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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Zum Schiffchen · Weinstube Koch in 56346 Sankt Goarshausen bewertet.
vor 3 Jahren
"Das war okay"

Geschrieben am 03.06.2022 | Aktualisiert am 03.06.2022
Besucht am 27.05.2022 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 50 EUR
Etappe Rheinsteig von Kamp Bornhofen nach Sankt Goarshausen. Frau Becker Senior verabschiedete uns in ihrem Hotel mit der nicht gerade schmeichelhaften Bemerkung, dass beste an Sankt Goarshausen wäre die schnelle Passage durch den Ort über die Bundesstraße. Nun muss man ja Lokalpatriotismus als besonnener Mensch entsprechend einordnen, aber ein Kern Wahrheit ist schon dran an der Bemerkung. Von allen Orten rechtsrheinisch zwischen Wiesbaden und Koblenz ist Sankt Goarshausen einer der weniger attraktiven. Aber er ist nun mal ein Etappenort am Rheinsteig, und wenn man nach 20 Kilometern auf und ab das Ortsschild passiert, dann ist man froh, da zu sein, und hat nicht mehr die Kraft noch weiter zu laufen. Die Etappe selber ist für mich die schönste, attraktivste, aber auch anstrengendste auf dem Steig.

Wir hatten im Nassauer Hof ein Zimmer reserviert, mit der festen Absicht, dort wieder im schönen Garten zu speisen. Leider hat der Nassauer Hof seine Gastronomie nach den Lockdowns  noch nicht wieder eröffnet. Laut der Betreiberin ist nicht sicher, wann sich das wieder ändern wird, sie findet kein Personal für die Küche. Sehr schade, aber zumindest eine gute Flasche Wein leerten wir noch im zugehörigen Gartenkleinod. Und mit einem Tipp fürs Abendessen wurden wir auch noch versorgt. Angesichts von gutem Wetter an unserem Abend in Sankt Goarshausen empfahl sie uns das Schiffchen als Einkehr. So ging also am frühen Abend durch den Ort vom Nassauer Hof zum Schiffchen.

Zwischen Gasthaus und Bundesstraße liegt ein Biergarten, der durch einen breiten Radweg und Parkplätze so weit von der B42 entfernt ist, dass die Straße nicht allzu sehr stört. Wir hatten einen Tisch telefonisch für draußen vorab reserviert. Das stellte sich als gute Entscheidung heraus, denn etliche spontane Gäste mussten nach uns abgewiesen werden oder sich ins Gasthaus begeben.

Erst einmal ein Bier, die Weinkarte war doch arg limitiert für ein Gasthaus am Mittelrhein. Aus der konnte uns kein Angebot zur Bestellung verlocken. Das Pils kam frisch gezapft an den Tisch zusammen mit einer kleinen Karte. Kurz und knapp, Weinstube eben. Der Vegetarier oder Veganer hätte nun ein Problem. 

Neben den Speisen auf den Karten waren an Schiefertafeln im Biergarten noch zwei Wildgericht ausgeschrieben, dass war es dann. Auf Nachfrage bestätigte die junge Frau, die den Service im Biergarten abwickelte, dass der Chef die beiden Wildgerichte selber herstellen würde. Damit war die Entscheidung schon weitgehend getroffen, zwei Vorspeisen wurden aus der Karte geordert und die junge Frau brachte unsere Bestellung in die Küche.

Vorweg für meine Frau eine Suppe, Rinderkraftbrühe mit Markklößchen hatte sie bestellt. Geliefert wie angeboten könnte man auch sagen. Petersilie war noch drauf gekommen auf die Suppe, dann ging sie zu uns. Frau war aber zufrieden sowohl mit Bouillon als auch mit den Klößchen. Für mich eine kalte Vorspeise.

Spundekäs mit Brot hatte mich zur Bestellung verlockt. Auch diese eine sehr schlichte Speise. Gut abgeschmeckt war der Frischkäse mit süßem Paprika, dazu klein gewürfelte rohe Zwiebeln, die für mich gut dazu gepasst haben. Das Sauerteig Brot dazu vermutlich nicht selber gebacken, aber frisch. Insgesamt ein schöner, etwas umfangreicherer Appetizer zum inzwischen zweiten Pils. Beim dritten Glas Bier wurden uns unsere Hauptspeisen serviert. Für meine Frau das erste angebotene Wildgericht.

Wildbratwürstchen mit Bratkartoffeln hatte sie auserkoren. Die Küche behielt ihre Philosophie von reduziertem optischen Anspruch an die Teller bei. Kartoffeln und Wurst, was sonst! Senf gab es a part noch dazu. Aber die Würstchen schmeckten gut, den benutzte meine Frau nicht. Ich vermutete nach dem Kosten einen hohen Anteil Wildschein in den Würsten, die dem Chef gut gelungen waren, auch beim abschmecken. Für mich das zweite Wildgericht.

Auch Bratkartoffeln, aber mit einer Wildsülze, beziehungsweise zwei Scheiben davon. Bei beiden Gerichten hatte der Chef erfreulich wenig Nitritpökelsalz verwendet, zwar geht das zu Lasten einer grauen Farbe, aber der Geschmack profitiert sehr. Die Sülze lebte von einem sehr gut abgeschmeckten Aspik, in dem viel, vermutlich auch hier, Wildschweinfleisch verarbeitet war. Die Bratkartoffeln auf beiden Tellern waren okay. 

Die junge Frau im Service erledigte ihre Arbeit gut im komplett gefüllten Biergarten. Die Speisen brachte eine Kollegin vom Gasthaus in den Biergarten und servierte die. Da gab es bis zum Schluss keinen Grund zum Klagen.

Kurzes Fazit einer kurzen Rezension. So viel gastronomische Auswahl hat Sankt Goarshausen nicht zu bieten, gehoben ist keine davon. Aber auch ein Abend in einer Weinstube (wenn auch mit Bier als Getränk) kann kulinarisch erfreulich enden. Und das tat unser Abend. Ordentliche Vorspeisen und gute Hauptspeisen hatte uns das Schiffchen serviert. Wir kommen bei Gelegenheit gerne wieder. Und bei Preisen von etwas über 10 Euro für die Hauptgerichte gab es beim PLV auch keine Klage von uns. 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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