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GastroGuide-User: ryanair456
ryanair456 hat Gourmetrestaurant Clichy in 30161 Hannover bewertet.
vor 10 Jahren
"Es wurde auch Zeit: endlich mal in Clichy - Doc sei Dank"
Verifiziert

Geschrieben am 02.03.2015 | Aktualisiert am 03.03.2015
Besucht am 28.02.2015
Nun sollte es mal endlich das Clichy sein.  Irgendwie  haben wir das nie geschafft, aber dem Doc sei Dank (Vorschlag und!!! Reservierung) passte es dann. Sehr gut und  fein essen gehen  mit Doc und Gattin steht immer für einen unterhaltsamen Abend  mit viel Niveau.  Begrüßung durch Meister Reimann himself, routiniert, abgeklärt und selbstironisch???: na wenn Sie schon reserviert haben… dachte erst, ich hätte mich verhört.  Dann ein uns vertrautes Gesicht:  Daniel (ehem. zusammen mit Andreas Fähsing im „verblichenen „Saison“) vom Service kam hinzu, und nun kam es zu Umarmungen und blanker Freude, wir kennen ihn schon lange Zeit. Daniel bediente uns primär über den Abend hinweg aufmerksam und professionell.  Ein Tisch in einem der hinteren Gasträume, war für uns reserviert. Perfekt für diese Runde. Der Tisch war schön und dem Stil des Hauses entsprechend eingedeckt,  die Stühle haben einen sesselhaften Stil, waren aber hinlänglich bequem. Die Jacken wurden abgenommen und im Garderobenbereich verwahrt. Alles Wichtige blieb aber auch hier, wie gewohnt bei uns.

 Ein feiner Champagner v.  Roederer für  13.-, durfte es für uns  sein,  dazu  Taunusquelle - danke Doc, dass Du die Preise  verifiziert hast J . Das es vier  davon wurden, habe ich nicht realisiert, war zu sehr von Riesling  eingenommen, habe meine Frau in Verdacht, dass die mindestens 2 Fl.  allein davon hatte.  Schnell wurde auch Brot gereicht, aber sparsam bemessen (auf das Thema komme ich später noch mal), so dass wir  im Laufe des Wartens und zu den Vorspeisen einen Nachforderung stellten. Es war Gaues Brot (Grau & Vollkorn), was ich aber mittlerweile für „gehypt“ und „überbewertet“ halte. Salz- und Pfeffermühle Fehlanzeige, schade,- sollte hier dazu gehören. Vielleicht ist  Hr. Reimann aber auch der Meinung, dass seine Gerichte  keinerlei Nachwürzung bedürfen. Die Butter war  streichfähig, der Kräuterquark keine Offenbarung – aber auch hier: für vier Personen  dürfte es schon etwas mehr sein. Brot zum amuse gueule wurde  nachgeordert.

Die  gereichten Speisekarten enthielten Vorspeisen, Zwischengänge, Hautgerichte und auch die Desserts, dazu Menu-Kombinationen (2 bis 7 Gänge)  Das auf der Internetkarte angepriesene Reh war auf der aktuelle Karte des Hauses nicht zu finden, es gab noch  weitere Abweichungen.  Beide Frauen hatten sich auf Wild gefreut, c’est la vie.

 Für den Anfang wählten wir einen 2013er Riesling von Weil (im Internet 11.-) zu 32,50. Das ist im Rahmen, gegenüber der  Weinempfehlung in der Karte zu 68.-, zumal es im Laufe des Abends zwei Flaschen davon wurden (da bin ich massiv dran schuld…). Der Riesling war  schön temperiert, Doc und ich schätzten auf ideale  10 Grad, wurde im Kühler aber  dann etwas kälter, was  spürbar geschmackliche Fülle kostete. Mit  dem Weil macht man nix verkehrt, tolles Bukett nach frischen hellen Früchten, im Geschmack leichte Zitrusnoten, ein Hauch von Stachelbeere.

Vom  2011er Oddero Barbera d’alba (39,00) genügte mir zum Beef ein Glas. Leider wurde nicht – wie im Tesoro – dekantiert. Doc traf es zu Schluß: mit dem letzten Schluck eine gut bemessene Dreingabe namens Weinstein.

Die weibliche Fraktion  wählte drei Gänge , Doc‘s Frau mit einen Sechser mehr,  dry-aged Aufgeld  auf die 64,00 € Menu-Preis. Doc und ich vertragen mehr:  vier Gänge, ich war dort auch mit den +6€ für das trocken gereifte Rind dabei (78,20).

Das Essen:  der Gruß aus der Küche war ein Trio aus Lachsterrine mit Thai-Vinaigrette, Couscous und gebeiztem Lachs. Kein Offenbarung, mein Favorit war da das zitronig frische CousCous. Lachs kenne ich von Island  um Klassen besser.
Mein Frau hatte sich für ein Creme-Süppchen von der „Sonnenwurzel“, vulgo: Topinambur – als Vorspeise entschieden, sanft-cremig, leicht süßlich im Geschmack –  gut ,aber kein  high light.

Tartar von american beef war mein „starter“, geschätzte 50 gr.  Als Quadrat auf dem Teller platziert, dezent mit  gehakten Kapern und gemahlenem Pfeffer (+Salz) puristisch gewürzt, so dass der Fleischgeschmack sehr  gut zur Geltung kam. Die „intensiven“ Sardellen  räumte ich zur Seite, ebenso die zusätzlichen Kapern, die frische Meerettich-Kräuter-Creme harmonierte dagegen sehr gut mit dem Schabefleisch. Abgerundet wurde die Vorspeise mit einer Scheibe „gebratenem“ Graubrot, knusprig, nicht  zu fettig

Mein Zwischengang: anders als der Doc:  dreierlei von der Leber, perfekt. Das gegrillte Stück schmolz auf der Zunge, sehr zart, wie Doc vermutet: Stopfleber. Daneben eine Crème brûlée von der Leber und eine Leber-Pastete. Top gemacht, hohes Niveau. Begleitet wurde das Trio von Salzkaramelleis, angerichtet in einen essbaren Teigschälchen.

Da meine Frau  von den Essensmengen momentan  nicht so gut mithalten kann, bekam einen Zwischengang als Hautgericht: ein „entschalter“ kleiner halber Hummer, auf Papaya und einem CousCous-Spiegel. Frisch, zart, auf den Punkt gegart, top!

Zum Thema „knapp bemessen“ – und hier rede ich nicht von der Statur  Lord Farquarts (der aus Shrek, Teil 1): mein dry aged beef: auf den Punkt gegart, zart, intensiver, schöner Geschmack nach Rind –aber: wenn ich gutwillig schätze: keine 150 gr! 180 – 200 sollten es bei dem Preis von 38,00 € schon sein. Die Beilagen:  gebratene Champignons(scheibchen), zweierlei von gerahmten  Kohl(Wirsing, Rosenkohl), Kartoffelstampf, mit Speckwürfeln, ein süssliches Mousse (Haselnuss -von was auch immer), dazu einen leichte Kräutersauce. Geschmacklich  ein absoluter Genuss in der Kombination der  Zutaten.

Das Kalbstournedo  von Doc war sehr, sehr klein,  von der Menge her  noch weniger als das beef – und so dem Clichy eigentlich nicht würdig. Er hatte mein absolutes Mitgefühl!

Beim Dessertgingen Doc und ich konform:  viererlei Schokoladenvariationen, - ein Ausgleich und teils Wiedergutmachung für das Beef, geschmacklich ein Feuerwerk auf der Zunge. Ein Sorbet mit 85 %iger  Schokolade (Valrhona?) ist  schon  sehr intensiv, es  zerfloss zusehends – nicht jedermanns Sache,  ich hatte noch etwas Barbera als Kontrapunkt. Das Mousse deutlich weicher und runder  von Geschmack, das Schichtparfait mit zwei Sorten Schokocreme war  ein schönes Zusammenspiel von  herb und süß. Das Schoko-Küchlein ein Traum, luftig und locker, mit kräftiger Schokonote.

Meine bessere Hälfte  verlangte und bekam die Tarte mit Topfencrème, Blutorangen und Schokoladensorbet (das von der Schoko-Variation, es war ihr zu intensiv), der „Rest vom Fest“ frisch und fruchtig, mit herben Noten von der Blutorange.

467.- und  50 Euro Tipp – für geschmacklich sehr gute und optisch nett angerichtete Speisen, qualitativ auf hohem Niveau zubereitet.  Quantitativ –teils  fragwürdig. Das PLV ist daher nicht  besonders. Der Service hingegen: sehr gut.

An der Sauberkeit im Restaurant gibt es nichts  auszusetzen und die Erwartungen werden erfüllt. Die Örtlichkeiten kann ich nicht beurteilen, weil nicht besucht. Bitte beim Doc schauen.

Aber dank der charmanten Gesellschaft unterm Strich ein  schöner Abend.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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