Klosterbergbaude
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Klosterbergweg 1, 01877 Demitz-Thumitz
Berggasthof Biergarten Gaststätte
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GastroGuide-User: Jenome
Jenome einen Beitrag zum Klosterbergbaude in 01877 Demitz-Thumitz geschrieben.
vor 9 Jahren
"Der Einzelkämpfer vom Klosterberg"

Geschrieben am 04.10.2015
Gottfried Lange ist Koch, Gastwirt und Hausmeister in einem. Seine Frau kann ihm krankheitsbedingt nicht helfen.

An Urlaub ist für Gottfried Lange nicht zu denken. Dafür hat der Wirt der Klosterbergbaude zu viel um die Ohren. Er ist mittlerweile Gastwirt, Koch, Reinigungskraft und Hausmeister in Personalunion. Hin und wieder wird er von Aushilfskräften unterstützt, aber größtenteils arbeitet er alleine. Seine Frau hat sich vor einiger Zeit aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. An Rente und ans Aufhören denkt der jetzt 75-Jährige noch nicht. Seit mittlerweile 35 Jahren betreibt er die Klosterbergbaude.

Von Demitz-Thumitz und Schmölln aus ist seine Baude Anlaufpunkt für Wanderer und Ausflügler. Viel Herzblut steckt der Gastwirt in den Familienbetrieb auf dem fast 400 Meter hohen Klosterberg – so ist es von Anfang an. „Zwölf Bewerber gab es damals für die Gaststätte, am Ende blieben nur noch wir übrig“, erinnert sich Gottfried Lange zurück. Der damalige Demitzer Bürgermeister Fritz Petzold suchte das Gespräch mit dem Ehepaar und redete ihnen zu, das Projekt anzugehen. So kam es auch. Gemeinsam mit seiner Frau Erna und zahlreichen Helfern baute Gottfried Lange den Flachbach innerhalb von drei Jahren in Eigenregie auf. Nach Feierabend ging es auf ihre Baustelle auf dem Klosterberg. Aus Gasbetonsteinen schufen sie eine neue Gaststätte, die Alte aus Holz musste weichen. Mit dem Motorrad wurden beispielsweise die Fensterbänke nach oben transportiert. Mehrere Fahrten waren notwendig. Am 27. August 1980 feierten Gottfried und Erna Lange die Eröffnung.
In den letzten 35 Jahren gab es gute und schlechte Zeiten. Legendär und positiv bleiben die Konzerte zu den Pfingstfesten in Erinnerung. Zahlreich strömten die Besucher auf den Klosterberg. Oft reichten die Plätze gar nicht aus. „Selbst das Bierzelt, das wir damals zusätzlich aufstellten, war überfüllt“, blickt Gottfried Lange zurück. Seine Frau Erna bediente die Gäste, er war Mädchen für alles, half in der Küche oder am Tresen aus. „Ich war vor allem die personalisierte Abwaschmaschine“, sagt Gottfried Lange und lacht. Seinen Humor hat er bis heute nicht verloren. 2003 wollte sich das Ehepaar zur Ruhe setzen. Schneller als gedacht gab sein Nachfolger wieder auf – nach einem halben Jahr. Ein Verkauf des Hauses war unmöglich. „Es mussten Stromleitungen neu gelegt werden, so ein Objekt will keiner haben“, sagt Gottfried Lange. So kehrte der Gastwirt wieder auf seinen Berg zurück. Das Problem mit der Stromversorgung wurde gelöst.

Bestuhlung und Dekoration sind rustikal gehalten. 80 Gäste können hier feiern. Gottfried Lange kocht Hausmannskost. „Die Roulade schmeckt wie bei meiner Oma“, hört er öfter. Das Kochen hat er sich selbst beigebracht. „Bei meiner Frau und meiner Mutter habe ich mir das abgeschaut“, sagt Gottfried Lange. Wann er aufhört, weiß der Gastwirt selbst noch nicht so genau. „Solange ich gesund bleibe, ist die Baude geöffnet“, sagt er. Sollte sich jedoch jemand finden, der sie übernehmen will, hat der Gastwirt kein Problem loszulassen und dem Klosterberg endgültig den Rücken zu kehren.
Zu tun hat er auch dann weiterhin genug. Neben dem 5 000 Quadratmeter großen Grundstück auf dem Klosterberg hat er zu Hause noch einmal 9 000 Quadratmeter zu bewirtschaften. In Naundorf sind er und seine Frau zu Hause. Auch die eigenen vier Wände haben sie zu DDR-Zeiten selbst gebaut. Langweilig wird es ihm nicht werden.
Die jetzige Gaststätte ist bereits die dritte auf dem Klosterberg. 1905 ließ der Demitzer Gottlob Rößler eine massive Baude mit Aussichtsturm errichten. Sein Sohn Fritz Rößler war über 50 Jahre hier als Bergwirt tätig. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Baude zerstört, danach machte Fritz Rößler in einer geräumigen Holzbaracke weiter. Bis 1971 bewirtete er seine Gäste, ehe Gottfried und Erna Lange 1980 einen Neuanfang wagten.

Quelle: Sächsische Zeitung Ausgabe Bischofswerda


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