Rössle
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Am Mühlbach 2, 88239 Wangen im Allgäu
Gasthaus Landgasthof Biergarten Ausflugsziel
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GastroGuide-User: Gast im Haus
Gast im Haus hat Rössle in 88239 Wangen im Allgäu bewertet.
vor 6 Jahren
"Handwerklich gut gemachte tradtionelle, regionale Küche"
Verifiziert

Geschrieben am 23.04.2018
Besucht am 22.04.2018 Besuchszeit: Abendessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 12 EUR
Wenn man die A96 in Richtung Lindau – Bodensee an der Ausfahrt 6, „Wangen Nord“ verlässt und dann auf der L321/L320 nach Wangen fährt, dann kommt nach knapp 4km der aus kaum zwanzig Häusern bestehende Weiler Oflings – dessen Ursprung eine historische Turmhügelburg aus dem 1200 Jahrhunderts des Klosters St. Gallen ist, die um 1340 der Familie Hüss von Wolflins (=Oflings) als Lehen gegeben wurde. Vor 1510 kam die Burg in Besitz der Reichsstadt Wangen, und Ende des 19ten Jahrhunderts kam die Burg in Privatbesitz. 1996 wurde die Turmburg restauriert (Denkmalschutzpreis 1997) – Näheres im Zwischennetz. Diese Burg, wie auch die meisten Häuser des Weilers sieht man von der Landesstraße aus nicht – dafür aber die große Fassade des direkt an der L320 stehenden Landgasthof Rössle. Auf der Webseite steht, dass der Landgasthof an der „B18“ liegt-  leider hat die Geschichte diese Bundesstraße von der Landkarte radiert – also hilft kein Suchen – aber Wangen im Allgäu – Oflings findet das Navi.
Es ist ein typischer Landgasthof- relativ wenige Plätze  -Zitat von der Webseite: „Wirtsstube für bis zu 20 Personen * Gaststube für bis zu 43 Personen * Nebenzimmer für bis zu 27 Personen“ – und draußen der typische Wirtshausgarten mit Gras wird als „Gartenterrasse“ beschrieben. Das Angebot ist ein regional Typisches und allgemein übliche Tagesessen. Besonders wird auf der Webseite auch auf die wirklich regionalen „Sauren Kutteln“ und die Tellersülze mit Bratkartoffeln hingewiesen, deren Ursprung wohl das ebenso feste Angebot vom leckeren Schweinsbraten darstellt.
Heute am Sonntag, 22.4.2018 nachmittags um kurz vor 16:30 sind einige Garten-Tische im Schatten besetzt – die Bedienung flitzt aus der Wirtshaustür, die Treppen runter und dann zu den Tischen im recht kleinen Garten. Auf der Tafel am Eingang wird Spargel polnischer Art für unter 16,- Euro und  die Tellersülze mit Brot zu 7,80 bzw. 9,80 € mit Bratkartoffeln annonciert. Im Garten und im Schatten eines Baumes nehme ich erwartungsfroh Platz – hatte ich doch die durchgehende Öffnungszeit am Sonntag gesehen – doch leider – warme Küche gibt es erst ab 17:00 – da kann ich noch locker ins Hotel und mich frisch machen – muss nicht im Staubgewand der Autobahn zum Essen gehen – so verabschiede ich mich, um dann eine gute Stunde später wieder aufzutauchen. Diesmal gehe ich in den Gasthof – der recht kleine Wirtsraum wird von einer Getränke und Service- Einheit im alpenländischen Stil wahrhaft dominiert, drei Wirtshaustische kauern sich entlang einer den halben Raum umlaufenden Fenster- /Innenwand-Bank, die an einem Kamin endet. Die gepflegte Einrichtung dürfte aus den späten 90ern/Millenium stammen, etwas traditionell angehaucht, aber in der vereinfachten Stilisierung eher industriell gefertigt.  Viele Plätze sind das nicht – für 20 Personen muss man dann schon wirklich jeden Platz nutzen. Der ist aber aktuell gegeben – alle sonstigen Gäste bevölkern nun die Tische im Garten. Der Wirt – so nimm ich an, hat das Zepter am Zapfhahn, sonst sagt die Chefin, was geht.
 
Ich bestelle ein bleifrei Weizen von Farny, ein regionales sehr angenehmes Weizen (angeblich sei die Brauerei Farny der Erfinder des Kristall-Weizens) – das mit 3,10 mit 0,5l auf der späteren Rechnung erscheint, zuvor mir gut gezapft auf den Tisch gestellt wird. Außerdem möchte ich die Sülze mit Bratkartoffeln. Im breitesten vokalreichen allgäuerisch-lokalem Dialekt, der auch für mich kaum verständlich ist, erfolgt die interne Bestellweitergabe der „Sulz“ an die Küche – so, wie auch andersrum vom Service die Ansage an den Zapfer für die Bestellungen der Gäste im Garten erfolgt.
 
Nebenbei deckt die Wirtin die große Gaststube, nach der Zahl der bereitgestellten Besteck-Teller wird die heute wohl randvoll. Auf spätere Nachfrage erfahre ich, dass eine Gesellschaft mit Bus erwartet wird.  So wird mir klar, wie ein derart großes Gebäude mit Wirtschaft existieren kann – wie ich merke auch etliches Personal in der Küche und Service Arbeit gibt. Wie sich nach dem Zahlen herausstellt, sind die Busreisenden keine weitgereisten Touris – nein, dem Dialekt nach schätze ich, ist das eine Gruppe aus dem weiteren Umfeld von Wangen – Ravensburg.
 
So wie überhaupt das gastronomische Angebot dieses touristischen Plätzchens „Wangen im Allgäu“ doch besonders von der einheimischen Bevölkerung in Beschlag genommen wird, an manchen Tagen sehe ich das LI für Lindau und das Wangener  RV ( Ldkrs. Ravenburg) an 20 von 25 Auto, die sich um die wenigen Parkplätze in  der Innenstadt balgen. Die Bodenseeler überlassen da ihren See offensichtlich den Fremden und vergnügen sich hier.
 
Doch zurück zur Tellersülze – die nach angemessener Wartezeit zusammen mit einer Portionsschale Bratkartoffeln an den Tisch gebracht wird: Es ist tatsächlich Tellersülze – zwei schöne magere Scheiben vom Schweinsbraten liegen da auf dem Grund eines tiefen Suppentellers – mit dem Abstand durch die wohl geliermittelverstärkte Sulze darüber ein halbes in Scheiben geschnittenes hartgekochtes Ei und saure Gurke. Die Sulze hat eine angenehme leichte Säure, basiert wohl auf etwas vom Schweinebraten -Sud – und die Bratenscheiben sehen nicht nur lecker aus, sondern schmecken auch so, wie man früher die übrigen Reste vom Sonntagsbraten durch die Tellersülze im Sommer haltbar und erfrischend als kalte Speise wieder gewandelt auf den Tisch brachte. Basishandwerk gekonnt.  Gut, 9,80€ ist nicht gerade geschenkt, aber diese Sulze ist das wirklich wert – 7,80 mit Brot – die Bratkartoffelportion kostet also rechnerisch über 2 Euro – sie sind lecker, aus gekochten Kartoffeln – in der Pfanne durchgängig gut gebräunt, feine Aromen – nur mir leider etwas zu fettig in der Zubereitung – Mancher wird das so mögen, zumindest setzt sich nichts vom Fett auf der Schüssel ab – mit der Würzung der leichten Säure der in der Wärme schmelzenden Sulz lecker – fast bin ich versucht, mit dem Vorlagelöffel der Bratkartoffeln die Sulze auszulöffeln.
 
Als ich beim Abräumen des leeren Teller mit freundlicher Nachfrage ob es gut war, sage, dass ich zahlen will, wird umgehend ein korrekter Bon gebracht. Denn draußen vor der Tür fuhr soeben der blaue Reisebus vor – und nun ergießt sich ein Strom der Busreisenden ohne Pause durch die Wirtshaustür – an Rauskommen ist nicht zu denken und ich steh wie ein Grußonkel da, der freundlich von allen Ankommenden mit Grüß Gott oder Grüß Di angesprochen wird.
 
Klar, nächstes Mal probiere ich die Sauren Kutteln und hoffe, dass es och mehr Innereien geben wird, die sonst hier kaum in den örtlichen Restaurants zu finden sind.  
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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