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GastroGuide-User: Gourmäggler
Gourmäggler hat Restaurant Kesselhaus in 76185 Karlsruhe bewertet.
vor 8 Stunden
"Entspanntes Mittagessen in schickem Industrieambiente"

Geschrieben am 08.12.2025 | Aktualisiert am 08.12.2025
Besucht am 13.03.2025 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 71 EUR
In einem nicht besonders ansehnlichen Gewerbegebiet im Karlsruher Stadtteil Grünwinkel verbirgt sich hinter der trutzigen Backsteinfassade einer noch vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Fabrikhalle ein kulinarisches Ziel, das seit Jahren seinen festen Platz in der gehobenen (jedoch nicht abgehobenen!) Gastroszene der Fächerstadt innehat.
 
Das von Chris, Lisa und Sven Hemmann im September 2019 übernommene und seitdem gemeinsam geführte Kesselhaus – sie waren vorher bereits als Angestellte dort tätig – hat sich zweifellos als coole Location mit ambitionierter Küche etabliert. Und das trotz (oder vielleicht gerade wegen…) seiner Lage inmitten trister Bürobauten unweit des Karlsruher Westbahnhofs.
 
Viel zu lange war es her, dass ich hier auf der mediterran anmutenden Terrasse die feine Küche von Sven Hemmann zur Mittagszeit genießen durfte. Mitte März verschlug es mich erstmalig ins Innere des Kesselhauses. Für einen Lunch unter freiem Himmel war es schließlich noch viel zu kalt und unbeständig.
 
Trotzdem machte ich mich zusammen mit einem kollegialen Gaumenfreund (und Mitglied des Wörther Schlemmerquintetts!) auf in Richtung Grießbachstraße. Dem Ort, wo vor vielen Jahren mein Vater das technische Außenbüro der Firma Klöckner Moeller (Schaltanlagen, Steuerungen, Automatisierungstechnik) leitete. Eine Gegend, die ich mag, weil sie mich gerne an früher zurückdenken lässt.
 
Da sich auch ganz in der Nähe die Kletterhalle, in der ich donnerstags meine AG (im Rahmen der Ganztagsschule) durchführe, befindet, verband ich quasi das Angenehme mit dem Nützlichen und betrat in eindeutiger Lunch-Absicht das altehrwürdige Gebäude. Den Tisch für Zwei hatte ich vorher telefonisch klargemacht. Genügend Parkplätze standen direkt vor der Tür zur Verfügung. Einem entspannten Mittagessen inmitten gediegener Industrieromantik stand daher nichts mehr im Weg.
 
Man begrüßte uns freundlich, erfragte unsere Reservierung und geleitete uns zu einem schönen Tisch im Parterre des stilvoll eingerichteten Backsteinbaus. Hohe Decken, viel Platz ringsum und eine stählerne Empore prägten das schicke Interieur.
 
Reifeschrank, Champagnerkübel und auf Hochglanz polierte Wein- und Sektgläser verdeutlichten noch einmal den Anspruch des Hauses. Ein in einen professionellen Halter eingespannter Bellota-Schinken ließ mir gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Aus solchen Gläsern lässt es sich gut trinken!
Für faire 34 Euro wurde ein Business-Menü in drei Gängen angeboten. So viele Teller sollten es an diesem Mittag dann aber doch nicht sein, weshalb wir aus dem kleinen, aber feinen À-la-Carte-Programm auswählten. Eigentlich wollte ich es – wie mein Kollege – beim „Kesselhaus-Burger“ (19 Euro) belassen. Den als „Kesselhaus-Bowl“ ausgewiesenen Glasnudelsalat mit gebackenen Tempura-Garnelen (18 Euro) konnte ich dann aber doch nicht ignorieren und bestellte ihn vorweg.
 
Abends kann man sich hier ein drei- oder viergängiges Menü (76 bzw. 96 Euro) aus der ambitioniert klingenden Karte selbst zusammenstellen. Dabei greift das Team um Sven Hemmann (Patron) und Kilian Wachter (Küchenchef) auf etwas edlere Produkte (als am Mittag) zurück.
 
Für Bluefin-Thunfisch, Imperial-Wachtel, Variation vom Wasserbüffel oder die Peking-Enten-Trilogie vom berühmten Geflügelhof „Odefey & Töchter“ aus der Lüneburger Heide würde ich hier glatt auch mal abends aufschlagen…   
 
Zurück zum Mittagsmahl im vergangenen März. Die Flasche Mineralwasser der Marke Teinacher (0,75l) sprudelte bald für – in dieser Liga – nicht unübliche 7,50 Euro in unseren bauchigen Wassergläsern. Für das frisch gezapfte Waldhaus Pils (0,3l), das sich der Teilzeit-Masterstudent genehmigte (sein Mittagsdurst verlangte bald noch ein zweites…), wurden 3,90 Euro aufgerufen. In Anbetracht des gastronomischen Niveaus des (Kessel)Hauses waren die Getränkepreise absolut nachvollziehbar.
 
Vorab grüßte die Küche mit einem schmackig angemachten Kräuterquark und (frisch aufgebackenem?) Baguette. 
Baguette und Aufstrich vorweg
Nichts Außergewöhnliches, aber der cremige Vorfrühlingsbote kam gut bei uns an. So richtig bunt wurde es dann beim Glasnudelsalat, der von einer köstlichen Sesam-Erdnuss-Vinaigrette ausdrucksstark untermalt wurde. Gewürfelte Mango, Sojabohnen, kurz gewokter Pak Choi und sautierte Shiitake-Pilze sorgten für mächtig viel Abwechslung auf dem Teller, der ja eigentlich als Schüssel (Bowl) annonciert war.
Glasnudelsalat mit Tempura-Garnelen aka "Kesselhaus-Bowl"
Drei saftige Garnelen (großzügiger Sortierung) im Tempurapelz krönten das farbenfrohe Ensemble, das mir sehr zusagte. Herzhaft, fruchtig und mit einer guten Portion Säure ausgestattet, war das eine äußerst zugängliche, raffiniert auf den Teller gebrachte Vorspeise asiatischer Prägung. 
Unten Nudeln - oben Geschmack! Toller Asia-Teller als großzügig portionierte Vorspeise
Einziger kleiner Kritikpunkt: die Portionsgröße. Die fiel nicht unbedingt zierlich aus. Und es sollte ja noch ein Burger folgen…
 
Bereits gut vorgesättigt betraten wir – mein Gegenüber hatte sich beim Baguette mit Aufstrich in keiner Weise zurückgehalten – nach angenehmer Wartezeit das „burgerliche Milieu“. 
Der Kesselhaus-Burger mit Fritten
Die Sauerteig-Brioche, zwischen der ein saftiges Patty vom Iberico-Schwein – ja warum denn eigentlich nicht? – steckte, war hausgemacht und fiel dementsprechend fluffig aus. Um die Schweinerei noch süffiger zu gestalten, „pullte“ sich auf der Bullette auch noch faseriges „Pork“ dazu.
 Der Kesselhaus-McRib!
Darüber hinaus lieferten Kürbis-Chutney, eingelegte Jalapenos und gepickelte rote Zwiebeln sowohl scharfe als auch süßliche Akzente. Mit einer zupackenden Sriracha-Mayo schickte man den „Iberico-Burger“ mal so eben in Richtung Asien. Eine weltoffene Herangehensweise, die funktionierte. Dieser „Luxus-McRib“ überzeugte auf ganzer Linie.
Der saftige Schweinsturm zu Grünwinkel (im Anschnitt)
Um einen Teil der dazu gereichten, goldbraun frittierten Pommes Frites war es regelrecht schade, denn nicht wenige dieser knusprigen Produkte gelungener badischer Frittierkunst blieben in ihrer Schüssel zurück. 
Good fries can save you the day...
Wir hatten da bereits ganz „casual“ den Zenit unserer Sättigung überschritten.
 
Wer auf weltoffen vorgetragene, raffiniert kombinierte Bistroküche steht und auch gegenüber gehobener, pfiffig arrangierter Regionalkost nicht abgeneigt ist, wird sich in der einstigen Industriehalle aus Backstein sicher gut aufgehoben fühlen. Ausgewiesene Feingaumen werden im Abendprogramm nicht nur kreativ zubereitetes „Seelenfutter“, sondern auch ein paar gute Tropfen aus der international sortierten Weinkarte finden. Ein richtig schöner Ort also zum gepflegten „Abhängen“ – und das sicher nicht nur am Mittag…
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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