Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
So geschehen an jenem sonnigen Freitag Anfang August, als ich zur Mittagszeit in Karlsruhe-Downtown auf Einkaufstour war. Damals noch mit der ÖPNV-Flat für schmale 9 Euro ausgestattet, ließ ich das Kraftfahrzeug stehen und fuhr ganz bequem mit der Straßenbahn von Wörth aus ins Zentrum der Fächerstadt.
Ursprünglich war die von außen recht unscheinbar wirkende Adresse für Freunde thailändischer Küche ein Ableger des immer noch existenten Bangkok-Foodland aus der Leopoldstraße, was auch seinen früheren Namen „Bangkok Foodland Imbiss“ erklärt.
Vergleicht man die aktuellen Speisenkarten der beiden Lokale, so könnte man meinen, dass der Filialenstatus auch heute noch besteht, was jedoch nicht mehr der Fall.
Fußläufig keine zwei Minuten vom zentral gelegenen Europaplatz entfernt, befindet sich der seit 2001 betriebene Thai-Schuppen in unmittelbarer Reichweite zur mittlerweile unter die Erde verlegten Straßenbahn-Haltestelle „Europaplatz/Postgalerie“. Sie ist Teil des im letzten Jahr fertiggestellten Stadtbahntunnels, der die Karlsruher City nachhaltig verändern soll. Schau‘n mer mal ;-).
Der auf einem Fenstersims hinter der Glasfront aufgereihte Topfpflanzendickicht versperrte mir den Blick ins Innere des Futterlandes, das ich nolens volens ohne vorherige Reservierung betrat. Der Patron, ein erfahrener Wirt alter Schule, der seinen Laden im Griff zu haben schien, wies mir wohlwollend einen freien Tisch in Fensternähe zu. Das Bilderbuch mit der durchnummerierten Speisenpalette ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Auch die junge Dame, die ihn beim Service unterstützte, agierte mit umsichtiger Freundlichkeit.
Der Gastraum war nicht übertrieben folklorisiert, hatte aber durchaus kulissenhafte Züge.
Die vorhandene, etwas kitschig wirkende Asiadeko und die großformatigen Fotografien an den Wänden sollten wohl ein wenig thailändisches Lebensgefühl vermitteln. Na gut, kann man so machen. An meinen einzigen Urlaubsaufenthalt in Südostasien vor rund 12 Jahren erinnerte mich das alles nicht.
Viel wichtiger war mir jedoch der Umstand, dass der hier vorherrschende Sitzkomfort passte. Auf einem gut gepolsterten Stuhl platziert, blätterte ich in dem bunten Heftchen im DIN-A4-Format, das vom vielfältigen Speisenprogramm des „Foodlands“ kündete.
Ganz in meiner Nähe befand sich der stattliche Thekenbereich, über dem ein Trikot des Karlsruher Sport-Clubs – vor langer Zeit mal eine erfolgreiche Bundesligamannschaft – prangte. So gesehen, wähnte ich mich also in fußballerischem Feindesland, das ich mir an diesem warmen Sommertag mit einem gut gekühlten Lager-Bier aus Thailand - „Chang“ aus der 0,33l-Flasche für 3 Euro - etwas schöner trinken wollte.
Hätte ich geahnt, welchen „Hasengesprächen“ vom Nachbartisch ich in den nun folgenden 45 Minuten ausgeliefert sein würde, wäre ich gleich auf Mai-Tai, Caipirinha und Mojito aus der gut sortierten Cocktail-Karte umgestiegen. Und zwar genau in der Reihenfolge!
Zwei dauernörgelnde Prachtexemplare der „Tennis-Socken-in-Sandalen-Fraktion“ übten sich in politikverdrossenem Schlauschnackertum. Da wurde über die deutsche Einwanderungspolitik und ihre „katastrophalen“ Folgen genauso hergezogen wie über die viel zu dreisten, ausländischen „Mietnomaden“, denen man als armer Vermieter heutzutage gnadenlos ausgeliefert ist.
Jeder reaktionäre Dorfstammtisch wäre froh um diese beiden Hetzer im (Un-)Ruhestand gewesen. Am meisten regte mich jedoch die herablassende Art auf, mit der sie dem stets freundlichen Wirt begegneten. Neokolonialistisches Gebaren auf unterstem Niveau traf hier auf thailändische Lächel-Mentalität. Vor lauter Fremdscham hätte mich am liebsten ins hinterste Eck des Lokals verzogen.
Stattdessen bestellte ich trotzig eine säuerlich-pikante, mit Zitronengras und Kaffir-Limetten-Blätter verfeinerte Garnelensuppe (5,50 Euro) aus der gut gefüllten Thai-Terrinen-Abteilung.
Die wurde auch prompt geliefert. Es stieg mir ein knapp unter der Penetranzschwelle angesiedeltes Fischsaucen-Aroma in die Nase. Frühlingszwiebel, Koriander und Pilze waren in der aromatischen Asia-Brühe ebenfalls auszumachen. Ausreichend glutamatisiert schien sie auch zu sein, aber um den später einsetzenden Nachdurst machte ich mir da noch keine allzu großen Gedanken.
Da sie zudem wohltemperiert – gerade im Sommer darf eine Suppe nicht zu heiß serviert werden – den Weg auf meinen Tisch fand, hatte ich an dieser würzigen Umami-Infusion wenig auszusetzen und fühlte mich bereit für das zuvor bestellte „rote Curry“, das in der Karte als „gebratenes Hühnerfleisch mit roter Curry-Paste, Kokosmilch und Bohnen“ (9,40 Euro) deklariert war.
Frisch gewokt und um eine Duftreishalbkugel aus dem Dampfgarer erweitert wurde mir mein Hauptgericht gereicht. Einzelne rote Paprikastreifen traten farblich aus dem stattlichen Hügel aus grünen Bohnen und hellen Huhnfetzen hervor.
Auch hier frischten ein paar versprengte Kaffir-Limetten-Blätter den Thai-Klassiker auf. Die Chili-Schärfe hielt sich in Grenzen und sorgte zeitverzögert für ein leichtes Brennen am Gaumen.
Schade, dass man sich bei der Verwendung von Thai-Basilikum so zurückgehalten hatte. Ich bin ein großer Fan dieses kapriziösen Krauts, da sein ätherisches Aroma in einem scharfen Currysud generell auf mildernde Umstände plädiert. Dennoch fiel dieses mit roter Würzpaste zubereitete Currygericht in der Summe ganz ordentlich aus.
Geschmacklich vielleicht ein wenig eintönig. Da vermisste ich doch ein paar zusätzliche Gemüsewerte (Bambus, Zucchini, Auberginen), die für etwas mehr Abwechslung auf dem Teller gesorgt hätten. Auch bevorzuge ich es, den Reis in eine mit reichlich Kokossauce gefüllte Schale zu tunken und diesen dann zusammen mit den anderen Ingredienzien genüsslich auszulöffeln. Das war hier leider nicht möglich.
An das in Karlsruhe-Mühlburg ansässige Thai-Restaurant „Nat-Pob“, meiner Thai-Entdeckung aus dem letzten Jahr, kommt das „Foodland“ meiner Meinung nach nicht ganz ran. Geschmacklich und optisch ist da im Bereich der C-Note (kleine Daueresser-Reminiszenz…) noch etwas Luft nach oben. Für ein leichtes Gaumenkribbeln zwischen den Einkäufen bei SATURN und Basislager (bekannter Outdoor-Laden in Karlsruhe) taugt es trotzdem.
Und den beiden Vögeln vom Nachbartisch hätte ich nach dem Verzehr meines Thai-Tellers gerne noch ein augenzwinkerndes „Curry on, my wayward sons!“ im allerbester Kansas-Manier entgegen geschmettert. Aber die waren da bereits wieder auf verschwörerische Art und Weise in Sachen Weltpolitik unterwegs…
„Zahlen bitte!“ Und nix wie weg!