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Wir trafen zu zweit an einem Sonntag Abend gegen 18:30 Uhr im Zorbas ein. Von aussen her konnte man noch nicht die Abmessungen der Innenräume abschätzen. Das Lokal liegt zwar in der Innenstadt, aber in einer etwas dunklen Ecke. Der erste Raum, den man betritt, ist sehr modern möbliert, mit schwarz gebeizten Möbeln und einer schicken Theke und einem gewissen Lounge Charakter, der Internationalität vermittelt. Ich wurde sofort aufmerksam begrüsst und angesprochen und gefragt, ob ich im beheizten „Biergarten“ Platz nehmen möchte. Das machte mich neugierig! Zu Recht: denn neben den schicken Räumlichkeiten des Haupthauses (dunkles Mobiliar, lederbezogene Bänke, griechisch anmutende Säulen mit modernem Styling, helle Wände) ist der Wintergarten der unbestrittenen Lieblingsort der Gäste. Ein riesiges Areal ist überdacht und mit Heizpilzen auf Temperatur gebracht. Der Boden ist großzügig mit Kieseln ausgelegt, in der Mitte führt ein Weg aus Pseudo-Holzdielen wie ein Steg durch den Raum. Überall beeindrucken mediterrane Bepflanzungen wie im Showroom einer Gärtnerei – besonders schön die grossen Olivenbäume in riesigen Töpfen. Man kann hier an rustikalen Holztischen und –stühlen in unterschiedlicher Formation sitzen: mal zu zweit, mal zu viert, mal in größeren Gruppen.
Bedient wird man überraschend schnell, unproblematisch und von mehreren Personen. Das System ist nicht ganz klar. Woanders ist eine Servicekraft für einen bestimmten Bereich zuständig; hier scheint jeder alles zu machen und jede kleine Ecke im Griff zu haben. Noch sehr selten habe ich derart wache, agile, sportliche, aufmerksame Servicekräfte in so harmonischem Zusammenspiel gesehen. Wenn sie über den hölzernen Steg laufen und riesige Platten servieren, sieht es aus wie auf einem Catwalk. Offenbar gehört Körperbeherrschung und Sportlichkeit hier zur Einstellungsvoraussetzung. Dabei sind größere Distanzen zurückzulegen. Sehr schnell ist das Lokal proppevoll. Auch die Cocktail-Lounge in der hinteren Ecke füllt sich. Hier sitzt man inmitten einer grosszügigen weissgepolsterten Lederlandschaft an kleinen Couchtischen. Neben Getränken wird hier auf Wunsch zwar auch etwas Habhaftes serviert, aber ich finde diesen Bereich zum Essen doch etwas zu unbequem.
Zunächst wählten wir einen Meses-Teller, der eigentlich für 1 Person gedacht war, aber uns zu zweit fast vollkommen satt machte. Und das für unglaubliche 12,90 Euro. Auf einer grossen geschwungenen Platte waren zu finden: eingelegte Mini-Calamares-Teilchen, Kartoffeln, Radieschen, Tomaten und Gurken, Blattsalat, zwei gefüllte Weinblätter, schwarze Oliven, Fischrogenpaste, Auberginenpüree, Käsepaste, Tsatsiki und vieles mehr. Dazu helles, ungesalzenes Weissbrot, das mir allerdings etwas zu neutral schmeckte. Alles war einwandfrei zubereitet und sehr freundlich präsentiert, es gab überhaupt nichts zu meckern. Aber es fehlte etwas die Authentizität, man hat Extreme wie starke Würzung oder den Gebrauch von Knoblauch offenbar bewusst vermieden, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Dafür war die Menge wirklich beeindruckend – und ich war schon so gut wie satt. Meine Begleiterin wählte dann noch eine (extra angefrage kleine) Portion von in Metaxa Sauce überbackenem Gyros für erstaunlich günstige 10,90 Euro. Das Gyros wurde in einem runden Tongefäß serviert, dazu wurden noch ein Teller mit Pommes Frites und tomatigem Reis sowie ein Salatteller gereicht. Letzterer war eher etwas langweilig, da hauptsächlich aus fadem Blattsalat bestehend, der mit mächtig sahniger Salatsauce ertränkt war. Dafür wurde uns auf Wunsch anstandslos noch ein feines Olivenöl und ein guter Essig gereicht. Die Fritten waren leicht und nicht sehr fett, der Reis durch die Tomaten(sauce?) allerdings etwas zu süsslich geraten. Die Metaxa Sauce des Gyros erinnerte vage an Sauce Bernaise. Alles in allem sehr sättigend und trotz der kleinen Portion kaum zu schaffen. Alles in allem ist die Küche sehr gefällig und optische ansprechend, ziemlich Mainstream, ohne Ecken und Kanten. Dafür werden hier alle glücklich. Wir sahen an den Nebentischen oft Grossfamilien über drei Generationen vereint. Offenbar hat man den Geschmack aller getroffen. Mir persönlich hätten mehr Ecken und Kanten, mehr Eigenheiten in der Zubereitung besser gefallen. Aber geschmeckt hat es mir natürlich trotzdem gut.
Den einzigen Missgriff hat sich das Personal bei den Getränken geleistet. Ich hatte drei Weinschorle bestellt, wobei mir einmal versehentlich ein Rotwein ohne Wasser serviert wurde, was aber sofort und ohne Umstände korrigiert wurde. Leider habe ich erst zu spät entdeckt, dass man mir allerdings drei Mal Rotwein berechnet hat – und das für beachtliche 4,50 Euro pro 0,2 Liter. Wäre ich inzwischen nicht schon abgereist, hätte ich das natürlich noch moniert und man wäre mir sicherlich entgegen gekommen. Auch unpassend fand ich, dass das Apfelsaftschorle im Winterhalbjahr sehr grosszügig mit Eiswürfeln serviert wird. Die haben wir leider sofort ins Kieselbett versenken müssen… Die schöne Sitte, zum Abschluss noch einen Ouzo aufs Haus zu servieren, besteht auch hier. Und der Ouzo war ein besonders schmackhafter, aromatischer, mit besonders viel Anis-Aroma. Dazu nur leicht, nicht zu extrem gekühlt. Und ohne Eis!
Besonders erwähnenswert finde ich die gepflegten Toiletten und eine Anlage zum Hände-Desinfizieren vor der Türe, ähnlich der Anlage, die man sonst aus Krankenhäusern kennt. Das ist löblich und nachahmenswert, das wünsche ich mir definitiv auch in anderen Lokalen. Durch die verschachtelte Anordnung der Räume und den Anbau des Wintergartens ist es allerdings etwas diffizil, die Toiletten zu finden. Obwohl die ganzen Räumlichkeiten ebenerdig im Erdgeschoss liegen, würde ich das Zorbas nicht für gehbehinderte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen empfehlen – aufgrund des unebenen Terrains im Wintergarten und der vielen Kiesel. Vorsicht auch mit Stöckelschuhen und hohen Absätzen. Und allzu leicht bekleidet sollte man auch nicht sein, denn die Heizpilze verströmen nur eine leichte Wärme, vor allem an den Wänden und Fenstern zieht es doch noch.