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Dreikönigstag. In Bayern Feiertag, in Hessen nicht. Der Himmel stark bewölkt, 6 Grad auf dem Außenthermometer, also beschlossen meine Frau und ich mal wieder zu Fuß nach Seligenstadt auf der hessischen Mainseite zu gehen, um dort unser Mittagmahl einzunehmen. Gegen 11 Uhr verließen wir unser schön warmes Zuhause und begaben uns auf den ca. 6,5 km langen Fußmarsch. Über die Fußgängerbrücke zwischen meinem Heimatort und Mainflingen auf der anderen Seite ist man Ruckzuck im anderen Bundesland angekommen. Linksseitig mainabwärts läuft man dann gemütlich auf dem Mainradweg in ca. 1 Stunde nach Seligenstadt.
Eigentlich wollten wir unseren Schlemmerblock im Wilden Mann einsetzen, aber das Restaurant hat im Winter erst ab 17.30 Uhr geöffnet, wie wir vor verschlossener Tür lesen durften. Tragisch war das nicht, denn in Seligenstadt gibt es allein im Altstadtbereich genügend Einkehrmöglichkeiten. So studierten wir die Tafeln und Aushänge der Restaurants an Freihofplatz und Marktplatz. Alle geöffneten Restaurants bieten hier einen unterschiedlichen Mittagstisch an. Wir entschieden uns für die Alte Schmiede, da ich dort schon lange mal einkehren wollte, um mir neugierig mal selber ein Bild über die mir schon öfter zugetragenen Lobeshymnen zu machen. Außerdem hat uns das Mittagsangebot im Aushang am besten gefallen. Beim Vorgänger, einem Griechen, hatten wir schon früher öfter mal im Freien gesessen und was gegessen und getrunken, im Restaurant selbst waren wir noch nie drin.
Vor dem Schreiben meiner Rezi hab ich erstmal bei GG nachgeschaut, ob die Alte Schmiede schon eingetragen war. Sie war, aber mit uralten Daten vom Vorinhaber. Bei Tante Google nachgeschaut, so konnte ich die Restaurantdaten auf Vordermann bringen. Falls sie für den geneigten Leser schon von GG freigeschaltet wurden, kann man auf der sehr schönen und informativen Website alles Wissenswerte über die Geschichte des Hauses und auch die Philosophie des Betreibers nachlesen. Auch die aktuellen Angebote werden auf der Website veröffentlicht.
Service
Also rein in die gute Stube so gegen 12.45 Uhr. Beim ersten Blick war mir schon klar, dass es sich hier um eine etwas gehobener Gastronomie handelt, die, dem Zeitgeist geschuldet, auch einen preiswerten Mittagstisch anbietet.
Schon die freundliche Begrüßung durch einen jungen Herrn, der wie seine Kollegen auch, in schwarzer Hose und weißem Hemd gekleidet war, ließ erahnen, dass es hier etwas stilvoller zugeht. Er begleitete uns zu einem der wenigen noch freien, bereits eingedeckten Tische, fragte, ob dieser Platz für uns recht sei, nahm uns die Jacken ab und brachte sie weg.
Nach kurzer Zeit kam er mit den Speisekarten wieder und reichte sie uns in die Hand. Die einzelnen Seiten bestanden aus dickem Karton, waren eigentlich recht klein beschriftet und beinhalteten auch die Getränkekarte. Die durchaus hübsch gemachten Karten hatten aber einen Nachteil: Man konnte bei dem Licht, das im Gastraum vorherrschte, die Schrift auf dem dunklen Karton kaum lesen. Gott sei Dank hatten wir schon beim Betrachten des Schaukastens vorher im Kopf, was wir essen wollten.
Bei der Bestellung wurden auch gleich die Getränke abgefragt und ein Amuse von drei Dips mit zwei verschiedenen Brotsorten bereitgestellt, dazu ein kleiner Teller mit Messer. Der kleine Löffel steckte schon im jeweiligen Töpfchen drin.
Die Wartezeit aufs Essen und die Getränke war optimal, zwischendurch immer mal wieder eine Frage nach der Zufriedenheit oder weiteren Wünschen. Auch eine Frage von mir zu dem Mittagsmenü, das ich mir bestellte, wurde höflich erklärend beantwortet.
Nachdem ich meinen Bezahlwunsch geäußert hatte, dauerte es eine Weile, mittlerweile wurde von einem Kollegen schon der Tisch neben uns abkassiert, obwohl wir ja schon deutlich eher den Wunsch äußerten. Ich sprach den Kollegen an, dass ich schon vor einiger Zeit den Bezahlwunsch weitergegeben hatte. Er entschuldigte sich, und sagte mir, dass der andere wohl vergessen hatte, es ihm weiterzugeben. Daraus und aus meiner Beobachtung schloss ich, dass in der Tat nur der eine Kellner kassieren darf.
Nachdem das erledigt war, kam wieder unser Kellner ins Spiel. Wir baten ihn, uns unsere Jacken zu bringen. Auch dies dauerte einige Minuten, da er nicht mehr wusste, an welche Garderobe er unsere Jacke gehängt hatte. Nun ja, mein Schätzchen begleitete ihn bei der Suche und ihr gelang es dann, unsere Jacken aufzufinden.
Diese beiden Fauxpas zum Schluss ärgerten uns eigentlich nicht, sie reichten aber aus, dass ich hier nicht die volle Punktzahl vergeben kann. 3,5 GG-Sterne sind ja auch noch sehr gut.
Das Essen
Die drei Dips aufs Haus waren eine Thunfischpaste, deren Fischgeschmack sehr dezent war. Auch eine Knobicreme hätte vielleicht einen Hauch mehr Knobigeschmack vertragen. Dazu gesellte sich eine Olivenpaste, die sehr schönes Olivenaroma hatte und mir von den dreien am besten schmeckte. Wobei auch die anderen beiden auf die dunklen und hellen Baguettescheiben gestrichen durchaus zu überzeugen wussten.
Meinem Schätzchen hatte es von der Mittagskarte die Rinderleber Berliner Art (9,50 €) angetan. Dazu gab es Kartoffelpüree, eine Zwiebelsauce sowie drei obligatorische Apfelscheiben. Frau war begeistert. Ich auch, nachdem ich mal probieren durfte. Perfekt gebraten, superzart zerging die Leber auf der Zunge. Alle Komponenten auf dem Teller harmonierten erstklassig. Noch niemals zuvor (zumindest dem Gefühl nach) hatte sie so eine perfekt gebratene Rinderleber im Restaurant gegessen.
Mich sprach das 3-gängige „Vital Eat & Ride Menü (16,50 €) an. Vorneweg ein vitaler Trunk aus einem 0,25-l-Glas mit Namen Marilyn Monroe. Frisch gepresster Orangensaft mit Waldhonig. Einfach köstlich. Da ich es nicht übertreiben wollte mit der Vitalität, gab ich das Glas an Schätzchen weiter und probierte nur ab und an. Dafür musste ich dann ihr alkoholfreies Weizen von der Seligenstädter Brauerei Glaab (3,60 €) nach dem Essen leertrinken.
Gang zwei war ein Geflügelsalat von der Hähnchenbrust mit Pfifferlingen, Lauch und Dill. Schön angemacht mit einer wohlschmeckenden Vinaigrette mundete dieser ausgezeichnet.
Die Krönung war dann der Hauptgang, gebratenes Zanderfilet auf Kürbisrisotto und Weißweinsauce. Die beiden Filets genau auf den Punkt gebraten, die Haut schön kross und hervorragend gewürzt, ein Gedicht. So liebe ich Zander. Wie ich schon öfter erwähnt habe bin ich ja kein Freund und erst recht kein Kenner von Risotto. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich bis zu diesem Risotto noch niemals eines gegessen habe, das mir so gut geschmeckt hat und auch so gut dazu gepasst hat. Die Weißweinsauce war eher ein Weißweinschäumchen und das war genau richtig für dieses schöne Gericht. Für schlappe 9,50 € hätte man dies auch als Einzelgericht von der Mittagskarte bestellen können. Chapeau!
Dieser Fußmarsch am Feiertag hatte sich also gelohnt. 4,5 GG-Sterne.
Ambiente
Hat mir gut gefallen. Ein schöner Ort für ein Candlelight-Dinner mit der Liebsten. Zum Mittagessen war es mir allerdings etwas zu duster von der Beleuchtung her. Die Tische sind allerdings sehr schön eingedeckt. Nicht gebrauchte Weingläser werden vom Kellner sofort entfernt. Salz- und Pfeffermühle stehen auf dem Tisch, der aus sehr dunklem Holz ist und mit weißen Tischläufern belegt. Die Servietten sind selbstverständlich Stoffservietten. Und ein schönes Schälchen mit zum Teil echten Blumen arrangiert steht auch auf dem Tisch.
Sauberkeit
Es versteht sich von selbst, dass es diesbezüglich nichts zu beklagen gibt. Toiletten befinden sich allerdings im Kellergeschoss, sind aber sauber und modern. Ein paar Treppen sind deshalb zu bewältigen.
Fazit:
Von dem ausgehend, was ich auf der Speisenkarte gelesen habe und auch was die Auswahl an Champagner und Weinen betrifft, ist dies ein Restaurant, das ich durchaus sowohl für Mittelständler und auch besser Betuchte empfehlen kann. Schön, dass es auch preiswertere Mittagsangebote gibt. Der Zuspruch durch die Gäste, es war gut besucht am Mittwochmittag, zeigt, dass durchaus genug Klientel für solche Angebote da ist.
Deshalb mein Gesamteindruck: (nach Küchenreise)
4 = gerne wieder!
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt, wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder)