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Das Restaurant „Wellenlänge“ ist dem Hotel „Höll am Main“ angegliedert und eröffnete erst im Herbst 2016. Wir hatten eigentlich in der Vorweihnachtszeit einen Besuch geplant, der aber Dank o.g. Gründe verschoben werden musste. Aber unser zehnter Jahrestag des Kennenlernens sollte dann doch entsprechend gewürdigt werden.
Für 18 Uhr hatten wir reserviert. Das Restaurant ist leider nur über Stufen erreichbar, ein behindertengerechter Zugang fehlt gänzlich! Nach Betreten des Restaurants wurden wir freundlich von einer recht jungen, weiblichen Servicekraft zum Tisch geleitet. Kaum hatten wir Platz genommen, wurden Speise- und Getränkekarte sowie die saisonale Spargelkarte überreicht. Die Speisekarte wechselt öfters im Jahr und ist in der aktuellen Version über die homepage wellenlaenge-restaurant.de einsehbar.
Eine junge, männliche Servicekraft – vermutlich auch ein Azubi - nahm unsere Bestellung auf. Meine Herzdame wählte als Vorspeise:
Bouilliabaisse mit Crouton, Sauce Rouille, Fisch- und Scampi Einlage (14,50)
und ich: Antipasti - gemischter Vorspeisenteller mit Käse, italienischen Wurst Spezialitäten und gegrilltem Gemüse (12,00)
und im Hauptgang vom Green Egg gegrillt:
Australien Black Angus, Jack’s Creek Farm Bavette, 300g, medium gebraten,
à la Tagliata auf Rucola, Pinienkernen, Parmesan und gebratenem Gemüse (27,00)
sowie für mich:
Filetsteak vom Jungbullen aus Deutschland, 200g, medium-rare, mit gebratenem Gemüse, Kräutermarinade und Ofenkartoffeln mit mediterranen Gewürzen, und Kräuterbutter (29,00)
Dazu bestellten wir je ein alkohohlfreies Weizen ( 4,80) der Brauerei Hopf aus Miesbach, das sehr lecker und süffig schmeckte. Lobenswert, dass man sich hier gegen das Mainstream-Angebot von Schöfferhofer & Co entschieden hat und dem Gast etwas schmackhaftes offeriert. Zeitnah und gut temperiert wurde das Bier serviert.
Als Gruß aus der Küche wurden lauwarme Baguettescheiben mit Dips von Kräuterquark, Gemüsepüree und gesalzener Butter gereicht. Nicht besonders originell, aber schmackhaft, die Brotscheiben hätten aber etwas dicker geschnitten sein dürfen.
Die Wartezeiten für die Vor- und Hauptspeise waren angemessen, man konnte die Aussicht auf den Main und vorbeifahrende Schiffe genießen. Lediglich die Umbaumaßnahmen am Flussufer zum bevorstehenden Volksfest im Juni, dem 10Tage dauernden Hessentag, trübten das Gesamtbild etwas, aber dieser Umstand ist ja nur temporär.
Mein Teller mit Antipasti war ordentlich belegt, verschiedene Käsesorten, italienische Wust und Schinken sowie Grillgemüse und Salat waren hübsch arrangiert und wohl schmeckend.
Die Bouilliabaisse vom Schatz war traumhaft, die Rouille genial – ich gehe sogar soweit und sage: eine der besten Suppen überhaupt, die ich je gegessen hatte!
Mein Filetsteak war perfekt auf den Punkt gebraten und geschmacklich allerfeinst. Es war so lecker, dass ich die Kräuterbutter zu den Kartoffeln verfrachtet habe, um ausschließlich den puren Fleischgeschmack genießen zu können. Die Kartoffeln waren kleine, halbierte Drillinge oder Bamberger Hörnle und wohl im Ofen auf dem Blech gebraten. Originell serviert in einer Papiertüte in Zeitungsoptik, die in einer senkrecht stehenden Metallspirale steckte. Die Kräuterbutter war selbst gemacht und genauso lecker wie das gebratene Gemüse in Form von Brokkoli und Grünspargel. Ein weiteres Highlight war die um das Fleisch drappierte Soße, die ich hätte literweise konsumieren können. Da hat nichts nach Soßenpulver oder Geschmacksverstärker geschmeckt, die wurde handwerklich ordentlich gezogen und das war Geschmack pur.
Sowohl bei der Vor- als auch bei der Hauptspeise wurden wir außer von den beiden anfangs erwähnten, jungen Servicekräften noch von zwei Weiteren am Tisch gefragt, ob alles zu unserer Zufriedenheit wäre. Das war fast schon zu viel des Guten, am Service kann man hier wirklich nicht meckern.
Das Bavette Steak vom Schatz war gleichfalls eine Offenbarung (ich bekam eine Tranche von ihr ab), perfekt im Garpunkt und auch die hier separat gereichte Soße war Weltklasse. Das Gemüse war gleichfalls nach Madames Gusto.
Da wir beide gut gesättigt waren, wurde auf ein Dessert verzichtet. Beim Verlassen der Lokalität um 19.30 Uhr waren bis auf drei Tische alle Plätze belegt. Vermutlich deshalb, weil man hier ausgezeichnet speisen kann. Vor dem Hinausgehen wurde nochmal ein blick in die Toilettenräume geworfen, auch hier alles tadellos.
Normalerweise blicke ich beim Erhalt der Rechnung nochmal drauf, ob alles korrekt ist, diesmal – warum auch immer - nicht. Erst zu Hause erblickte ich ein dann das Malheur. Mein Gericht war falsch berechnet worden, anstatt des Filet vom deutschen Jungbullen wurde das australische Black Angus Filet berechnet, Mehrpreis 12,50. Kurzer Anruf im Restaurant, zufällig die Geschäftsführerin Frau Höll persönlich in der Leitung gehabt und den Sachverhalt dargelegt. Kein Problem, meinte sie, ich sollte einfach vorbeikommen und dann würde das reguliert werden. So habe ich mein Erscheinen für den Folgetag um 17.30 Uhr angekündigt und bekam dann auch die Erstattung bar auf die Hand und obendrein noch eine Entschuldigung für die versehentlich falsch aufgenommene Bestellung vom Service. Alle Achtung, das nenn ich mal professionelles Geschäftsgebaren. Und es sollte noch besser kommen, der junge Mann – vermutlich der Juniorchef oder/und Küchenchef offenbarte mir, dass mir nämlich das teurere Fleisch auch serviert wurde. Aber da ich ich es nicht bestellt hatte, geht das mit der Rückvergütung auch in Ordnung. Seine anschließende Frage, ob es mir denn geschmeckt hätte, wurde natürlich meinerseits entsprechend in den höchsten Tönen gewürdigt. Wir redeten noch ein paar Sätze über verschieden Fleischsorten und Zubereitungsarten und dabei bat er mich, ihm zu folgen. Eine Etage tiefer, im Keller, durfte ich dann einen Blick in den „Dry-Age-Kühlschrank“ werfen – herrlich, was da heran reifte. Wenn ich mal etwas außergewöhnliches an Fleisch haben wollte, soll ich anrufen und nachfragen, man würde es dann für mich reservieren, sofern vorrätig. Wow, das nenn ich mal ´ne Ansage, so gewinnt man Kunden. Ich solle auch unbedingt während des Hessentags mal vorbei schauen, da würden einige Leckereien an Fleisch auf einem riesigen Grill zubereitet werden. Meine Zusage war ihm Gewiss!
Fazit: Eine kulinarische Bereicherung für Rüsselsheim, und die im Vergleich zur restlichen Gastronomie etwas höheren Preise sind das Geschmackserlebnis allemal wert. Vom Servicegedanken ganz zu schweigen, der ist Champions League. Eine Empfehlung kann bedenkenlos ausgesprochen werden.