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Es hätte auch durchaus ein für uns neues Restaurant sein dürfen.
Aber es sollte schon ein Lunch sein und wir wollten nicht auf gut Glück hinfahren; also sicherheitshalber eine kurzfristige Reservierung möglich sein.
Fünf Adressen aus unserer persönlichen „To-do-Liste“ im Radius unter 50 km kamen spontan in Frage. Unsere Tochter stellte sich als unsere Fahrerin bereit; das erhöhte unsere Mobilität (ich bin ja sonst Bus- und Bahnnutzer).
Ein paar vergebliche Anrufe (Betriebsferien, ausgebucht, nicht erreichbar, mittags geschlossen) – und dann war es am Ende die „Post“ – aus unserem Katalog „Erprobt und immer wieder gerne“.
Wir mögen die Post von Herzen und heute ergab sich einfach für uns keine Alternative.
Service
Wir wurden herzlich begrüßt und wir konnten auswählen, welchen Tisch wir im Mittelteil des Restaurants gerne haben wollten. Gerne nahmen wir einen Vierertisch, der bereits für drei Personen hergerichtet und eingedeckt war.
Der helle moderne Teil des Hauses war heute einer Gesellschaft vorbehalten. Aber auch der dunklere Raum hatte eine ansprechende Ausstattung; an den Wänden waren rundum zum Beispiel leere Flaschen von guten Tropfen aufgereiht. Einige davon waren mir auch noch in guter Erinnerung.
Der Maitre Thomas Wilbrand und eine Dame kümmerten sich perfekt um uns: freundlich, unaufdringlich, präsent. Den Hauptgang brachte der Chefkoch Christopher Wilbrand persönlich an den Tisch.
Immer wieder ergaben sich auch kleine Konversationen zu den Getränken oder den Bestandteilen der Gerichte.
Die Karten
Mit mehreren Mittagsvarianten, dem Tagesmenü, der Käsekarte und den À-la-Carte- Angeboten ist das Haus gut aufgestellt und bietet viel Abwechslung ohne überladen zu sein. Je nach Marktlage und Frische erben sich kleine Veränderungen bei den Zutaten.
Die Getränkekarte ist ebenfalls reichhaltig ausgestattet. Eine abgestimmte Wein- sowie eine alkoholfreie Speisebegleitung werden selbstverständlich auch angeboten.
Die verkosteten Speisen
Tagesmenü (69 Euro)
Viererlei Brot | Salzbutter | Zitronenbutter
Der erste Gruß bestand aus drei Teilen: eine weiße Mousse mit einem frittierten Algengitter, eine Kräutersuppe im Reagenzgläschen und eine Variation von dreierlei Tomaten-Marmeladen auf einem kleinen krossen Brotquader.
Alle Einzelkomponenten waren erfrischend und würzig abgeschmeckt. Sie lockerten den Gaumen auf, um die nächsten Köstlichkeiten aufzunehmen.
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Gebratene Entenleber
Eisbein | Graupenvinaigrette | Butterbrioche | Enten-Brûlée
bzw. Variation vom Bergischen Bachsaibling
Gurkenmousse | Kräutersalat | Dippekuchen
Auf der Karte stand eigentlich die Leber. Aber meine beiden Damen (die beste Ehefrau von allen und meine älteste Tochter) sind keine Innereien-Verehrer. Ich hingegen bin durchaus ein Fan von einigen Gerichten aus dieser Sparte (allerdings habe ich immer noch Probleme mit Nierchen oder Hirn zum Beispiel). Aber die Alternative Fisch war auch ansprechend; insbesondere da der Bachsaibling uns vom ersten Besuch in der Post vor Jahren immer wieder in unterschiedlichen Formen begleitet. Es war natürlich kein Problem diese Abweichung zu ordern; denn sie war ein Gang aus einem anderen Menü.
Neben der saftigen Leber konnte mich aber auch das Eisbeinfleisch erfreuen. Die mageren leicht marmorierten dünnen Scheiben vom Schwein waren saftig und kernig im Geschmack. Das Graupengericht passte gut zu dem deftigen Eisbein. Das Buttergebäck war wiederum prächtig zur Leber passend. Die Brûlée aus Entensaft mit einem leichten Süßton hat mir sehr gemundet.
Die Damen waren vom Saibling sehr angetan und waren froh dazu gewechselt zu haben. Auch der kräftige Kartoffelkuchen wurde lobend erwähnt.
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Der zweite Gruß aus der Küche begeisterte mich schon optisch. Sofort zu erkennen waren rosa Lamm, geschmortes Lamm und Milchschaumwürfel.
Es war im einzelnen ein Bohnencassoulet (Eintopf aus Südfrankreich) mit geschmorter Lammschulter, rosa gegrilltes Lammfilet, frittierte Milch (Milch-, Knoblauch- und Parmesangemisch), weißer Thymianschaum und ein paar Tropfen Sin Oil (griechisches Öl mit Rauchgeschmack) mit einer Pipette am Tisch aufgetragen.
Der Küche war damit eine zusätzliche Überraschung geglückt. Demnächst wird dieses Gericht wohl auch auf die Vorspeisenkarte bereichern. Ich würde es mir sofort bestellen.
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Störfilet von der Fischzucht Hahn aus Wipperfürth
Imperial-Kaviar | Karotte | Buttermilch | Petersilie | Orangen-Maracuja-Aufguss
Dass es Stör im Oberbergischen gibt, war uns bisher unbekannt. Die Familie Hahn betreibt einen Angelpark und beliefert auch Restaurants mit Lachs, Stör, Karpfen oder Wels aus ihren Teichen.
Das Filetstück war saftig und zart. Der Geschmack des relativ festen Fleisches erinnerte mich an irgendwie an Wels oder Karpfen im weitesten Sinne, weil er auch stark und eigenwillig ist. Eine schöne Erfahrung.
Obenauf war eine ansehnliche Portion Kaviar aufgetragen. Der Aufguss als Fundament des Tellers gab süß-herbe Noten frei. Die Reste davon am Ende konnte ich mit Brot und dem Gourmetlöffel gut aufnehmen; ablecken sieht ja auch nicht gut aus – nicht einmal zu Hause.
Die sehr aromatische lange Möhrenhälfte war noch leicht bissfest und harmonierte ebenfalls mit der cremigen Sauce. Buttermilch und Petersilie waren zu kleinen Kugeln verwandelt worden. Außen eine feste Haut und innen flüssig. Lustig, wie sie nach einem Schnitt auslaufen und ihre Aromen freigeben.
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Rehrücken in Wacholdermarinade
heimische Waldpilze | Staudensellerie | breite Bohnen | Steckrübe | Pfeffer-Kirschsoße
Die Scheibe vom Reh war mit einer Kruste überbacken und innen herrlich rosa. Die Pfeffer-Kirsch-Jus schmeckte tatsächlich deutlich nach den beiden Zutaten im Namen und war durch einen kräftigen, mutig gewürzten Bratenfond eingebunden. Davon gab es noch zusätzlich ein Schälen zum Nachgießen.
Christopher Wilbrand ist ein eifriger Pilzsammler und findet durchaus in der Nähe seiner Wohnung prächtige Exemplare. Weitere Dorfbewohner liefern der Küche ihre Körbchen ab. Pfifferlinge habe ich natürlich erkannt und vielleicht war auch ein Stück von einem Steinpilz dabei, aber den Rest kannte ich nicht. Sie schmeckten alle sehr gut und dazu auch noch unterschiedlich. Ich selber würde nie einen Pilz, den ich finde, zubereiten und verspeisen. Aber ich liebe den Geschmack dieser eukaryotischer Lebewesen.
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Dessertvariation „Zur Post“
Die vielen kleinen Köstlichkeiten erfreuen uns immer wieder. Es waren wohl ein Dutzend unterschiedliche Komponenten und Teilgerichte. Die Creme brulee und der Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern wurden in separaten Gefäßen neben dem Teller serviert. Sie sind für mich perfekte Gerichte.
Aber auch die kreisförmig angeordneten weiteren Erfrischungen ergeben nochmals ein Feuerwerk an Aromen. Leider habe ich die Namen zum großen Teil vergessen und auch nicht notiert. Rhabarber, Mohn, Eis, Fruchtiges, Cremes und Mousse waren auf jeden Fall vertreten.
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Getränke
Taunusquelle medium 0,75l (8,00 €)
Riesling-Sekt 0,1l (8,50 €)
Hausaperitif 0,1l (9,50 €)
Monin Soda alkoholfrei Campari-Aromen 0,2l (5,00 €)
Weinbegleitung (44,00 €)
Gewürztraminer Classic Alsace AOC - Hugel & Fils
Leiwener Laurentiuslay Riesling GG 2011 - Grans-Fassian
Telmo Rodriguez - M2 - de Matallana DO 2011 Ribera del Duero
2012 Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese Goldkapsel - Fritz Haag
Saftbegleitung (20,00 €)
Markus Molitor - Rivaner Traubensaft Haus Klosterberg
Ayran mit Möhrensaft
Manufaktur Jörg Geiger Prisecco - alkoholfrei - Inspiration 4.0 Kirsche l Paprika l Rote Beete
Manufaktur Jörg Geiger Prisecco - alkoholfrei - Cuvée Nr. 17 Bohnapfel | Sellerie | Sesam
Espresso (3,50 €)
Plantation Pineapple 2cl (8,50 €)
Die Weinbegleitung, aber auch die Saftbegleitung haben uns überzeugt. Besonders die Produkte von Jörg Geiger werden wir im Auge behalten.
Fazit
5 – unbedingt wieder. Für uns ist die Post bisher bei jedem Besuch ein Highlight. Die Küche trifft unseren Nerv.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 26.08.2017 – mittags – 3 Personen