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Ich fragte für den Pfingstsonntag an. Es passte dank meiner frühzeitigen Anfrage. Eine Entscheidung stand noch an: „Möchten Sie im Restaurant oder lieber im Ponton speisen?“ Meine Gegenfrage, was empfohlen würde, lautete klar auf „Ponton“ und so reservierte ich die schwimmende Versuchung.
Das Kranichhaus liegt nicht zur Ostsee, sondern an der ruhigen Gelassenheit des Boddens. Die Lage war Grund meiner Reservierung, denn auf eine eigene Homepage verzichtet der Betrieb.
Dieser besteht aus Fischkutter-Imbiss mit sehr appetitlichem Angebot, Restaurant und dem Ponton. Restaurant und Ponton bieten die gleiche Speisekarte an. Alle 3 Betriebsbereiche liegen in Sichtweite, mit wenigen Metern Abstand, direkt am Bodden.
Die Speisekarte lese ich gerne vorab online. Ohne Homepage war leider auch keine Speisekarte einsehbar.
Ich vertraute einfach auf Fischfisch an der Ostsee.
Einige Tage vor unserer Reservierung waren wir am Bodden unterwegs. Die Vorfreude auf unseren Abend steigerte der Blick auf den Ponton. Von außen er schon mal klasse aus.
Gutgelaunt trafen wir zu Fuß am frühen Abend ein. Im Ponton wurden wir freundlich von einer gestandenen Servicedame empfangen.
Meine Bedenken, dass es durch die großen Glasfronten zu warm im Ponton wird, verflüchtigen sich schnell: Das Restaurant war perfekt klimatisiert. Dazu ein Tisch direkt am bodentiefen Fenster zum Wasser. Wir fühlten uns auf Anhieb ausgesprochen wohl.
Die Speisekarte wurde gereicht. Die handgeschriebene Getränkekarte fand sich als gewickelter Einband auf dem Tisch.
Wir gaben zunächst unsere ersten Getränkewünsche auf.
1 Flasche Mineralwasser St. Pellegrino - € 7,50 / 0,75 l.
1 Aperol Spritz - € 8,00
1 Prosecco - € 8,00
Ordentliche Getränkepreise – die Aussicht will bezahlt werden.
Nachdem wir mit gut gekühlten Getränken versorgt waren, wurden unsere weiteren Wünsche notiert und an die Küche (die sich im Haupthaus nebenan befindet) weitergegeben.
Die Küchengrüße standen für die Gäste bereit und wurden uns wenig später serviert.
Gänseleber mit Brioche und einem Confit wurde annonciert.
Ich hakte nach und es war tatsächlich eine Foie gras. Mit einem solch (ab)gehobenen Gruß rechneten wir hier wirklich nicht. Daran erfreuen konnten wir uns auch nicht.
Es mag Leser/innen geben, die uns für verrückt halten. Aber dieser Gang ging unangetastet sofort zurück.
Denn hier steht Tierquälerei für die Herstellung der Stopfleber außer Frage und dies werden wir nie unterstützen. Bedauerlich auch, wie viele Gäste den Gruß an diesem Abend ohne jeden freudigen Ausruf verputzten. Da wurde einfach gegessen ohne Wissen und ohne erkennbaren Genuss. Gourmets hätten sich wenigstens das Gestopfte auf der Zunge zergehen lassen.
Verdient grußlos warteten auf unsere Vorspeisen und die wurden nach angenehmer Wartezeit serviert.
Die dampfend heiße Zingster Fischsuppe im Kupferkesselchen - € 6,00. Mein Mann war sehr begeistert.
Ich durfte natürlich probieren und konnte die Begeisterung sehr verstehen. Eine ordentliche klare Fischbrühe mit reichlich Fisch- und frischer Gemüseeinlage. Garnierter Dill rundete die Zingster Suppe ab.
Die Portion hätte fast als Hauptgang durchgehen können.
Sehr froh war auch ich mit meinem kleinen Salatteller als Vorspeise. Dieser stand nicht auf der Speisekarte, wurde aber auf Nachfrage gerne für mich und für € 5,90 gemacht.
Serviert in einer tiefen Schale fand sich eine schöne bunte Mischung von Blattsalaten und Rohkost.
Dazu ein sehr gutes leichtes Dressing.
Der bestellte Wein wurde vor unseren Hauptspeisen, wie gewünscht, serviert. Auf der Weinkarte fanden wir den heimatlichen Nahewein: 2021er Weißburgunder Halbstück, trocken, Weingut Gut Hermannsberg - € 30,90 / 0,7 l. Das Weingut schätzen wir schon seit einigen Jahren, da konnte nichts schiefgehen.
Im Ponton waren inzwischen fast alle Tische belegt. Da ging für uns die etwas längere Wartezeit auf die Hauptspeisen durchaus in Ordnung. Zudem saßen wir hier wirklich erstklassig.
Dann brachten die jungen Servicemädels vom Haupthaus unsere Gerichte. Erst an den falschen Tisch, aber das wurde sofort aufgeklärt.
Wir hatten uns beide für Fisch des Tagesangebotes entschieden.
Die Beilagen durften wir frei von der Karte wählen und das fanden wir sehr angenehm. Klassische und interessante Beilagen gab es. „Skordalia“ kannten wir noch nicht und fragen nach: Ein Kartoffelstampf mit Knoblauch! Den bestellten wir natürlich gerne als Beilage.
Hauptgang des Gatten: Steinbeisserfilet – Skordalia – Saisongemüse - € 24,00.
Perfekt saftig gebratener Steinbeisser. Das Saisongemüse war knackig-frisch gegart. Karotte, Kohlrabi, Blumenkohl, Spargel und Tomate. Das Gemüse war breit über die Saison gefächert aber tadellos, knackig und lecker.
Und für mich: Ganzer Steinbutt – Skordalia - Spargel-Julienne - € 26,90.
Der Butt machte richtig Eindruck und hielt auch geschmacklich was er optisch versprach. Toll gebraten, einfach und gut gewürzt.
Bei meiner Gemüsebeilage war gar nicht so viel Unterschied zur Gemüsebeilage meines Mannes. Der angekündigte Spargel wurde mit Karotten und Zuckerschoten gestreckt.
Mag ich alles gerne, war auch gut. Aber eben nicht Spargel pur wie erwartet.
Der Kartoffel-Knobi-Stampf, garniert mit getrocknetem Knoblauch und Oliven, war geschmackvoll. Aber leider auch sehr in die ansprechende Casserole gestampft. Ein wenig Luftigkeit hätte der Beilage gut gestanden.
Selbstverständlich wurden auch noch Desserts angeboten. Sogar mein Mann lehnte dankend ab.
Die Portionen waren wirklich gut bemessen und wir waren sehr angenehm gesättigt.
Ein Dessert in flüssiger Form bot sich an.
Tüftenbrand - € 3,50 – für mich. Den regionalen Kartoffelbrand kannte ich noch nicht.
Rostocker Köm - € 3,00. Ein schöner Doppelkümmel.
Serviert wurden unsere Digestifs in wunderschönen hochstieligen Gläsern!
Schnapsstamperl war gestern.
Die Toiletten befinden sich nebenan im Haupthaus. Hier ist alles barrierefrei und perfekt gepflegt. Gut besucht war das Restaurant auch hier. Schöne helle Sitzplätze, auch hier kann man sicherlich sehr angenehm sitzen und genießen.
Auch der schönste Abend geht einmal zu Ende und ich fragte nach der Rechnung.
Schon bei der telefonischen Reservierung wurde darauf hingewiesen, dass nur Barzahlung möglich sei. Für einen doch recht modernen Betrieb ungewöhnlich.
Die erfahrene Servicedame präsentierte die Rechnung mit den Worten: „Sie wissen, dass wir automatisch 10 % Trinkgeld auf die Rechnung aufschlagen?“ Ich verneinte und war einigermaßen überrumpelt. Es folgte freundlich der Hinweis, dass man das Trinkgeld auch noch stornieren könne.
Tatsächlich gab es in der Speisekarte hierzu einen Hinweis. Diesen haben wir beide überlesen.
Wir konzentrierten uns „auf das Wesentliche“: Die Speisen!
Der Service an diesem Abend war sehr freundlich und gut. Aber nicht perfekt. So wurde unser Wein nur 1 x nachgeschenkt, die Speisen irrten versehentlich an einen anderen Tisch. Als wir zahlen wollten, dauerte es recht lange. Für uns alles kein Grund zur Kritik.
Trinkgeld gebe ich grundsätzlich bar. Gefordert wurden nun € 12,40 Trinkgeld.
Dies entsprach in etwa meiner Vorstellung an Trinkgeld für diesen Abend. Ich hatte nach dem tollen Abend keine Lust hier zu diskutieren und zahlte.
In Ordnung fand ich die Vorgehensweise überhaupt nicht. Denn in Deutschland ist Trinkgeld immer noch ein freiwilliges Geben. Und bei den aufgerufenen Preisen sollte eine ordentliche Entlohnung der Mitarbeiter gegeben sein. Ich orientiere mich bei gutem Service durchaus an den üblichen 5 – 10 % Trinkgeld. Aber macht es für den Service einen Unterschied, ob eine Flasche Wasser oder Wein (ohne Beratung) serviert wird?
Letztlich hat uns die Bevormundung zum Schluss überhaupt nicht gefallen und den Abend tatsächlich getrübt. Im Verlauf des Abends hatten wir beschlossen, für den letzten Urlaubsabend nochmals im Ponton zu reservieren. Dazu kam es dann nicht mehr.
Die volle Punktzahl kann ich somit nicht mehr vergeben. Aber wo Punkte in den Kategorien abziehen? Beim Service und bei Preis/Leistung wäre es unfair. Daher wird sich dies bei der Gesamt-Punktevergabe niederschlagen.
Ich hoffe sehr, dass das komplette Trinkgeld auch im angemessen bezahlten Team ankommt. Leider wird es, da es an den Betreiber / Inhaber gezahlt wird, auch noch versteuert. Mein bar gezahltes Trinkgeld an die Servicedame wäre zumindest unversteuert angekommen.
Im Netz (Google und Co.) wird das Vorgehen des Trinkgeldeinforderns heftig diskutiert. Und zwar schon lange. Es wird vom Restaurant schon seit „vor Corona“ so gehandhabt. Ob es dem Restaurant mehr nutzt oder schadet sei dahingestellt.
Gibt es deshalb auch keine Homepage?