisiert am
07.03.2021
Besucht am 27.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 195 EUR
… und die Kundin aus der Dusche holt!
Nein, ganz so war es nicht. Aber der GO!-Bote schmunzelte sicherlich unter seiner Maske.
Ich auch: Hielt ich doch die begehrte und limitierte „BAU IN THE BOX“ in meinen Händen. BAU IN THE BOX No3
Da fingen Vorfreude und Spaß schon am frühen Morgen beim Auspacken der zahlreichen Bestandteile an. Alles akkurat und sauber verpackt und abgepackt. Wo möglich, wurde auf Plastik verzichtet. Die Menübestandteile
Sofort verstaute ich alles im Kühlschrank, denn das Menü war für den Samstagabend vorgesehen.
Nicht nur die Restaurants sind auf Entzug, auch die Gäste. Seit über 4 Monaten! sind die Restaurants erneut geschlossen. Die Angebote der „Genussboxen“ helfen hoffentlich den gebeutelten Gastronomen und auch den Gästen.
Wie geht es da eigentlich unseren Politikern? Vermissen sie nicht den Besuch im Restaurant mit vorschriftsmäßigem Hygienekonzept? Oder haben sie sich schon die freigestellten Köche und Köchinnen privat zu Hause eingestellt?
Kochen ist mein Hobby und ist für mich nach Feierabend tatsächlich Entspannung. Aber der Restaurantbesuch fehlt unendlich.
Die Baubox gibt es erst seit Mitte Februar. Kollege „Tischnotizen“ und sein Mann sind große Freunde der Bau-Küche. Uns so war es auch nur mehr als recht, dass die beiden die Bau-Box No1 ergatterten. Das Lesen dieses Beitrages kann ich anerkennend empfehlen.
Für die Bau-Box No2 war ich zu langsam, alle guten Dinge sind 3!
Hier unser Menü Der Bau-Box No 3 (zum Lesen des kompletten Menüs bitte auf das Bild clicken): Unser Menü
4 Gänge für 2 Personen - € 195,00 + Versand.
Am frühen Samstagabend gesellte ich mich mit der Bau-Box in die Küche. Ein sehr nettes Anschreiben und ausführliche „Bau“Anleitung lagen dem Paket bei. Anrichtevorschläge gab es auf Christian Baus Facebookseite.
Los ging es mit dem nicht zu fein geschnittenen Rindertatar. Dies hatte ich eine Weile vorher aus dem Kühlschrank genommen, es sollte sein Aroma entfalten dürfen. Es galt nur noch das Tatar zu würzen. Entgegen der Anleitung entschloss ich mich, auf das vorgeschlagene kreisförmige Anrichten zu verzichten. Hat Herr Bau sich doch 3 Michelinsterne erarbeitet (und diese gestern offiziell vom Guide Michelin bestätigt), wollte ich zumindest 2 Sterne im Haus haben.
Also richtete ich unser Tatar sternförmig an, die Räucheraalcréme gesellte sich als Nocke zum Rind.
Am Kaviar scheiterte ich, die edle kleine Dose wollte sich partout nicht öffnen lassen. Glücklicherweise war mein Mann erfolgreich und meine Befürchtungen, dass die Dose beim Öffnen durch die Küche fliegt, blieben zum Glück unbegründet. Das Trauma meiner Schokoexplosion am 23.12. sitzt noch tief, allerdings wäre Kaviar eine hochwertigere Variante gewesen.
Der erste Bissen galt Brot und Butter. Mein Mann war wieder einmal begeistert, wir gut mir dieses kleine Brot gelungen war. „Wann hast Du das denn noch gebacken?“ Ich schmückte mich nicht mit fremden Federn und gab zu, dass dies in der Box enthalten war.
Sehr harmonisch unsere Vorspeise. Das Tatar mit angenehm-intensiven Rindfleischaroma. Die Räucheraalcréme feincremig und mit dezenten Raucharomen. Sehr zart der Kaviar mit seinem leicht nussigen Geschmack zu dieser stimmigen Komposition. Rindertatar, Räucheraalcréme, Kaviar
Für ein wenig Crunch sorgten die Brotchips.
Nach der feinen Vorspeise ging es an die Zubereitung der Tom Kha Gai á la maison.
Unkompliziert die Zubereitung des thailändischen Suppenklassikers. Die Suppe wurde kurz aufgekocht. Der schlicht beschriebene Zwischengang wurde mit den hochwertigen Einlagen ordentlich aufgepimpt: Kleine Geflügelagnolotti, Garnelen, Buchenpilze, Thaibrokkoli, Sojasprossen, Koriander und Edamame sollten in der Suppe garziehen. Ich entschied mich, sie im separaten Topf gar ziehen zu lassen um sie schöner anrichten zu können.
Vor dem Anrichten schäumte ich die Suppe nochmals kurz auf und schon konnten wir den zweiten Gang genießen! Tom Kha Gai á la maison
Erstklassiger Geschmack, leichte Cremigkeit durch Kokosmilch und die abwechslungsreichen bunten Einlagen passten ausgezeichnet.
Bei der Zubereitung der Hauptspeise gab Christian Bau alles um dem Hobbykoch zu zeigen, dass 3 Sterneküche auch zu Hause nicht „einfach mal locker“ auf den Tisch kommt. Da waren schon einige Handgriffe und Konzentration erforderlich. Zum Glück hatte ich mich bei Aperitif und Wein bei den ersten beiden Gängen zurückgehalten.
Das Steinbuttfilet wurde kurz angebraten, dann mit Misopaste bestrichen und kurz abgeflämmt.
Auch die anderen Komponenten des Hauptganges hatten inzwischen den vorgeschriebenen Aggregatzustand. Es konnte auf gut vorgewärmten Tellern angerichtet werden
Zuerst das Kohlrabipürée, darauf wurde das Fischfilet gebettet. Weitere Begleiter waren rohe Kohlrabischeiben die vorab mit Shishovinaigrette mariniert wurden. Dazu gesellten sich kurz erhitzte Kohlrabistreifen. Zum Abschluss noch die erhitzte Dashibutter und Schnittlauchöl. Leider waren wohl die angekündigten Kapuzinerblätter nicht lieferbar und wurden durch Schnittlauchstreifen ersetzt. Das passte natürlich, aber optisch und geschmacklich macht Kapuzinerkresser einfach mehr her.
Das machte richtig Spaß!
Auf unseren Tellern setzte sich der Spaß auf Zunge und Gaumen fort! Steinbutt mit Kohrabi, Dashi Beurre blanc, Schnittlauchöl
Ein erstklassiges Steinbuttfilet mit sehr gelungenen Beilagen. Ein rundes Geschmackserlebnis. Neben dem Steinbutt war das Schnittlauchöl der Star auf dem Teller.
Die Macadamiaschnitte, das zarte grün der Schokohülle stammte von Matcha-Tee, war komplett fertig, musste nur noch auf dem Teller platziert und dekoriert werden.
Dazu das mit der exotischen Fruchtsoße vermischte Früchteragout. Die Kokosnussahne wurde mit einem Spritzbeutel auf und um die Macadamiaschnitte verteilt. Kleine Ingwermacarons, Schokoladenperlen und vergoldete, karamellisierte Haselnüsse vollendeten das Dessert. Macadamiaschnitte, exotisches Früchteragout, Kokosnusssahne
Die zarten Schichten mit knusprigen Boden der Macadamiaschnitte waren mit Schokolade umhüllt.
Süß, aber nicht zu süß. Die Säure des Früchteragouts kam wohl überwiegend von Passionsfrucht. Das war sehr gelungen und setzte einen schönen Kontrast zur Schnitte. Die Kokusnusssahne rundete dieses wunderbare Dessert wunderbar ab.
Damit nicht genug. 2 pinke Macarons lagen der Box als Petit Fours bei. Das rundete das Gesamtpaket schön ab, dennoch werden mein Mann und ich keine Macaron-Fans. Das ist ja nicht schlimm, so bleibt mehr für die Fans des luftigen Baisergebäcks übrig.
Fazit:
In Herrn Baus Anschreiben stand „… Denn Menschen mit unserer Arbeit glücklich zu machen ist das, wofür wir leben“.
Mein Mann und ich sagen DANKE! Das hat hervorragend funktioniert!
Im Vorfeld der Bestellung ergab sich ein sehr netter und aufmerksamer Kontakt Frau Pleintinger aus dem Bau-Team.
Hoffentlich dürfen Sie alle bald wieder für die Gäste „brennen“.
… und die Kundin aus der Dusche holt!
Nein, ganz so war es nicht. Aber der GO!-Bote schmunzelte sicherlich unter seiner Maske.
Ich auch: Hielt ich doch die begehrte und limitierte „BAU IN THE BOX“ in meinen Händen.
Da fingen Vorfreude und Spaß schon am frühen Morgen beim Auspacken der zahlreichen Bestandteile an. Alles akkurat und sauber verpackt und abgepackt. Wo möglich, wurde auf Plastik verzichtet.
Sofort verstaute ich alles im Kühlschrank, denn das Menü war für den Samstagabend vorgesehen.
Nicht nur die... mehr lesen
Geschrieben am 13.02.2021 2021-02-13| Aktualisiert am
13.02.2021
Besucht am 12.02.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 195 EUR
Wenn es im vergangenen Jahr einen fest geplanten und gebuchten Restaurantbesuch gab, der dem Lockdown zum Opfer fiel und um den es mir wirklich leid tat, dann war es mit Sicherheit der bei Christian Bau. Wer meine Berichte verfolgt, weiß, wie sehr ich seine Küche liebe und wie sehr jeder Besuch zu meinen jährlichen Highlights gehört.
Als aufgeklärter und verantwortungsvoller Bürger ist man ja bereit, alle Einschränkungen mitzutragen, die die Pandemie nun mal so mit sich bringt und sicherlich will ich auch nicht mit Politikern tauschen, die in dieser Situation Entscheidungen von enormer Tragweite treffen müssen, wie es sie vorher nie gab. Aber mittlerweile fühlt sich der zweite Lockdown unendlich an und Perspektiven für eine Öffnung rücken in immer weitere Ferne. Alles scheint mittlerweile Priorität zu haben: Schulen, Kitas, Friseure, auch für den Einzelhandel gibt es zumindest einen möglichen Öffnungstermin – aber für Restaurants und Hotels? Die finden nicht mal Erwähnung, ebenso wenig wie der Kulturbereich.
Nachdem ewig das Mantra des Inzidenzwertes von 50 herunter gebetet wurde, geht es nun um einen Wert von 35, aber nicht mal der scheint für die Gastronomie ausreichend, um ihr eine Perspektive anbieten zu können. Für mich sagt das einiges darüber aus, welchen Stellenwert diese Branche in der Politik hat. Vielleicht fehlt es aber auch nur an der richtigen Lobby. Es ist schlichtweg deprimierend und traurig.
Wie mag es sich also für einen leidenschaftlichen Koch, Handwerker und Gastgeber wie Christian Bau anfühlen, zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein? Vermutlich ebenso deprimierend und traurig. Aber Christian Bau ist keiner, der sich in sein Schicksal ergibt und so hat auch er sich Gedanken gemacht, wie er die Bau-Küche zu den Gästen bringen kann, wenn sie nicht zu ihm kommen können.
„Bau in the Box“ ist das Konzept betitelt, das seit dieser Woche bundesweit bestellt werden kann. Schon die bloße Ankündigung hat die Fans in schiere Begeisterung versetzt und so wurde aus der zunächst auf 75 Boxen limitierten Auflage zügig auf 125 Boxen aufgestockt und auch die waren schnell ausverkauft.
Es wäre gelogen, wenn auch ich nicht zu den Ersten gehören wollte, dieses Angebot auszutesten und da ich Urlaub hatte, war auch die Abholung vor Ort die Option der Wahl, denn wenn man eh schon nichts unternehmen kann, ist zumindest so ein Kurztrip mit zeitlich überschaubarem Rahmen eine gelungene Abwechslung.
So stehen wir bei wunderbarstem Winterwetter pünktlich am frühen Nachmittag an der Tür zum Restaurant, in dem wir lieber ein paar Stunden verbringen würden. Heute allerdings geht es nur darum, einen Karton abzuholen und Nina Mann freut sich, dass wir den Weg nur dafür auf uns genommen haben.
Schloss Berg im Winter
Die Box mit 4 Gängen, Brot, Butter und Macarons kostet 195 Euro für 2 Personen. Optional können Extras dazu bestellt werden, darunter auch die von uns gewählte Gänseleberterrine mit Sauternesgelee und Brioche, diverse Vinaigrettes und eine Sweet Box mit einer üppigen Petits Fours-Auswahl. Auch N25-Kaviar, Trüffel, Käse von Bernard Antony sowie Weine aus der Schatzkammer von Nina Mann sind bestellbar.
Die Bau-Box
Wer die Komplexität und den Detailreichtum von Christian Baus Gerichten kennt, wird nicht überrascht sein, dass auch bei diesem Menü zahlreiche Komponenten vorbereitet sind. Eine detaillierte Anleitung über die einzelnen Schritte zum Finalisieren liegt bei und online gibt es auch Bilder mit Anrichtevorschlägen.
Die Komponenten
Wir starten in unseren Bau-Abend mit der Gänseleberterrine, die im Bügelglas kommt. Die Menge, auch des Sauternesgelees und der Brioche ist so bemessen, dass wir nur die Hälfte verwenden. Die Brioche braten wir leicht in Butter an, das Gelee hacken wir fein. Und ebenso schmeckt die Foie Gras natürlich auch. Der zarte Schmelz ist unvergleichlich, das Sauternesgelee wunderbar klassisch und die Brioche angenehm buttrig.
Gänseleberterrine mit Sauternegelee, Brioche
Währenddessen backt das Krustenbrot fertig, das zusammen mit Baus bevorzugter – und vermutlich tatsächlich bester bretonischer – Butter von Jean-Yves Bordier kommt.
Für die Vorspeise wird Hamachi mit einer per se schon unglaublich köstlichen Marinade einige Minuten vermengt. Währenddessen werden diverse eingelegte Rettiche, Avocado-Creme, Kimizu und Hijiki- und Passepierre-Algen arrangiert. Dazu kommen die Scheiben von der Gelbflossenmakrele, wenn dazu bestellt der Kaviar und anschließend wird der Jalapeño-Sud angegossen.
Im Restaurant würde die Straße aus mindestens doppelt so vielen Komponenten bestehen, aber auch hier kommt das Ergebnis, nicht nur optisch, dem schon sehr nahe, was man geschmacklich bei Christian Bau erwarten darf. Der Fisch ist von großartiger Qualität, der Jalapeño-Sud zum Niederknien lecker und die diversen Cremes und Rettiche sorgen für Fülligkeit und Textur.
Wir haben ja über die vielen Monate hinweg viele Take Away-Menüs gehabt, aber dies ist für mich mit Abstand die beste Vorspeise.
Für die Suppe sind nicht viele Handgriffe zu erledigen. Die Krustentiersuppe wird aufgekocht, mit Butter aufgemixt und anschließend die Einlage aus Mini-Ravioli, Garnelen und Tomaten darin kurz gegart. In den vorgewärmten Teller werden feine Fenchelwürfel und Estragon gegeben und die Suppe anschließend angegossen.
Schon die Einlagen sind aller Ehren wert und wunderbar geschmackvoll, aber die Krustentierschaumsuppe selbst von so herausragendem, intensivem Geschmack, dass es kaum mehr bräuchte. Ganz fabelhaft!
Krustentier-Rahmsuppe mit Champagner, Estragon & Ravioli
2005 kürte „Der Feinschmecker“ Christian Bau zum Koch des Jahres. Aus dem Menü, dass er für die seinerzeitige Ausgabe kreierte, stammt auch der heutige Hauptgang. Damit befinden wir uns also auf der klassischen und traditionell französisch inspirierten Linie, die im weiteren Verlauf seiner Karriere immer mehr von den Einflüssen der japanischen Küche abgelöst wurde. Aber was damals gut war, ist ja deswegen heute nicht schlechter und zumindest für ein vorbereitetes Take Away-Menü gut reproduzierbar.
Das Schmorstück von der Rinderschulter sowie das Selleriepüree werden im Wasserbad erhitzt, die Gemüse in etwas Butter im Topf leicht ansautiert und mit Salz und Zucker abgeschmeckt. Die Filetmedaillons indes müssen noch selbst gebraten werden.
Das Ergebnis auf dem Teller ist allerbeste traditionelle Küche mit einem butterzart geschmorten Stück, seidigem Püree und einer kräftigen Sauce, die mit etwas Butter aufmontiert wird.
Rinderschulter 60 Stunden sanft gegart & Filet mit Selleriepüree & Rotweinschmorsauce
Beim Anrichten der Teller halte ich mich, so gut es geht, an die Vorschläge. Lediglich beim Dessert wird es schwierig, denn nachdem ich Yuzu-Cheesecake-Crème, Exotic-Gel, das Früchteragout und die diversen Dekoelemente, inklusive einer hübschen, aber fragilen Hippe, die trotz sorgsamster Verpackung den Transport nicht unbeschadet überstanden hat, auf dem Teller platziert habe, halte ich einen Beutel mit Mango-Passionsfruchtsauce in der Hand. Aber wo findet sich die auf dem Bild? Und sind da nicht noch Tupfen in eben jener Farbe? Egal – mutig will ich die Sauce aus dem Beutel heraus direkt auf den Teller geben und das ist ein Fehler. Ein blöder Fehler, denn durch die Passionsfruchtkerne, die sich an der Öffnung sammeln, staut sich der Fluss und landet dann mit schwungvollem Flatsch recht unelegant auf dem vorher sorgsam angerichteten Teller. Ich hätte ja auch von alleine darauf kommen können, die Sauce vielleicht vorher einfach umzufüllen und dann mit einem Löffel sauber zu dosieren. Aber nachher weiß man es eh besser und ist nicht gerade dieses „Lass mich, ich kann das! Oh – kaputt…“ etwas typisch Männliches?
Zum Glück verunstalte ich nur einen Teller und den auch nicht völlig, aber gemessen am eigenen Anspruch eben doch schon etwas ärgerlich.
Am Geschmack allerdings kann auch dieses Missgeschick nichts kaputt machen. Denn das Dessert überzeugt mit exotisch, säuerlicher Frische, einer wunderbaren Cheesecake-Crème und schönem Knusper durch Butterbrösel, Mini-Baisers, getrockneten Sponge und die Hippe. Und mit dem zweiten Teller bin ich dann doch noch ganz zufrieden.
Von Creme, Gel, Ragout und Sauce ist noch gut übrig, so dass es uns am nächsten Tag für ein kleines Dessert dienen wird.
Die zusätzlich bestellte Sweet Box muss warten. Das ist heute räumlich unmöglich, aber auch hier ist die Aussicht auf eine fabelhafte Kaffeebegleitung mehr als tröstlich.
Als wir auf Schloss Berg unsere Box in Empfang nehmen, sehen wir, wie eifrig im Restaurant noch weitere Pakete gepackt werden. Es ist uns klar, dass in einem solchen Angebot viel Arbeit und logistische Planung steckt, zumal wenn man die Box bundesweit verschickt. Ob sich das finanziell überhaupt lohnt, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber es ist schön, die Küche wieder in Aktion zu sehen und den Gästen zumindest etwas vom Bau-Erlebnis auf den heimischen Teller zu bringen, wenngleich das Ergebnis, verglichen mit dem Menü vor Ort, natürlich nur Annäherungswerte liefern kann. Aber es war trotzdem toll mit besonderen Highlights beim Hamachi und der Krustentiersuppe.
In jedem Fall hat es die Sehnsucht erhöht, hoffentlich bald wieder im Restaurant selbst Platz nehmen zu können. Aber die Sehnsucht war auch schon da, als wir uns dem Schloss näherten. Von daher war eigentlich alles wie immer…
Wenn es im vergangenen Jahr einen fest geplanten und gebuchten Restaurantbesuch gab, der dem Lockdown zum Opfer fiel und um den es mir wirklich leid tat, dann war es mit Sicherheit der bei Christian Bau. Wer meine Berichte verfolgt, weiß, wie sehr ich seine Küche liebe und wie sehr jeder Besuch zu meinen jährlichen Highlights gehört.
Als aufgeklärter und verantwortungsvoller Bürger ist man ja bereit, alle Einschränkungen mitzutragen, die die Pandemie nun mal so mit sich bringt und sicherlich will ich... mehr lesen
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Besucht am 06.11.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Von meiner Bewunderung und Begeisterung für Christian Baus Küche habe ich wohl bisher kaum einen Hehl gemacht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass mindestens ein Besuch pro Jahr an die Saarländisch-Luxemburgische Grenze für mich zum kulinarischen Pflichtprogramm gehört. Und auch 2019 soll da keine Ausnahme machen.
Vom Hotel mit einem unerwarteten Upgrade in eines der Zimmer im Schloss bedacht, sparen wir uns den Weg vom Stammhaus über den Parkplatz vorbei an der bunt blinkenden Spielbankbeleuchtung und müssen nur die altehrwürdige Treppe hinunter ins kulinarische Himmelreich schreiten, wo wir gewohnt liebenswürdig begrüßt werden und es sich auch Christian Bau nicht nehmen lässt, für einen ersten Plausch aus der Küche zu kommen.
Alles weitere folgt mittlerweile fast schon einem Ritual. Zum Aperitif folgt die erste Batterie der Amuses Bouches, darunter Klassiker wie der Macaron mit Gänseleber, Aal und Apfel oder das exzellent abgeschmeckte Tatar mit Räucherfischcreme und Kaviar. Bei letzterem kann man im übrigen beobachten, wie auch langjährige Standards hier in Nuancen noch verbessert werden. Kam das Tatar bisher in einem Cone, wird es jetzt in einem Tartelette serviert, das von den Proportionen meines Erachtens besser funktioniert.
Besonders freue ich mich aber auf die japanische Waffel, die ich bisher nur von Berichten und Fotos kenne und die auch optisch bereits der absolute Hingucker ist. Das ist allerdings nichts gegen das, wie sich die Waffel letztlich im Mund präsentiert. So fragil sie wirkt, so stabil bleibt sie beim Biss. Super frische Sardine und eine Creme von Meereskräutern geben zusammen mit den ganz feinen jodigen Noten des Kaviars einen Geschmacksakkord, der einen für einen flüchtigen Moment ans Meer beamt.
Nach dieser ersten Runde formidabler Grüße wird zwar die Speisekarte gebracht, aber zu sehen bekommen wir sie – wie immer – doch nicht. Christian Bau würde gerne etwas für uns kochen. Ob wir etwas dagegen hätten? Was für eine Frage! Nicht ohne Grund habe ich vor längerer Zeit bereits gesagt, dass er der einzige Koch ist, dem ich bedenkenlos Carte Blanche gebe. Und so freuen wir uns erneut darauf, was die Küche diesmal für uns vorgesehen hat.
Aber bevor es mit dem eigentlichen Menü losgeht, folgen erst noch die weiteren Grüße, die auf Schloss Berg ob ihrer Anzahl und handwerklichen Perfektion bereits Legendenstatus genießen.
Auch die Ceviche von portugiesischen Shrimps macht da keine Ausnahme. Das ausgewogene Spiel aus markantem Garnelengeschmack, gepaart mit Crunch von Erdnüssen, Säure und der exotischen Frische des Shiso ist so fein austariert, dass dies genauso gut ein Siegerlöffel bei „The Taste“ sein könnte.
Ein weiterer Signature Dish, der in normaler Portionsgröße auch optional zum Menü bestellt werden kann, folgt als Amuse Bouche Portion. Die Gänseleber mit Piemontaiser Haselnuss, Kaffee und Kirsche als Eis und als Praline gehört zu unverzichtbaren Klassikern, die auch heute nicht enttäuschen.
Den Reigen der Grüße beschließt ein ganz traditionelles Gericht, das im Rahmen des „Paris-Tokio“-Menüs eindeutig der europäischen Seite zuzuordnen ist. Der Jahreszeit angepasst folgt eine Velouté von Maronen. Spricht die Karte später in eklatanter Untertreibung von weißem Trüffelparfüm ist das, was wir in der Schale haben, mehr als nur Parfüm. Weißer Alba-Trüffel, der Feinste und Intensivste von allen, wird von Christian Bau auf die einzig sinnvolle Weise eingesetzt: nämlich großzügig. Ein paar sparsam gehobelte Späne bringen in der Regel nichts, aber so wie hier bemessen, können sich Duft und Geschmack in einzigartiger Weise entfalten. Die Velouté dazu passt perfekt, der Spinatravioli im Inneren rundet das cremige Vergnügen ab. Generös und einfach wunderbar.
Brot, Butter und Olivenöl sind wie gewohnt von hervorragender Qualität, aber angesichts des mutmaßlich noch vor uns liegenden Programms, ist hier Enthaltsamkeit das Gebot der Stunde.
Unser Menü startet mit der „Japanese Raw Bar“, die optional anstelle oder zusätzlich zur regulären Vorspeise geordert werden kann. Sie besteht aus drei kalten Zubereitungen, die Christian Baus extrem Fisch- und Meeresfrüchte betonte Küche vielleicht am exemplarischsten präsentiert. Als ausgewiesener Qualitätsfanatiker ist es gerade hier unerlässlich, die Produkte in ihrer bestmöglichen Form zu präsentieren. Und an diese zu kommen, dafür scheut Bau weder Aufwand noch Kosten.
Die fleischigen Gamberoni für den ersten Teller stammen aus Portugal, sind von leicht geräucherter Mandel, Shishitopepper und Granny Smith eingefasst. Über allem liegt eine extrem frische Note, fast schon etwas Ätherisches, schöne Säure und eine ganz dezente Schärfe.
Wie viel Detailarbeit sich in Baus Gerichten verbirgt, lässt sich vielleicht am besten am zweiten Gang der „Japanese Raw Bar“ erkennen. Ein Stück Kampachi, aus der Familie der Bernsteinmakrelen, ist umgeben von einem Ring aus diversen Kräutern, Algen, Cremes, Seeigeleis, Perlen, Erde. Das ist aufwändig, penibel angerichtet und einfach wunderschön. Der erneut großzügig portionierte Kaviar vom Premium-Hersteller N25 vervollkommnet diesen kulinarischen Strandspaziergang.
Mit einer kalt-warmen Komposition endet die „Japanese Raw Bar“ und bildet damit auch einen flüssigen Übergang zu den folgenden Gerichten. Würfel vom Thunfisch-Bauch und Wachtelrührei gehen mit einer weiteren üppigen Menge Alba-Trüffel eine harmonische Allianz ein.
Und als hätte jemand gerufen: „Es ist noch Trüffel da“ findet sich der auch auf dem folgenden Gang, der uns nach Paris führt. Agnolotti sind innen mit geschmolzenem Käse gefüllt. Kalb, Spinat und auch die zarten Froschschenkel schmiegen sich harmonisch an. Das ist cremig, üppig und köstlich. Dass Froschschenkel zu den wenigen Zutaten gehören, die ich zwar mag, aber aus prinzipiellen Gründen eigentlich nicht esse, kann Christian Bau nicht wissen. Ich habe es vorab nicht gesagt und nicht gewusst, dass er diesen optionalen Gang auch in unser Menü einbaut.
Mit einer Jakobsmuschel von sensationeller Qualität und Konsistenz, wie ich sie in der Form vermutlich noch nie gegessen habe, und Kutteln davon geht es zu einem absoluten Wohlfühlgericht. Lauch in Texturen, Spinat und Brunnenkresse und eine Sauce von fermentiertem Reis ergeben mit Kaviar eine höchst harmonische Allianz.
Von nicht weniger herausragender Qualität auch die Langoustine in weißer Miso mit Strukturen von Karotten und einem mit Langoustinen-Tatar gefüllten Spitzkohl-Sushi. Schön macht sich hier auch der Crunch mit Nüssen. Aber die Hauptrolle spielt hier eindeutig der Kaisergranat.
Optisch prachtvoll präsentiert sich die Rotbarbe, deren Schuppen sich durch Übergießen mit Palmöl aufstellen und mitgegessen werden können. Die Artischocke in Texturen macht klar, dass wir mit diesem Gang wieder in Richtung Frankreich gehen. Ans Mittelmeer, um genau zu sein. Die Sauce Bourride, die klassischerweise ähnlich einer Bouillabaisse ist, bindet Christian Bau jedoch mit Rotbarben- und Abaloneleber ab, was ihr eine sehr nussige Note und große Tiefe gibt. Sie ist der heimliche Star auf diesem Teller.
Auch beim Fleischgang ist Christian Bau das Beste gerade gut genug. Er war einer der Ersten, der überhaupt japanisches Rindfleisch nach Deutschland brachte, das lange gar nicht für den Export freigegeben war. Heute dürfen wir Tajima Wagyu genießen, das über eine einzigartige Marmorierung verfügt und zum Teuersten gehören dürfte, was Karnivoren glücklich macht. Das Fleisch ist fest mit schöner Kruste, schmilzt aber gleichzeitig durch den hohen Grad an Fetteinlagerungen förmlich im Mund. Bei einem solchen Stück gebietet es sich, dass sich die Mitspieler nicht in den Vordergrund drängen und so ist die Bau’sche Variante eines Ratatouille auch eher dezent, aber höchst akkurat gearbeitet. Karamellisierte Zwiebeln, Spitzpaprika, Zucchini und Aubergine schmiegen sich harmonisch an, ebenso wie der Anchovischaum mit schwarzem Knoblauch. Auch die Sauce ist in diesem Fall zwar gut konzentriert, aber nicht zu dominant und eher auf der eleganten Seite. Ein ausgezeichneter Gang mit erneut einem fantastischen Produkt.
Als Pré-Dessert variiert Christian Bau gerne Cocktails wie in diesem Fall einen Mojito. Das Minzsorbet sowie Jelly von weißem Rum und Schaum von Zucker vermitteln die typische Aromatik und bieten einen erfrischenden Übergang zu den weiteren Desserts.
Deutlich reichhaltiger wird es mit der 2019 Version des „Banana Split“. Nun bin ich nicht der allergrößte Bananen-Fan und daher dankbar, dass die Frucht hier eher zurückhaltend eingesetzt ist als karamellisierte Kugeln und geeiste Perlen. Das Vanilleeis ist hervorragend und auch die halbflüssige Schokoladenganache ist lecker, aber für mein Empfinden deutlich zu groß portioniert. Nach all den vorherigen Gängen erschlägt mich so viel Schokolade schier. Aber das ist auch schon das Einzige, das ich an diesem Dessert zu beklagen habe. Jammern auf höchstem Niveau halt.
Ein Reigen exotischer Früchte, Sorbet und eine Chai Latte-Creme im Knuspermantel, deren Gewürzaromatik fast schon weihnachtliche Gefühle aufkommen lassen, bilden den leichteren und sehr guten Abschluss eines großartigen Menüs.
Da es zu diesem Zeitpunkt bereits Mitternacht ist, müssen wir den eigentlich vorgesehenen Dessertwein gegen Champagner tauschen, denn damit stoßen wir für gewöhnlich zum Geburtstag an. Feierten wir im letzten Jahr noch meinen Geburtstag hier, ist es diesmal meinem Mann vergönnt. Wir hatten das nicht angekündigt, weil wir nicht unbedingt damit gerechnet hatten, so lange zu bleiben. Aber Christian Bau meinte es erneut ausgesprochen gut mit uns und hat uns auch kapazitätsmäßig an die Grenzen geführt.
Das ändert aber nichts daran, dass trotzdem noch eine Geburtstagstorte herbei gezaubert wird, ebenso wie die obligate Tischdeko für den festlichen Anlass. Yildiz Bau und Nina Mann gestalten diesen spontanen Moment ausgesprochen herzlich, wie sie auch den gesamten Abend über für eine liebenswürdige Betreuung gesorgt haben und immer auch Zeit für den ein oder anderen Smalltalk hatten.
Auch der übrige, vor allem männliche Service versieht seine Aufgabe tadellos und aufmerksam, sollte aber ein wenig darauf achten, dem Gast nicht das Gefühl zu vermitteln, ständig unter Beobachtung zu sein. Wir können damit gut umgehen, aber für Gäste, die nicht zu häufig in solchen Restaurants verkehren, könnte das leicht als zu steif und formell empfunden werden.
Wir waren im Übrigen noch nicht fertig mit dem Essen. Denn auch die Parade an Petits Fours, hier Sweet Bento Box benannt, ist bei Christian Bau üppig. Alleine die Neuinterpretation der Schwarzwälder Kirschtorte im Glas ist zwar köstlich, aber auch sehr reichhaltig. So leid es uns tut, aber dieses Mal kapitulieren wir angesichts des Sättigungsgrades.
Was gibt es über Christian Baus Kochkunst noch zu sagen, was andere nicht schon in höchsten Tönen gelobt haben oder ich in meinen früheren Berichten geschrieben habe?
Eigentlich gibt es dem nichts hinzuzufügen. Ein Essen auf Schloss Berg gehört zum Besten, das man derzeit bekommen kann. Nicht nur in Deutschland oder Europa, vermutlich weltweit. Christian Bau hat einen Stil entwickelt, der eine so einzigartige Handschrift besitzt, dass man ein Gericht sofort als Bau-Teller identifizieren kann. Minimalismus ist seine Sache nicht. Jedes Gericht ist aufwändig konzipiert und besteht häufig aus zahllosen Komponenten, von denen aber nie eine überflüssig erscheint. In seinem letzten Kochbuch, das uns mal für den ambitionierten Hobbykoch angepriesen wurde, gibt es kaum ein Gericht, das weniger als acht Einzelzubereitungen enthält. Von der Anzahl der Zutaten mag ich da noch nicht mal reden. Das Buch ist wunderschön und ich bin froh, es zu besitzen, aber – pardon – für Normalsterbliche nicht nachkochbar. Also am besten gleich direkt dahin fahren, wo man all das in real erleben kann.
Und wo sonst kommt man in den Genuss derartiger Produktqualitäten? In seiner Kompromisslosigkeit, was allerbeste Zutaten angeht, könnte Bau problemlos als Japaner durchgehen. In jedem Fall schafft er Gästen ein Schlaraffenland, wie es nur wenige geben dürfte. Ich jedenfalls bin glücklich, dass ich es in wenigen Stunden erreichen kann. Wenigstens und mindestens einmal pro Jahr.
Von meiner Bewunderung und Begeisterung für Christian Baus Küche habe ich wohl bisher kaum einen Hehl gemacht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass mindestens ein Besuch pro Jahr an die Saarländisch-Luxemburgische Grenze für mich zum kulinarischen Pflichtprogramm gehört. Und auch 2019 soll da keine Ausnahme machen.
Vom Hotel mit einem unerwarteten Upgrade in eines der Zimmer im Schloss bedacht, sparen wir uns den Weg vom Stammhaus über den Parkplatz vorbei an der bunt blinkenden Spielbankbeleuchtung und müssen nur die altehrwürdige... mehr lesen
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Besucht am 30.09.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 871 EUR
Im Grunde bin ich recht einfach gestrickt. Mit einem Restaurantbesuch kann man mich immer kriegen. Will ich mich belohnen sowieso, aber auch wenn ich nicht gut drauf bin, ist ein gutes Essen der sicherste Stimmungsaufheller für mich.
Und dann gibt es die besonderen Tage, für die es gerne die Besten sein dürfen. Die Restaurants mit der Glücklichmach-Garantie sozusagen. Wer meine Besprechungen schon etwas verfolgt, weiß, dass ich die Küche von Christian Bau zum Allerbesten zähle, das ich kenne. Jedes Menü auf Schloss Berg hat einen tief verwurzelten Platz in meiner Erinnerung. Dieser Ort soll es also heute wieder sein.
Und wie gewohnt fällt die Begrüßung ausgesprochen herzlich aus. Irgendwie fühlt es sich jedes Mal noch ein wenig vertrauter an. So wie auch die ersten Grüße zum festen Bestandteil gehören und bitte auch in Zukunft gehören mögen. Der Macaron mit Entenleber, Räucheraal und Granny Smith ist ebenso fein und elegant gearbeitet wie das Cornet mit Tartar vom Bio-Ochsen, Räucherfischcreme und Kaviar. Vor allem letzterer begeistert mich immer wieder auf's Neue durch die perfekten Proportionen auf kleinstem Raum und den wundervollen Geschmacksakkord.
Der nächste Gruß kombiniert Leichtigkeit und Frische des Gurkenespumas mit dem Gehaltvollen der japanischen Holzmakrele, die sich grobstückig darunter verbirgt. Die Top-Qualität des Fisches springt einen förmlich an. Knusper steuert der geröstete Quinoa bei. Toll.
Ebenso toll und ähnlich angelegt präsentiert sich auch der Taschenkrebs mit Strukturen von Granny Smith. Auch hier ist die Frische sehr markant. Ein wunderbar schmelziges Gänselebereis fügt dem aber auch eine leichte Üppigkeit bei.
Nicht weniger begeisternd ist auch das abschließende Amuse, eine Ceviche vom Wolfsbarsch, das mit diversen Meeresfrüchten, darunter Shrimps und Stabmuscheln, und einer Ponzusauce die passenden Mitspieler erhält.
Eine mehrteilige Abfolge von Grüßen kann man ja in vielen Restaurants erleben, aber was Christian Bau hier bereits zu Beginn aus der Küche schickt, setzt immer wieder auf's Neue Maßstäbe. Häufig sind es Miniaturen von Gerichten, die sich ansonsten auch in der regulären Menüfolge finden könnten. Aber auch wenn dies nicht so wäre, stehen sie in Aufwand und Detailliebe den großen Gängen in nichts nach.
Ich habe an anderer Stelle erwähnt, dass Christian Bau der Koch ist, dem ich blindlings Carte Blanche gebe. Und genau so ist es auch heute wieder. Das Menü steht bereits und es sieht viele Gänge vor! Brot und Butter sind in gewohnt hervorragender Qualität. Ich beschränke mich aber darauf, es vor allem zum Aufwischen der Saucen zu verwenden.
Die Japanese Raw Bar, eine Abfolge von diesmal vier kalten Gerichten, variiert Bau immer mal wieder. Heute startet sie mit einem Fingerhappen aus Tartar von Gamberoni auf einem Brioche mit einer üppigen Nocke Kaviar und geht weiter mit abgeflämmtem Bauch vom Lachs, rotem Reis, Edamame-Bohnen, die auch als Creme verarbeitet sind sowie einem Sake-Granité, das eine unglaublich schöne Frische beisteuert. Das ist komplex, mit viel Textur und absolut stimmig.
Ein Traum in grün die dann folgende Hamachi. Die Gelbflossenmakrele ist eingefasst von einer Variation von Gurke und weist eine ganz dezente Schärfe auf.
Den Abschluss in diesem Gang bildet ein Gericht, das Christian Bau im Rahmen des Sternefresser-Cooktanks zum Thema „Asien – Reduktion auf das Wesentliche“ präsentierte. Angesichts der offensichtlichen Vielzahl an Komponenten wird das Thema Reduktion zwar ein klitzekleines bisschen ad absurdum geführt, aber das ändert ja nichts daran, dass auch hier der Geschmack über jeden Zweifel erhaben ist. Zweierlei vom Blauflossen-Thunfisch, Rücken (Akami) und Bauch (Torro), jeweils in Variationen, ist von einer hinreißenden Kojyu-Vinaigrette begleitet, die wir in ähnlicher Form bereits von seinem Signature Dish, dem Bar de Ligne mit BBQ-Aal in Erinnerung haben. Vor allem der Bauch des Thunfisches ist von sensationeller Qualität und schmilzt förmlich im Mund. Die Cremigkeit der Avocado unterstützt das noch zusätzlich. Gut – Reduktion sieht für mich jetzt zwar anders aus, aber das Ergebnis ist klasse.
Einen gänzlich anderen Charakter zeigt das folgende Gericht. Artischocke in Texturen und Trüffel, pur und in der Sauce, sind per se schon mal eine Kombination, die gut funktioniert. Der australische Trüffel ist intensiv und schmiegt sich schön an die Artischocke an. Damit es aber nicht allzu gefällig wird, sorgt der Wildkräutersalat mit seiner prägnanten Würze für den nötigen Kontrapunkt.
Weiter geht es mit Kampachi, dem Rücken von der Gelbflossenmakrele und Kaluga-Kaviar. Die üppige Ingwer-Schnittlauchbutter steuert zwar hart an der Salzgrenze, verträgt aber gut den von Nina Mann hervorragend dazu ausgesuchten Riesling vom blauen Schiefer von Heymann-Löwenstein mit seiner ausgeprägten Säure.
Man merkt, dass die Küche die Intensität der Gänge nun merklich steigert. Nach den eher leichten und frischen ersten Gerichten kommt jetzt eine angenehme Fülle und Üppigkeit mit ins Spiel. Dass trotzdem kein Gefühl von Schwere aufkommt, ist auch einem ausgewogenen Säurespiel zu verdanken. Wie bei der jetzt servierten Langoustine, die selbstverständlich von großartiger, fleischiger Qualität ist. Ich beneide ja nie diejenigen, die es vorbereiten müssen, aber halbierte Erbsen haben optisch schon was. Dazu gibt es einige schöne Knusperelemente, weißen Misoschaum und eine intensive Krustentierjus.
Den Abschluss der Fischgänge bildet Seezunge mit Pilzen und Lauch. Was verhältnismäßig unspektakulär klingt, bereitet uns einen der erinnerungswürdigsten Gänge überhaupt. Abgesehen von der – natürlich – fabelhaften Produktqualität, ist es die – pardon – grenzgeile Sauce auf Basis von Vin Jaune. Die ist zum Augen schließen und Abtauchen. Ein Traum. Und absolute Referenz.
Auch der Fleischgang lebt von der herausragenden Qualität. Das Lamm vom Hofgut Polting gehört in der Spitzengastronomie seit einiger Zeit zu den beliebtesten Produkten. Hier setzt Christian Bau den Rücken mit ganz feiner, krosser Kruste und die geschmorte Schulter in einen Kontext von japanischer Aubergine, Pimientos und schwarzen Knoblauch. Erneut ist die Sauce, neben dem Fleisch, der eigentliche Star. Ein sehr schöner Hauptgang.
Das erste Dessert, von einem Pré-Dessert zu sprechen, wäre wohl maßlos untertrieben, kommt sehr erfrischend daher, indem es exotische Früchte, Kokos-Eis, Guavensorbet und eine Pandan-Creme kombiniert. So wunderschön es anzusehen ist, so schmeckt es auch.
Als hätte die Küche es geahnt, denn insgeheim habe ich mir genau dieses Dessert für heute gewünscht, gibt es zum Schluss noch einen Klassiker aus der Bau'schen Dessertschmiede, den „Bau.Stein“ mit Tonkabohne und einem unglaublich cremigen Rotwein-Butter-Eis. Die Brombeeren, natur und in Nachbildung als Eis sowie Birne runden einen perfekten Teller ab.
Dass nach all diesen Gängen unser Sättigungsgrad mehr als erreicht ist, versteht sich vermutlich von selbst. Bei den Petits Fours müssen wir auf halber Strecke dann aber doch kapitulieren.
So wie Christian Bau uns erneut ein großartiges Menü serviert hat, das nicht nur in jedem Gang und Detail wunderschön anzuschauen war, sondern auch ebenso perfekt gearbeitet war und größtmöglichen Genuss bot, so hat Nina Mann mit der Weinbegleitung dem nicht nachgestanden. Wir kamen in den Genuss einiger Weine aus dem Jahrgang 1998, die eigentlich ein spezielles Menü begleiteten, um das 20 jährige Bestehen des Restaurants zu feiern. Ansonsten ist natürlich wieder viel regionaler Riesling mit im Spiel sowie ein Sake, was naturgemäß die hochkomplexen Kompositionen und japanischen Aromen hervorragend ergänzt.
Yildiz Bau als charmante Gastgeberin trägt wie immer, ebenso wie das übrige Team, zu einem absoluten Wohlfühlabend bei.
Schwer vorstellbar, dass in Deutschland etwas über Christian Bau geht. Seit Jahren kocht er auf schwindelerregendem Niveau, mit einem ganz eigenen Küchenstil, der hierzulande einmalig ist. Es ist schon verwunderlich, warum dies nicht auch in den einschlägigen, wenn auch manchmal kritisch zu hinterfragenden, Weltbestenlisten viel stärker Beachtung findet.
Es läuft trotzdem gut für Christian Bau. Koch des Jahres, in der „Opinionated about Dining“-Liste zumindest das am besten bewertete deutsche Restaurant in Europa, mit sehr authentischen Auftritten in den TV-Shows „Kitchen Impossible“ und „The Taste“ viel Anerkennung gewonnen und schlussendlich das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen als erster Koch für seine Kochkunst.
Was soll da eigentlich noch kommen?
In der ihm bescheidenen Art hat Christian Bau das Bundesverdienstkreuz nur stellvertretend für seine Branche angenommen. Dass es trotzdem seinen Grund hat, warum er ausgewählt wurde, sollte er nicht gänzlich ignorieren. Dazu gehört zum Beispiel auch, Haltung zu zeigen. Und das hat Bau in diesem Jahr einige Male deutlich demonstriert. Sei es, als er dem Kollegen Thomas Bühner kurz nach der überraschenden Schließung seines Restaurants „La Vie“ deutlich gegen hämische und geschmacklose Kommentare eines TV-bekannten Sternekochs zur Seite sprang oder er in einem viel beachteten Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Missachtung der Spitzengastronomie durch die Politik beklagt. All dies zeigt, dass – man möchte sagen endlich – jemand mit dem nötigen Renommée den Mut hat, sich für die Branche zu positionieren und für ihr Ansehen zu kämpfen. Sein eigenes Statement „...und wenn ich der sein soll oder darf, der als Fahnenträger voranschreitet, so bin ich das gerne...„ zeigt, dass er bereit ist, diese Rolle zu übernehmen. Auch dafür gebührt ihm Respekt.
Ich weiß nicht, was in 2019 für Christian Bau noch kommt. Solange er so weiter kocht wie bisher, macht er mich alleine damit schon glücklich. Und das ist nicht das Einfachste – auch wenn ich eigentlich recht einfach gestrickt bin.
Bericht auch auf meinem Blog: tischnotizen.de/victors-fine-dining-by-christian-bau-perl-nennig-3/
Im Grunde bin ich recht einfach gestrickt. Mit einem Restaurantbesuch kann man mich immer kriegen. Will ich mich belohnen sowieso, aber auch wenn ich nicht gut drauf bin, ist ein gutes Essen der sicherste Stimmungsaufheller für mich.
Und dann gibt es die besonderen Tage, für die es gerne die Besten sein dürfen. Die Restaurants mit der Glücklichmach-Garantie sozusagen. Wer meine Besprechungen schon etwas verfolgt, weiß, dass ich die Küche von Christian Bau zum Allerbesten zähle, das ich kenne. Jedes Menü auf... mehr lesen
Nein, ganz so war es nicht. Aber der GO!-Bote schmunzelte sicherlich unter seiner Maske.
Ich auch: Hielt ich doch die begehrte und limitierte „BAU IN THE BOX“ in meinen Händen.
Da fingen Vorfreude und Spaß schon am frühen Morgen beim Auspacken der zahlreichen Bestandteile an. Alles akkurat und sauber verpackt und abgepackt. Wo möglich, wurde auf Plastik verzichtet.
Sofort verstaute ich alles im Kühlschrank, denn das Menü war für den Samstagabend vorgesehen.
Nicht nur die Restaurants sind auf Entzug, auch die Gäste. Seit über 4 Monaten! sind die Restaurants erneut geschlossen. Die Angebote der „Genussboxen“ helfen hoffentlich den gebeutelten Gastronomen und auch den Gästen.
Wie geht es da eigentlich unseren Politikern? Vermissen sie nicht den Besuch im Restaurant mit vorschriftsmäßigem Hygienekonzept? Oder haben sie sich schon die freigestellten Köche und Köchinnen privat zu Hause eingestellt?
Kochen ist mein Hobby und ist für mich nach Feierabend tatsächlich Entspannung. Aber der Restaurantbesuch fehlt unendlich.
Die Baubox gibt es erst seit Mitte Februar. Kollege „Tischnotizen“ und sein Mann sind große Freunde der Bau-Küche. Uns so war es auch nur mehr als recht, dass die beiden die Bau-Box No1 ergatterten. Das Lesen dieses Beitrages kann ich anerkennend empfehlen.
Für die Bau-Box No2 war ich zu langsam, alle guten Dinge sind 3!
Hier unser Menü Der Bau-Box No 3 (zum Lesen des kompletten Menüs bitte auf das Bild clicken):
4 Gänge für 2 Personen - € 195,00 + Versand.
Am frühen Samstagabend gesellte ich mich mit der Bau-Box in die Küche. Ein sehr nettes Anschreiben und ausführliche „Bau“Anleitung lagen dem Paket bei. Anrichtevorschläge gab es auf Christian Baus Facebookseite.
Los ging es mit dem nicht zu fein geschnittenen Rindertatar. Dies hatte ich eine Weile vorher aus dem Kühlschrank genommen, es sollte sein Aroma entfalten dürfen. Es galt nur noch das Tatar zu würzen. Entgegen der Anleitung entschloss ich mich, auf das vorgeschlagene kreisförmige Anrichten zu verzichten. Hat Herr Bau sich doch 3 Michelinsterne erarbeitet (und diese gestern offiziell vom Guide Michelin bestätigt), wollte ich zumindest 2 Sterne im Haus haben.
Also richtete ich unser Tatar sternförmig an, die Räucheraalcréme gesellte sich als Nocke zum Rind.
Am Kaviar scheiterte ich, die edle kleine Dose wollte sich partout nicht öffnen lassen. Glücklicherweise war mein Mann erfolgreich und meine Befürchtungen, dass die Dose beim Öffnen durch die Küche fliegt, blieben zum Glück unbegründet. Das Trauma meiner Schokoexplosion am 23.12. sitzt noch tief, allerdings wäre Kaviar eine hochwertigere Variante gewesen.
Schnell war mit fein geschnittener Kresse und den Brotchips angerichtet.
Das Krustenbrot hatte ich parallel im Backofen aufgebacken, dazu die feine bretonische Salzbutter.
Der erste Bissen galt Brot und Butter. Mein Mann war wieder einmal begeistert, wir gut mir dieses kleine Brot gelungen war. „Wann hast Du das denn noch gebacken?“ Ich schmückte mich nicht mit fremden Federn und gab zu, dass dies in der Box enthalten war.
Sehr harmonisch unsere Vorspeise. Das Tatar mit angenehm-intensiven Rindfleischaroma. Die Räucheraalcréme feincremig und mit dezenten Raucharomen. Sehr zart der Kaviar mit seinem leicht nussigen Geschmack zu dieser stimmigen Komposition.
Für ein wenig Crunch sorgten die Brotchips.
Nach der feinen Vorspeise ging es an die Zubereitung der Tom Kha Gai á la maison.
Unkompliziert die Zubereitung des thailändischen Suppenklassikers. Die Suppe wurde kurz aufgekocht. Der schlicht beschriebene Zwischengang wurde mit den hochwertigen Einlagen ordentlich aufgepimpt: Kleine Geflügelagnolotti, Garnelen, Buchenpilze, Thaibrokkoli, Sojasprossen, Koriander und Edamame sollten in der Suppe garziehen. Ich entschied mich, sie im separaten Topf gar ziehen zu lassen um sie schöner anrichten zu können.
Vor dem Anrichten schäumte ich die Suppe nochmals kurz auf und schon konnten wir den zweiten Gang genießen!
Erstklassiger Geschmack, leichte Cremigkeit durch Kokosmilch und die abwechslungsreichen bunten Einlagen passten ausgezeichnet.
Bei der Zubereitung der Hauptspeise gab Christian Bau alles um dem Hobbykoch zu zeigen, dass 3 Sterneküche auch zu Hause nicht „einfach mal locker“ auf den Tisch kommt. Da waren schon einige Handgriffe und Konzentration erforderlich. Zum Glück hatte ich mich bei Aperitif und Wein bei den ersten beiden Gängen zurückgehalten.
Das Steinbuttfilet wurde kurz angebraten, dann mit Misopaste bestrichen und kurz abgeflämmt.
Auch die anderen Komponenten des Hauptganges hatten inzwischen den vorgeschriebenen Aggregatzustand. Es konnte auf gut vorgewärmten Tellern angerichtet werden
Zuerst das Kohlrabipürée, darauf wurde das Fischfilet gebettet. Weitere Begleiter waren rohe Kohlrabischeiben die vorab mit Shishovinaigrette mariniert wurden. Dazu gesellten sich kurz erhitzte Kohlrabistreifen. Zum Abschluss noch die erhitzte Dashibutter und Schnittlauchöl. Leider waren wohl die angekündigten Kapuzinerblätter nicht lieferbar und wurden durch Schnittlauchstreifen ersetzt. Das passte natürlich, aber optisch und geschmacklich macht Kapuzinerkresser einfach mehr her.
Das machte richtig Spaß!
Auf unseren Tellern setzte sich der Spaß auf Zunge und Gaumen fort!
Ein erstklassiges Steinbuttfilet mit sehr gelungenen Beilagen. Ein rundes Geschmackserlebnis. Neben dem Steinbutt war das Schnittlauchöl der Star auf dem Teller.
Die Macadamiaschnitte, das zarte grün der Schokohülle stammte von Matcha-Tee, war komplett fertig, musste nur noch auf dem Teller platziert und dekoriert werden.
Dazu das mit der exotischen Fruchtsoße vermischte Früchteragout. Die Kokosnussahne wurde mit einem Spritzbeutel auf und um die Macadamiaschnitte verteilt. Kleine Ingwermacarons, Schokoladenperlen und vergoldete, karamellisierte Haselnüsse vollendeten das Dessert.
Die zarten Schichten mit knusprigen Boden der Macadamiaschnitte waren mit Schokolade umhüllt.
Süß, aber nicht zu süß. Die Säure des Früchteragouts kam wohl überwiegend von Passionsfrucht. Das war sehr gelungen und setzte einen schönen Kontrast zur Schnitte. Die Kokusnusssahne rundete dieses wunderbare Dessert wunderbar ab.
Damit nicht genug. 2 pinke Macarons lagen der Box als Petit Fours bei. Das rundete das Gesamtpaket schön ab, dennoch werden mein Mann und ich keine Macaron-Fans. Das ist ja nicht schlimm, so bleibt mehr für die Fans des luftigen Baisergebäcks übrig.
Fazit:
In Herrn Baus Anschreiben stand „… Denn Menschen mit unserer Arbeit glücklich zu machen ist das, wofür wir leben“.
Mein Mann und ich sagen DANKE! Das hat hervorragend funktioniert!
Im Vorfeld der Bestellung ergab sich ein sehr netter und aufmerksamer Kontakt Frau Pleintinger aus dem Bau-Team.
Hoffentlich dürfen Sie alle bald wieder für die Gäste „brennen“.