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Bei einer Radtour entlang des Rheins kam ich zufällig am neuen Bootshaus vorbei. Es war noch angenehm war und ich hätte nur zu gerne draußen auf der Terrasse die mir kaum bekannten Spezialitäten aus dem usbekischen Kulinarkreis probiert. Aber leider war ich zu spät dran und die Küche hatte bereits geschlossen.
Aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben und so fuhr ich ein paar Wochen später zur Mittagszeit ins Karlsruher Naherholungsgebiet Rappenwört, das nicht nur wegen seines Rheinstrandbads ein besonders in der warmen Jahreszeit sehr beliebter Anziehungspunkt für Naturliebhaber ist.
Parkplätze stehen nur ein paar Schritte entfernt in ausreichender Zahl zur Verfügung. Auch gibt es vor dem Eingang zur Terrasse die Möglichkeit, das Fahrrad adäquat abzustellen. Die direkte Lage am Rheinradweg lässt viele Biker davon Gebrauch machen.
An jenem Mittwochmittag Mitte September war nicht viel los im „Alkmann“. Lediglich ein weiterer Tisch war besetzt. Ich suchte mir einen Platz direkt am Fenster mit Blick nach draußen auf den verwaisten Biergarten, der noch ein paar Wochen zuvor einen gut besuchten Freisitz darstellte. Drinnen im Gastraum regierte nüchterne Funktionalität.
Das Mischpult am Eingang und die Lautsprecherboxen ließen auf ausgelassene Feierlichkeiten mit Tanz – anscheinend wird die Location gerne zu Hochzeitszwecken gebucht – schließen.
Lara Croft und Bob Marley grüßten in grellen Farben großformatig von den Wänden. Muss einem nicht gefallen, stört aber auch nicht wirklich. Und die weißgestrichenen Wände konnten ein bisschen Farbe schon vertragen.
Eine junge Dame, die Tochter des Inhabers Georg Lutz, begrüßte mich freundlich und brachte mir das laminierte, spiralgebundene Speisenprogramm, das nicht mit erklärenden Informationen und Fotos zu den doch recht unbekannten Spezialitäten geizte. Klar, die der usbekisch-russischen Küche noch nicht so vertrauten Gäste sollen sich von Plov, Kchachaburi, Samsa und Lagman möglichst schnell ein Bild machen können.
Das klang alles ganz wunderbar und ich wusste bereits beim ersten Durchstöbern der Karte, dass ich hier noch öfter aufschlagen werde, um mich nach und nach durchzuprobieren. Ich hatte ordentlich Hunger mitgebracht und entschied mich deshalb für einen sättigenden Tscheburek (7 Euro) vorweg. Danach wandelte ich mit einem Schweinefleisch-Schaschlik (16 Euro) vom Grill auf gar nicht mal so unbekannten Fleischpfaden.
Die kasachische Rindersuppe, das usbekische Nudelgericht namens „Lagman“ und die ursprünglich aus Russland stammenden Pelmeni-Teigtaschen habe ich mir bereits für die nächste Einkehr vorgemerkt.
Eine gut gekühlte Flasche Mineralwasser (0,7l für 4,80 Euro) blubberte mir zeitnah den Durst von der Kehle und auch die knusprig frittierte Teigtasche im XL-Format (= Tscheburek) wurde mir bald serviert.
Zu der mit einer herzhaften Hackfleischfüllung ausgestatteten, halbkreisförmigen „Riesenpirogge“, dessen Ursprung auf die Krimtataren zurückgeht, suchte ich mir die Adjika aus, eine pikante Sauce aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und nicht allzu scharfer Chili.
Die war übrigens im Preis inbegriffen und ließ sich gut zusammen mit dem „Taschenbifteki“ verputzen. Eine stattliche Vorspeise, die mich bereits gut gesättigt in Richtung Schaschlik entließ. Zwischendurch kam auch der Herr des Hauses, Herr Georg Lutz, der früher einen Imbiss im ehemaligen Supermarkt Kliver in der Karlsruher Nordstadt betrieb, an den Tisch, um sich nach meiner Zufriedenheit zu erkundigen.
Wir kamen schnell ins Gespräch und er beantwortete mir meine Fragen zu dem ein oder anderen usbekischen Gericht mit Freude. Nach der üppigen Schaschlik-Portion, bei der man saftige Stücke vom Schweinenacken ganz nach traditioneller Spießbratenart gegrillt hatte, spendierte er mir noch einen Vodka Raspberri, den ich „Absolut“ hinunterkippte.
Die fachmännisch gegrillten Brocken vom Schwein erinnerten optisch an den berühmten Pfälzer Rebknorzenspieß, bei dem ja auch Nackenfleisch verwendet wird. Nur sind die beliebten Weinfesthappen deutlich stärker gewürzt, sprich vormariniert, all dies hier der Fall war.
Beim Alkmann-Schaschlik kam dagegen der Fleischgeschmack mehr zur Geltung, was dem positiven Gesamteindruck jedoch zuträglich war, da keine 08/15-Ware auf den Teller kam. Auch die dazu empfohlene Dip-Sauce namens „Satsabeli“, eine Art georgisches „Ketchup“, das durch Koriander, Knoblauch und Essig seine besondere Note erhielt, passte. Der unverhoffte Krokettenreichtum machte mir die Bewältigung des Fleischtellers nicht gerade leichter.
Da wurde dann auch der Vodka zum Digestif in verdauungsfördernder Absicht – und dementsprechend bereitwillig – von mir geleert.
Den Betreibern des „Alkmann“ wünsche ich für die Zukunft alles Gute. Sie bringen frischen Wind in die eingefahrene Länderküche (China, Japan, Indien) der Fächerstadt. Auf den nächsten Besuch freue ich mich jetzt schon, denn es gibt dort noch so viel Neuland zu entdecken…