Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Irgendwie passt zu dieser Skurrilität eine weitere Besonderheit, die schon länger deutlich mehr mein Interesse geweckt hatte. Von den fünf Sternerestaurants der Stadt befinden sich drei entweder im Kaufhaus (Opus V und Corange) oder in einer Einkaufspassage. Dort, im Foodcourt des „Stadtquartier Q6 Q7“, befindet sich das „Emma Wolf“, benannt nach der Großmutter des Küchenchefs Dennis Maier, der zuvor in Juan Amadors „Sra Bua“ in Frankfurt für die Küche verantwortlich zeichnete.
Von außen signalisiert das „Emma Wolf“ mit einigen Außenplätzen erst mal etwas Größe, aber die sind vermutlich eher für das schnellere Mittagsgeschäft gedacht. Der eigentliche Restaurantraum ist ziemlich klein, im Bistrostil eingerichtet und grenzt direkt an die offene Küche an. Alles irgendwie sehr ungewohnt für ein (Casual) Fine Dining Erlebnis, aber nicht ungemütlich.
Die Karte beschränkt sich klugerweise auf eine überschaubare Anzahl von à la Carte Gerichten (je 3 Vorspeisen 13-17€, Zwischengerichte 15-19€, Hauptgerichte 21-36€ und Desserts 11-12€) oder ein Menü von 3 – 5 Gängen 54 – 85€, wobei hierbei das Gedeck und Tafelwasser inbegriffen sind.
Wir entscheiden uns für das Menü mit einer kleinen Änderung, weil mich im Zwischengang die Taube anlacht, was kein Problem darstellt.
Zum Apéritif schickt die Küche einen Kartoffelchip mit Gurke und einer deutlich mit Knoblauch abgeschmeckten Karottencreme. Einfache Zutaten, trotzdem raffiniert.
Brot und aufgeschlagene Butter sind von ausgezeichneter Qualität und so reichlich bemessen, dass wir uns bremsen müssen.
Als Amuse Bouche gibt es erneut eine Kombination recht einfacher Zutaten. Tomate, Gurke und Schaum vom griechischen Joghurt ist vor allem durch die Gurke ausgesprochen würzig, aber gleichzeitig auch sehr erfrischend, was uns angesichts der sommerlichen Außentemperaturen sehr gelegen kommt.
Es ist Spargelzeit und zum Beginn des Menüs setzt Dennis Maier diesen in einen leicht asiatischen Kontext. Als Garnitur dienen Kräuter und Wakame-Algen, die eher für die Optik sind, aber nicht entscheidend zum Geschmack beitragen. Großartig und dominierend ist hingegen der Yuzu-Nussbuttersud, den der Service angießt. Hier vereinen sich reichhaltiger Buttergeschmack mit säuerlicher Yuzu und beides passt hervorragend zum Spargel. Toller Start!
Weiter geht es mit hauchdünn geschnittenen Calamaretti, nur leicht ansautiert und sehr zart mit einem Sud von Erbsen und frischen Erbsen sowie Tagliasca-Oliven. Mir als Erbsen-Fan hätten es gerne ein paar mehr Exemplare sein dürfen. Meinem allerliebsten Mann, der Erbsen nicht zu seinem allerliebsten Gemüse zählt, waren es zu viele. Wie man's macht...
Das Gericht ist nicht besonders komplex, aber originell komponiert und einfach gut.
Beim Zwischengang teilen sich die Wege. Für meinen Mann folgt im Menü das Secreto vom Iberico-Schwein mit Pak Choi. Die Consommée vom Schwein ist sehr kräftig und weist deutliche Noten von Knoblauch und Pfeffer auf.
Für mich gibt es die perfekt gegarte Taubenbrust mit Tonkabohnenpüree in einer tollen, intensiven Jus. Hanfsamen sorgen für Crunch. Das ist optisch und geschmacklich top. Ich bin ausgesprochen glücklich, mich für diesen Gang entschieden zu haben.
Etwas untypisch gibt es im Hauptgang Fisch und zwar den nicht allzu häufig anzutreffenden Knurrhahn. In letzter Zeit begegnet uns immer häufiger Salat als warme Gemüsebeilage. So auch hier mit dem Romanasalat, bei dem wieder die Hanfsamen etwas Crunch beisteuern. Anders als im ersten Moment angenommen, ist das Gericht insgesamt recht kräftig, was unter anderem auch an der würzigen Paprikacreme und der Safransauce liegt.
Optisch stimmig präsentiert sich das Dessert, das sinnigerweise „Pretty in Pink“ betitelt ist. Eine veritable Orgie in rosa kombiniert Himbeeren, Rote Bete und Mascarpone. Die Rote Bete bleibt ziemlich dezent und eher auf der süßen Seite. Wo sich die angekündigte Kaktusfeige verbirgt, ist nicht genau auszumachen. Ich schätze, dass sie in Kombination mit Himbeeren im Sorbet verarbeitet ist. Kann aber auch ganz anders sein. In jedem Fall ist dies ein guter und leckerer Abschluss.
Wer hätte gedacht, an diesem ziemlich ungewöhnlichen Ort so ein klug durchdachtes Menü zu bekommen? Dennis Maiers Küche verzichtet auf allzu große Extravaganzen, ist einfach zugänglich und bietet doch eine ganze Reihe Raffinessen. Die Garzeiten stimmen, hier wird mutig abgeschmeckt und dass es nicht immer teuerste Zutaten braucht, um etwas Originelles zu kreieren, ist ein weiterer positiver Effekt.
Erfreulich auch das Preisniveau, das sich in der Weinkarte fortsetzt. Zwar ist das Angebot sehr überschaubar, was möglicherweise den eingeschränkten Platzmöglichkeiten geschuldet ist, aber fündig werden sollte man trotzdem.
Der Service ist freundlich und so locker professionell, wie man es an diesem Ort erwartet. Wir sind die letzten Gäste und können der Küche beim Saubermachen zusehen. Beim Digestif sinnieren wir über den schönen Abend und dass es manchmal nicht darauf ankommt, wo man isst. Auch ein Foodcourt kann offenbar solche Perlen hervorbringen. Man muss sich halt auch nur mal an etwas mutigere Konzepte wagen.
Dass man es ausgerechnet in Mannheim in Q7 oder O5 findet, ist dann aber fast die eigentliche Überraschung.
Bericht auch auf meinem Blog: http://tischnotizen.de/emma-wolf-mannheim/