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Der "Gräfinthaler Hof" und sein Betreiber Jörg Künzer nebst Team wurden zuletzt mit dem "Genuss Gastwirt Saarland 2015" sowie dem "Bib Gourmand 2016" ausgezeichnet. Wer Näheres zur Chronik des Hauses, dem Ambiente und der Speisekarte (nur bedingt aktuell und mit nicht immer korrekten Angaben, dazu später) erfahren möchte, findet dies unter www.graefinthaler-hof.de. Ich beschränke mich deshalb auf die Bereiche "Service" und "Essen plus Trinken" und stelle meine Fotos auch ganz bewusst ans Ende des Berichtes.
Service: Eine Dame und zwei Herren haben den Service sehr gut im Griff; da höchstens ein Drittel der Tische besetzt war, gab es allerdings auch allzu viel für das Trio zu tun. Wir wurden von der Service-Dame freundlich und geschickt bedient; dass sie beim Servieren der Hauptgerichte meinen badischen Riesling umwarf und damit den halben Tisch flutete, muss nicht unbedingt, kann aber passieren. Dreieinhalb Sterne.
"Essen und Trinken": Früher nur an Donnerstagabenden, mittlerweile auch Freitags, Samstags und Sonntags, gibt es neben dem Bliestal-Menu (drei Gänge zu EUR 36,50) und dem Gräfinthaler Hof-Menu (vier Gänge zu EUR 49,00) und der Normalkarte auch eine kleine Spezialkarte "Kamin". Für Nicht-Saarländer: eine hierzulande bevorzugte Garmethode ist das sogenannte Schwenken auf einem Schwenker (das Material für diesen Schwenkgrill wurde in früheren Zeiten angeblich Stück für Stück nach Feierabend "vunn de Hütt" unter dem Mantel nachhause getragen). Aber nicht nur der Grill sondern auch ein bestimmtes Grillgut, nämlich Stücke vom Schweinenacken, wird als Schwenker bezeichnet, ebenso der das Schwenken Ausübende (das weibliche Geschlecht lässt schwenken und Kinder haben noch keine Schwenkbefugnis). Folglich werden häufig Schwenker von Schwenkern auf dem Schwenker geschwenkt. Alles mitbekommen? Hier im "Gräfinthaler Hof" wird im dortigen Kamin an den genannten Abenden ab 18 Uhr auf einem Mini-Schwenker geschwenkt, als Grillgut kommen Rinderfilets (EUR 29,00) beziehungsweise Schweinerückensteaks alias Kaminbraten (EUR 14,00) zum Einsatz. Als Beilage gibt es, im Preis inbegriffen, wahlweise Pommes Frites oder Kümmelbrot sowie Rohkostsalat. Wir bestellten als Vorspeise "Rindfleischsuppe mit Markklößchen" (EUR 6,50) und als Hauptgericht dreimal den "Kaminbraten" mit Rohkostsalat bzw. Kümmelbrot sowie für mich "Mit frischen Pfifferlingen gefülltes Perlhuhnbrüstchen auf Portweinjus mit Schmorgemüse und Kartoffelgratin" (EUR 19,00). Als Dessert gab es "Espresso Gourmand" (Espresso, Créme brûlée, Tonkabohneneis und Schokoespuma) für EUR 7,50. Getrunken haben wir Averna, Apfelsaft- und Orangensaftschorle, Hefeweizen Valentin hell und einen badischen Riesling. Wobei ich mir auch bei den offenen Weinen wünschte, dass hier nicht nur das Anbaugebiet sondern auch der Name des Winzers und der Jahrgang des Weines auf der Karte erscheinen; was hier bei den Flaschenweinen praktiziert wird sollte auch bei den offenen Weinen möglich sein. Für meinen badischen Riesling wurden EUR 7,50 für 0,25l verlangt; er war nicht übel aber auch zu diesem Preis gibt es weit Besseres.
Als "Gruß aus der Küche" kam auf einem Brettchen ein Schüsselchen mit Quark, eines mit grünen nicht entsteinten Oliven und ein Blechbehältnis mit Olivenöl sowie ein Körbchen mit zweierlei Sorten Brot; nicht Besonderes und für mich hätte es diesen Küchengruß nicht gebraucht. Die Rindfleischsuppe schmeckte wirklich gut, die neben den Markklößchen und dem Suppengemüse darin schwimmenden Nüdelchen in Hörnchenform halte ich allerdings für absolut entbehrlich. Ziemlich enttäuscht war ich von meinem Perlhuhn. Erwartet hatte ich, dass es wie in der Speisekarte aufgeführt mit frischen Pfifferlingen gefüllt gewesen wäre; mit ein Grund, dass ich dieses Gericht überhaupt bestellt hatte. Stattdessen bestand die Füllung aus einer recht nichtssagenden Farce, die auch nicht die allergeringste Spur von Pfifferlingen enthielt. Wäre ich nicht so milde gestimmt gewesen (und hätte ich nicht ziemlichen Hunger gehabt), hätte ich dieses Gericht direkt zurückgehen lassen; so habe ich es halt gegessen, allerdings ohne große Begeisterung. Ob ich wohl mit "Ganze Nordseescholle gebraten" oder "Dreierlei vom Schwein" besser gefahren wäre? Das Perlhuhn selbst war an der Grenze zur Trockenheit, das Schmorgemüse, gelbe und rote Paprikastreifen, war o.k., das Kartoffelgratin ging so und hatte mehr von einem Rösti als von Gratin. Am besten direkt abhaken.
Gefallen bei meinen Lieben fand der Kaminbraten, jeweils zwei gutgewürzte Tranchen vom Schweinerücken. Allerdings etwas zu lange auf dem Schwenker gelegen, so richtig schön saftig waren sie nicht mehr. Der Rohkostsalat war in Ordnung, die Pommes Frites waren schön knusprig und das Kümmelbrot schmeckte ausgezeichnet. Leider setzte sich der beim Perlhuhn aufgefallene "kreative Etikettenschwindel" sprich der Unterschied zwischen Speisekartenangabe und Geliefertem beim Dessert Espresso Gourmand" fort. Zwar waren der Espresso ein Espresso und die Créme brûlée wirklich eine Créme brûlée, aber das auf der Karte angegebene Tonkabohneneis war einem geschmacklich absolut nicht einzuordnenden Sorbet gewichen und statt des angekündigten Schokoespuma gab es eine doch etwas eigenartige Puddingvariante. Nicht sehr zufriedenstellend. Deshalb kann ich beim besten Willen auch nicht mehr als drei Sterne vergeben und die sind schon wirklich gut gemeint!
Preis-/Leistungsverhältnis: soweit ganz in Ordnung, wird von mir aber sternemäßig nicht bewertet.
Fazit: Für mich persönlich nicht befriedigend, mit einem weiteren Besuch werde ich mir, falls überhaupt, viel Zeit lassen und gegebenenfalls muss die Familie eben ohne mich hierherfahren, wie sie es ab und an auch schon getan hat.