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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant im Hotel Rührberger Hof in 79639 Grenzach-Wyhlen bewertet.
vor 5 Jahren
"Kurz vor Basel....."

Geschrieben am 22.11.2019 | Aktualisiert am 26.11.2019
Besucht am 20.11.2019 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen Rechnungsbetrag: 264 EUR
...ist auch kurz hinter Basel, je nachdem welchen Kurs man segelt.

Ich war auf Kurs Norden, Rückfahrt von einem Lieferantenbesuch in Bergamo. In Bergamo verbringe ich meine Nächte immer im kleinen, bei Bergamo gelegenen Dörfchen San Paolo d'Argon, im Hotel und Restaurant Florian Maison (https://www.florianmaison.com/) von Chef Umberto de Martino. Der Chef hat 20 Jahre in Hamburg gelebt und betreibt nun in der alten Heimat ein idyllisch gelegenes Hotel mit einem von Michelin mit einem Stern ausgezeichnetem Restaurant. Sein Kochstil zeigt sich zum Beispiel in diesem Gericht:

Der dritte Gang, Schalentier-Bisque mit Garnele und Burrata-Ravioli, aus einem 7 Gang Meeres-Degustationsmenü für 70 EUR. Wer in und im Bergamo eine Unterkunft sucht, dem sei dieses Haus wärmstens empfohlen.

Meistens ergibt es sich, dass ich mich am frühen Nachmittag von Bergamo aus auf den Rückweg mache. Dann suche ich mir kurz hinter der Grenze im Markgräfler Land ein Hotel (ich habe da ja bekannte Favoriten) und übernachte dort. Jetzt war der Plan auch so, aber abweichend hatte ich mich mit einem alten Schulfreund verabredet, der mit seiner schweizerischen Frau in der Nähe von Basel lebt. So suchte ich mir über die Michelin App ein Hotel und Restaurant nicht zu weit von den Beiden zur Übernachtung aus. Das der Michelin Führer das Restaurant im Hotel mit einem Bib Gourmand ausgezeichnet hat, erleichterte die Entscheidung nicht unerheblich.

So fuhr ich also im dunklen am Abend von (Grenzach-)Whylen den Berg hinauf ins Funkloch Rührberg. Kaum aus dem Rheintal heraus meldete mein PKW mir, dass er die Verbindung zum WWW verloren hatte. Es gibt sie noch, die unversorgten Gegenden in Deutschland. Außerhalb des Autos mit hochgeregtem Arm war noch Swisscom da, im Haus nix mehr, nur noch WLAN. Meine Frau musste den Abend mit einem textlichen Gute Nacht Gruß verbringen.

Ich checkte ein und ging meinen Kram im sehr ordentlichen, renovierten Zimmer ablegen, um dann im Restaurant ein Glas Pils zu bestellen, weil ich Durst hatte. Die Freunde waren noch auf dem Weg, so konnte ich mich in Ruhe umsehen.

Das Haus ist offensichtlich frisch renoviert. Ein modernes Ambiente in Holztönen bestimmt den großen, in 4 Bereiche gegliederten Gastraum in Haus.

Eine große Gästeschar, auch an einem Mittwochabend im November saß dort. Zum Glück hatte ich vorweg einen Tisch reserviert. Die Küche gibt sich gehoben bürgerlich. Die Weinkarte hielt ein paar schöne Schmankerl bereit. Ich studierte ein wenig das Angebot, bis die Freunde eintrafen. Nach viel Wiedersehensfreude galt es eine Auswahl aus der auf der HP einsehbaren Karte zu treffen. Ich will hier nur näher auf meine Wahl eingehen.

Vorweg für mich Tataki vom Rinderfielt mit Buchenpilzen, Sellerie und Schnittlauchmayonnaise.

Der Sellerie kam in verschiedenen Konsistenten auf den Teller, ein Püree, frittiert und crunchig in gehobelten Streifen und vermutlich angebratene Sticks. Etwas mehr Bums hätte ich mir für die Mayonnaise gewünscht, statt Schnittlauch hätte hier ein gute Dosis Wasabi besser zum Rind gepasst. Denn dieses Tataki war ein Ausrufezeichen! Äußerst zartes, rohes Rindfleisch, perfekt gereift, nur ganz leicht mariniert mit Teriyaki, würde ich schätzen, war das ein Genuss! Auf den Punkt geflämmt, kamen die Scheiben auf den Teller.

Meine Hauptspeise war Kikok-Hähnchenbrust an Geflügeljus mit Trüffelrisotto

Jetzt hat unser münsterländisches Kikok-Hähnchen schon seinen Weg an die Schweizer Grenze gefunden. Fein, denn das ist zwar noch keine Bio Qualität, aber besser als jedes Turbohähnchen aus konventioneller Haltung. Gut gegart war es auch, zart und saftig, mit krossen Rand. Das war aber nur Beiwerk, denn wer Carsten kennt, weiß, an Risotto kommt er nicht vorbei, und wenn das noch mit Trüffel serviert wird, dann gibt es keine Alternative zum Reis für ihn. So auch hier, Risotto, ich vermute einen Arborio-Reis, auf den Punkt, noch ganz leicht mit Biss, Trüffelöl drin, ganz sanft dosiert, Trüffel gehobelt drüber, lecker! Bratenjus war eine gute Ergänzung.

Dessert ging auch noch, aber ein kleines, Vanilleeis mit steirischem Kürbiskernöl und Kürbiskernen

Einfach, aber immer wieder genial lecker, nimm ein gutes Vanilleeis, rolle die Kugel Eis in gerösteten und zerstoßenen Kürbiskernen und gieße zum Schluss ein sehr gutes Kürbsikernöl darüber, fertig ist ein perfektes Dessert! Das war es dann aber auch, ein Espresso schloss das gute Essen in drei Gängen ab.

Beim Wein blieben wir in Baden, zuerst ein Riesling vom Weingut Kopp in Sinzheim bei Baden Baden. Den Buntsandstein-Riesling aus der Lage Feigenwäldchen hatten meine Frau und ich schon Mai 2019 genossen, auf der Wanderung durch eben jene Lage und Abends im Hotel. Hier war der Riesling wieder ein äußerst willkommener Wein bei allen Tischgenossen. Danach eine Flasche Rot aus dem Markgräfler Land, von der mir ebenso bekannten Winzergenossenschaft Britzingen. Aus deren besten Lagen stammt der Muggardt Spätburgunder 2013, der allen am Tisch ebenso gut mundete wie der Riesling aus der Ortenau.

Bedient wurden wir von einer sehr charmanten Dame, die immer ein Auge auf unseren Tisch hatte und auch ein paar Sonderwünsche zu den Gerichten problemlos umsetzte. Keine Kritik, auch nicht am Küchenteam, der Chef kam noch an den Tisch erfragte unser aller Zufriedenheit.

Kann ich also zum Fazit kommen. Zwischen Basel und Freiburg gibt es fast unendliche Möglichkeiten sehr gut essen zu gehen. Ich kenne schon viele solche Orte, jetzt habe ich noch einen mehr kennen gelernt. Meine Empfehlung für den Rührberger Hof als Hotel und Restaurant, ich komme bei Gelegenheit sehr gerne wieder
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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