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GastroGuide-User: Ehemalige User
Ehemalige User hat Gehrlein's Alte Mühle in 76770 Hatzenbühl bewertet.
vor 4 Jahren
"Ohne Dünkel und folkloristischen Ballast vorgetragene Schmankerlküche der besseren Art"
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Geschrieben am 18.07.2021
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Besucht am 20.06.2021 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 52 EUR
Mit einer kleinen Karte hohe Qualität generieren. Ein Konzept, das in Martin Gehrleins Zweitlokal vor den Toren von Rheinzabern nach wie vor aufgeht und dem auch die pandemiebedingte Schließung nichts anhaben konnte. Meine Frau und ich konnten es gar nicht abwarten, dieses kulinarische Kleinod nach der Wiedereröffnung schleunigst zu besuchen.
 
Da störte es uns auch nicht, dass sich an diesem Sonntagabend die Wetterlage eher bescheiden zeigte. Dem leichten Juniregen trotzend saßen wir ganz entspannt und wohlbedacht unter einem schützenden Schirm im idyllischen Innenhof des Anwesens und freuten uns auf die handwerklich sauber gekochte, bürgerliche Schmankerlküche der besseren Art, die man hier gerne auch weltoffen akzentuiert.

Über die hervorragende Speisenqualität in der Alten Mühle habe ich auf diesem Portal schon mehrfach berichtet. Auch hier pflegt man die beiden „Hardtwaldschen Tugenden“, nämlich Handwerk und Frische. Bei all unseren Besuchen hatten wir nie das Geringste zu beanstanden. Und auch über das gut geschulte, herzlich agierende Servicepersonal gibt es nur Gutes zu berichten. Kurzum: eine kulinarische Wohlfühloase, die uns seit der Eröffnung im Januar 2018 schon viele genussvolle Stunden bescherte.
 
Nach wie vor passen die sechs Vorspeisen, neun Hauptgänge und fünf Desserts in übersichtlicher Anordnung auf eine Seite der mit Bedacht zusammengestellten Speisenkarte. Früher war dieser auf Karton gedruckte „Fresszettel“ schlicht auf einem Klemmbrett befestigt. In Pandemiezeiten zeigte er sich vorschriftsmäßig laminiert.
 
Neben einer Spargelsuppe – die Saison war zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht beendet – hielt man geräucherte Schweinebäckle auf Linsensalat, kleine Fleischküchle auf Kartoffelsalat, hausgebeizte Lachsforelle auf Kartoffelrösti und Büffelmozzarella mit Tomaten-Passionsfruchtsalat und geröstetem Knoblauchbrot als sommerliche „Einstiegsdrogen“ bereit.
 
Bei den Hauptgängen ging es noch eine Spur zünftiger zu. Zwiebelrostbraten, Mühlen-Burger, Schweinemedaillons, Curry-Wurst, Wurstsalat und halbes Hähnchen erfreuten das fleischfutternde Volk. BBQ-Lachs und auf der Haut gebratenes Zanderfilet mit Apfel-Rieslingkraut suggerierten Fischfreuden. Vegetarier durften sich an hausgemachten Kartoffelgnocchi mit mediterranem Gemüse laben. Eine Auswahl, die sowohl kleineren Gelüsten wie auch handfestem Hunger locker standhalten würde. Einfaches in Bestform eben – ganz im Gehrlein’schen Sinne.
 
Nicht verschweigen möchte ich die diversen Optionen auf einen süßen Abschluss. Kokos-Panna-Cotta mit Ananaschutney und Limettensorbet, Rhabarbertarte mit Himbeersorbet und Vanillesauce, marinierte Erdbeeren mit Sauerrahmeis (Gehrlein Klassiker!) sowie das legendäre Vanilleeis mit heißen Himbeeren oder Schokosauce (für Dessert-Nostalgiker) stehen zur Wahl.
 
Das Sorbet des Tages kann zusätzlich erfragt werden. Auch für Süßschnäbel hat man hier ein überschaubares, aber durchweg verlockendes Angebot am Start, von dem wir jedoch aufgrund der hier vorherrschenden Portionsgrößen nur in den seltensten Fällen Gebrauch machen. Schade eigentlich.
 
Für den Durst waren es an diesem Abend zwei Flaschen Teinacher Classic Mineralwasser (0,5l für 3,50 Euro) sowie ein Tannenzäpfle aus dem Schwarzwald (0,33l für 2,90 Euro). Dass ich dieses badische Staatsbräu ausgerechnet aus einem Bellheimer Bierkelch trinken durfte, nahm ich ganz gelassen und mit grenzüberschreitendem Hopfenhumor zur Kenntnis.
 
Zu dieser Zeit freute ich mich bereits auf die Ankunft meiner Spargelcremesuppe (5,80 Euro), die nicht mehr lange auf sich warten ließ. Mein leicht aufgeschäumtes Suppenträumchen kam mit in Butter gebratenen Croutons on Top und stückiger „Einlagensicherung“ daher und schmeckte genauso wie eine gute Spargelterrine zu schmecken hat.
Spargelcrèmesüppchen 
Sattes, klares Spargelaroma, das von einem Schuss Sahne noch mildsüß verstärkt wurde. Ihre ehrliche Würze ließ auf eine profunde Gemüsebrühe als Basis schließen. Die reichlich vorhandenen Spargelstücke hatten noch ganz leichten Biss – so wie ich sie am liebsten mag. Kurz gesagt: das Süppchen gelang schnörkellos gut und war punktgenau abgeschmeckt. Watt willste mehr?
Saisonales Suppenträumchen
Die letzten Tropfen wurden mit Hilfe der mitgelieferten Brotscheiben – auch hier legt man Wert auf Qualitätsware – geflissentlich aufgesaugt und erfreuten meine Mitspachtlerin, die auf eine separate Vorspeise verzichtet hatte, da sie ja um den Beilagensalat wusste, der ihren bestellten Kartoffelgnocchi mit mediterranem Gemüse, Kirschtomaten und Parmesan (13,80 Euro) noch anhaftete.
Gutes Brot
Ein farbenfrohes Blattwerk, dessen Joghurtdressing genau die richtige Mischung aus Süffigkeit und Säure beisteuerte, stand wenig später vor meiner Herzensdame und vertrieb ihr auf angenehm frische Weise den ersten Hunger.
Beilagensalat 
Ihre zuvor georderten, wunderbar fluffigen Kartoffelgnocchis fügten sich wie selbstverständlich in das aromatisch duftende, noch schön knackige Sommergemüse (Zucchini, Paprika, Kirschtomaten) ein.
Kartoffelgnocchi mit mediterranem Gemüse
Zusätzlichen Schmelz lieferte eine sämige Gemüsesauce, welche die einzelnen Komponenten delikat einband.
Gnocchi im Detail
Für noch mehr Mundfülle zeichneten sich die nicht gerade spärlich dosierten Parmesanflocken verantwortlich. Ein wirklich fein abgestimmter Veggie-Teller, der meine Liebste bebeisterte.
Gemüse im Detail
„I beg your pardon, now it was time for a Roastbraten!“
Der Rostbratenteller in der Totalen
Nun schlug die Stunde des Fleisches, denn ich hatte mich für den Zwiebelrostbraten mit Burgunderjus und Pommes (22,80 Euro) entschieden. Da traf eine perfekt medium gebratene, zum Dahinschwelgen zarte Tranche vom Roastbeef (nach Auskunft der Servicedame aus Uruguay stammend) auf eine ganz vorzüglich zubereitete, dunkle Burgundersauce.
Rostbraten im Detail
Oben drauf wurde eine gut geschmurgelte „Deftschicht“ aus Röst- und Schmelzzwiebeln platziert.
Zwiebelrostbraten mit Schwerpunkt auf Zwiebel
Ein paar Brokkoli-Röschen fürs vegetabile Gewissen gesellten sich ebenfalls zu diesem rundum gelungenen Fleischgang.
 
Dass ich noch etwas von der köstlichen Jus nachorderte und darin die restlichen Kartoffelstäbchen ertränkte – Pälzer Poutine eben… – mögen mir die Puristen verzeihen; echte Saucenspechte wissen aber, warum sich solche Taten lohnen!
Pommes mit...
Pommes ohne...
Auch dieser Abend erbrachte den kulinarischen Beweis, dass ein formidables Essen ein wesentlich weniger famoses Wetter mehr als auszugleichen vermag. Die Alte Mühle ist und bleibt eines unserer liebsten Einkehrziele, denn hier stimmen nicht nur Preis und Leistung, sondern auch Service und Ambiente auf äußerst lobenswerte Art und Weise.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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