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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Anjas Weinstube in 66424 Homburg bewertet.
vor 2 Jahren
"Qualität aus der Pfalz hätten wir im saarländischen Homburg nicht erwartet, an Inder haben wir uns schon gewöhnt ....."
Verifiziert

Geschrieben am 16.09.2022 | Aktualisiert am 16.09.2022
Besucht am 16.09.2022 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 37 EUR
Wir hatten in Homburg zu tun; unsere überarbeiteten Eheringe sollten beim weit über die Grenzen der Stadt bekannten Juwelier Eric Farries, der sie damals auch für uns angefertigt hatte, abgeholt werden. Aufenthalte in Homburg verknüpfen wir normalerweise immer mit einem Besuch bei unserem Lieblingsinder; dazu war meine Herzallerliebste diesmal allerdings nicht zu bewegen. Das beim letzten Besuch dort vor wenigen Wochen von  ihr Verzehrte war ihr zwar nicht ins Gebein, dafür aber äusserst heftig ins Gedärm gefahren und sie bat deshalb um ein wenig Schonzeit in Sachen indischer Kost. Wer bin ich, ihr das ausreden zu wollen. Im Gespräch war stattdessen ein Mittagessen im Restaurant des Schlosshotels Homburg, das gerade erst zusammen mit drei anderen saarländischen Gastros vom Magazin "Der Feinschmecker" geehrt worden war. Auf dem Weg zu Juwelier befindet sich ca. 300m davor "Anja´s Weinstube" und da der Juwelier ohnehin Mittagspause hatte, kam meinem Schatz gerade als wir auf Höhe der Weinstube waren die Idee:" Lass uns wenn wir einen freien Tisch kriegen hier essen; ich bin in dieser Weinstube vor zwanzig oder mehr Jahren schon einmal gewesen". Das war vor unserer gemeinsamen Zeit, aber bitte. Es fand sich sogar ein Parkplatz fast direkt am Haus; da meine Frau nicht gut zu Fuß ist, wurde ich als Kundschafter in Sachen Platzerkundung losgeschickt. Hinein in die gute (Wein)-Stube und nachgefragt; es gab Platz satt, auch zwanzig oder mehr neue Gäste hätte Anja sicher noch gut verkraftet.

Mit "Qualität aus der Pfalz" wirbt man hier nicht nur auf dem Kassenzettel. Auf der unter www.anjas-weinstube.de zu findenden Speisekarte findet sich sogar eine eigene Abteilung "Pfälzer Gerichte" mit sieben Positionen. Mir als gebürtige Speyerer Brezelbu  fiel natürlich sofort auf, dass der "Pfälzer Teller" (Saumagen, grobe Bratwurst und Leberknödel mit Auerkraut und Kartoffelpü), der auch als "Pälzer Dreifaltigkeit" angeboten wird, fehlt. Da sich aber die einzelnen  dafür erforderlichen Komponenten alle als Gerichte auf der Karte finden,. liesse sich sicher mit Service und Küche  über das Herstellen eines "Pfälzer Tellers" verhandeln. Normalerweise hätte ich das auch mit Sicherheit getan, aber dann fiel ich doch fast vom Hocker als ich auf der Karte unter "Kalte Speisen"  "Russische Eier, reichlich garniert" f(EUR 9,90) fand. Gott, der Gerechte; es ist sicher gut 40 wenn nicht gar 50 Jahre her, das ich dieses Gericht zuletzt auf einer Speisekarte gsehen bzw. gegessen habe. Das musste für mich her; Ade Saumagen, ade grobe Bratwurst, ade Leberknödel! Euch kriege ich auf alle Fälle häufiger als Russenei! Der Wirt pries uns als Vorspeise die "Rindfleischsuppe mit Markklößchen und Gemüseeinlage" für EUR 4,90 an; wir nahmen sie.  Meine Frau bestellte als Hauptgericht das Tagesessen "Schnitzel mit Bratkartoffeln" zum Preis von EUR 10,80. Ich nahm das heutzutage wirklich als "exotisch" oder "absolut aus der Zeit gefallen" zu bezeichnende "Russenei reichlch garniert" für EUR 9,90. Meine Frau als FvD trank eine Fanta (0,2l EUR 2,20); mir war trotz Weinstube mit guter Auswahl an Pfälzer Weinen, viele davon vom Edesheimer Ordensgut, nicht nach Wein, sondern nach einem Weizenbier. Zur Wahl standen Weizen  von Erdinger und von Karlsberg; klar, dass ich das Karlsberg Weizen nahm Dies allerdings zum ersten und zum letzten mal. Das Karlsberg Urpils trinke ich gerne, aber das Weizen nimmt es jedenfalls für mich persönlich  in Sachen Scheußlichkeit nicht ohne gewisse Siegchancen mit dem von Erdinger auf!

Die Rindfleischsuppe war der absolute Knaller; sie war nicht nur aus Rindfleisch gemacht sondern es schwamm neben vier oder fünf Markklößchen auch welches darin herum. Hierbei  hatte meine Frau allerdings mehr Glück als ich; in ihrer Suppentasse fanden sich vier  Scheiben Rindfleisch, in meiner gerade mal eineinhalb. Sie trennte sich zu meinen Gunsten von einer guten Scheibe. Insgesamt waren wir uns einig, eine so gute Rindfleischsuppe lange nicht mehr gegessen zu haben. Mit senem Tagesgericht war mein Schatz ebenfalls äusserst zufrieden: gut gebratenes und ausgesprochen zartes Schnitzel und die Bratkartoffeln, auch wenn sie aus meiner Sicht ein bisschen zu hell waren, ausgesprochen schmackhaft. Dieses Gericht würde sie jederzeit wieder bestellen.

Mein  "Russenei", drei halbe hartegekochte Eihälften, jeweils mit einer Tranche Lachs bedeckt, ruhten in der Tellermitte auf einem äusserst üppig bemessenen Wurstsalatbett, umgeben von diversen Salaten (Gurken-, Sellerie-, Kraut-, Bohnen- und WeißderGeierwasnochalles -Salat) und eingerahmt von einer Kette bestehend aus halben Cocktail-Tomaten und Scheiben von hartgekochtem Ei. Schon optisch die reinste Augenweide und geschmacklich wirklich sehr gut .  Was ich jetzt nicht mehr weiß, ist, ob dieses "Russenei" identisch mit dem der 50er oder 60er Jahre ist. Ich meine mich entsinnen zu können, dass das "Bett" damals nicht aus Wurst sondern aus schwer mayonnaiselastigem Fleischsalat bestanden hat. An Lachs als Bedeckung  der Eihälften entsinne ich mich nicht, wohl aber an über Kreuz gelegte Sardellen auf den Eihälften und kleine Häufchen von Fischrogen; sollte es ganz edel werden und auch um dem Namen des Gerichts gerecht zu werden, nahm man Belugakaviar zumindest in betuchte Familien und auch in  Restaurants oberhalb des gutbürgerlichen Levels. An viel Salat als Umrahmung erinnere ich mich nicht mehr, lasse mich aber gerne berichtigen :-)).

Das Ambiente ähnelt einer original Pälzer Woischtubb sehr; für mich fehlen allerdings in den Fenstern die Butzenscheiben. Die Sauberkeit ist sehr gut; lediglich im M;änner-Nassbereich sollte gelegentlich ein bisschen häufiger durchgewischt werden. Wie heißt es doch so schön: Manch alte Büchse streut halt doch ein wenig!


Fazit: Ein Stück "Palz" ins Saarland gebeamt ; Operation gut gelungen! Wäre der Laden im Stadtgebiet Saarbrücken, wäre ich häufiger zu Gast.Für mich dann aber bei den P(f)älzer Gerichten  die von mir seit Kindertagen gehassste braune Soße wäre dabei tunlichst wegzulassen; sorry (frühere) Landsleute, die ihr nicht ohne sie auskommt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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